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1,493,672,100 | lipstickjunkie. | http://www.neon.de/user/lipstickjunkie. | Das schlimmere Nein. | Geradlinig. Direkt. Entschlossen. Dachte, du weißt genau, was du willst. So hätte ich dich eingeschätzt. | Und deshalb hab ich mir ausgemalt, wie es wäre, mit dir über das Leben zu philosophieren, deine Lieder anzuhören und über deine Witze zu lachen. Ich wollte, dass du weißt, dass es mich gibt. Und dass ich dich irgendwie interessanter finde, als die Anderen. Eigentlich wollte ich echt gern wissen, warum du von gerade dieser Musik fasziniert bist, was du an Regentagen machst, ob du lieber Pizza oder Nudeln isst, was deine beste Kindheit Erinnerung war, wo dein Lieblingsplatz liegt und was deine Tattoos eigentlich bedeuten. Ich wollte
hätte gern gewusst, welcher heute der beste Moment des Tages war und ob du an ein Leben danach glaubst. Hören, wie es dir wirklich geht, was dich gerade beschäftigt und wissen, was dich bewegt - all das und so viel mehr. Nicht Smalltalk über das Wetter oder andere belanglose Dinge führen. Ich hätte gern wissen wollen, wer du wirklich bist um dann vielleicht festzustellen, dass gewisse Eigenschaften von dir genau meine sind.
Ich hätte dir gern Löcher in den Bauch gefragt, aber die Dinge sind eben nicht so, wie man sie sich ausmalt. Denn keine Antwort von dir, ist die eindeutigste Antwort, die ich bekommen konnte. Keine Antwort ist das schlimmere Nein. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/das-schlimmere-nein/1648489 | https://web.archive.org/web/20170618233552/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/das-schlimmere-nein/1648489 | fuehlen | liebe | 1,648,489 |
1,411,510,260 | Naleli | http://www.neon.de/user/Naleli | Ausgelesen. | Dabei begann die Geschichte mich langsam zu fesseln. Weil du darin vorkamst und ich und das irgendwie zu passen schien, und eben ohne großes Tamtam | Wir waren wie ein gutes Buch. Ein gutes Buch, das mir zufällig in die Hände fiel und ich eher just for fun mal zu lesen begann.
Ein gutes Buch, das gemächlich anfing, ohne großen Knall auf Seite 1. Ohne Feuerwerk oder Gewitter. Eine nette Geschichte, hübsch eruählt, sanft dahinplätschernd und nicht unbedingt vielversprechend.
Eine Geschichte, die sich langsam steigerte und spannender wurde. Ganz untergründig, ganz leise und sanft. Kein lautes Pochern, kein vorwitziges Lachen und erst recht keine Geheimniskrämerei. Sondern irgendwie unbeschwert und leicht, dabei zärtlich und fröhlich und vor allem so respektvoll und ehrlich - zog sie uns in ihren Bann. Streichelte unsere verwundete Seelen, brachte die tiefst verborgenen Schätze aus uns zum Vorschein, balsamierte unsere von Sonne und Salz ausgetrocknete Körper und benetzte undsere Lippen mit undschuldiger Süße.
Dabei begann mich die Geschichte immer mehr zu fesseln. Weil dud arin vorkamst und ich und das irgendwie zu passen schien, und eben ganz ohne großes Tamtam. Weil wir stundenlang über die schlausten Dinge reden und stundenlang Arm in Arm oder auch mal jeder für sich schweigen und stundenlang über ein und denselben dummen Witz lachen konnten. Uns kringeln und kräuseln, die Bäuche halten und uns selbst in den erotisch-romantischsten Momenten ein lockeres High Five nicht verkneifen konnten. Manchmal fassungslos über unsere telepathischen Fähigkeiten und komödiantischen Ergüsse. Weil wir barfuß über sonnenheiße Dächer mal zu Swing tanzten und mal zu Techno. Und nein das ist keine schmalzig übertriebene Teeniegirl-Fantasie und auch keine verdammt romantische Metapher, sondern das war die Realität.
Doch jetzt bin ich auf der letzten Seite angekommen. Punkt. Ich blättere nochmal eine Seite weiter, ob da auch wirklich nichts mehr kommt und sehe nur noch weiße, unbeschriebene Seiten. Drehe und wende das Buch in meinen Händen, ob nicht noch irgendwo eine Fortzsetzung, eine kleine Notiz versteckt ist.
Fortsetzung folgt. Teil 2 wird in Kürze veröffentlicht
- Aber Fehlanzeige.
Ich habe mir für uns ein Happy End gewünscht. Oder nein vielmehr wollte ich mit dir die unendlische Geschichte sein.... aber was ist schon unendlich, denke ich mir und lege die nette Urlaubslektüre wieder zurück in die Flohmarktkiste neben Rosamunde Pilcher. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/ausgelesen/1452094 | https://web.archive.org/web/20150628202458/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/ausgelesen/1452094 | fuehlen | liebe | 1,452,094 |
1,491,319,260 | TgS | http://www.neon.de/user/TgS | Melancholie einer Zigarette | Ehrlichkeit während ein Mann neben mir liegt. | Sein warmer, pulsierender Hals. Ich spüre die
angespannten Muskeln und wie sich sein Adamsapfel bei jedem seiner Laute
bewegt. Seine warme Haut an meinen Lippen, dieses Fremde so nah an meinem
Körper ist wie ein Rausch. Es soll nie mehr aufhören, die Sekunden sollen
stehen bleiben. Ich will nicht, dass es weiter geht. Es soll nicht zum Sex
kommen. Einfach nur verspieltes, kribbelndes, verlangendes Küssen. Seine Lippen
schmecken süsslich und ich fühle seinen Atem an meiner Wange. Sucht. Er greift
in meine Haare, so als ob sie Wasser wären und er daraus einen Schluck für
seinen unstillbaren Durst schöpfen möchte. Alles kribbelt. Diese kurzen
Momente, in denen wir uns Stirn an Stirn anschauen, das kurze Zurückkommen in
die Realität und alles um uns herum. Köstlich. Wir müssen beide lächeln und ich
spüre, wie sich seine Mundwinkel verziehen und meinen Lippen entgleiten, ganz
sanft. Sein Haar ist weich und riecht nach Roadmovie. Als ob er gerade erst von
seinem Motorrad gestiegen wäre. Das Haar eigentlich frisch gewaschen aber doch
ein bisschen verbraucht durch den schützenden und gleichzeitig doch so
beklemmenden Helm.
Ich löse mich aus seinem Griff, mache das
Fenster auf und zünde eine Zigarette an. Es gibt keinen Moment, in dem sie
besser schmeckt. Der Rauch prickelt in meinem Mund und meiner Lunge. Es ist,
als ob mein Körper durch seine Berührungen das erste Mal seit langer Zeit
endlich wieder frei ist. Er fühlt wieder...ich fühle wieder.
Körperlich fühle ich diesen Mann, psychisch wünsche
ich mir jemanden andern an seine Stelle. Das ist vermutlich das Grausame in der Liebe. Er ist nichts weiter als ein stimulierendes Ersatzteil. Aber nichts ist
zu vergleichen mit dem Original. Das Original, das mich nicht will. Und immer
wieder rede ich mir ein, dass ich es begriffen habe. Dieses taube Gefühl, was
mich urplötzlich befällt in einer Situation voller Leben und Lust. Wie ein
Schlag ins Gesicht werde ich daran erinnert, dass er mich nicht will. Er wollte
mich noch nie, und wird mich nie wollen. Und ich kriege es verdammt nochmal
einfach nicht in meinen Kopf. Als würden sich meine Organe vehement gegen den
funken Verstand in mir sträuben. Ablenkung funktioniert, sicherlich. Aber eben
nur bis zu einem gewissen Punkt.
Denn du bringst das Schlimmste in mir zum
Vorschein und lässt es mich vor dir Verstecken. Vor dir bin ich wer anders,
auch für mich. Du hinterlässt einen pulsierenden Blutrausch in meinem Körper,
gegen den ich mich nicht wehren kann. In meinem Lächeln versteckt sich pure
Unsicherheit, pures Verlangen und ein erniedrigendes Betteln. Nach deiner
Wärme. Deinem Blick. Deiner Stimme. Deinem Lachen. Ich würde dich am liebsten
ankotzen. Aber nicht wie anfänglich geglaubt, weil ich dich so scheisse finde
wie ich es mir ständig einrede um über dich hinweg zu kommen. Nein. Damit du
besorgt bist, damit du meine Freunde fragst, ob es mir gut geht. Und wenn sie dann
mit einem besorgten Blick in deine Richtung lächeln wünsche ich mir, dass dir
ein Licht aufgeht. Dass du verstehst, warum ich so bin, so unauffällig nett und
entspannt in deiner Gegenwart. Jetzt breche ich das schweigen wortwörtlich
direkt vor dir.
Während ich den letzten Zug meiner gefühlt besten Zigarette inhaliere, höre ich die Vögel zwitschern und sehe, wie die
Wolken sich langsam rötlich färben. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/melancholie-einer-zigarette/1645819 | https://web.archive.org/web/20170412014947/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/melancholie-einer-zigarette/1645819 | fuehlen | liebe | 1,645,819 |
1,368,977,640 | sternenmaedchen92 | http://www.neon.de/user/sternenmaedchen92 | Heimat ist ein Gefühl. | Heimat ist kein Ort - Heimat ist ein Gefühl. Und manchmal ist Heimat auch ein Mensch. | Die Pfingstferien
stehen bevor und aus den Augen der Kommilitonen leuchtet Vorfreude: Eine Woche in
die Heimat fahren. Die Familie um sich haben, Haustiere und Freunde wiedersehen. Und obwohl ich jeden Abend nachhause fahre, schleicht sich ein Wehmutsgefühl ein. Dabei fühle ich mich wohl zuhause. Dort, wo ich jeden Grashalm kenne, jeden
Menschen, jeden Hund und jede Kuh mit Namen ansprechen könnte. Meine Heimat.
Trotzdem werde ich traurig, sobald andere anfangen von "zuhause" zu reden. Und warum? Weil Heimat mehr ist als der Ort, an dem man geboren oder aufgewachsen ist. Mehr als der Ort, an dem man einen Großteil seines Lebens verbracht hat.
Heimat ist nicht immer dort, wo der
Name auf dem Klingelschild steht. Ebenso wenig ist Heimat immer die Adresse, die man
als Absender auf einen Briefumschlag schreibt. Heimat ist nicht immer der Ort, an dem
man regelmäßig aufwacht und sich abends wieder schlafen legt.
Für mich ist
Heimat der Ort, an den ich zurückkehren möchte, von wo auch immer ich gerade komme.
Der Ort, an dem ich mich geborgen fühle, an den ich
denke und von dem ich träume, wenn ich nicht dort sein kann. Doch manchmal ist mit
Heimat kein Ort gemeint. Manchmal ist Heimat der Mensch, den man am meisten
liebt, denn bei ihm fühlt man sich sicher, geborgen, geliebt, und einfach
"zuhause".
Und wie meine Kommilitonen Heimweh nach ihrer Heimat und ihren Familien haben, habe ich Heimweh
nach dir. Weil du mein Gefühl von Heimat bist.
(Für Florian.)
Tags: Sehnsucht, Fernbeziehung, Heimat, Vermissen | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/heimat-ist-ein-gefuehl/1024478 | https://web.archive.org/web/20130630233821/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/heimat-ist-ein-gefuehl/1024478 | fuehlen | liebe | 1,024,478 |
1,319,148,060 | AuroraTrullala | http://www.neon.de/user/AuroraTrullala | Menschsein | XXX | Menschsein
Mensch
du bist so geboren,
die
Welt mag dich nicht immer,
darunter
leidest du so,
aber
es geht weiter
und
es wird immer besser,
Stufe
um Stufe.
Du
weißt es auch nicht immer
rätselhafte
Welt
voller
Geheimnisse und Chimären
Legenden
und
Fabelwesen.
Wo
bist du?
Und
wer bist du überhaupt?
Was
möchtest du der Welt geben? | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/menschsein/776708 | https://web.archive.org/web/20111029013905/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/menschsein/776708 | fuehlen | liebe | 776,708 |
1,316,059,260 | FrauLeckarsch | http://www.neon.de/user/FrauLeckarsch | ein stück Sommer 2009. | I feel for you, I really do.
Nothing ends up like you want it to.
(Keane) | Weißt du noch, wie wir auf dem Dach in der Turmstraße lagen und ich zu dir sagte,
ich hätte das Gefühl, daß wir nie mehr hier so zusammen liegen würden?
Du sagtest: "So ein Quatsch."
Und doch, es war das letzte Mal.
Ich wollte nicht recht haben.
Weißt du noch, wie du für 3 Wochen nach Mattinata fuhrst und mich jeden Tag anriefst mit den Worten: "bald!"
als Du wiederkamst, war ich nicht mehr die gleiche.
Noch immer bist du mir so nah, obwohl ich nicht mehr weiß wie du dich anfühlst.
Manchmal zieht es mich wie ein Gummiband zurück, kann nichts tun als warten.
Warten, daß wieder mehr Platz für Schönes ist.
Warten auf einen Perspektivwechsel.
Warten auf die innere Versöhnung mit dem Gefühl, daß ein Teil von mir noch immer bei dir ist und wohl auch bei dir bleiben wird.
Wenn du ihn findest, dann paß auf ihn auf.
"Samba pa ti" klimpert Santana grad, weißt du noch?
Ich lag gern mit dir auf dem Dach.
Du gingst immer ungern.
Möchte mal wissen, was du wolltest, bei mir.
Was du zu finden hattest gehofft.
So vieles?! und doch so wenig?!
Oder reichte es dir, was ich gab?
Vielleicht stehst du irgendwann wieder vor meiner Tür.
Vielleicht sollte das alles so sein.
Zumindest versuche ich mir das immer in solchen Momenten einzureden.
Fahre zurück an die Stadt am Rhein, wo alles began.
In die Straße wo der Sommer 2009 stattfand.
Auf dem Dach wo Geheimnisse erzählt wurden.
Vielleicht lebst du aber auch längst in einer anderen Welt?
Ja, irgendwie bist du schon noch da.
Ich weiß allerdings ob ich die Form, in der du da bist mögen soll oder nicht.
Und ich mag die vielen offenen Fragen nicht die mich wie Schmeißfliegen umkreisen.
Und noch viel weniger mag ich dieses bescheuerte Selbstmitleid.
"Menschen kommen, Menschen gehen, ich aber fließe ewig," schrieb Alfred Lyod Tennyson.
Was bist du - ein Kiesel in meinem Flußbett?
Dann: Via con me.
Du bist mir willkommen. Immer.
"Wichtige Links zu diesem Text"
guck doch, wenns dich interessiert. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ein-stueck-sommer-2009/683087 | https://web.archive.org/web/20110926121342/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ein-stueck-sommer-2009/683087 | fuehlen | liebe | 683,087 |
1,447,774,260 | Matze1926 | http://www.neon.de/user/Matze1926 | Ein Tag am Meer | […]Ich glaube, wenn ich diesen sehr, sehr guten Rat befolge, werde ich… | Es ist windig. Die Sonne versucht verkrampft sich durch die dicken, grauen Wolken zu kämpfen. Wird es regnen? Ich öffne meinen Rucksack und ziehe meine Regenjacke an. Es ist kalt. Und es ist still. Sehr still. Einzig höre ich das Meeresrauschen. Ich setze mich in den Sand und betrachte das Meer. Es ist wild.
Als mein Blick sich nach links richtet, sehe ich einen alten Mann. Er hat Probleme, sich bei diesem Wetter auf den Beinen zu halten. Langsam und vorsichtig tastet er sich in Richtung Flut.
Es beginnt zu regnen. Nun beeilt er sich. Er spannt den Regenschirm und bleibt bei einer alten Frau stehen. Sie lachen gemeinsam. Der alte Mann legt den Arm um die alte Frau und sie verschwinden gemeinsam hinter einer Düne.
Ich beginne nachzudenken.
Ist genau das, das Glück, was wir uns alle wünschen? Ist genau das, was wir brauchen um jeden Tag in dieser verrückten Welt, immer und immer wieder, erneut Kraft zu schöpfen? Brauchen wir jemanden, um im Alter die schwierigen Aufgaben des Alltags zu meistern? Ist diese Liebe, diese wirklich wahre Liebe vielleicht sogar überlebensnotwendig?
Ich frage mich, wie es bei mir wohl sein wird. Sein wird, wenn ich einmal alt bin. In der heutigen Zeit einen Partner zu finden, gestaltet sich nicht als all zu schwer.
In zwei Minuten hat man Tinder runtergeladen. Nebenbei nutzt man die Zeit, weitere Freundschaftsanfragen bei Facebook zu verschicken. Und wenn das alles nicht zieht, geht man abends in ein lukratives Tanzlokal und gibt einer hübschen Frau einen Drink aus.
Doch sollte das die Lösung sein? Stillen wir unser Verlangen nach einer echten Liebe vielleicht oft nur mit einer oberflächlichen Lösung? Eine Person, die einfach nicht zu uns passt?
Doch im Grunde weiß ich doch genau, was ich will. Eine Frau soll es sein, die Gemeinsamkeiten mit mir hat. Doch auch irgendwie nicht komplett alles. Sie dürfte ruhig Lakritz mögen und dafür Marzipan hassen. Das wäre sogar gut. Sie darf ruhig impulsiv sein. Ja genau, und stur. Manchmal einfach dickköpfig. Aber wichtiger ist mir doch, dass sie ehrlich, aufrichtig und humorvoll ist.
Sie soll wissen, was sie will. Gut riechen. Ja! Sie soll gut riechen. Sich einfach echt anfühlen, in allen Belangen. Natürlich sollte sie klein sein. Zumindest kleiner als ich. Warmherzig und natürlich.
Also einfach mal nicht ganz so scheiße.
Ein sehr lieber Mensch sagte einmal zu mir, man müsse manchmal den Hafen verlassen. Den Hafen, an dem man jahrelang genügend Sicherheit verspürt hat. Der Hafen, der lange der Richtige zu sein schien.
Man müsse aufs weite Meer hinausziehen, Stürme überleben und Erfahrungen machen. Dort sei es zwar gefährlicher, aber spannender. Und irgendwann könne man einen Hafen erreichen, der eine gewisse Vorstellung und Erwartung unzählige Male überbieten könne, sagte er.
Dieser Mensch hat es auf den Punkt gebracht!
Ich glaube, wenn ich diesen sehr, sehr guten Rat befolge, werde ich irgendwann ähnlich für meine Herzensdame durch den Sturm rennen, um ihr eine Stütze zu sein. Werde ihr einen Regenschirm bringen, egal wie stark es regnet. Und auch an schönen Tagen, werde ich auf sie aufpassen. Eines Tages werde ich deine Hände halten, Dir einen Kuss geben und stundenlang in deine Augen blicken. Wir werden einen wundervollen Tag am Strand verbringen. Irgendwann.
Das verspreche ich Dir!
Tags: Zeit bringt, Meeresspiegel | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ein-tag-am-meer/1527337 | https://web.archive.org/web/20151118230419/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ein-tag-am-meer/1527337 | fuehlen | liebe | 1,527,337 |
1,365,753,300 | Jakob_Schrenk | http://www.neon.de/user/Jakob_Schrenk | In jeder Beziehung | Was fehlt in der Liste unserer aktuellen Titelgeschichte? NEON-Leser geben Tipps für das Leben zu zweit. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/in-jeder-beziehung/1010018 | https://web.archive.org/web/20130416072721/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/in-jeder-beziehung/1010018 | fuehlen | liebe | 1,010,018 |
|
1,316,506,200 | kontrabasschris | http://www.neon.de/user/kontrabasschris | Leitfaden - Das Austricksen des Vernunftgefühls | Bei Chris würde sich doch Christiane gut eignen. | Ich hab eine Idee. Du speicherst meine Nachrichten einfach
unter einem Pseudonym. Bei Chris würde sich doch Christiane gut eignen. Ich
kenne durchaus Frauen die als Abkürzung Chris in Ihrer Mail-Adresse tragen. Du
nicht?
Siehst du, dann wird es
allerhöchste Zeit! Somit wäre das Vernunftgefühl für’s erste schon mal betäubt.
Als totsicher gilt aber folgendes:
Wir denken uns eine Geheimsprache aus. Wir schreiben immer
genau das Gegenteil von dem, was wir meinen. Zum Beispiel:
„Es ist besser, wenn wir uns nicht kennenlernen, weil du mich mit
deinem Lächeln entzauberst. Bitte und lächel beim nächsten Mal nicht zurück,
wenn ich lächle. Deine ständigen Annäherungsversuche, abscheulich!“
Du kannst also im Prinzip ganze Hasstiraden schreiben und
mich übel beschimpfen, ohne dass jemand Verdacht schöpft.
Zusätzlich verschiebst du meine Nachrichten
regelmäßig in den Spamordner und unsere
Tarnung ist perfekt.
Also worauf wartest
du? Sag mir endlich, dass du meine Hartnäckigkeit einfach nur peinlich findest.
Und du hast Recht, wie sehe ich eigentlich heute wieder aus?
Und was treib ich mich eigentlich auf so
einer Schmuddelseite wie neon.de rum?
Niveaulos!
Hass mich! | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/leitfaden-das-austricksen-des-vernunftgefuehls/763159 | https://web.archive.org/web/20111009023717/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/leitfaden-das-austricksen-des-vernunftgefuehls/763159 | fuehlen | liebe | 763,159 |
1,334,441,280 | AbsolutTom | http://www.neon.de/user/AbsolutTom | Die vergangene Nacht | Eine Wunschvorstellung | Die vergangene Nacht war besonders. Ihr wart
zusammen weg, erst essen, dann in eine Bar, in eine zweite und
irgendwann fandet ihr euch auf einer Tanzfläche wieder, wie das eben so
passiert. Die Musik dröhnte, genau richtig also, man konnte sich nicht
mehr unterhalten, aber das wolltet ihr auch nicht. Die einzige
Verständigung war die Körpersprache und dir fiel wieder einmal auf, wie
gern du Zeit mit ihm verbringst.
Die vergangene Nacht war laut, in
der Bahn zurück musstet ihr euch anschreien, weil die Musik in euren
Köpfen nachhallte. Der Alkohol wird einiges dazu beigetragen haben, aber
egal, das gehört so. Auf dem Nachhauseweg erzähltet ihr euch eure
peinlichsten Erfahrungen, machtet extra noch einen Umweg, um länger
reden zu können. Kauftet euch eine Pizza und schaukeltet auf dem
Spielplatz um die Wette.
Die vergangene Nacht war lang, aber keine
Sekunde verschwendet. Ihr wart wieder Kinder, die nicht schlafen
wollen, fandet immer neue Gründe, noch nicht ins Bett gehen zu müssen.
Irgendwann kam die Müdigkeit doch – dämmerte es etwa schon? Arm in Arm
machtet ihr euch auf den Weg zu dir, jeder mit einem kalten Rest Pizza
in der Hand. Zu Hause machtest du euch einen letzten Drink, “der muss
jetzt noch sein”, “aber klar, es wird ja erst hell”, Lächeln.
Die
vergangene Nacht war es wert, einen Kater hattet ihr beide lange nicht,
“ich kann mich gar nicht erinnern, wann”. Nach dem Drink ins Badezimmer,
dem anderen das Licht ausschalten, albern, weiter lachen. Dann ins
Bett, “klar schläfst du hier bei mir”, nicht ohne Hintergedanken. Und
beim Zwitschern der Vögel schlieft ihr miteinander, mit viel Spaß,
Hingebung, voller Gefühle und Emotionen.
Die vergangene Nacht war
ein Traum, auch beim Aufwachen am Mittag. Er lächelte dich an, wirkte
zufrieden, du auch, und “nur ein bisschen Kopfschmerzen. Kaffee?” Klar,
sagte er, und fügte später hinzu, er freue sich, dass er zum Frühstück
bleiben dürfe. “Ich hab dich gerne bei mir”, und wieder Lächeln. Nach
dem Essen musste er gehen, schade eigentlich, aber ihr vereinbartet, es
zu wiederholen. Auch wenn du wusstest, dass solche Nächte nicht planbar
sind, vielleicht klappt es ja doch.
Die vergangene Nacht war besonders.
Er
ist gegangen, du sitzt noch ein wenig am Frühstückstisch und lässt die
Gedanken schweifen. So hattest du es gar nicht vor gehabt. Klar, er war
nett, sympathisch, sogar anziehend. Aber bis zum Morgengrauen hast du es
seit Jahren nicht ausgehalten. Die richtige Menge an Alkohol? Wohl eher
die richtige Menge an Mensch. Du siehst gedankenversunken aus dem
Fenster über die Stadt… da riechst du es. Oder: ihn. An dir. Ihr seid
beieinander eingeschlafen und aufgewacht, viele Stunden Haut an Haut,
Warm an Warm, jetzt merkst du, dass dir ein fremder Geruch anhaftet. Die
durchtanzte Nacht? Auch, aber hauptsächlich er. Anregend.
Wiederholenswert.
Du beschließt, erst später zu duschen und räumst den Frühstückstisch auf. Immer noch lächelnd, schnuppernd, genießend.
Tags: Phantasie, Tipperei | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/die-vergangene-nacht/865792 | https://web.archive.org/web/20130424021043/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/die-vergangene-nacht/865792 | fuehlen | liebe | 865,792 |
null | Sommertagstraum | http://www.neon.de/user/Sommertagstraum | Betrunken // Verliebt | Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit. | Ich weiß immer genau wann du betrunken bist. Dann meldest du
dich. Rufst an, schreibst… und ich gehe ran, antworte und lasse mich mal wieder
auf dich ein. Rede mit dir, mache Scherze die nur wir beide verstehen und gebe
dir ein gutes Gefühl, weil du mir auch ein gutes Gefühl gibst. Wenn du
betrunken bist, ist alles gut, dann haben wir zwei noch eine Chance. Durch
leere Flaschen sieht man wohl wie durch eine rosarote Brille. Am Boden des
Glases lässt du deine Liebe zu mir immer noch zu.
Doch ich weiß genau. In ein paar Stunden, wenn nur noch dein
Kater von dieser Nacht übrig geblieben ist, übernimmt wieder der
Vernunft-Mensch. Der „Du hast etwas Besseres als mich verdient“-Mensch. Der „Glaub
mir, ich habe das für dich getan. Es ist besser für dich, dass wir nicht mehr
zusammen sind. Ich würde dich nur zurückhalten“-Mensch. Und so lächerlich das
ist, mag ich auch diese Seite an dir. Es wäre mir nur lieber, wenn du mich nüchtern
auch mögen würdest – und mich selbst die Entscheidung treffen lässt, was gut
für mich ist und was ich verdient habe. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/betrunken-verliebt/1452309 | https://web.archive.org/web/20160501092309/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/betrunken-verliebt/1452309 | fuehlen | liebe | 1,452,309 |
1,175,250,060 | 1_Squillion_Fragen | http://www.neon.de/user/1_Squillion_Fragen | Liebe macht Gegenliebe? | Von wegen. 25 Jahre alt und zum ersten Mal verliebt. Dumm nur, dass der tollste Mann der Welt nicht in mich verliebt ist. | Und in neun Stunden Deutschland verlässt. Und wären meine Freunde nicht a) berufstätig und müssten morgen früh aufstehen oder b) gar nicht eingeweiht in diese Geschichte, müsste ich auch nicht meine Not diesem blöden Laptop anvertrauen, sondern könnte jetzt ins Telefon heulen. Wie toll der Mann ist. Dass ich noch nie ein schöneres Lächeln gesehen habe. Dass ich sterben würde, wenn ich ihn mit einer anderen sehen würde. Dass diese Oberarme doch einzig und allein dazu da sind, mich zu umarmen. Dass ich ihm stundenlang zuhören könnte. Diese tollen Wuschelhaare. Dass ich vom ersten Moment an in ihn verschossen war. Dass ich dachte, mir kopfgesteuertem Wesen passiert so was eh nicht.
Der erste Moment war im Frühling 2006. Ich war im Ausland, er war der Freund von einem Freund. Wir haben uns alle ab und zu getroffen, und ich fand schon damals, dass er der hübscheste Mann war, den ich je gesehen hatte. Und genau im richtigen Maße schüchtern. Natürlich fand ich es super, dass beide im Herbst 2006 nach Deutschland kamen, um ein Semester hier zu studieren. Er kam wegen des Sprachkurses drei Wochen früher als sein Freund. Und ich hatte nichts Besseres zu tun, als ihn vom Flughafen abzuholen. Die erste Nacht hat er bei uns in der WG übernachtet, weil sein Wohnheim-Zimmer noch nicht frei war. So süß! Ich hätte ihn am liebsten die ganze Zeit nur angeschaut. Und meine Mitbewohnerin goss auch noch kräftig Öl ins Feuer. „Ihr würdet so gut zusammen passen, das spürt man einfach.“
Das Leben ging weiter, wir haben uns ab und zu getroffen, sind was essen gegangen, was trinken. Umarmung zur Begrüßung – was mich bei ihm sehr überrascht hat -, lange Gespräche, Blicke, Lächeln. Mir ging es immer schlechter. Ich konnte nicht mehr schlafen, hatte keinen Appetit. Bin stundenlang mit dem Rad durch den Wald gedüst, weil ich diese Warterei auf die nächste SMS nicht ausgehalten habe. Wollte es mir auch lange nicht eingestehen, dass ein Mann mich so verrückt macht, mich, die Ruhige, Vernünftige, Vorsichtige, Rationale. Hab mir endlich Rat bei meinen Freundinnen geholt. Und nach langem Überlegen etwas gewagt, worauf ich immer noch stolz bin, weil es mich wirklich viel Überwindung gekostet hat: ich habe ihm einen Brief geschrieben. Ich wollte endlich wissen, woran ich bin, ich hielt diese Ungewissheit nicht mehr aus.
Leider wusste ich dann auch, woran ich war. Nach einer Woche kam eine Email, die auf den ersten Blick recht nett klang, aber wahrscheinlich nur höflich gemeint war. Hat sich vor einem Jahr von seiner Freundin getrennt, mit der er fünf Jahre zusammen war. Dazwischen ein ernsthafter Versuch, hat nicht geklappt. Braucht jetzt Zeit für sich selbst und möchte keine Beziehung. Findet, ich bin ein „nice girl“, und möchte sich weiter mit mir treffen.
So, den Rest kann man sich ja nun denken. War am Boden zerstört, konnte ihn nicht mehr sehen ohne anfangen zu heulen. Habe ihn nicht mehr getroffen. Zufällige Begegnungen an der Uni führten zu Magenschmerzen. Warum will er mich bloß nicht. Irgendwann bekam der Kopfmensch in mir wieder die Überhand und befahl: „Er hat dir klar seine Meinung gesagt, er meldet sich nicht, akzeptier es einfach!“ Das versuche ich nun seit über drei Monaten. Dachte eigentlich, ich wäre drüber weg. Heute Abend wollte er noch bei unserem gemeinsamen Freund zum Essen vorbeischauen, bevor er sich morgen auf den Weg zurück nach Hause macht. Als ich dorthin kam, war er schon weg, noch andere Freunde treffen. Einerseits war ich froh, ihn nicht ansehen zu müssen, andererseits wollte ich ihm doch noch tschüss sagen und unter die ganze Sache einen Schlussstrich ziehen.
Und so endet die Geschichte. Der Bauchmensch wird in Zukunft versuchen, dem Kopfmensch zu folgen („Vergiss ihn, er hat dir noch nicht einmal Auf Wiedersehen gesagt“). Eine Spur Traurigkeit wird bleiben, aber hoffentlich von glücklicheren Geschichten zugedeckt werden. Ich werde jetzt ans Flurfenster gehen und eine Kippe rauchen. Ein paar Tränen verdrücken, mich noch für die Länge einer Zigarette in meinem Leid suhlen und dann schlafen gehen. Und morgen aufwachen ohne das Gefühl, dass der tollste Mann der Welt mich nicht will. Gute Reise. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-macht-gegenliebe/647090 | https://web.archive.org/web/20111014002257/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-macht-gegenliebe/647090 | fuehlen | liebe | 647,090 |
1,311,007,500 | Rock_kitty | http://www.neon.de/user/Rock_kitty | Ist man jemanden verfallen, kann das Herz viel ertragen | als junges 15 jährige verliebte sich das Mädchen, das ich flüchtig kenne. Heute ist sie 21 und ihr Selbstwert scheint sich verabschiedet zu haben. | Passiert ist es auf Party, Liebe auf den ersten Blick. Er war 2 Jahre älter als sie und auch 2 Köpfe größer. Er war Sonnengebräunt und sah schon etwas älter als die anderen in seinem Alter aus. Er sah sogar unverschämt gut aus, dachte sie. Amors Liebespfeil hatte sie schlagartig erwischt. Sie liebte und wollte nur noch bei ihm sein. Er war begehrt, was ihr gar nicht gefiel. Er wusste es und das war das vorprogrammierte Ende.
Es ist nichts ungewöhnliches, das Beziehungen in diesem Alter meist nach ca. einem Jahr zerbrechen und sich nicht zu einer vollkommenen Ehe entwickeln. Man wird älter, die Prioritäten ändern sich, Schulwechsel und die damit verbundene Zukunft stehen bevor, es wird in diesem Alter eine riesige Auswahl an jungen und schönen Menschen geboten. Warum sollte man sich gerade jetzt auf nur eine oder einen davon festlegen?!
Für ihn war es ein Spiel. Von älteren hatte er oft gehört, was es heißt ein toller Kerl zu sein. Durch sein Aussehen, stach er aus der Menge raus, er genoss die Blicke die ihn trafen und sagte auch schon bald nicht mehr ja, wenn es um die Frage ging, ob er eine Freundin hätte. Er hatte sie sehr wohl noch, doch sie war bereit den Kummer der von nun an folgte zu ertragen.
Er betrog sie und sie hielt es aus. Flehte ihn an nicht zu gehen. Weinte sich oft in den Schlaf und merkte über die Jahre scheinbar nicht mal mehr wie es sie traf. Wie in Trance sah sie in an, als er den Betrug einmal wieder gestand und sie ihn anschließend wieder in die Arme nahm.
Sie gab die Hoffnung nie auf, ihre Liebe ist stark, sie würde wieder von ihm geliebt.Irgendwann. Sie waren fast drei Jahre ein Paar. In der Zeit hatte er bestimmt schon 10 Mal eine andere heimlich geküsst. Machte ein paar Mal Schluss und ging mit einer anderen fort. Sie drohte ihm immerzu. Wollte sich umbringen, sie ließ ihn nicht mehr in Ruh‘.
Ihre Liebe war krank. Sie schwor sich den Kampf niemals aufzugeben.
Irgendwann war er neu verliebt. Wie Müll hatte er sie in ihren Augen abserviert. Hatte sie doch über all die Jahre immer wieder gezeigt, dass sie ihn liebte und sie hatte ihm alles gegeben und zum Dank ging er nun endgültig fort.
Doch sie ließ das nicht auf sich sitzen und fing ihr eigenes Spiel zu spielen. Sie schaffte es und nun war sie diejenige, die mit ihm seine neue Freundin betrog. Fast ein Jahr. Und doch hatte sie es nicht geschafft ihn zu halten.
Er entschied sich für das Biest. Nichts aber auch nichts hatte sie ihm zu bieten, diese Frau hässlich, naiv und dumm. Sie hasste sie dafür, dass die andere die Liebe, die sie sich so sehr gewünscht hatte, bekam.
Er wird es bereuen schwor sie sich und lies ihn vorerst gehen.
Jahre später, sie hatte sofort davon gehört. War er wieder allein, sofort würde sie da sein. Ihn auffangen und die Liebe geben, die er verdiente.
Sie hatte es darauf angelegt. War für Ihn da, hörte zu und bot sich an.
Sie waren sich wieder nah, wie vor einigen Jahren sie träumte von Glück, einer Familie und Segen, doch das Schicksal traf sie im Genick. Er wolle sie sprechen, sagte sein ernstes Gesicht. Er liebe sie nicht, sie sei nur Ersatz und er wolle nun wieder zu dem Biest zurück. Es tue ihm leid hatte er gesagt.
Doch auch dieses Mal schwor sie sich, irgendwann liebst du mich…. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ist-man-jemanden-verfallen-kann-das-herz-viel-ertragen/681858 | https://web.archive.org/web/20170221092151/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ist-man-jemanden-verfallen-kann-das-herz-viel-ertragen/681858 | fuehlen | liebe | 681,858 |
1,183,390,740 | Etoile-heureuses | http://www.neon.de/user/Etoile-heureuses | Liebe macht Glücklich!? | Als Single ist man unglücklich, in einer Beziehung ist man glücklich, Warum? | Diese Frage zu klären gelingt mir sicherlich nicht. Aber ich möchte es am Beispiel meiner Lieblings- Freundin >Kathi< versuchen zu erläutern.
Wir sind Dicke seit ca. 7 Jahren, ich kenne sie nur als Doppelpack mit immer anderen Burschen an der Backe.
Ich wiederum bin wählerisch und daher öfters Single. Dies folgt dazu, dass ich Frühling und Sommer nicht mehr so gut finde, wie ich es mit 11 oder 12 Jahren empfunden habe. Überall diese verliebten und glücklichen Pärchen, die, sobald die ersten Sonnenstrahlen uns erreicht haben und der dreckige Matschschnee von den Schneeglöckchen verdrängt wurde, sich leidenschaftlich, manchmal auch ordinär am See oder auch auf der Wiese rumrekeln. Natürlich inklusive meiner Freundin Kathi, die irgendwo mit ihrem aktuellsten Liebsten rumkullert.
Da wir blöder Weise viel zu oft nur zu Dritt weggegangen sind, habe ich irgendwann leichte, aber nicht Lebensgefährliche Depressionen bekommen und war UNGLÜCKLICH! Warum? Ich hatte einen Job, der Spaß machte und genügend Geld für mich einbrachte. Meine Familie ging es auch gut und ich habe sehr guten Kontakt zu ihnen. Ab Freitag fanden die wochenendlichen Rituale statt, quasi feiern gehen, die auch viel Spaß mitbrachten. Sollte das heißen, nur weil ich keinen Freund hatte, machte das Leben keinen Spaß mehr?
Interessanterweise, aber für Kathi leider enttäuschend, trennte sich ihr Freund nach zwei Jahren von ihr. Warum? Weis keiner, nicht mal er. Sie ist Single und komplett unglücklich! Logisch nach einer Trennung. Aber ihr Zustand änderte sich nicht. Sie ist Dauer- unglücklich. Ich wiederum habe mein eigenes Experiment gestartet. Nach einigen Enttäuschungen, wie Suizidgefährdete- Menschenhasser oder Prolls, die den Charme anderer Mädels nicht wiederstehen konnten und viel zu krassen anderen Chaoten, die mich kurzzeitig glücklich machten aber ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbrachten, fand ich einen, der auf meiner "Must- Have- Liste" ganz oben stand. Ich bin glücklich. Habe aber keinen Job, mit Kathi ist gerade auch nicht viel anzufangen, weil sie andauernd in ihrem Selbstmitleid verfällt und daher sehr anstrengend für mich ist.
Soll heißen, ich habe nix, außer meinen Liebsten und bin komplett glücklich. Kathi hat noch alles, außer ihren Liebsten und ist komplett unglücklich. Ist doch schon sehr seltsam mit diesen ?unsteuerbaren Gefühlen?? | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-macht-gluecklich/650205 | https://web.archive.org/web/20120422181328/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-macht-gluecklich/650205 | fuehlen | liebe | 650,205 |
1,339,672,260 | King-Lube-III | http://www.neon.de/user/King-Lube-III | Betrunken von Liebe | Schon als ich den angelehnten Briefumschlag an der Milchflasche auf dem Küchentisch sehe, weiß ich, was drinsteht: Du bist fort. | Ich setze meine Tasche vorsichtig ab und lasse mich auf den alten,
klapprigen Holzstuhl fallen. Jetzt ist es also soweit. Alles was von dir bleibt:
ein Abschiedsbrief. Ich greife nach der angebrochenen Flasche Wodka und fülle
die Tasse mit dem Kaffeesatz bis zum Rand. Seltsamer Geschmack. Das ganze Leben
schmeckt seltsam.
Larissa und ich lebten auf einer Wellenlänge. Es war eine unverwechselbare
Verbundenheit, wie ich sie nur ganz selten, bei ganz besonderen Menschen
empfunden hatte. Ich besuchte sie, kurz bevor ich nach Bolivien flog. Eines
unserer Hilfsprojekte in der Nähe von Sucre war überfallen worden und die
Betreuer verschleppt oder verschwunden. Ich musste Hals über Kopf mit meinem
Kollegen Wolfgang dort hin, um zu retten, was noch zu retten war.
Bolivien war ein Albtraum. Von den körperlichen Strapazen abgesehen, gab es
kaum einen Tag, der unseren Ekel und unsere Verzweiflung nicht noch hätte
steigern können. Die Nerven lagen blank. Das Entsetzen über die Zustände
unfassbar. Nur meine allabendlichen Ausflüge zu Larissa ins Internet waren ein
wohltuendes Seelenbad. So verliebte ich mich in sie.
Am dem Tag, als ich zum ersten Mal in die leeren Augenhöhlen verwahrloster
Kindern sah, denen man die Augen genommen hatte, um deren Hornhaut reichen
Patienten zu verkaufen, versagte mein Körper. Die Schutzwälle brachen. Ich kotzte
und zitterte am ganzen Leib. Zu viert zerrten sie an mir, schlugen mich, um
mich zurückzuholen – in die Realität. Als ich mit schmerzenden Gliedern zusammengekauert
in einer Ecke wimmerte, brachte mir Wolfgang das Telefon: „Es ist Larissa.“
Keine Kontrolle mehr über sich und seine Gefühle zu haben, ist ein
seltsames Gefühl. Doch nun, beim zweiten Mal an diesem Tag, ließ ich es
geschehen, denn ich war vollkommen überwältigt von ihrer Stimme und ihren
Worten. Sie küssten mich, leckten meine Wunden, richteten mich auf und gaben
mir unendliche Kraft weiterzumachen, zu helfen, wo ich nur konnte und diesen,
dem Leben trotzenden, Kindern ein Stückchen Zukunft zu geben. In diesem Moment wurde
mir klar, ich wollte den Rest meiner Zeit mit Larissa verbringen.
Wochen später kehrte ich nach Deutschland zurück und wir wurden ein Paar.
Die ersten Monate verliefen wie im Traum. Wir hatten das volle
Verliebtheits-Paket gebucht, inklusive Kerzen und Blumen, Händchen halten und
endlosen Nächten in den Bettfedern, zahllosen Küssen und Bekundungen unserer
Liebe, mit kleinen Überraschungen, versteckten Botschaften, den Anrufen, kaum
sahen wir uns eine Stunde nicht, den tiefen Blicken, dem gemeinsamen Aufwachen,
dem Versinken in unseren Gerüchen, dem immerwährenden Lächeln auf den Lippen
und der Leuchtschrift auf der Stirn: „Yeah! I’m in love!“ Mein Gott, hatten wir
Sex. Ich erröte, wenn ich daran denke. Wir waren unersättlich.
Für Larissa war es nicht einfach mit mir, denn Bolivien hatte viele Narben
hinterlassen. Narben, die mir nicht immer zugänglich waren. Oft wachte ich mitten
in der Nacht schweißgebadet auf, mit den lebhaften Visionen des durchlittenen
Horrors. Und jedes Mal nahm mich Larissa in ihre Arme, küsste weich meine
Lippen und flüsterte: „Schschscht.“ Es war, als würde mit diesem Laut die Last
meiner Seele aus meinem Körper entweichen.
Wir verbrachten soviel Zeit miteinander, wie es nur ging, und ich genoss
ihre Ruhe: Stunden, in denen wir auf dem Sofa lagen oder auf einer Wiese oder
an einem Strand, irgendwohin starrten, unsere Hände hielten und nichts anderes
spürten, als das Dasein des Anderen. Einfach nur existieren. Die Gewissheit zu haben:
Du bist da. Schwebend, wie im Salzmeer auf dem Rücken liegend. Getragen sein
vom Hier und Jetzt. Eine goldene Zeit. Und ich genoss ihre Hitze, wenn sie
leidenschaftlich in einem Diskurs ihre Position vertrat, dass ich, sehr zu
ihrem Ärger, manchmal lachen musste, weil sie debattierte, als ginge es um
Leben und Tod.
Nach und nach, wurden meine traumatischen Anfälle seltener. Ich hatte eine
Therapie begonnen und lernte, vielen Erinnerungen eine neue Bewertung zu
verpassen. Wie mit Post-Its klebte ich ihnen etwas auf und riss sie samt
Schrecken und Entsetzen und Hilflosigkeit wieder ab. In dem Maße, wie ich
gesund wurde, verdüsterte sich Larissas Zustand. Sie war kaum wieder zu
erkennen. Sie wurde immer zurückhaltender, jeden Tag desinteressierter und
verlor ihre Leidenschaft, ihre Schlagfertigkeit, ihre Schlaksigkeit, ihre
Ironie und ihren Zynismus, ihr Jonglieren mit der Sprache. Keine Sticheleien,
keine verbalen Wettkämpfe mehr, keine versteckten Botschaften, keine kleinen
Überraschungen. Sie zog sich zurück, wurde stumm.
Ich kam nicht an sie heran. Redete auf sie ein, spürte ihre Veränderung und
suchte nach Erklärungen. Sie schwieg. Ich bat sie inständig mir zu sagen, was
los sei. Ob ich etwas Falsches gesagt oder getan hätte. Ob ich sie gekränkt
hätte. Ob es meine Schuld sei. Ob sie unglücklich sei. Ob sie mich nicht mehr
liebte. Ich flehte sie an, mir eine Antwort zu geben. Doch sie schwieg. Dann sagte
ich, ich hätte ein Recht auf eine Antwort, später schrie ich sie an und
verlangte, sie solle sich erklären. Ich schüttelte sie und sie sah mich mit
leeren Augen an. Augen, die mich nach Bolivien zurück versetzten. Ich stockte.
Wir sahen uns lange regungslos an, dann stieß ich sie weg. Ich wälzte mich
schlaflos in dieser Nacht hin und her. Dann sagte sie: „Ich habe Angst.“
Endlich brach sie ihr Schweigen: Sie hatte Angst. Vor Wochen hatte sie einen
Knoten in der Brust gespürt und fürchtete sich vor einer endgültigen Diagnose.
Ich schleppte sie zum Arzt und ihre böse Ahnung wurde zur Gewissheit: Krebs.
Und noch schlimmer: der Tumor war bereits groß. Die Operation musste schnell
erfolgen. Sofort. Radikal. Ich brauchte lange Zeit, um zu begreifen, dass sie
die Krankheit selbst viel weniger ängstigte, als den Verlust einer Brust, als
den Verlust ihrer Weiblichkeit, als den Verlust ihrer Identität als Frau. Davor
hatte sie Angst. Nicht so sehr vor der tödlichen Krankheit, die in ihr lauerte.
Sie hatte Panik, nicht mehr ansehnlich zu sein, sich nicht mehr als ganze Frau
zu fühlen. Sie war stolz auf ihre Brüste, war stolz auf ihren Körper und der
sollte nun zerstört werden.
Ich nahm meinen Jahresurlaub, um jede Minute für sie da zu sein, begleitete
sie bis in den OP-Saal, hielt ihre Hand im Aufwachraum und war der erste, der
ihre Tränen von den Wangen küsste, als sie die Augen öffnete. Von einem
Wiederaufbau mit eigenem Fettgewebe, dem Rückenmuskel oder einem Implantat
wollte sie nichts wissen. Der Chefarzt erklärte die Möglichkeiten. Er wollte
wenigstens die Brustwarze „für alle Fälle“ auf den Bauch oder Oberschenkel
verpflanzen. Larissa schüttelte nur den Kopf. Als ginge sie das alles nichts
an, verkroch sie sich einfach in sich selbst und verschloss sich der Außenwelt.
Für uns begann eine schlimme Zeit mit Chemotherapie, nicht enden wollenden
Bestrahlungen und zusätzlicher Medikation. Ich litt mit. Dann verlor sie ihre
Haare und damit das letzte Stückchen Hoffnung und Selbstachtung. Sie war nur
noch ein Schatten ihrer selbst. Ich begleitete sie überall hin, zu jedem
Arztbesuch. Fuhr sie kreuz und quer, beschützte, pflegte und hielt sie beim
Kotzen, brachte ihr Essen und Trinken, las ihr vor, legte ihr kalte Kompressen auf,
wenn sie fieberte, brachte ihr Obst und Schokolade, wenn ihr danach war, legte
ihre Lieblings-CD auf, wenn sie nicht einschlafen konnte, sprach ihr Mut zu.
Irgendwann war die „weltliche“ Tortur vorbei: Ihr Körper erholte sich
erstaunlich schnell. Rasend. Von Tag zu Tag kam das Leben zurück, nur ihr Geist
blieb im Nebel, verharrte dort und schien sich nicht mehr für das Heute zu
interessieren. Nichts konnte sie aus der Reserve locken und ich ließ sie, ließ
ihr Zeit, war da, wenn sie wollte und verschwand, wenn ich merke, ich war ihr
zuviel. Immer in der Hoffnung, eines Tages würde sie zurückkehren, merken, dass
sie noch lebte und zwar beschwerdefrei, dass es ihr körperlich gut ging und
dass ich bei ihr war und ich sie nicht einen Deut weniger liebte, weil sie eine
Brust verloren hatte. Ich wollte ihr Selbstvertrauen geben, sie nicht mit
Mitleid einlullen. Sie war die Starke, die Toughe, die Selbstbewusste! Ich
wusste, sie würde es schaffen, dem Tief zu entkommen. Nur wann? Verdammt, wann?
Das war so ungerecht. Ich war meine Albträume los und sie war darin gefangen!
Vielleicht waren diese zwei Jahre einfach zu viel für uns, schließlich
wollten wir doch eigentlich nur zur Ruhe kommen.
Gestern Abend passierte es. Ich liebe sie über alles. Sie ist der Mensch
auf meiner Augenhöhe. Alles, was ich will. Doch sie war so weit weg von mir.
Nichts blieb mehr von unseren hitzigen Diskussionen, nichts vom Streiten über
Wittgenstein, Thomas Mann, Truffaut und Immendorf. Keine gemeinsamen Besuche
mehr von Ausstellungen und Galerien, keine Konzerte, kein großes Kino und keine
Nähe. Natürlich wollte ich ihr die Zeit lassen, ihr Körpergefühl
wiederzufinden. Aber wie lange braucht man dazu? Ich hatte auch Sehnsüchte und
Bedürfnisse. Natürlich konnte ich meine Wünsche zurückstellen und auf Larissa
Rücksicht nehmen, aber wie lange? Ich fragte mich wie lange?
Und wie sie so stumm auf dem Sofa lag und an die Decke starrte, ich mich
ans Kopfende kniete und langsam meine Hände durch ihre Haare, über ihr Gesicht
gleiten ließ, wie sie regungslos da lag, fast versteinert, ein leichtes Beben
auf den Lippen, ich mir vorkam wie ein Vergewaltiger, weil ich ihre Brust im
Sinn hatte, weil ich ihren Nacken, ihre Schultern, ihren Bauch küssen wollte,
weil ich selbst zu zittern begann, weil es eine Fremde war, die ich berührte, weil
sie lautlos anfing zu weinen und meine Hände mutlos ihren Körper verließen,
weil ich wütend und traurig wurde, weil wir beide uns stumm anschrien, entsetzt
wie in Edvard Munchs Schrei, weil ich wusste, ich erreichte sie nicht mehr,
weil sie ihr Herz für mich verschlossen hatte ... ging ich.
Ich kam erst am nächsten Morgen wieder.
Schon als ich den angelehnten Briefumschlag an der Milchflasche auf dem
Küchentisch sah, wusste ich, was drinstand. Ich setzte meine Tasche vorsichtig
ab und ließ mich auf den alten, klapprigen Holzstuhl fallen.
Jetzt war es also soweit. Alles was von dir bleibt: ein Abschiedsbrief.
Seltsamer Geschmack.
Die Wodkaflasche ist leer. So wie ich. Mein Geist vom Alkohol betäubt. Ich reiße
deinen Brief auf, um mir endlich den Todesstoß zu versetzen:
Lieber Lutz
Du sagst, Du hast ein
Recht auf eine Antwort. Vielleicht hast Du das. Wenn das der Preis für ein
gemeinsames Leben ist, dann hast Du wohl das Recht. Ich habe diese Nacht lange auf
Dich gewartet und dabei über uns nachgedacht. Ich weiß es und Du weißt es auch:
So kann es nicht weitergehen, denn ich habe vergessen, wie unserer guten Zeiten
waren. Ich erinnere mich nur an die harten, aber das will ich nicht.
Ich konnte Dir das nie
sagen, aber Danke für Deine Zeit und dass Du warst. Und: Es tut mir leid. Es
tut mir so unendlich leid. Für Dich. Für mich. Für uns. Wirst Du mir verzeihen?
Ich warte.
Larissa
Tags: Liebe, Betrunken, Tumor, Bolivien, Larissa | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/betrunken-von-liebe/895314 | https://web.archive.org/web/20120628093740/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/betrunken-von-liebe/895314 | fuehlen | liebe | 895,314 |
1,508,172,900 | MitDemHerzVoran | http://www.neon.de/user/MitDemHerzVoran | Ist online echter? | Ein Post an geliebte Menschen - oder doch eher nur an den Rest der Welt? #Love #forever | Fast täglich lese ich sie irgendwo - die Social-Media-Liebesbriefe
Ob an den Partner, Freunde oder Familie.
Ein Post mit vielen großen Worten und Schnörkeln - mit strahlenden Bildern versehen und voll mit Emotionem.
Vermeintlich zumindest.
Ich frage mich dann immer, ob in unserer Generation die Liebe zu einem Menschen echter ist, wenn ich sie für jeden sichtbar zur Schau stelle?
Schwarz auf Weiß für alle gespeichert.
Messen wir die Qualität einer Beziehung an den Fotos, Worten und Likes, die wir im World Wide Web darüber verbreiten?
Sind die Gesten des anderen wertvoller, wenn ich sie fotografiere, mit vielsagenden Hashtags versehe und online stelle?
Ich frage mich, ob diese Menschen wirklich vor Liebe und Glück so überlaufen, dass sie es lauthals in die ganze Welt hinaus schreien müssen - oder ob es nicht auch manchmal um Selbstbestätigung geht.
Um die Beweiskraft von Bild und Wort.
Wenn es Allewelt sieht ist es auch real.
Bedeutet das im Umkehrschluss, dass eine Beziehung ohne diese öffentlichen Bekundungen einen niedrigeren Stellenwert hat? Nicht so großartig ist? Nicht so glücklich ist?
Ich bevorzuge die leisen Töne der Liebe.
Nicht geheim oder versteckt - aber intim. Besonders.
Ein Flüstern vor dem einschlafen
Ein Postit am Badezimmerspiegel
Eine Postkarte
Ein Song
Sind diese Gefühle denn nicht auch nur für diesen einen Menschen bestimmt? Macht es denn nicht gerade das so wertvoll
Sind für unsere Generation Gefühle nur echt, wenn sie jeder sehen kann?
Bleibt nur zu hoffen, dass der andere auch online ist.
Nicht dass am Ende die ganze Welt von der Liebe weiß,
es aber vergessen wurde dem Geliebten selbst zu sagen.
Offline | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ist-online-echter/1674574 | https://web.archive.org/web/20171022214620/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ist-online-echter/1674574 | fuehlen | liebe | 1,674,574 |
1,366,586,160 | herzensbetrunken | http://www.neon.de/user/herzensbetrunken | Liebe und Hass liegen so nah beieinander | „Jemanden zu lieben von dem man auch geliebt wird, das ist das Größte, was es gibt!“ | Nein, ich hasse es.
Ich hasse es, dich zu lieben und nicht
haben zu können.
Ich hasse es, dass du meinst, du
könntest dich nach 3 Jahren so mir nichts dir nichts melden.
Ich hasse es, wie du mich verrückt
machst.
Ich hasse es, die Worte zu lesen, die
du mir schriebst.
Ich hasse es, wie ich jetzt jede
einzelne Nachricht beginne anzuzweifeln.
Ich hasse es, wie gut du mich kennst.
Ich hasse es, wenn du alles
durchschaust und merkst, dass ich lüge.
Ich hasse es, dich zu sehen.
Ich hasse deine Augen, deine Lippen,
deine Hände und jedes einzelne Muttermal.
Ich hasse deine Sturheit, die mich mein
Handy gekostet hat.
Ich hasse deine Geheimnistuerei und wie
du mich dabei warten lässt.
Ich hasse es, dass ich nach jedem
Streit bei mir die Schuld suche.
Ich hasse es, dass man sieht, wann man
Online und Offline war, wenn wir SMS schreiben.
Ich hasse, dass du Gefühle verdrängen
kannst und ich nicht.
Ich hasse es, dass ich nichts ändern
kann und strenge ich mich noch so sehr an.
Ich hasse es, hier zu sitzen und wieder
einen dieser Texte zu schreiben, die du niemals lesen wirst.
Mehr hasse ich es, dass ich dich gerade
küssen will und mich ärgere es nicht getan zu haben.
Noch mehr hasse ich es, dass du ein
Gedankendieb bist und ich an dich denken muss.
Am meisten hasse ich es, dass ein
„Mach's gut!“ für dich „scheinbar das Beste“ war, nachdem du
zu mir sagtest ich seie „die Beste“. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-und-hass-liegen-so-nah-beieinander/1013388 | https://web.archive.org/web/20130423083111/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-und-hass-liegen-so-nah-beieinander/1013388 | fuehlen | liebe | 1,013,388 |
1,397,857,980 | KaonashiNoface | http://www.neon.de/user/KaonashiNoface | Ja, ich will. | & dann war es nicht mehr einer von uns der nicht mehr wollte, sondern da warst du der nicht mehr wollte & ich die mehr wollte. | Wir wollten uns, wollten Zeit, wollten Spaß, wollten Leben, wollten Sex, wollten zur besten Version unserer selbst werden für den anderen.
& dann wollten wir Bestätigung, wollten mehr, wollten Rosen, Briefe, Essen, Tanzen, wollten den anderen ganz.
& dann wollte einer von uns nicht mehr.
& dann war es nicht mehr einer von uns der nicht mehr wollte, sondern da warst Du der nicht mehr wollte & ich die mehr wollte.
& jetzt unterscheiden sich plötzlich die Dinge die Du & ich wollen.
& jetzt willst du mehr Zeit, mehr Spaß, mehr Leben, mehr Sex. Nur komme ich dabei nicht mehr vor.
& jetzt will ich Dich zurück, Dich nie wieder sehen, Dich für immer an mich binden, Dich vergessen; aber hauptsächlich Dich.
& die Zeit vergeht.
& ich werde nicht mehr wissen wollen was er wollen wird. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ja-ich-will/1135688 | https://web.archive.org/web/20140421002556/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ja-ich-will/1135688 | fuehlen | liebe | 1,135,688 |
1,401,657,360 | mililalalu | http://www.neon.de/user/mililalalu | ja laber halt | "ja laber halt" stand auf einmal da und verschwand nicht mehr. Es verschwamm nur immer mehr vor meinen Augen... | Es war wie immer, alles war super, dann machte ich wieder eine unüberlegte Aktion und zerstörte alles.
Du weißt, wie ich bin.
Du weißt, dass so etwas immer wieder passieren wird.
Du weißt, dass ich dich über alles liebe.
Du weißt, was ich dir jetzt schreiben werde.
Es tut mir leid. Es tut mir so wahnsinnig leid, ich wollte das nicht. Wirklich nicht! Du musst mir glauben! Ich weiß selbst, wie dumm das von mir war. Ich habe einfach nicht nachgedacht. Wie immer... Ich habe meine Fehler, wie jeder Mensch, aber vielleicht besitze ich zu viele für dich. Ich lerne nur schwerfällig aus meinen Fehlern. Sie kleben an mir, gehen nicht sofort ab und immer wieder sage ich "So etwas wird nicht wieder passieren" dabei wissen wir beide, dass es eine Lüge ist.
Ich handle bevor ich denke. Lebe spontan und ohne bösen Gedanken, für mich in meiner eigenen bunten Welt. Ich halte nicht lang an der Vergangenheit fest. Ich lebe im jetzt, warum sollte ich mir miese Gedanken wegen der Vergangenheit machen? Vielleicht ist genau das mein Problem, schlechte Ereignisse werden einfach unter den Teppich gekehrt anstatt ausführlich darüber nachzudenken...Ich bin hibbelig, nervig, aufregend, spannend, aufbrausend, lebenshungrig, nicht zu bremsen. Aber dann bin ich auch wieder bockig, schweigsam, zerbrechlich und hilflos. Ich bin kompliziert.
Meine ganzer Charakter bereitet dir so viele Probleme und gleichzeitig schenkt er so viele unbezahlbare Momente. Dinge, an die du ohne mich nicht einmal denken würdest und die dir dann ein riesen Grinsen ins Gesicht zaubern. Ich liebe dieses Grinsen, ich liebe deine Augen, die mich dann anleuchten. Sie lassen mich glauben. Glauben an uns, glauben an die Liebe und glaube an dieses unbeschreibliche Glück.
Diese Momente sind unbezahlbar. Aber dann kommt wieder so eine dumme, unüberlegte Aktion von mir. Du bist sauer, wütend, hast kein Verständnis mehr. Du verstehst es nicht, du verstehst mich nicht. Ich verstehe mich selbst auch nicht. Ich versuche dir alles zu erklären, meine unüberlegte Art...
Aber du weißt alles, weißt wie ich bin und dann taucht auf einmal deine Nachricht auf "ja laber halt"
Sie steht da, schreit mich an, sticht mich, schlägt mich, foltert mich. Und irgendwan beginnt sie zu verschwimmen. Ich weiß nicht mehr, ob es die Tränen waren oder ich einfach Ewigkeiten auf deine Worte gestarrt habe.
Es war doch alles perfekt, wie immer, bis zu diesem Moment. Wie immer zerstörte ich unser Glück. War es dieses eine mal zu viel? Mit wie viel Stützen, Flicken und Löchern kann ein Haus noch stehen? Wir bauten es immer wieder auf. Aber jetzt habe ich Angst, dass es durch die letzte Aktion zum unwiderruflichen Zusammenbruch gekommen ist.
Ich wollte doch immer nur das Beste. Ich liebe dich. Ich strenge mich an, änderte Verhaltensweisen und versuchte mich anzupassen. Aber ich schaffe es nicht, für dich gut genug zu sein. Es tut mir so unheimlich leid, dass ich so bin, wie ich bin.
Tags: Trennen, liebe, Probleme, Verschieden | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ja-laber-halt/1144362 | https://web.archive.org/web/20140603134203/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ja-laber-halt/1144362 | fuehlen | liebe | 1,144,362 |
1,222,758,300 | Die-Lady | http://www.neon.de/user/Die-Lady | Denn eigentlich war ja auch nichts. | Du lächelst mich an. Wie jeden anderen Schüler, der dir begegnet. Aber deine Augen bleiben an meinen hängen, nur einen kurzen Augeblick. | Ein Blick auf den Stundenplan. Sozialkunde.
Die Stunden sind eigentlich immer ganz interessant. Du bringst den Stoff gut rüber, erklärst schön einfach und verständlich, schaust mich dabei oft an. Ich sitze in der ersten Reihe und freue mich jedes Mal, wenn ich dich sehe. Ob es mehr ist, als Freude? Darüber denke ich nicht nach.
Ein Blick in den Gang. Da kommst du endlich und lächelst mich an. Wie jeden anderen Schüler, der dir begegnet. Aber deine Augen bleiben an meinen hängen, nur einen kurzen Augeblick. Und dieser reicht um ein kleines Feuer zu entfachen.
Angespannt sinke ich zurück auf den Stuhl. Der Gong klingelt. Deine Stunde hat angefangen. Freude. Jetzt kann ich dich wieder 45 Minuten anschauen, jede deiner Bewegungen in mich aufnehmen, deine Blicke und deine Stimme genießen. Dich ganz genau beobachten.
So wie jede Stunde. Ob du was davon merkst? Ich weiß es nicht, aber ich wünsche es mir so sehr. Jede Faser in meinem Körper lechzt nach dir, will in deiner Nähe sein. Ich will in deinen Armen liegen.
Meine Gedanken schweifen ab, und plötzlich stellst du mir eine Frage. Verdammt! Kalt erwischt. Die Nüchternheit trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Beschämt schaue ich dir in die braunen Augen und werde rot. Du scheinst es zu merken, lässt ab von mir. Danke! Erleichterung macht sich in mir breit, wandert wie warme Glut durch mein Blut, wärmt mich.
Traurig lehne ich mich zurück und versuche die letzten Minuten zu genießen…
Das Verlangen in mir brennt auf und kitzelt an Stellen, an denen es nicht wirklich erlaubt ist. Ich erlaube es mir nicht. Wir sind doch in der Schule! Und du mindestens 13 Jahre älter als ich, mein Lehrer…
Dann lasse ich meine Haare vors Gesicht gleiten und versuche meine gierigen Blicke zu verstecken. Wahrscheinlich sinnlos. Jetzt drohen die Gedanken auszubrechen. Wenn ich doch nur einmal die Möglichkeit hätte, mit dir allein zu sein…
Der Gong. Die Erlösung. Die Qualen sind beendet. Klar, dachte ich.
Dann rufst du meinen Namen. „Anna?“.
Wie unter Strom drehe ich mich um, gehe zurück ins Klassenzimmer. Es ist Pause. Die meisten Schüler sind schon draußen in der Aula.
„Was war heute los?“, fragst du besorgt. Hast du was bemerkt?
„Nichts.“, wehre ich ab. Denn eigentlich war ja auch nichts.
„Ah. Okay. Hast du noch Fragen wegen deinem Referat?“, du lächelst sanft und schaust mich wieder an. Deine Augen blicken direkt in meine Seele und ich muss mich zwingen, um nicht laut einzuatmen. Dann nicke ich langsam, dessen was ich tue nicht ganz sicher. Denn es war gelogen. Und die Gedanken, die ich dabei habe, falsch.
„Kommst du nach dem Unterricht ins Zimmer 112? Dann kann ich dir helfen.“, du willst mir wirklich nur bei dem Referat helfen. Ich muss mich zusammen reisen. Versuche normal zu schauen und nicke: „Danke.“
Mehr schaffe ich nicht. Raus aus dem Raum. Sonst verbrenne ich.
Der Tag ist gelaufen. Ich kriege nichts mehr auf die Reihe, bin zu nervös. Und überlege mir Fragen. Dann ist es soweit. Der Unterricht ist beendet. Mühsam schleppe ich mich die Treppen hoch, meine Knie geben gleich auf. Sie zittern so sehr, wie mein Atem. Wie soll das jetzt nur gut gehen? Warum habe ich nicht einfach abgelehnt?
Dann packt mich dein strahlendes Lächeln und wir gehen zusammen in den Raum, du schließt die Tür, die Fenster. Es ist kalt in dem Klassenzimmer. Wir setzen uns an die Heizung, direkt nebeneinander.
Ich tue sehr beschäftigt, krame in meiner Schultasche, zittere viel zu sehr und habe leichte Angst.
Luft holen, atmen, beruhigen!
Dann lege ich die Blätter auf den Tisch, und du berührst zufällig meine Finger. Unsere erste Berührung. Alles fängt an sich zu drehen und mir wird heiß. So verdammt heiß.
Aber du ziehst deine Finger nicht zurück, lächelst mich unsicher an. Ob ich grade lächele weiß ich nicht. Ich brenne. Ohne zu wissen was ich tue, schließe ich meine Finger um deine Hand, schau dich an. Und flehe innerlich, du mögest mich vor dem Ertrinken retten. Vor dem Wasser, in das du mich schubst wenn du mich zurück weist.
Keine Spur von Zurückweisung.
„Also, wie lauten deine Fragen?“, deine Stimme ist klar. Als wäre das nichts. Als wäre es dir egal ob du meine Hand hältst.
In mir schreit es. Küss ihn. Berühre ihn. Unfreiwillig rutsche ich näher an dich ran. Unsere Kniespitzen drücken an einander und ich flüstere dir ins Ohr: „Küss mich…“
Du machst keine Anstalten deinen Kopf zurück zu ziehen, mich abzuweisen. Stattdessen drehst du dich leicht zu mir, streichelst mit deiner anderen Hand über meine Wange, über meine Lippen. Mein Herz steht still. Die Uhr bleibt stehen. Dann lehnst du dich zu mir, packst liebevoll meinen Nacken und knabberst an meinen Lippen. Ich stöhne leicht auf. Das fühlt sich besser an als in jedem Traum mit dir. Meine Finger suchen deine Haare, deinen Hals. Deine Zunge umspielt meine und mir rollt eine Träne über die Wange. Wie viel besser sich das anfühlt. Wie tausend kleine Engel.
Die Träne hast du bemerkt, küsst sie weg. Dann schaust mich an, beugst dich an mein Ohr. Während du mit deiner Hand langsam über meinen Oberschenkel streifst, sagst du ganz leise: „Anna. Ich will dich spüren…“
Wir schaffen es noch rechtzeitig uns loszulassen, uns grade hinzusetzen. Dann knallt die Tür auf. Frau Gabriel, meine Englischlehrerin schaut uns an. Ihre Blicke durchbohren uns. Uns beide. Adrenalin schießt durch meine Venen. Panik kriecht in mir hoch.
„Tut mir leid, falsches Zimmer.“, sagt sie gereizt.
Dann schaue ich in deine Augen und fange an, dir Fragen zu stellen.
Denn eigentlich war ja auch nichts. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/denn-eigentlich-war-ja-auch-nichts/661710 | https://web.archive.org/web/20120728034800/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/denn-eigentlich-war-ja-auch-nichts/661710 | fuehlen | liebe | 661,710 |
1,331,201,940 | yellowmice | http://www.neon.de/user/yellowmice | Bewerbung als Freundin | Sehr geehrter Herr Mann, ... | ... mit großem Interesse
habe ich Ihre Stellenausschreibung für eine unerträgliche Freundin gesehen. In
den letzten 13 Jahren konnte ich mir im Bereich Beziehungen ein umfangreiches
Know-How aneignen, das ich gern bei Ihnen zum Einsatz bringen würde.
Bereits nach wenigen
Wochen werden Sie erkennen, dass ich harmonische Situationen fachmännisch
manipulieren und durch gezielte Spitzen zum Kippen bringen kann. Darüber hinaus
verfüge ich über ausgeprägte Kompetenzen im Einengen und beherrsche
verschiedene kreative Klammermethoden. Eifersuchtsszenen plane, implementiere
und evaluiere ich zielstrebig und ausdauernd. Ich bin ein Teamplayer und werde
Sie konstruktiv dabei unterstützen, unsere Beziehung in Grund und Boden zu
analysieren.
Meine bisherigen
Partner bestätigten mir, dass ich ihre Schwachpunkte stets schnell erkannte und
umgehend in meine Sticheleien einbezog. Ich bin anstrengend, penibel und stets
darum bemüht, Sie möglichst schlecht dastehen zu lassen.
Ich würde mich Ihnen
gern persönlich vorstellen, um Sie von meinen Fähigkeiten zu überzeugen.
Mit freundlichen
Grüßen
yellowmice
Tags: Beziehung, Liebe | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bewerbung-als-freundin/851870 | https://web.archive.org/web/20120309114139/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bewerbung-als-freundin/851870 | fuehlen | liebe | 851,870 |
1,350,339,480 | Diia | http://www.neon.de/user/Diia | Ja, ne...Früher halt mal | Früher halt mal... was war da anders? | Ja, ne...Früher halt mal, da hast du meine Hand gehalten, immer wenn
ich Angst hatte, immer wenn ich beschützt werde wollte, immer wenn ich dich mit meinem verträumten blick angeschaut habe, immer wenn ich
dich nicht verlieren wollte...
Ja, ne...Früher halt mal, hast du mich zum lachen gebracht, immer dann
wenn ich überhaupt nicht lachen wollte, immer dann wenn ich der traurigste Mensch auf der
Welt war, immer dann wenn ich dein Auto in der Einfahrt gesehen habe,
immer dann wenn ich bei dir war....
Ja, ne...Früher halt mal, hast du mir die Welt erklärt, immer dann
wenn ich mich langweilt habe, immer dann wenn ich angefangen hab dich zu
nerven, immer dann wen ich dich mit Fragen gelöchert habe, immer dann wenn ich dich nur reden hören wollte...
Ja, ne...Früher halt mal, hast du mich geküsst, immer dann wenn ich es wollte, immer dann wenn ich es nicht wollte, immer dann wenn ich mich schüchtern hinter dich gestellt habe, immer dann wenn ich dich meine Liebe hab spüren lassen....
Und dann fragte ich dich einfach mal so.
Liebst du mich? Ich hatte deine Antwort schon in meinem Kopf, ein einfaches ja hätte genügt aber ich malte es mir wieder einmal schöner aus... doch deine Antwort war...
Ja, ne...Früher halt mal. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ja-ne-frueher-halt-mal/943106 | https://web.archive.org/web/20140502024211/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ja-ne-frueher-halt-mal/943106 | fuehlen | liebe | 943,106 |
1,358,640,540 | superhero! | http://www.neon.de/user/superhero%21 | Hey love. | Kann nicht verstehen, warum alle Paare sich vor Beziehungsalltag fürchten - ich würde mir nichts mehr wünschen, als eben genau das. | ''Hey Love.
Ich hoffe, dir geht es gut, hoffe, dass du dich noch an mich erinnerst. Ich bin gut gelandet, wie lange so ein Tag im Flugzeug doch sein kann. Komisch, dass man immer erst zuhause merkt, wie sehr einem seine Stadt doch fehlt - aber es ist trotzdem nicht das Gleiche. Alles wirkt irgendwie farblos, irgendwie leer. Du sollst nicht bei dir in Frankfurt sein, wenn ich in Sydney bei mir ''
Papier zerknüllt.
Da stimmt was mit der Grammatik nicht.
Und mit mir. Meinen Gefühlen. Verdammt.
Ich würde dir so gern zeigen, wo ich lebe, wie ich lebe. Mit dir an genau dieser Stelle in meinem Lieblingspark in Sydney sitzen, mit genau dir über genau diese Kinder da drüben lachen. Deine Haare an meiner Schulter hängen spüren, während du dein Kinn auf ebenjener ablegst, meinen Arm um dich legen, will spüren, wie deine von der Sonne warme Haut zu leuchten beginnt, wie immer, wenn du ein bisschen Sonne abbekommst. Bei dem Gedanken an deinen Gesichtsausdruck, den du immer auflegst, wenn ich dich Nordlicht nenne, muss ich lächeln. Kein glückliches Lächeln, ich vermisse dich. Diesen Gesichtsausdruck, die Mischung aus Erstaunen, Belustigung und Begeisterung und wie deine grünen Augen aufleuchten, sobald du lachst, und wie dann die winzig kleinen blauen Striche in ihnen sichtbar werden, als hätte ich mit meinem dünnsten Malkastenpinsel die Farbe des Himmels hier in Sydney hineingemalt, um dir meinen Horizont etwas näher zu bringen. Wie Lachfalten sich über dein sogar in euren verflucht kalten deutschen Wintern sommersprossiges Gesicht ziehen wie über den Boden hier, wenn es mal wieder nicht regnet.
Ich finde, es ist ein schöner Gedanke, sich vorzustellen, dass die Erde lächelt, weil die Sonne so lange gestrahlt hat. Die Kinder neben mir haben gerade begonnen, sich mit Sonnenmilch einzucremen. Ich weiß, wie voreilig und unwahrscheinlich das ist, aber ich muss daran denken, wie es wäre, neben dir aufzuwachen und dir einen Guten-Morgen-Kuss auf die Backe zu geben. Ich würde dafür jeden Morgen eher aufstehen, versprochen. Ich würde Kaffee kochen und du dürftest sogar deine Morgenmuffligkeit an mir auslassen, solange ich am selben Abend auf wieder neben dir einschlafen dürfte. Echt. Stelle mir vor, wie es wäre, dich auszuziehen, jeden einzelnen Zentimeter deines kleinen, zarten Körpers unter meinen rauhen Fingern zu spüren (ich würde auch Handcreme kaufen, wenn das ein Problem sein sollte!) und deine geschlossenen Lider mit den Fingern nachzuzeichnen. Dir nah zu sein, immer. Ich will sonntags zu deiner schrecklichen Mutter fahren, mit dir, Kuchen fressen und Kaffee saufen, möchte mit deinem Vater über Soccer diskutieren und warum deutsches Bier kein Allheilmittel ist, möchte dein schrecklich kompliziertes Zahnmedizin-Uni-Blabla von dir vorgebetet bekommen, jeden Tag fünf Mal wenn es sein muss, möchte dich einmal nur noch in meinem Hoodie rumlaufen sehen, weil ein Kapuzenpullover für ein deutsches Mädchen natürlich nicht genug ist bei minus 10 Grad und der australische Austauschstudent natürlich gerne im T-Shirt flaniert, um der Prinzessin den Glauben an die Männerwelt zurückzugeben. Will deine Stimme meinen Namen rufen hören, durch die ganze Wirschaftsbib, will die tausend genervten Blicke noch mal sehen, die du mit deinem wunderwunderwundertollen Lächeln konterst. Deine Stimme, die mich vom ersten Augenblick an berührt hat, weil du leise sprichst und immer sagst, was du denkst, auch wenn deine Stimme dabei zittert, weil du oft einen Frosch im Mund hast und so unglaublich gut Französisch sprichst und dein Englisch mein Deutsch bei weitem übertrifft und weil du so zart klingst wie du aussiehst, in allem eine halbe Portion, nur in deiner Ausstrahlung nicht, aber das wirst du mir eh nie glauben. Ich vermisse, wie du riechst, nach Blumen und Mandarinen und deine schlecht lackierten Fingernägel und die Narbe knapp über deinem rechten Auge.
Weißt du, Prinzessin, ich hasse es, dich in Frankfurt gelassen zu haben. Wie sehr ich Sydney gerade hasse. Und die 2 Semester, die ich hier noch studieren muss, und die hunderttausend, die du noch vor dir hast.
Kann nicht verstehen, warum alle Paare sich vor Beziehungsalltag fürchten - ich würde mir nichts mehr wünschen, als eben genau das.
Wahrscheinlich schläfst du gerade. Ich hoffe, du träumst schön.
Setze meinen Stift wieder an.
Worte waren doch auch immer eher deine Sache.
Tags: Australien, Studium, Vermissen, brief, Scheitern, Fernweh, Beziehungsalltag, Sehnsucht | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/hey-love/979657 | https://web.archive.org/web/20130124084421/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/hey-love/979657 | fuehlen | liebe | 979,657 |
1,355,579,220 | Finn_Fado | http://www.neon.de/user/Finn_Fado | Für Dich | ich würd dir so viel sagen, zu viel vielleicht, zu viel zurzeit,
soviel, dass mir vielleicht dafür die Zeit nicht reicht... | ...
denn jedes Wort erscheint, nur gut gemeint,
erschleicht, irgendwie nicht ganz genau geeicht,
die Worte wollen nicht, die Sätze sträuben sich,
sogar meine eigenen Gedanken verleugnen mich,
alle Versuche scheitern nur, in einer Tour,
das was ich dir sagen will, passt in keine Reimstruktur,
da ist Nichts,
Nichts,
zwischen dir und mir,
deine Nähe erlischt, dein Gesicht im Licht
der erste Sonnenstrahl verwischt, ich seh dich nicht mehr,
Dein Lächeln, ein Tropfen im Meer, im Meer der Bilder,
bitte geh nicht, bleib für immer, doch ich schweige lieber,
denn Reden ist und bleibt mal wieder Silber,
so titaniumblau, so gletscherkalt, so ungeschliefenrau,
wir beide wissen es doch ganz genau,
dass es immer noch funkt, immer noch wurmt,
dein Feenstaub, reibt mein Herz wieder mal wund,
nenn mir nen Grund, und ich komm wieder zurück,
ich tausche meine Seele ein gegen ein Stück von Glück,
dein Blick erdrückt, wenn mich deine Traurigkeit umarmt,
ich ertrinke in deinem Leid, schenk mir ein wenig Land,
den festen Boden, und ich entspann den Bogen,
mach dir keine Sorgen, heute war gestern noch morgen,
die Zeit heilt im Handumdrehen, streift ab die Tränen,
solange die Westwinde wehen,
spreiz die Flügel aus, und lass dich davon tragen,
ich werde dein zerbrochenes Herz zusammensetzen und einrahmen | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/fuer-dich/966340 | https://web.archive.org/web/20121231010011/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/fuer-dich/966340 | fuehlen | liebe | 966,340 |
1,362,009,540 | Vogel_frei | http://www.neon.de/user/Vogel_frei | Je Angst desto Wichtig | Wir sind. | "Ich wollte dir keine Angst machen" sagst du und schläfst die halbe Nacht nicht.
"Wenn man keine Angst hat ist die Sache auch nicht wichtig" sage ich und würd' dich so gern in den Arm nehmen und küssen und dir sagen dass ich dich liebe. Ich liebe dich grade wegen der Angst die sich ganz latent ab und zu einschleicht. Denn hätte ich keine Angst stünden wir auf verlorenem Posten. So erinnert's mich immer wieder dran wie groß die Sache ist. Und vor großen Sachen die auf den Zeitraum "für immer" festgelegt sind darf man auch mal Angst haben. Das schmälert weder die Freude noch die Liebe. Es zeigt wie besonders du bist. Wir sind. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/je-angst-desto-wichtig/994682 | https://web.archive.org/web/20130301035446/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/je-angst-desto-wichtig/994682 | fuehlen | liebe | 994,682 |
1,358,640,540 | superhero! | http://www.neon.de/user/superhero%21 | Hey love. | Kann nicht verstehen, warum alle Paare sich vor Beziehungsalltag fürchten - ich würde mir nichts mehr wünschen, als eben genau das. | ''Hey Love.
Ich hoffe, dir geht es gut, hoffe, dass du dich noch an mich erinnerst. Ich bin gut gelandet, wie lange so ein Tag im Flugzeug doch sein kann. Komisch, dass man immer erst zuhause merkt, wie sehr einem seine Stadt doch fehlt - aber es ist trotzdem nicht das Gleiche. Alles wirkt irgendwie farblos, irgendwie leer. Du sollst nicht bei dir in Frankfurt sein, wenn ich in Sydney bei mir ''
Papier zerknüllt.
Da stimmt was mit der Grammatik nicht.
Und mit mir. Meinen Gefühlen. Verdammt.
Ich würde dir so gern zeigen, wo ich lebe, wie ich lebe. Mit dir an genau dieser Stelle in meinem Lieblingspark in Sydney sitzen, mit genau dir über genau diese Kinder da drüben lachen. Deine Haare an meiner Schulter hängen spüren, während du dein Kinn auf ebenjener ablegst, meinen Arm um dich legen, will spüren, wie deine von der Sonne warme Haut zu leuchten beginnt, wie immer, wenn du ein bisschen Sonne abbekommst. Bei dem Gedanken an deinen Gesichtsausdruck, den du immer auflegst, wenn ich dich Nordlicht nenne, muss ich lächeln. Kein glückliches Lächeln, ich vermisse dich. Diesen Gesichtsausdruck, die Mischung aus Erstaunen, Belustigung und Begeisterung und wie deine grünen Augen aufleuchten, sobald du lachst, und wie dann die winzig kleinen blauen Striche in ihnen sichtbar werden, als hätte ich mit meinem dünnsten Malkastenpinsel die Farbe des Himmels hier in Sydney hineingemalt, um dir meinen Horizont etwas näher zu bringen. Wie Lachfalten sich über dein sogar in euren verflucht kalten deutschen Wintern sommersprossiges Gesicht ziehen wie über den Boden hier, wenn es mal wieder nicht regnet.
Ich finde, es ist ein schöner Gedanke, sich vorzustellen, dass die Erde lächelt, weil die Sonne so lange gestrahlt hat. Die Kinder neben mir haben gerade begonnen, sich mit Sonnenmilch einzucremen. Ich weiß, wie voreilig und unwahrscheinlich das ist, aber ich muss daran denken, wie es wäre, neben dir aufzuwachen und dir einen Guten-Morgen-Kuss auf die Backe zu geben. Ich würde dafür jeden Morgen eher aufstehen, versprochen. Ich würde Kaffee kochen und du dürftest sogar deine Morgenmuffligkeit an mir auslassen, solange ich am selben Abend auf wieder neben dir einschlafen dürfte. Echt. Stelle mir vor, wie es wäre, dich auszuziehen, jeden einzelnen Zentimeter deines kleinen, zarten Körpers unter meinen rauhen Fingern zu spüren (ich würde auch Handcreme kaufen, wenn das ein Problem sein sollte!) und deine geschlossenen Lider mit den Fingern nachzuzeichnen. Dir nah zu sein, immer. Ich will sonntags zu deiner schrecklichen Mutter fahren, mit dir, Kuchen fressen und Kaffee saufen, möchte mit deinem Vater über Soccer diskutieren und warum deutsches Bier kein Allheilmittel ist, möchte dein schrecklich kompliziertes Zahnmedizin-Uni-Blabla von dir vorgebetet bekommen, jeden Tag fünf Mal wenn es sein muss, möchte dich einmal nur noch in meinem Hoodie rumlaufen sehen, weil ein Kapuzenpullover für ein deutsches Mädchen natürlich nicht genug ist bei minus 10 Grad und der australische Austauschstudent natürlich gerne im T-Shirt flaniert, um der Prinzessin den Glauben an die Männerwelt zurückzugeben. Will deine Stimme meinen Namen rufen hören, durch die ganze Wirschaftsbib, will die tausend genervten Blicke noch mal sehen, die du mit deinem wunderwunderwundertollen Lächeln konterst. Deine Stimme, die mich vom ersten Augenblick an berührt hat, weil du leise sprichst und immer sagst, was du denkst, auch wenn deine Stimme dabei zittert, weil du oft einen Frosch im Mund hast und so unglaublich gut Französisch sprichst und dein Englisch mein Deutsch bei weitem übertrifft und weil du so zart klingst wie du aussiehst, in allem eine halbe Portion, nur in deiner Ausstrahlung nicht, aber das wirst du mir eh nie glauben. Ich vermisse, wie du riechst, nach Blumen und Mandarinen und deine schlecht lackierten Fingernägel und die Narbe knapp über deinem rechten Auge.
Weißt du, Prinzessin, ich hasse es, dich in Frankfurt gelassen zu haben. Wie sehr ich Sydney gerade hasse. Und die 2 Semester, die ich hier noch studieren muss, und die hunderttausend, die du noch vor dir hast.
Kann nicht verstehen, warum alle Paare sich vor Beziehungsalltag fürchten - ich würde mir nichts mehr wünschen, als eben genau das.
Wahrscheinlich schläfst du gerade. Ich hoffe, du träumst schön.
Setze meinen Stift wieder an.
Worte waren doch auch immer eher deine Sache.
Tags: Australien, Studium, Vermissen, brief, Scheitern, Fernweh, Beziehungsalltag, Sehnsucht | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/hey-love/979657 | https://web.archive.org/web/20130124084421/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/hey-love/979657 | fuehlen | liebe | 979,657 |
1,322,873,280 | brunette1 | http://www.neon.de/user/brunette1 | Doppelleben | Nur wenn ich bei ihm bin ist er der beste Mensch der Welt.... | Wenn ich zuhause bin, bist du das Ein und Alles für mich! Ich
wünschte ich könnte das ganze Wochenende nur mit dir verbringen! Du bist mein
Traummann! Oft denke ich wie gern ich dir sagen würde das ich dich liebe, aber
ich bekomme die Wörter einfach nicht aus meinem Mund. Zu groß ist die Angst, du
könntest mein Herz irgendwann zerbrechen, wie du es schon vor Jahren getan hast.
Dennoch genieße ich jede Sekunde, die wir zusammen verbringen! Ist das
Wochenende zu Ende, fahre ich wieder in die andere Stadt…ohne dich!
Montag: Fühle mich leer, du fehlst irgendwie!
Dienstag: Es gibt noch so viele andere hübsche Männer, warum sollt ich das
alles nur für dich sauen lassen? Meine Freiheit vergeuden?
Mittwoch: Eine SMS von dir: „Ich vermisse dich“ Schreibe zurück, dass er mir
auch fehlt, tut er auch – manchmal zumindest!
Donnerstag: Partyflirterei und späterer
One-night-stand mit einem unbekannten Typen…Denke dabei zwar an dich, aber du
bist ja nun mal 300km von mir entfernt und wirst es niemals mitbekommen….
Freitag: Wochenende!!! Fahre wieder nach Hause und treff mich mit dir…es ist
wundervoll! Denke die ganze Zeit nur an dich!
Wieso kannst du nicht die ganze Woche mein Schatz sein? Warum kann ich dich
unter der Woche nicht genauso lieben wie ich es am Wochenende tue? Wieso
überhaupt tue ich mir das Ganze mit dir noch einmal an, wo du mich doch vor 5
Jahren auch einfach alleine stehen lassen hast? | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/doppelleben/800396 | https://web.archive.org/web/20111204060354/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/doppelleben/800396 | fuehlen | liebe | 800,396 |
1,503,625,140 | rauschlust | http://www.neon.de/user/rauschlust | Jetzt ist es so. | sich verlieben und nun im jetzt sitzen. | So, jetzt sitze ich mit meinem Bier um halb 1 in der Nacht draußen und rauche. Oder halb eins in der Früh? Wer weiß das schon. Ich muss schmunzeln. Mit dir hätte ich eine Diskussion anfangen können, in der wir beide am Ende lachen müssten. Wie vor zwei Monaten, als die Frage aufkam wer eigentlich Kohlensäure im Wasser erfunden hat oder warum ich kein Nutella mag oder warum ich deinen Bruder so gerne mag, obwohl er eine sehr schwierige Persönlichkeit ist. Die Zigarette fängt langsam an einen riesigen Aschebalken zu bekommen und das reißt mich wieder in das jetzt zurück. Ein bisschen. Es wird keine Diskussionen mehr geben mit dir. Ob Schmarn oder ernsthafte Dinge. Es wird kein wohliges Gefühl mehr mit dir geben wenn wir uns nach Tagen sehen, die sich nach Monaten angefühlt haben. Kein „ich ruf dich an wenn ich bei dir bin“ und auch kein gemeinsames Bier mehr trinken wenn wir bei dir sind obwohl wir eigentlich beide kein Bier mehr gebraucht hätten.
Es sind wieder diese späten/frühe Stunden, in denen ich es nicht mehr aufhalten kann, an dich zu denken. Ich bin gut im Verdrängen, im Leute einreden, dass es mir gut geht obwohl ich gerne weinen würde, im mir selber einreden, dass es besser war zu gehen wobei du mir so gut getan hast.
Wir waren nie zusammen, also so offiziell obwohl wir es doch irgendwie waren. Haben uns gefehlt wenn wir uns Tage nicht gesehen haben, mussten uns wenn wir uns gesehen haben sofort die Dinge erzählen die passiert sind, so belanglos sie für andere auch waren, wir wussten, dass wir die Momente genau verstehen würden, die der andere gemeint hat, haben immer telefoniert als ich im Urlaub war und als ich endlich wieder da war und dich sehen konnte wurde es wieder warm in mir.
Du hast mich mir wieder ein Stück näher gebracht als ich dachte, ich würde mich selber nicht mehr kennen, hast meine Art zu leben komplett umgekrempelt in diesen Monaten, hast mich sofort wahrgenommen. Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, musste ich dich wahrnehmen. Klar du fielst sofort jedem ins Auge mit den Haaren aber dass du mich auch wahrgenommen hast, hätte ich mir nicht gedacht. Es hat nicht mal eine Woche gedauert, als wir uns das nächste mal gesehen haben und es brauchte nur ein paar Stunden bis wir zu dir sind. War das vielleicht das Problem? Das ich zu früh mit bin? Aber wie kann etwas, dass sich so richtig anfühlt etwas falsches sein? Wir waren doch selber überrascht, wie schön es war mit dem anderen Zeit zu verbringen, wie gut es passt, dass es schon fast gruselig war. Du hast drei Tage gewartet bis du mich angerufen hast und diese Tage saß ich wie auf heißen Kohlen und war ängstlich weil ich deine Nummer nicht hatte aber dich unbedingt wieder sehen wollte. Unsere Freunde haben uns gefragt was da ist. Manche haben gleich angenommen, dass wir zusammen sind, unsterblich verliebt, eine gute Freundin meinte: „So wie ihr euch anschaut muss man da nichts mehr bereden, dass sieht doch jeder!“ Nur das wir es nicht waren, die es gesehen haben. Du zumindest. Ich bin meist vor solchen starken Gefühlen weggelaufen, von Bett zu Bett gesprungen, abgehauen in der Früh und mich nicht mehr gemeldet. Als ich bei dir aufgewacht bin, war ich auch kurz davor aber ich konnte nicht. Die Zeit die wir verbrachten wurde länger, Gefühle mehr und mehr aber ich wusste nicht, ob ich da alleine war. Ich musste es dir sagen, obwohl ich genau davor Angst hatte. Angst das kaputt zu machen was wir hatten. Angst davor die zu sein, die zu viel fühlt. Also wollte ich es dir in einer Nacht sagen, nachdem ich nach ein paar Bier ein wenig mutiger war. Du hast mich schon angeschaut als ich überlegt habe und meinest doch, ich solle doch sagen was ich denke.
Ich: „Warum? Ich kann sowas nicht.“
Du: „Ich doch auch nicht.“
Ich: „Was denkst du denn, was ich sagen wollte?“
Du: „Ich kenne dich. Das sah aus, als würdest du über etwas denken, was wichtig ist und was uns angeht. Ich würde es gerne sagen, aber ich kann auch nicht.“
Schlussendlich habe ich doch gewartet. Als ich dir gesagt habe, dass ich mich in dich verliebt habe, wusste ich dann nicht was du die Tage davor sagen wolltest. Du hast Gefühle für mich und ich bin dir wichtig, aber soviel wie ich empfinde hast du nicht. Aber dann haben wir uns weiter gesehen und weiter gelebt. Doch ich wollte nicht mehr im Ungewissen sein. Nicht mehr dauernd Angst zu haben dich anzusehen wenn wir weg waren und dir das dann unangenehm ist. Nicht mehr weglaufen. Doch du wolltest es nicht. Wolltest das mit mir nicht. Du würdest gerne aber kannst nicht weil du Angst hast. Die habe ich doch auch verdammt! Du hast mir die Wahl gelassen zu gehen oder zu bleiben. Aber ich konnte nicht. Du hast mir jetzt schon so wehgetan und wenn ich bleibe was ist dann? Ich wollte nicht aber ich musste. Aber du fehlst mir so oft. Ich weiß nicht was passiert, wenn wir uns das nächste mal sehen und ich wollte von uns nicht in der Vergangenheit schreiben, aber es ist jetzt so.
Tags: liebe, Realität | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/jetzt-ist-es-so/1666591 | https://web.archive.org/web/20170914070825/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/jetzt-ist-es-so/1666591 | fuehlen | liebe | 1,666,591 |
1,370,596,380 | sententia | http://www.neon.de/user/sententia | Für eine Nacht. | Dich habe ich lange wirklich geliebt, ihn kannte ich erst eine Stunde. Und trotzdem war er in einer Nacht alles, was du nie warst. | Dich habe ich lange
wirklich geliebt, ihn kannte ich erst eine Stunde. Und trotzdem war er in einer
Nacht alles, was du nie warst.
Wir haben viel
gelacht, weil wir den selben blöden Humor haben. Er wollte viel wissen und ich
habe geantwortet. Offen und ehrlich - bei nem One-Night-Stand hat man ja nichts
zu verlieren. Und er fand alles wunderbar. Sogar die Dinge, von denen ich dir
nie erzählt habe. Wir haben Arm in Arm geschlafen, er konnte die Finger gar
nicht von mir lassen. Wir haben uns verliebt tief in die Augen geschaut, auch
wenn es keiner von uns war. Aber für den Moment war es schön, so zu tun, als
ob. Er hat mich genommen, wie ich es wollte. Der Sex war lang und einfühlsam,
so als hätten wir gerade die Liebe unseres Lebens getroffen. Alles war ganz
selbstverständlich, so als würden wir uns ewig kennen, ich und der Fremde. Wir
haben uns auch wortlos verstanden. Später hat er mich heimlich beobachtet, als
ich vorgab zu schlafen und hat die Decke fürsorglich über mir ausgebreitet.
Dafür habe ich dann über sein abnormal lautes Schnarchen nur leise gekichert,
anstatt mit roher Gewalt an ihm zu rütteln, damit er aufhört.
Wir waren einfach
zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatten unseren Spaß. Am nächsten Morgen
bin ich dann wieder genauso selbstverständlich mit nem Abschiedskuss aus seiner
Wohnung verschwunden. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich hab weder seinen
kompletten Namen, noch seine Nummer, aber ich habe Bestätigung und die
Erinnerung an eine beinah perfekte Nacht mit nach Hause genommen.
Ich war in dieser
Nacht selbstbewusst und habe mich so gezeigt, wie ich wirklich bin, ohne die
Angst, nicht genug zu sein und er hat nicht nur unentwegt an sich selbst
gedacht, sondern mich auf Händen getragen. Du warst dir selbst immer am
wichtigsten und ich zurückhaltend und verschlossen. Dann haben wir uns
getrennt, ohne uns richtig zu kennen. Es hat einfach etwas gefehlt und nach
dieser Nacht weiß ich auch, was. Einfach alles, was man außer bloßer Liebe noch
braucht, um glücklich zu sein. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/fuer-eine-nacht/1031217 | https://web.archive.org/web/20130613185645/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/fuer-eine-nacht/1031217 | fuehlen | liebe | 1,031,217 |
1,372,427,640 | eat_P | http://www.neon.de/user/eat_P | Einhundert Gründe | Nach langer Zeit geriet mir das kleine Buch wieder in die Finger. | Das kleine Buch liegt auf meinem Schoß. Der Deckel ist beige
und fühlt sich ein wenig rau an. Vorsichtig schlage ich das Buch auf, blättere
ganz langsam durch die Seiten und plötzlich ist da kein kleines beiges Buch
mehr in meinen Händen. Plötzlich halte ich dort eine Zeitmaschine.
Über drei Jahre reise ich zurück, über
eintausendfünfundneunzig Tage.
Ich betrete den Raum und Du sitzt auf meinem Bett. Du trägst
ein hübsches Sommerkleid und hast auf Deinen BH verzichtet. Deine Brüste sehen
gut aus, so wie sie sich unter dem leichten Stoff abzeichnen. Dein Lächeln ist
verschmitzt und in Deinen grünen Augen blitzt die Leidenschaft. Grund Nummer dreiundzwanzig: Wir begehren uns auch nach all den Jahren noch
wie am ersten Tag. Ich mache drei Schritte rüber zu Dir, nehme Deinen Kopf in
beide Hände und küsse Dich leidenschaftlich. Wir küssen gut zusammen. Grund
Nummer vierundfünfzig.
Deine Hand umfasst die meine und Du schiebst sie ganz
langsam Deinen Oberschenkel hinauf. Wie ich merke hast Du gänzlich auf
Unterwäsche verzichtet. Ich bin erregt, Du bist es auch. Was sanft beginnt
mündet in heißem leidenschaftlichem Sex. Grund Nummer neunundsechzig,
Klassiker.
Als ich das Buch zuklappe bin ich wieder alleine. Ich denke
an Zeiten als wir gemeinsame Pläne für die Zukunft schmiedeten, gemeinsam
lachten, gemeinsam weinten. Zeiten in denen die Welt nur aus uns bestand. Alles
Gründe, alles Gründe, die Du damals in dieses kleine beige Buch schriebst.
Einhundert Gründe weshalb Du mich liebst. Drei Jahre später scheint keiner mehr
wahr. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/einhundert-gruende/1037484 | https://web.archive.org/web/20130701222426/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/einhundert-gruende/1037484 | fuehlen | liebe | 1,037,484 |
1,331,238,000 | juno | http://www.neon.de/user/juno | Einlieben und ankommen | Alles ist neu und doch so bekannt. Ich kann dich riechen, dich atmen... | Mein Gemüt ist belastet. Belastet von Erinnerungen, Bildern
aus der Vergangenheit und dem leisen Gefühl, nicht genau zu wissen, wohin man
gehört.
Wir liegen in der anonymen Nacht beisammen und dein flacher
Atem verrät mir, dass du ruhig in den Schlaf gefunden hast.
In diesem winzig kleinen Moment wünsche ich mir, dass Du
etwas Schönes träumst. Das du nicht erschrickst, wenn Du am Morgen die Augen
öffnest und neben mir aufwachst.
Alles ist neu und doch so bekannt. Ich kann dich riechen,
dich atmen. Doch die Umstände sind es, die sich verändert haben. Ich wünsche
mir, endlich anzukommen und ganz da zu sein. Bei dir. Bei mir. Bei uns.
Unsere Wünsche sind nicht immer so leicht zu erfüllen. Wir
haben große Wünsche, anspruchsvolle und manchmal auch unerreichbare. Wir haben
Wünsche, weil wir Hilfe brauchen und weil wir Angst haben. Manchmal ist diese
Angst greifbar und manchmal schlummert sie unter der der Oberfläche und
erschreckt sich davor, wenn man sie anfasst. Wir wissen, dass wir vielleicht zu
viel verlangen aber wir wünschen uns trotzdem etwas. Denn manchmal gehen genau
diese Wünsche in Erfüllung.
Es gibt keine Garantie, keinen Plan B und ich suche meine
Rüstung zusammen für einen Sturm, von dem ich hoffe, dass er niemals aufziehen
mag. Aber ich möchte so gerne endlich ankommen; deinen Arm spüren der sich im
Halbschlaf in der aufgehenden Frühlingssonne um mich legt und mir sagt: du hast
dich eingeliebt. Eingeliebt in mich und in ein Leben mit mir… und dann werde ich
da sein. Angekommen.
Tags: einlieben | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/einlieben-und-ankommen/852173 | https://web.archive.org/web/20120504220751/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/einlieben-und-ankommen/852173 | fuehlen | liebe | 852,173 |
1,366,459,140 | FrauB. | http://www.neon.de/user/FrauB. | ..Liebe.. | Liebe verleitet, lässt einen schweben, lässt so vieles zu, hindert einem an fast nichts. Gift für den Verstand, Balsam für die Seele. | Liebe. Allseits verwendet, viel gefühlt, oftmals missbraucht und allgegenwärtig.
Ohne Liebe kein Hass, ohne Hass keine Liebe.
Liebe verleitet, lässt einen schweben, lässt so vieles zu, hindert einem an fast nichts.
Gift für den Verstand, Balsam für die Seele.
Schmetterlinge im Bauch, Herzrasen, nasse Hände. Kurz: Verliebtheit.
Verändert sich. Zeit halt. Wird ruhiger. Herz rast, wenn bewusst wird
wie toll Gegenübermensch ist. Ist nicht schlimmer, die Liebe. Ist nur
anders. Lieben ist wie einen Cocktail in der Hängematte in der Mitte
zweier Palmen trinken. Läuft halt.
Leidenschaftliches Lieben ist das Öl unter deinen Füßen.
Befördert einen immer wieder dahin, wo man schon oft war. Macht, dass
der andere immer wieder toll ist. Nichts auszusetzen. In der einen
Sekunde da, in der anderen dort. Voller Extase, die nichts mit Sex zu
tun haben muss. Aber kann.
Lieben tut weh.
Ist nämlich stark wie ein Orkan. Ein Sturm, der durch beide Menschen
fegt und auch zerstören kann. Beide müssen dan die Arschbacken
zusammenkneifen, sich in die Augen schauen, Trümmer einsammeln und neu
zusammenpuzzeln. Entstehen wird etwas neues. Vielleicht was besseres,
wenn gut gekittet wurde. Vielleicht was schlechteres, wenn nicht gut
gepuzzelt wurde.
Verantwortung.
Liebe ist Verantwortung. Mensch ist nicht mehr alleine. Ist zu zweit. Es
geht nicht mehr um das eigene Leben, sondern um das gemeinsame. Man
passt anders auf sich auf. Hat ein Auge für den anderen mitgeöffnet.
Würde kämpfen. Würde vielleicht sogar töten. Die Seele des anderen ist
heilig. Neben der Liebe das heiligste Gut in einer Beziehung.
Vertrauen
Tausende Hände in tausenden von Feuern. Legt sie ruhig rein in der
Hoffnung euch nicht zu verbrennen. Und wenn doch: Es ist okay. Ihr tatet
es aus Liebe. Aus Überzeugung. Es tut weh, aber es hört auf.
Mit Liebe im Herzen relativiert sich so vieles. Vorher noch
elementare Dinge werden zu den unwichtigsten Dingen der Welt und die
nichtigsten Werte rutschen auf die Top 10-Liste.
Liebe halt.
http://www.facebook.com/oO.Fr.Be
http://vivreensemble.wordpress.com
Tags: Erwachsenwerden, Gefühle | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/liebe/1012839 | https://web.archive.org/web/20130504085357/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/liebe/1012839 | fuehlen | liebe | 1,012,839 |
1,439,652,540 | hib | http://www.neon.de/user/hib | Push | Du hast Angst davor, oder? | Johnny
saß am Ufer auf einer flachen Mauer mit den Beinen im See. Die Sonne setzte
tausend kleine Blitze aufs Wasser, der Springbrunnen in der Mitte war in
Betrieb und überall guckten fleischfarbene Köpfe aus den Wellen. In
regelmäßigen Abständen rauschte der Wind in den großen Pappeln hinter ihm, die
Enten zogen fließende Dreiecke auf dem See hinter sich her und Fahrradreifen
brachten die kleinen grauen Kiesel auf dem Rundweg zum Springen. Johnny wartete
auf sein Mädchen, Marie. Sie trafen sich jetzt schon seit zwei Monaten
regelmäßig. Er mochte sie gern, sie machte ihn ruhig, weniger aufgeregt, ein
bisschen wie ein Bügeleisen, das ihm die Wogen aus der Haut strich. Beim
letzten Treffen hatte sie ihn ganz vorsichtig gefragt, ob er es ernst mit ihr meine.
Ihre schwarzen Locken waren angespannt gewesen und ihre Sommersprossen blass.
Er hatte nicht gewusst, was er sagen sollte. Er hatte versucht zu nicken und
ihre Sommersprossen hatten wieder Farbe bekommen. Seitdem war sein Leben
perfekt. Alles an seinem Ort, das Glück lief ihm wie schmelzendes Wassereis an
der Hand hinab. Sein Mädchen klug und schön, sein Job gut bezahlt und mit
Perspektive, seine Wohnung groß und mit Balkon und Wanne, sein Fahrrad das
schnellste der Stadt, seine Leber gesund und seine Freunde hörten sogar ihre
Mailbox ab. Johnny überkam ein leichter Ekel vor sich selbst. Er schmeckte süß
und klebte, legte sich als dünner Film zwischen ihn und die Welt. An Johnnys
rechtem Oberschenkel spannte seine kurze Hose. Man konnte das flache Viereck
mit dem Kreis in der Mitte in seiner Jeans gut erkennen. Er nahm einen
kräftigen Zug von seiner Zigarette und atmete etwas Grau in die klare Juliluft.
Es war ein schöner Tag. Gleich würde Marie kommen und sie würden um den See
laufen, ein Himbeer-Vanille-Eis essen, über Belangloses reden und einmal zu
viel lachen. Es war ein verlorener Tag. Johnny verlor sein Leben an die
Perfektion und er wusste nicht, ob das okay war, das nicht gut zu finden. Er
hatte das dringende Bedürfnis, den Knopf zu drücken.
„Drück
da nur drauf, wenn du wirklich musst, Junge.“ Der Mann hatte sehr ernst
zwischen seinem grauen Bart hervor geschaut, der wie ein faltiger Teppich auf
seinem Gesicht verlegt war. „Überlege es dir gut.“ Johnny wollte ihm den
kleinen schwarzen Kasten mit dem roten Knopf in der Mitte für einen Fünfer nur
abkaufen, weil das Rot des Knopfes so schön kräftig war. „Don’t push the red
button“ hatte auf einem Schild gestanden. Dann hatte ihm der Verkäufer diese
Geschichte über das Teil erzählt. Das wäre ein „Lebensbeschleuniger“, so hatte
es der alte Mann mit dem Teppich im Gesicht genannt. „Drückst du auf den Knopf,
wird sich etwas ändern. Aber nicht unbedingt zum Guten.“ Johnny dachte, der
Mann spielte nur ein Spiel, um seinen Schrott zu verkaufen. Also spielte er
mit. „Warum heißt es dann Beschleuniger und nicht Veränderer?“ Der Mann beugte
sich über den Tisch nach vorn und sprach mit ernster Stimme in Johnnys Ohr:
„Weil Veränderung alles schneller macht. Sie ist wie ein Tunnel, aus dem du
schnell wieder raus willst. Junge, du hast keine Zeit nach rechts oder links zu
schauen, wenn du einmal drin bist. Und die Welt wird rasend schnell.“ Johnny
hatte gelacht und den Beschleuniger für den Fünfer mit nach Hause genommen. Er
hatte ihn auf seinen Wohnzimmertisch gelegt und eine Weile angeschaut. Und weil
er nicht an Märchen glaubte, hatte er nach kurzem Zögern gegen 21:00 Uhr den
Knopf gedrückt. Eine Stunde später hatte seine Mutter angerufen. Sein Vater.
Ein Unfall. Schwer verletzt, keine Lebensgefahr. Zufall.
Ein
paar Tage danach hatte Johnny morgens gleich nach dem Aufstehen auf den Knopf
gedrückt, um sich zu beweisen, dass der Unfall seines Vaters und der rote Knopf
nichts miteinander zu tun hatten. Minuten später, Johnny stand in der Küche und
machte sich einen Kaffee, tropfte Wasser von der Decke. Als er nach oben
schaute, sah er einen großen Fleck, der sich langsam von der Mitte aus in
Richtung Wand ausbreitete und stetig dunkler wurde. Bei seinen Nachbarn war der
Waschmaschinenschlauch gerissen. Den Rest des Tages herrschte eine riesen
Aufregung im Haus, Havarie, streitende Mietparteien, nasse Teppiche im
Innenhof, die Verhandlungen mit den Versicherungen und dem Vermieter zogen sich
über Wochen. Eine Beschleunigung ins Wohlfühlminus. Alles nur wegen diesem Knopf
in Rot. Zufall. Johnny glaubte immer noch nicht daran und wollte als Beweis
eine ganze Woche lang jeden Tag einmal auf den Knopf drücken. So viel
Beschleunigung könnte dann kein Zufall mehr sein. Sieben mal drückte er, immer
morgens beim Kaffeemachen. Immer zog er dabei leicht den Kopf zwischen die
Schultern. Es beschleunigte sich so einiges: Seine Ausgehfreundin machte
Schluss, er riss sich beim Sport einen Teil seiner Bänder im Fußgelenk, die
Kaffeemühle explodierte, sein bester Freund wurde ungewollt Vater, in der
Nachbarwohnung brannte die Küche aus, beim Geburtstagskuchen für eine Freundin wurde
der Guss nicht hart, seine Club verlor das Derby. Am Ende der Woche war er
überzeugt, dass das Ding irgendwie tatsächlich funktionierte. Er legte den
flachen Kasten ins Regal und lies ihn dort. Die Beschleunigung hörte dann auch vorübergehend
auf. Er lernte Marie kennen.
Marie
kam mit dem Fahrrad. Sie fuhr eines dieser großen Hollandräder, auf dem die
Leute so aufrecht saßen, dass sie riesig wirkten. Sie winkte ihm schon von
weitem zu, als sie ihn entdeckte. Dabei ließ sie kurz eine Hand vom Lenker und
fuhr einen kleinen Schlenker. „Hallo. Was für ein schöner Tag“ sagte sie zur
Begrüßung und stellte ihr Fahrrad auf den großen Kippständer. „Stimmt“
antwortete Johnny zur Begrüßung und schnippte seine Zigarette auf den Weg. Als
sich ihre Lippen berührten schmatzte es. „Schönen Platz hast du dir hier
ausgesucht. Warst du schon baden?“ Johnny schüttelte den Kopf. „Nee, irgendwie
ist mir heute eher nach beobachten.“ Marie legte den Kopf schief, das tat sie
immer, wenn Johnny ihr seltsam vorkam. Dann lächelte sie, kniff in seine Hand
und wechselte das Thema. „Was ist denn das da in deiner Tasche? Etwa ein
Geschenk für mich?“ Marie zeigte mit dem Finger auf den Kasten in seiner
Tasche. Sie trug kräftigen roten Nagellack. „Sieht doch fast aus wie ein Karton
für schöne Ketten. Mädchen lieben schöne Ketten, weißt du.“ Johnny musste
grinsen und schaute ihrer Fingerspitze hinterher. „Das ist leider keine Kette.
Jungs lieben Ketten kaufen nicht ganz so sehr, weißt du.“ Marie feixte, hinter
ihr bellte ein Hund ein Kind an.
„Es ist
ein Lebensbeschleuniger. Hab ich vor drei Monaten oder so auf dem Flohmarkt
von einem bärtigen Mann gekauft.“ Wieder der schiefe Kopf. „Ein was? Ein Lebensbe-was?“ Marie kräuselte
ihre Lippen, ihre Zähne waren so weiß, dass Johnny spontan das Bedürfnis hatte,
sich seine zu putzen. „Zeig mal her!“ Fordernd hielt sie ihre Hand auf und
lachte Johnny an. Umständlich zog er den Kasten aus der Tasche, behielt ihn
aber in seiner Hand. „Oh toll, ein roter Knopf. Ich liebe rote Knöpfe!“ Marie
klatschte in die Hände. „Darf ich mal drauf drücken? Los, lass mich drauf
drücken!“ Ihr Finger kreiste wie eine Wespe über dem Beschleuniger. Johnny zog
ihn hastig weg. „Vorsicht! Wenn du da drauf drückst, passiert was.“ Maries Hals
musste schon wehtun von ihrem schiefen Kopf. Sie wurde misstrauisch. „Aha, und
was passiert dann? Was schönes?“ „Muss nicht.“ Johnny überlegte, ob er ihr
alles erzählen sollte. „Hast du denn schon mal drauf gedrückt?“ „Ja.“ „Und?“ „Es
sind eine Zeit lang echt komische Sachen passiert. Mein Vater, der Knöchel, der
Wasserschaden. Und ich hab dich kennengelernt.“ Marie lachte, ihre Locken waren
locker und ihre Sommersprossen dunkelbraun. „Das klingt doch nach einer total positiven
Beschleunigung des Glücks.“ Johnny senkte den Kopf, damit sie seinen Zweifel
nicht sah. Das Rot sah wirklich verlockend aus. Marie stupste ihn am Knie an. „Alles
okay?“ Johnny wollte, dass Marie auf den Knopf drückte. Er wollte es nicht
selbst tun. „Drück du doch mal drauf“ sagte er und hob den Kopf. Maries
Sommersprossen erröteten. Johnny hielt ihr den Beschleuniger hin. „Ich glaube
nicht an so etwas.“ „Dann kannst du ja gerade drauf drücken. Hab ich auch so
gemacht.“ „Hat der Mann denn erzählt, ob es wichtig ist, wer darauf drückt?
Oder kommt es darauf an, wer den Beschleuniger besitzt?“ Johnny überlegte.
„Nee, hat er nix zu gesagt. Aber ist ja auch egal, wenn du eh nicht daran
glaubst. Dann kann dir ja auch nichts Schlimmes passieren. Stimmt’s? Das
glaubst du doch: Wenn du nur positiv genug denkst, wird auch alles gut.“ Johnny
ertappte sich dabei, wie seine Stimme härter klang, als er das eigentlich
gewollt hatte. Marie starrte auf den Beschleuniger und war ganz still. Johnny
bildete sich ein, dass das Rot des Knopfes auf ihr blasses Gesicht strahlte.
„Willst du mir damit irgendwas sagen?“ Maries Kopf lag schräg auf ihrer linken
Schulter, in ihrem Gesicht arbeitete es.
„Nein.
Es ist doch nur ein roter Knopf, den mir ein verrückter Bärtiger auf dem
Flohmarkt verkauft hat.“ Marie war nicht überzeugt, an ihrem Hals sah Johnny es
pochen. „Du magst doch rote Knöpfe. Ich mag sie auch. Wenn ich nicht drauf
gedrückt hätte, wer weiß ob wir uns begegnet wären.“ Johnnys Haut knirschte bei
seinem Versuch zu lächeln. Maries Augenbrauen bildeten eine Linie, die irgendetwas
unterstrich. „Oder hast du Angst davor? Ich denke, du glaubt doch an so etwas.“
Johnny wusste, was er sagte. Marie richtete sich kerzengerade auf. „Darf ich
das Ding haben?“ „Wie?“ „Gib es mir. Ich habe keine Angst vor diesem Ding.“
Johnny reichte ihr den Beschleuniger. Marie hielt ihn auf der flachen Hand.
Dann drückte sie mit dem Zeigefinger auf den Knopf, es klackte. Dabei schaute
sie Johnny fest in die Augen. Johnny hielt die Luft an. Marie schaute sich um.
„Siehst du. Nichts passiert.“ Johnnys Mund stand ein Stück weit offen. „Und
jetzt nehme ich das Ding mit zu mir. Da es sowieso nicht funktioniert, brauchst
du es auch nicht mehr.“ Marie wickelte den Beschleuniger in ein Tuch aus ihrer
Tasche und verstaute das Gerät zwischen Bonbontüte und Wechselunterwäsche. Johnny
sah, wie das Rot in der Tasche verschwand. Unterdessen schob eine Wolke die
Sonne beiseite.
„So.“
Marie sah zufrieden aus. „Können wir jetzt endlich ein Eis essen gehen? Ich hab
total Lust auf Himbeer-Vanille. Du auch?“ Johnny stand auf, strich sich die
Hände an der Hose ab. Ein paar Meter weiter sprang gerade ein Hund ins Wasser,
es platschte laut und hechelnd schwamm der Labrador seinem Stock hinterher. Beide
schauten sie dem Fellknäuel zu, es sah ziemlich glücklich aus. „Eis wär gut
jetzt. Lass aber mal heute anders herum laufen, okay?“ Maries Locken
kräuselten sich. „Warum? Das dauert doch viel länger?“ Johnny strich mit dem
Zeigefinger über ihre Wange, dabei wischte er ein paar Sommersprossen weg. „Nur
so ein Gefühl.“ Marie nahm ihr Rad in die linke und Johnnys Hand in ihre
rechte. „Weißt du wen ich heute getroffen habe? Kommst du nie drauf.“ Johnny
machte ein fragendes Gesicht, während der Tunnel rechts und links neben ihm enger
wurde. In Gedanken formulierte er den ersten Satz seines Briefes: „Liebe Marie,
ich glaube das Ding hat doch funktioniert.“ | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/push/1506495 | https://web.archive.org/web/20150817004717/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/push/1506495 | fuehlen | liebe | 1,506,495 |
1,431,182,160 | HyunKyung | http://www.neon.de/user/HyunKyung | Puzzleteile | Ich bin nicht mehr deine Energiespenderin, dein Licht, dein Kompass! | Ich bin nicht mehr deine Energiespenderin, dein Licht, dein Kompass. Du hast eine Richtung eingeschlagen, die keine Rückkehr zulässt - für keinen von uns beiden.
Ich dachte die Welt trägt uns und wir beide wären die Welt. Um uns alles laut, verführerisch aber wir von der Liebe geküsst.
Keine Wände, keine Grenzen - du hast mein Herz für deine Welt geöffnet und mir meine noch ein Stück näher gebracht. Meinen Seelenfrieden wieder hergestellt - das Puzzle komplettiert.
Der beste Mensch bist du - Hast du gesagt bevor du unsere Welt verlassen hast - bevor du unser Puzzle in seine Einzelteile zerlegt und zurück in die Schachtel verbannt hast.
Meine Seele schreit nach dir, meine Gefühle und mein Verstand spielen Ping Pong.
Puzzle zerfallen, mein Bewusstsein hat davon gehört. Aber mein Herz will es nicht glauben. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/puzzleteile/1490526 | https://web.archive.org/web/20160501095845/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/puzzleteile/1490526 | fuehlen | liebe | 1,490,526 |
1,339,155,180 | SieIstEs | http://www.neon.de/user/SieIstEs | Bin ich nur Luft für dich? | Liebe,Leidenschaft&Luft | Ich sah dich damals und wusste sofort wie ich dieses Gefühl in mir deuten soll.
In meine Augen warst du perfekt.
Du gingst deinen Weg ich ging meinen, ab und zu liefen wir uns mal über den Weg, bei einer Party oder in den sogenannten Proberäumen.
In all den Jahren hast du mir nie deine Aufmerksamkeit Geschenk, es schien mir als würdest du mich gar nicht wahrnehmen.
Als wäre ich wie Luft ?
Dann verlor ich dich vollkommen aus den Augen.
Bis ich dich eines Tage bei einen gemeinsamen Freund in der Wohnung sah.
Du hast dich verändert.
Du bist von einen Jugendlichen zu einen Erwachsenen noch besser aussehenden mann heran gewachsen.
Wie lange habe ich dich nicht gesehen, doch hab ich dich nie in der ganzen Zeit vergessen.
So oft habe ich an dich gedacht, auch wenn es nur kurze Augenblicke waren, doch du warst hier und da in meinem Gedächtnis.
Wie es bei dir in der ganzen Zeit lief, was du Erlebt hast, wie es dir erging bleibt mir ein Geheimnis.
Doch plötzlich warst du wieder da.
Auch an diesen Tag schenktest du mir nicht die solang erhoffte Aufmerksamkeit.
Das war mir so klar, doch die Hoffnung starb nie.
Die Hoffnung das der Tag kommen würde an dem alles anderes werden könnte und du mich endlich für wahr nimmst.
An diesen Tag kam mir etwas zu Ohren was ich nicht hören wollte.
Es hieße du hast eine neue Freundin! Als ich ihren Name hört sah ich nur noch schwarz und fragte mich warum ausgerechnet dieses Mädchen?
Sie sieht gut aus und mag auch lieb sein, aber weißt du denn nicht was sie mit den Männern macht? Wie sie diese behandelt?
Du warst Blind vor Liebe, die Rosarote-Brille stand dir einfach zu gut um das du sie für einen Moment mal abnehmen könntest.
In diesem Augenblick warst du zum wiederholten Mal für mich gestorben.
Zu sehr war ich enttäuscht über deine Naivität.
Allen war klar das diese Beziehung nicht von langer Dauer sein kann, jeder dachte es, kaum einer sprach es aus.
Es vergingen einige Monate in denen ich nichts von dir hört oder ich dich zu Gesicht bekam.
Bilder wurden im Internet veröffentlicht von dir mit ihr, auf sämtlichen Party´s oder anderen Unternehmungen.
Das Schicksal wollte es anscheinend so und ich fuhr an einem Morgen im Frühjahr zu einen Vorstellungsgespräch und traf eine gemeinsame Freundin von uns im Zug.
Die fahrt dauerte einige Stunden und dem zu folge hatten wir viel Zeit zum reden.
Wir redeten über Gott und die Welt.
Bis sie deinen Namen in den Mund nahm und mir von dir erzählte.
Was sie sage war für mich wie eine Parodie, Jenseits von gut und böse.
Es waren völlig neue Informationen die ich erhielt, aber du kannst dir nicht Vorstellen was in meinen Kopf alles ablief.
Sie erzählt mir von dem scheitern deiner Beziehung.
An jenen Tag fasste ich mir ans Herz und nahm zu dir Kontakt auf.
Wenn nicht jetzt, dann niemals dache ich mir.
Du hast nicht sofort geantwortet, du hast etwas auf dich Warten lassen.
Doch dann eines Tages, ich dachte ich trau meinen Augen nicht, dort Stand : "Eine ungelesene Nachricht" .
Sie war von dir!
Wir hielten tagelang ständig Kontakt, Unterrichteten uns was alles passiert sei, wie wir uns Entwickelt haben, was aus uns geworden sei.
Dieses hin und her Schreiben ging eine ganze Ewigkeit.
Immer wieder wurden Anspielungen gemacht, das man sich ja mal Treffen könnte.
Dennoch Liesen wir uns Zeit.
Irgendwann ergriffst du die Initiative und fragtest ob wie gemeinsam Essen wollen. Meine Antwort lautete auf der Stelle : "Ja" !
Ein paar Stunden später war es soweit. Heute war der langersehnte Tag X.
Nach all den Jahren wo du immer für mich der eine besondere warst, durfte ich dich Treffen.
Wir beide, vollkommen alleine.
Wir fanden gefallen daran unsere Zeit gemeinsam zu Verbringen und wiederholten unsere Treffen stättig.
Werden dieser Zeit hielten wir auch ständig Kommunikativ per Handy Kontakt.
Es fühlt sich an wie in einen lang ersehnten war gewordenen Traum.
War es endlich soweit? Sollte es erst jetzt passieren und nicht schön früher?
Unbeschreiblich war es, die Stunden und Tage mit dir zu verbringen.
Du bist nicht der Typ Mann der Frauen kennenlernt und sie für einen besonderen Zweck braucht. Nein, der bist du absolut nicht.
Es war der Augenblick gekommen an dem zu meine Nähe zu liest und mich so nah an die ran liest wie sonst nur wenige zuvor es konnten.
Wir waren im absoluten Einklang und waren auf einer Wellenlänge.
Viele schöne Worte schenktest du mir, keines von denen möchte ich Missen.
Es verging wieder einige Zeit in der wir alles so liefen Liesen, wie wir es für richtig empfunden haben.
Doch ich wollte Klarheit. Für mich sah das alles so aus als liefe es auf etwas fest und langwieriges hinaus.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und Sprach dich darauf an.
Deine antworten Liesen mir den Atem still stehen.
Es war alles andere als ich mir Erhofft habe. Viel zu sehr benahmst du dich völlig anders.
Wir zogen einen Strich unter die ganze Sache.
Dieser Strich sollte aber nicht von langer Dauer sein. Er hielt vorerst einen Tag.
Anschließend ein paar Wochen.
In diesen Wochen warst du fort und schautest dir die Welt an. Liest mich zurück mit einen Abschieds Spruch : "Pass auf unsere Stadt auf" .
Ich dachte du Meldest dich, um mir zu sagen wie gut es dir geht und wie Interessant andere Kulturen und Länder sind.
Doch mit diesem Gedanke stand ich alleine da.
Kurz vor deiner Abreise tanzten wir gemeinsam im warmen Sommerregen, Packten deine Sachen und amüsierten uns!
Es gab einen kurzen Augenblick in dem du das Zimmer verliest, diesen Augenblick nutzte ich um dir einen Zettel zwischen deine Sachen zu legen.
Dass du etwas aus der Heimat hast. Eine Erinnerung an mich !
Du kamst wieder.
Wir hielten die ganze Zeit keinen Kontakt.
Ich dachte du würdest dich Melden wenn du wieder in der Heimat bist.
Doch das hast du mit keiner Silbe in Erwägung gezogen.
Ich hielt es nicht aus, ich musste Kontakt aufnehmen. Wollte Wissen wie es war, wie es dir geht.
Tage lang liest du mich Warten, dass ich dich einmal zu Gesicht bekomme.
In diesen Tage mache ich mir Gedanken.
Gedanken über das Besprochene, über das Geschehne und über das was noch kommen mag.
Ich bin mir nicht im klaren worauf das hinaus laufen soll!
Du verhältst die ständig wie der Wiederspruch in Person.
Einen Abend hatten wir vor kurzen.
Ein Abend an dem mir alles schien wie damals, im Einklang voller Liebe und Leidenschaft.
Warum lässt du so was zu wenn du nicht weißt was du willst?
Wieso erkennst du nicht, was ich dir zu Bieten habe und wie schön es mit mir sein kann?
Es sind fragen die du mir nicht beantworten kannst und auch niemand anderes.
Ich hoffe für dich du entscheidest dich bald!
Denn ewig mache ich das nicht mehr mir.
Ich wünsch dir nur das Beste, aber eine andere Frau will ich nicht an deiner Seite sehen.
Ich glaube ich habe zum heutigen Zeitpunkt die Rosarote-Brille auf. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bin-ich-nur-luft-fuer-dich/892844 | https://web.archive.org/web/20120610034553/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bin-ich-nur-luft-fuer-dich/892844 | fuehlen | liebe | 892,844 |
null | norma | http://www.neon.de/user/norma | Bin ich schön? | „ich weiß nicht, ob du auf Dauer schön genug für mich bist...“ WUMS, das hat gesessen. | Ungläubig starre ich ihn an. Da sitzt er in meiner Wohnung, auf meinem Sofa, trinkt mein Bier. Der Mann, in den ich bis über beide Ohren verliebt bin. Der mich zum lachen bringt, mir den Schlaf rauben kann. Der Mann, der bei mir den Gedanken an Kinder groß werden lässt. An ein Leben in der Vorstadt mit Haus und Spießerrasen ...
Bisher fand ich mich selber gar nicht so übel. Gut, ich bin keine Heidi Klum, mein Po ist vielleicht etwas zu groß, mein Busen vielleicht etwas zu klein. Und mit fast 30 habe ich nicht mehr das Bindegewebe einer 17jährigen.Okay.Aber ich bin groß, blond, sportlich, passe in 36/38. Man sieht meine Bauchmuskeln. Ich hatte immer den Eindruck, dass Männer mich attraktiv finden. Das sagen sie zumindest. Sie finden meine Augen toll. Mögen meinen Bauch und meinen – wenn auch kleinen – Busen...und nun sagt mir der erste Mann, dem ich nach etlichen Monaten des Singledaseins mein Herz schenken will, dass er mich nicht schön findet. Was tut frau in so einer Situation? Schluss machen? Ihn anbrüllen? Ihn daran erinnern, dass er derjenige war, der unbedingt eine Beziehung mit mir wollte? Ihn fragen, was er denn bitte für ein arrogantes Arschgesicht sei und ob er in den letzten Jahren mal in den Spiegel gesehen habe? Am liebsten würde ich weinen. Rauslaufen. Weg von ihm. Aber ich weiß nicht wohin. Hab getrunken und sollte nicht mehr fahren. Also sage ich nichts. Würge an meinem letzten Schluck Bier. Starre ihn einfach nur an. Er sieht gut aus. Sehr groß, immer sehr gut gekleidet. Seine grauen Schläfen machen ihn nicht alt, sondern geben ihm diesen George-Clooney-Touch. Er riecht gut. Gut, ein bisschen Sport würde ihm nicht schaden, aber er weiß, dass er auch so auf Andere wirkt. Wenn er einen Raum betritt, halten Menschen unmerklich den Atem an. Frauen schauen ihm nach, wenn er mit Sonnenbrille und Designerhemd an ihnen vorbeiläuft. Männer bewundern ihn, weil er so erfolgreich ist. Seine letzte Freundin war so was wie ein Supermodel. Mindestens 1,78m, großer Busen, lange blonde Haare, Gazellenbeine, Zahnarztfraulächeln...Immer wie aus dem Ei gepellt. Die Frau sah wahrscheinlich morgens besser aus, als ich nach 2 Stunden Hardcorestyling. Zusammen waren sie das supererfolgreiche, supertolle Supermodelpärchen. Beide traumhaft. Er waaahnsinnig erfolgreich und waaaaaaahnsinnig cool, sie waaaaaaaaahnsinnig schön. So weit so gut. Und jetzt komme ich. Durchschnittsfrau (nicht übel, aber eben Durchschnitt: durchschnittlich schön, durchschnittlich erfolgreich, durchschnittlich intelligent) trifft Supermann. Na tolle Wurst...
Eigentlich passen wir toll zusammen. Wir lachen, haben irre Spaß. Uns ist nie langweilig zusammen. Wir überlegen gemeinsam, wie unsere Kinder wohl aussehen werden, wo wir mal wohnen wollen. Wir diskutieren und reden stundenlang, fahren im Auto spazieren und singen alte Hits im Radio mit...Ich bin glücklich mit ihm...Und bis eben habe ich tatsächlich gedacht, dass es ihm genauso geht. Törichte Nadine !!!
„Versteh´ das jetzt bitte nicht falsch...“
Bitte? Nein, natürlich nicht. Wie könnte ich denn...Geht´s noch?
„ Es ist nur...“
Ich will das nicht hören glaube ich. Oder?
Ich stehe auf. Gehe ins Bad und setzte mich auf den Badewannenrand. Sehe an mir herunter. Betrachte meine Füße. Die fand ich immer gut eigentlich. Am rechten Fuß ist der zweite Zeh etwas länger als der Große. „Das sind doch gar keine richtigen Füße“ hat er immer gesagt. Weil sie so klein sind. Wir haben dann immer gelacht. Ob er meine Füße eigentlich auch nicht schön findet?
Ich drücke die Spülung (zur Tarnung) und lass das Wasser einen Moment laufen. Ich sehe in den Spiegel, betrachte mein Gesicht. Meine Augen, meine Wangenknochen... Bin ich schön?
Dann gehe ich zurück ins Wohnzimmer. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bin-ich-schoen/650334 | https://web.archive.org/web/20160416155457/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bin-ich-schoen/650334 | fuehlen | liebe | 650,334 |
1,462,210,560 | themagnoliablossom | http://www.neon.de/user/themagnoliablossom | Quarantäne. | Ich halte mir meine Kaffeetasse ans Ohr, damit ich das Meer rauschen höre doch alles was ich bekomme ist Salzwasser. | Du platzt einfach so in meine Träume. Herein. Manchmal auch mitten am Tag. Mir nichts dir nichts.
Schleichst du dich in meinen Körper und trampelst die zarten
Pflänzchen, die auf den ausgetretenen Pfaden wachsen, nieder. Manchmal
ist es bloß ein Duftmolekül, das durch meine Nase seinen Weg in mein
Herz findet, weil die Filterfunktion im Gehirn nicht richtig
funktioniert. Ein, zwei Takte dieses Songs – klammheimlich in den
Ohrhärchen verfangen. Manchmal ist auch einfach nur ein irrwitziger
Gedankenfetzen, der sich aus der Quarantäne heraus in aktive
Gehirnareale verirrt.
Und manchmal ist es einfach ein bisschen zu viel von all dem. Auf
einmal. Denn die Sache ist ja die, dass von außen betrachtet, die Hülle
makellos scheint. Und der Lidstrich perfekt ist. So perfekt er mit
zittriger Hand eben gezogen werden kann. Aber innen, meine Lieber, so
ganz tief innendrin – da sieht es aus wie ein zerfetztes Kissen. Bloß,
dass es mein Herz war, das in tausend und abertausend Splitter
zerbrochen ist. Der reißende Fluss aus meinen Augen hat die spitzen
Kanten mit der Zeit abgemildert. Und tatsächlich tut es auch gar nicht
mehr weh. Vielleicht, weil alle Tränen aufgebraucht sind, oder ich
abgestumpft. Wie die Messer in der Küchenschublade, die du immer mal
schleifen wolltest. Ich schaue aus dem Fenster und sehe die Menschen
draußen in der Sonne. Lachend. Mit ihren runden Sonnenbrillen auf der
Nase. Ich friere ein bisschen und halte mir meine Kaffeetasse ans Ohr,
damit ich das Meer rauschen höre doch alles was ich bekomme ist
Salzwasser.
Vielleicht bräuchte es einen Ozean Süßwasser, um die scharfkantigen Splitter in Kieselsteine und dann, irgendwann in
weichen Sand zu verwandeln. Sand, der mir dann einfach so durch die
Hände gleitet und vom Winde verweht wird. Vielleicht ist das auch so.
©
themagnoliablossom
Tags: das liebe Leben, Du & ich, Erinnerung, Filterfunktion, Gedanken, Gehirn, Herz, Innenleben, Kopfkino, Leben, Lidstrich, makellos, manchmal, Messer, Musik, Nähe, Ozean, perfekt, Quaratnäne, Romantik, Salz, scharfkantig, Sehnsucht, Splitter, stumpf, Tränen, Träume, vielleicht, Wärme, Wind, Zeit | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/quarantaene/1583199 | https://web.archive.org/web/20160704072741/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/quarantaene/1583199 | fuehlen | liebe | 1,583,199 |
1,220,262,540 | Hedone | http://www.neon.de/user/Hedone | Jonibär ist der Beste! | Zuerst: Wer ist überhaupt Jonibär? Jonibär ist mein Freund, ist 27 Jahre, studiert Informatik und ist einfach der Beste! | Und er würde mich wahrscheinlich umbringen, wenn er wüsste, dass ich gerade seinen Kosenamen im Netz veröffentliche…
Aber gut- er erfährt es ja nicht.
Aber warum ist er so toll? Es soll jetzt gar nicht um diesen üblichen Gefühls- Tralala gehen. Und ich will jetzt auch nicht alle seine positiven Charaktereigenschaften detailliert beschreiben. Nur vor kurzem gab es so einen Vorfall, wo er mich einfach mal wieder vom Hocker gerissen hat.
Ich fahre einen alten Golf 2- ein solides und treues Auto meiner Meinung nach. Leider auch mit einigen Tücken, die einer etwas schusseligen Person wie mir zum Verhängnis werden können. Und dass man das Licht ständig anlässt und alle Nase lang von einer anderen Autobatterie überbrücken muss, ist hier wirklich das kleinere Übel.
Richtig blöd ist es nämlich, wenn man die komplette Grillverpflegung für 6 Personen von der Beifahrerseite einlädt, den Schlüssel schon mal auf den Fahrersitz schmeißt und dann die Tür zuknallt. Dann ist das treue Gefährt nämlich zu- und zwar richtig. Das ist mir letzte Woche passiert. Was macht man also, wenn kein Ersatzschlüssel existiert, der Schlüsseldienst schlappe 100€ für das Aufbrechen nimmt, Mitbewohner nicht weiterhelfen können und leider kein Zweitwagen mit Zweit-Grill-komplett-Verpflegung in der Garage steht? Erstmal kurzzeitig vor einem Schreikrampf und der Selbstlynchung stehen. Dann den Freund anrufen- wenigstens zum ausheulen und Trost suchen.
Aber Jonibär hatte nicht nur eine starke Schulter, sondern auch noch einen ziemlich praktischen Rat und diktierte mir sofort das Werkzeug, welches er brauchen würde.
Jetzt ist es nicht so, dass er eine besonders dunkle Vergangenheit vorzuweisen hat oder jahrelang freizeitmäßig in der Autoknackerbranche unterwegs gewesen ist. Er wusste einfach wie man ein Auto aufbricht und hatte meins tatsächlich in drei Minuten wieder auf. Das find ich unglaublich faszinierend. Ich wusste ja, dass er recht „vielseitig“ ist und nicht zu diesen typischen Schreibtischhockern oder Computerjunkies zählt, dass er einen Nagel gerade in die Wand bekommt und auch bei Möbelstücken über den Schwierigkeitsgrad eines Billys hinaus nicht versagt- aber dass er auch Autos knacken kann, das finde ich echt toll! Und hat mich nur mal wieder in dem bestätigt, was ich schon wusste: Jonibär ist der Beste!
Und hier noch das, was die meisten von euch wahrscheinlich am meisten interessieren wird. Was man überhaupt so braucht, um ein Auto zu knacken: Zwei stabile Schlitzschraubenschlüssel, einen Keil, ein Tuch und einen dicken Draht. (Für den eignet sich übrigens am besten, ganz „klassisch“, ein zurechtgebogener Kleiderbügel)
Ob ich jetzt allerdings noch detaillierte Anleitung zu der Anwendung geben darf, weiß ich nicht so genau und lass sie deshalb besser erstmal weg… | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/jonibaer-ist-der-beste/660973 | https://web.archive.org/web/20160508065627/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/jonibaer-ist-der-beste/660973 | fuehlen | liebe | 660,973 |
1,365,537,420 | MsFelilly | http://www.neon.de/user/MsFelilly | Du bist die Kirsche auf dem Eisbecher, der mein Leben ist. | Nur weiß ich leider gar nicht, ob ich Kirschen sonderlich mag. | Dein
pochendes Herz an meinem Rücke, dein Atem, der sanft über meinen Hals gleitet.
Hand in Hand, Arm in Arm liegen wir nun da.
Es ist Nacht. Du schläfst. Und alles was ich nie wollte, wurde zu dem, was es
nun ist. Und ich spüre wie ich von Tag zu Tag abhängiger werde. Von Tag zu Tag
süchtiger nach Dir. Und ich wünsche mir Vernunft. Vernunft, damit aufzuhören, aufzuhören
mit Dir.
Ich wusste wer ich war, wo
ich hingehörte, was ich wollte. Und dabei standest Du auf meinem
Wunschzettel nicht besonders weit oben. Doch plötzlich bist du das einzige was
noch darauf steht. Nur bin nicht einmal ich selbst überzeugt davon, dass du
überhaupt und in irgendeiner Weise dort hingehörst.
Ich möchte dich
durchstreichen, dich übermalen, die Löschen-Taste drücken. Zurück in die Zeit, in
der es Dich noch nicht gab und dein Verschwinden kein Loch in mein Herz, keine
Lücke in mein Leben reißen würde.
Vom Reden wird mir
schlecht. Ich verbrenne mir die Zunge an Wörtern, die sich in meinem Kopf viel
besser anhörten, in deinen Ohren vielleicht etwas Irre klängen. Und deshalb
rede ich nicht. Nicht über uns, nicht mit dir. Schließlich würde ich mir dann
die Tatsache eingestehen, dass du ein Teil meines Lebens bist. Und das wollte
ich nie.
Du ziehst mich an dich
ran, ich wehre mich. Mache Dir klar, dass ich unabhängig bin. Sage Dir, Du
solltest die Dinge nicht so ernst nehmen, das Leben sei doch viel zu schön für
so etwas. Und das war es. Mein Leben war so wie es sein sollte. Ein riesiger
Eisbecher, mit ganz viel Sahne. Ich habe nie nach der Kirsche gefragt, und trotzdem
kamst du, platziertest die bittersüße Frucht auf dem Sahneberg meines Lebens
und brachtest ihn damit zum Einstürzen. Ich habe sie nie verlangt. Doch als du
näher kamst, konnte ich mir ausmalen, wie schön das dunkle Rot mit der schneeweißen
Masse harmonieren würde, und musste mir eingestehen, dass Weiß alleine keine Farbe ist
und mein Leben nicht bunt.
Ich ahnte, dass es so
kommen würde. Deshalb habe ich mit aller Kraft versucht Dich aus meinem Leben
zu halten. Denn eigentlich weiß ich gar nicht, ob ich Kirschen sonderlich mag.
Trotz Allem: Spielen können Sie gut
Monsieur. Chapeau. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/du-bist-die-kirsche-auf-dem-eisbecher-der-mein-leben-ist/1009051 | https://web.archive.org/web/20130411174111/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/du-bist-die-kirsche-auf-dem-eisbecher-der-mein-leben-ist/1009051 | fuehlen | liebe | 1,009,051 |
null | hopeforheaven | http://www.neon.de/user/hopeforheaven | hoch geflogen - tief gefallen | Wenige Tage später bin ich bei dir, lächele, als wäre nie etwas gewesen. Keiner merkt etwas, außer dir. Du siehst die Lüge in meinem Lächeln. | Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Abend. Tage zuvor habe ich mich wieder einmal verflucht, weil ich mich nicht überwinden konnte, dich zu küssen.
Ich weiß noch genau, wie betrunken ich war, von all dem Grappa und all deinen Berührungen, wie hoch ich geflogen bin. Du legst deine Hand an meine Taille, ich nehme sie. Du schaust mich an, mit diesem tiefen, angsterfüllten Blick und plötzlich zweifele ich an meinem Höhenflug. Die Worte aus deinem Mund erreichen mich gar nicht richtig, zu perplex bin ich, als ich von meiner Wolke falle.
"Ich glaube, du fühlst da mehr als ich. Eine Beziehung zwischen uns würde nicht funktionieren.''
Der Sturz dauert so lang, dass ich die ganze Nacht nicht schlafe, wütend auf dich und deine Worte in meinem Bett liege und Angst habe, ohne dich zu sein.
Am nächsten Morgen ist der Aufprall dann umso härter. Der Rausch ist verflogen und ich bin mit voller Wucht auf den Boden der Tatsachen geknallt.
Ich verstehe die Welt nicht mehr und ziehe mich zurück, raffe mich aber auf an deinem Geburtstag bei dir zu sein. Wenige Tage später bin ich bei dir, lächele, als wäre nie etwas gewesen. Keiner merkt etwas, außer dir. Du siehst die Lüge in meinem Lächeln. Du weißt wie verletzt ich bin, schließlich habe ich dir nicht mehr geantwortet, dich spüren lassen, dass ich nicht mit dir reden will.
Ich sehe in deinem Blick die Reue, das Mitleid, die Schuld, die du mit dir rumträgst. Für einen Moment glaube ich, es geht dir schlechter als mir.
Als ich dir dein Geschenk überreiche, bricht deine Fassade erneut. Du nimmst mich in den Arm, bedankst dich und sagst mir, wie sehr dir das alles leid tut und dass ich mir jemanden suchen soll, der mich verdient.
Ich weise dich zurück und bitte dich, das Thema unter den Tisch fallen zu lassen. Es sei schon okay so. Du nickst, schaust deprimiert zu Boden.
Es ist schon spät, also verabschieden wir uns voneinander und verstreuen uns in alle Richtungen. Ich höre plötzlich Schritte hinter mir, drehe mich aber nicht um, aus Angst, du könntest es sein. Als ich meinen Namen höre ist klar, dass du mir gefolgt sein musst. Du packst mich an der Schulter und willst mit mir sprechen. Alle Tränen, die ich zuvor in deiner Gegenwart unterdrückt habe, kullern in Wasserfällen aus meinen Augen. Du hälst mich fest und ich wehre mich gegen deine Berührung, zu schmerzlich ist sie in diesem Moment.
Deine Worte sind schwammig, du nimmst die unserer letzten Begegnung zurück. Alle Worte seien zuviel gewesen, ich könne nicht verstehen, wieso du dich nicht mehr auf andere Menschen einlassen könntest.
Und so lässt du mich zurück, irgendwo in den Wolken, gefangen zwischen Höhenflug und tiefem Fall.
Tags: liebe, Freundschaft, einseitig | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/hoch-geflogen-tief-gefallen/1013553 | https://web.archive.org/web/20160813092740/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/hoch-geflogen-tief-gefallen/1013553 | fuehlen | liebe | 1,013,553 |
1,362,355,200 | AlineIna | http://www.neon.de/user/AlineIna | Raindrops are falling on my head | Zum Wochenstart | Es gibt sie immer. Diese eine Person. Diese eine Person im Hostel. Diese eine Person im Hostel, die die Säge in der Hand hält - und dabei kontinuierlich an deinen Nerven sägt!
In unserem Fall heißt sie Christine. Naja, eigentlich Christina, aber ihr Vater war während der Namensgebung so betrunken, dass er anstatt eines "a"s ein "e" ins Formular kritzelte. True Story! Denn Christina mit e erzählt diese Geschichte gleich am ersten Abend jedem. Naja, eigentlich nur ihren Tischgenossen, bei denen ebenfalls zu vermuten war, dass da in der in Kindheit auch mehr als nur die Namensgebung falsch gelaufen ist (wir tippen ja auf ein Feststecken in der analen Phase... Freud würde leuchtende Augen bekommen bei solchen Musterbeispielen...). Jedenfalls sprach unsere Nervensäge vom Nachbartisch mit einer drei Oktaven zu hohen und 50 Dezibel zu lauten Stimme, sodass ein weghören schier unmöglich war.
Christine gehört zu der Sorte Mädchen/Frauen "blond, klein, braun gebrannt (da war sicher auch schon das Solarium vorher im Spiel...) und dem IQ des Käse-Tomaten-Sandwiches, welches wir zu Abend hatten".
Natürlich war das auch den jungen männlichen fijianischen "Animateuren" des Hostels aufgefallen. Wir würden auf drei bis fünf Affäre in der letzten Woche tippen. Aline kam auf drei, angesichts der drei Jungs, die ständig unverhohlen ihre Hände an ihrem Körper hatten. Ich tippte auf fünf, da zwei weitere Herren der Schöpfung die ganze Zeit beleidigt in der Ecke standen, während die anderen drei ihre amourösen Gefühle durch ihre Hände abzulenken versuchen. So oder so, ein herrliches Schauspiel.
Schön auch die Art, mit der sie, stets mit einer Zigarette bewaffnet und Pünktchen-Spitzen-ohne-Träger-BH bekleidet, durch den Barbereich hüpfte. Naja, es war schließlich heiß und die Strecke zwischen Cokelight-Automat und ihrem iPhone auf dem Tisch hätte durchaus schnell zu einem adhoc-Nikotinentzug führen können.
Und sollte es dann doch mal passieren, dass einer der Jungs ihr nicht seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte, legte sie sich eben kurzerhand auf den Holztisch in der Sonne und räkelte sich ein wenig. Wie gesagt, es war auch schließlich heiß.
Nach der Bewunderung dieses Schauspiels ging es ein paar Tage später von Nadi nach Suva. Eigentlich war noch ein Abstecher auf eine Nachbarinsel geplant, damit uns bei weiteren Kitestunden das fiese Sportgerät wieder nach Herzenslust durchs Wasser schleifen konnte... Aber nun ja, es kommt, wie es kommt... Und hier kam die Regensaison. Was bedeutet, nicht ein paar Schauer am Tag, sondern 24/7 Tropenregen, unterbrochen durch ein paar Minuten durchatmen. Jedenfalls könnte man durchatmen, wenn nicht gefühlte 500% Luftfeuchtigkeit wären. Wir haben schon überlegt, für unsere nächste Wäsche einfach die Sachen einzushampoonieren und rauszustellen. Das Blöde nur: wir kriegen das Zeug hier nicht wieder trocken. Jedenfalls schlafen wir seit Ankunft stets in kuschelig feuchten Laken. Achja, und ich sehe auf dem Kopf aus, als wäre ich einer misslungenen Königspudel-Zucht entsprungen. Fönen habe ich lange aufgegeben und auch Aline findet sich so langsam mit ihrer Klebefrisur ab (für diesen Satz wird sie mich hassen ;) ).
Aber Fijianer sind toll! Nur nicht die aller schnellsten. Auf Madagaskar gab's schon "Mura Mura", aber hier gehen die Uhren eher rückwärts als langsam..."Fijitime" nennen die Einwohner das hier. Seit Tagen versuchen wir herauszufinden, wann genau die Fähre nach Kadavu geht (wo es uns ab Mittwoch hinverschlagen wird). Leider hat die Reederei nicht mal eine Internetseite, geschweige denn irgendwelche Kontaktdaten. Das einzige, was man als Info bekommt ist "Mittwoch Abend". Ahhhhja... Wir gehen laut unseren letzten Informationen von 23:00 Uhr aus. Aber nach deutscher Manier werden wir wahrscheinlich spätestens um sechs Uhr am Hafen sein...
Jedenfalls sehen fijianische Männer nicht schlecht aus. Im Gegensatz zu den Frauen. Da sehen, ehrlich gesagt, die transsexuellen Männer besser aus. Die Grenzen sind hier teilweise auch fließend, da ein mindestens knielanger Rock hier ein vollkommen normales Kleidungsstück für den urbanen Mann ist. Selbst Polizisten am Flughafen trugen weiße Röcke und schwere schwarze Militärstiefel... Naja, rote Pumps hätten wahrscheinlich noch seltsamer ausgesehen...
Erkenntnis des Tages: hier ist es nass. Sehr nass. Das nächste Mal ignorieren wir vielleicht nicht die dezenteren Hinweise des Reiseführers... Nichtsdestotrotz, die Insel ist schön. Jetzt suchen wir nur noch den weißen Sandstrand!
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Zweitreise | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/raindrops-are-falling-on-my-head/995792 | https://web.archive.org/web/20130309035521/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/raindrops-are-falling-on-my-head/995792 | fuehlen | liebe | 995,792 |
1,395,848,700 | badezimmerteppich | http://www.neon.de/user/badezimmerteppich | Nach so langer Zeit | Sparsamer Gesichtsausdruck beim Rückblick auf elf Monate. | Nach so langer Zeit
wieder ein paar Probleme.
Kleine nur, aber vorhanden.
Kleine nur, und deshalb wenig beachtet.
Nach so langer Zeit
das erste ungute Gefühl im Bauch.
Das geht wieder weg; wer glücklich
sein will, muss manchmal auch wissen,
wie sich das Gegenteil anfühlt.
Nach so langer Zeit
das ungute Gefühl hat ein festes Zimmer bezogen.
Zerrt an den Nerven, zerrt meinen Blick
zu Boden.
Zerrt an uns.
Nach so langer Zeit
will der Winter immer noch nicht gehen.
Kleine Probleme wurden erwachsen.
Schon schlimm, wenn draußen und
drinnen, innen und außen,
einfach alles sich wie Permafrost
anfühlt.
Nach so langer Zeit
fühlt sich das Abwägen von Optionen
falsch an.
Aufschieben. Nur nicht daran denken.
Und gerade deshalb ständig daran
denken.
Nach so langer Zeit
die Möglichkeiten ausjongliert.
Das muss doch Leidensdruck sein, oder?
Oder nicht?
Nach so langer Zeit
tatsächlich gewusst, was für uns gut
ist.
Falscher Tag, falsche Zeit.
Aber auch was auf Eis liegt wird
irgendwann faul.
Nach so langer Zeit
Pubertät, das Sequel.
Feiern, heulen, vergessen wollen.
Wissen vergessen zu können.
Irgendwann.
Nach so langer Zeit
das Gefühl von Selbstmedikation.
Ich habe uns einfach mal amputiert.
Könnte ja krank gewesen sein. Könnte.
Nach so langer Zeit
irgendwie angekommen. Nur wo?
Es ist nicht der Fall, der schmerzt.
Es ist der Zeitpunkt des Aufschlags.
Nach so langer Zeit
gelernt wie Ablenkung funktioniert.
Auf Selbstmedikation folgen
Eigenexperimente.
Wille und Können sind noch da! Seht
ihr, seht ihr?
Nach so langer Zeit
Kaffeeklatsch mit mir selbst.
Letztendlich wissen, wie es ist.
Wenn man das eigene Ich von vor einem
Jahr
nur noch sehr eingeschränkt leiden
kann.
Nach so langer Zeit
bist du nicht aus jeder meiner
Dimensionen verschwunden.
Und das hilft mir. Irgendwie.
Aber gerade dort, wo du nicht mehr
bist, da fehlst du.
Und das schmerzt. Nicht irgendwie.
Unbeschreiblich. Auch noch lange Zeit.
Tags: Trennung, Kummer, Gefühlschaos, Ablenkung, Versuch, Reflexion | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/nach-so-langer-zeit/1130374 | https://web.archive.org/web/20150611225629/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/nach-so-langer-zeit/1130374 | fuehlen | liebe | 1,130,374 |
1,381,439,880 | annajulia | http://www.neon.de/user/annajulia | Für sensible Ärsche | Das Klopapier ist für empfindliche Haut, für sensible Ärsche, sagst du. Und fragst: Dann ist das doch irgendwie genau das Richtige für mich, oder? | Die
Situation könnte absurder nicht sein. Vor einer Woche haben wir uns getrennt,
jetzt stehen wir zusammen im Drogeriemarkt und kaufen Toilettenpapier. Genauer:
Du kaufst Toilettenpapier. Ich schaue dir dabei zu. Weil ich für die Drogeriemarkt-Kette
arbeite und unter anderem Texte über Klopapier verfasse, habe ich eine
Rabattkarte, von der du gerne profitieren möchtest. Zehn Prozent lohnen sich
durchaus, wenn ein Großeinkauf ansteht. Eigentlich hätte ich dich fragen
sollen, ob du noch ganz klar im Kopf bist, als du mich vier Tage nach unserer
Trennung gefragt hast, ob denn die Option eines gemeinsamen
Drogeriemarkt-Besuchs bestünde. Habe ich aber nicht. Stattdessen habe ich mich
gefreut. Immerhin sehen wir uns dann, habe ich mir gedacht. Erbärmlich.
Wir
werden von einer alten Dame beobachtet. Bestimmt hält sie uns für ein
Liebespaar. Verwunderlich wäre es nicht: Ich himmle dich an, du musst lachen,
als ich mir mit der Zunge über die Lippen fahre, wie ich es so oft tue. Das ist
dir damals sofort aufgefallen. Du hast mich von Anfang an damit aufgezogen. Und
tust es immer noch. Und wenn du mich fragst, schaust du mich sogar verliebt an,
während du mich darauf aufmerksam machst. Obwohl du sagst, dass du mich nicht
genug liebst. Oder vielleicht gar nicht. Du weißt es nicht. Wie du so vieles
nicht weißt momentan. Ich weiß, dass ich dir nicht glaube, dass da zu wenige
Gefühle sind. Und noch mehr weiß ich, wie ich diese ganze Klopapier-Geschichte
und unsere Situation finde: scheiße.
Das
Klopapier hier ist für empfindliche Haut, für sensible Ärsche, sagst du. Und
fragst: Dann ist das doch irgendwie genau das Richtige für mich, oder? Ich
antworte nicht. Ich starre dich nur an. Du fragst mich, ob ich okay bin. Eine
rhetorische Frage, nehme ich an. Ich verneine und bekomme feuchte Augen. Nicht
hier, sagst du.
Wir
gehen zur Kasse. Du hast Zahnseide vergessen. Ich hole sie dir. Ich räume deine
Einkäufe ein. Und frage mich währenddessen, wo eigentlich das Problem ist und
wieso du nicht kapieren willst, dass es keinen Grund dafür gibt, dass es uns
jetzt nicht mehr gibt. Vor zwei Wochen waren wir noch zusammen am anderen Ende
der Welt. Einen Monat lang. Es war schön. Jetzt stehen wir hier und kaufen
Klopapier, das wir nicht gemeinsam benutzen werden.
Dann
gehen wir essen. Und danach zu mir. Du hast noch ein paar Sachen da, die es
mitzunehmen gilt. Dein Parfüm, deine Schlafsachen, den Wein. Letzteren lässt du
mir da, obwohl ich eigentlich lieber das Parfüm behalten hätte. Das sage ich
dir, dann fange ich zu weinen an. Einen halbstündigen Monolog später weißt du,
warum ich dich zurückhaben möchte. Du hörst mir aufmerksam zu, sagst nichts,
weil ich keine Fragen stelle. Du nimmst mich in den Arm. Du weinst. Es tut dir
leid. Alles tut dir leid. Ich tue dir leid. Du hast Mitleid. Und Schuldgefühle,
die hast du auch. Hättest mir schließlich auch früher sagen können, dass ich
nicht die bin, die ich so unbedingt für dich sein wollte und immer noch sein
möchte.
Du
sagst, du gehst jetzt besser. Dann stehst du auf. Wir stehen vor meiner Tür. Du
lässt mich eine ganze Weile nicht los, gehst irgendwann aber doch. Natürlich.
War doch jedem klar. Außer mir. Genauso, wie es jedem klar ist, dass du genau
das richtige Toilettenpapier gekauft hast. Nur mir nicht, denn ich stimme nur
bei sensibel zu. Vielleicht kapiere ich irgendwann, dass du auch ein Arsch
bist. Bis dahin denke ich mir: Immerhin hast du keine Kondome gekauft. Erbärmlich. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/fuer-sensible-aersche/1074051 | https://web.archive.org/web/20131016220038/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/fuer-sensible-aersche/1074051 | fuehlen | liebe | 1,074,051 |
1,228,257,960 | scrambled.egg | http://www.neon.de/user/scrambled.egg | Nachdenken über ein totes Pferd | Hier sitze ich nun. | Hier sitze ich nun und bin unglücklich. Emo sozusagen. Hier sitze ich nun und schreibe seit langem wieder einen Text. Es geht nicht anders. Hier sitze ich.
Ich habe seit einiger Zeit das, wovon ich immer geträumt habe und bin trotzdem unglücklich. Ich fühle mich gefangen, gefangen in meinem eigenen Kopf. In meinen Gedanken, den Worten anderer, der Stille. Suche Antwort. Finde keine da ich die Frage nicht kenne. Ich bin verwirrt, mein Kopf platzt gleich. Es ist 0:23. Oder kenne ich die Antwort?
Eigentlich ist alles doch so schön. Ihr seht euch doch alle zwei Wochen, das ist echter Luxus.
Nein.
Das hätte ich vielleicht sagen sollen, nicht immer nachgeben, mitmachen, aushalten. Er ist so zärtlich, so lieb, so verliebt. Mein Herz pocht auch, manchmal.
Wieso hat er heute erst um 16 Uhr geschrieben? Wieso will er nicht telefonieren? Er ist ein Mann sagen sie. Wieso bin ich manchmal so sarkastisch und gemein?
Wieso schreibt er auf einmal so viel, so euphorisch? Wieso ist er so kurz angebunden?
Ich sitze hier in meinem eigenen Kopf und komme nicht raus.
In 10 Tagen sehen wir uns wieder. Ich zähle jeden Tag. Ich könnte Nudeln kochen. Er mag Nudeln. Und Kuchen, ja Kuchen ist gut.
Wieso ist es nicht schneller gewesen? Als unsere Lippen sich das erste Mal streiften. Mein Herz.
Du findest hier in dieser Stadt bestimmt bald nen Neuen. Sehr nett, danke.
Am Liebsten liege ich eng umschlungen mit ihm auf dem Bett und schaue ihm einfach nur in die Augen. Sonst nichts. Für den Rest bin ich wahrscheinlich zu doof.
Mein Herz sagt er, ich liebe dich.
Zu fixiert. Muss mich ablenken. Noch 10 Tage. Es tut weh, ja, es macht keinen Spaß obwohl das alle behaupten und man es überall lesen und sehen kann. Ich sitze in der Arztpraxis und frage mich was los ist. Mit mir.
Ich mag ihn. Sehr sogar. Vermisse ihn. Und er?
Seit einiger Zeit streiten wir uns ständig. Über Lappalien natürlich. Ihr seid wie ein kleines Ehepaar.
Wenn du etwas nicht bekommst, wirst du rotzig, du kleine verwöhnte Prinzessin. Wenn ich dir nicht gleich Romane schreibe oder mich brennend für alles was du machst interessiere bist du immer gleich beleidigt. Das tut weh. Sagt er.
Und du wirst gemein und sarkastisch wenn du schlecht drauf bist, der Fehler liegt bei allen anderen nur nicht bei dir. Wir beide sind uns zu ähnlich.
Angst, verletzt zu werden, Angst alleingelassen zu werden, ihn zu verlieren, Angst, das Stille Wissen nicht klar zu kommen mit der Situation. Ich spüre es.
Beide versuchen wir die Verantwortung wegzuschieben. Ich bin gefangen. Schaue mir, meinem Film zu wie er an mir vorbeiläuft und verstehe nicht.
Vermissen und genervt sein, kann man das gleichzeitig?
Es regnet nicht immer, aber manchmal muss es das einfach. Es gibt Regenschirme. Ist es so einfach? | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/nachdenken-ueber-ein-totes-pferd/663260 | https://web.archive.org/web/20130318053223/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/nachdenken-ueber-ein-totes-pferd/663260 | fuehlen | liebe | 663,260 |
1,366,408,740 | smn_ | http://www.neon.de/user/smn_ | Nachtflut | Gedanken | Gen Nacht,
in mir,
diese Schwere.
Ein jeder sieht gleich,
du bist abermals da,
mit uneinsehbarer
Fracht.
Gen Nacht,
die alte Leier,
ein Schwanken,
ein Flimmern,
sie werfen Ranken,
in
unerschöpflicher
Pracht.
Gen Nacht,
ein gieriges Elend,
füllt mein Geist,
zu strafen,
für das was war.
Verdrängt in mir,
die edle Leere,
mit unfaßbarer
Macht. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/nachtflut/1012720 | https://web.archive.org/web/20130505130329/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/nachtflut/1012720 | fuehlen | liebe | 1,012,720 |
1,312,415,580 | blackAlice | http://www.neon.de/user/blackAlice | Kaffee, Zigaretten und ein neues Leben...bitte zum mitnehmen... | Und auf einmal halte ich meine Welt an, atme noch einmal tief durch und merke, dass ich zurückblicken kann... | Ich sitze auf einem leeren Bett, betrachte den Kratzer in der Decke und denke darüber nach, wie er dahin kam. Er ist nicht von mir.
Ich atme. Atme den leichten Staub in der Luft ein und meine Angst aus.
Packe ein Buch ein, meinen Mp3-Player, nehme mein Slalomboard in die eine, meine Tasche in die andere Hand. Ich stoße mich von der Bettkante ab, stoße das Zimmer ab, mein Leben.
An der Tür schnippe ich mir einen Fussel von der Schulter, überlege für einige Atemzüge, ob ich mich umdrehen soll, ob ich diese Tür zum letzten mal schließen soll... oder doch nicht? will ich hier weg?
Abschied nehmen. Neu anfangen. Jahrelang träumte ich davon, aus diesem Leben zu gehn, etwas Neues zu sehn und neu anzufangen. In einem besseren Leben. Unabhängig zu sein....
Zwei Wegstunden zu meinem Glück. An der Tür noch all diese Gedanken im Kopf. Ist es wirklich? Ist es das was ich wollte?
Fühle mich wie ein Vogel, der sein Nest verlässt um niemals wieder zurückzukehren. Einfach wegzubleiben. Zu fliegen.
Denke darüber nach, was zurück bleibt. Ein weiterer leerer Raum. Meine Familie, meine Freunde, mein alter Job.
All das lasse ich hinter mir.
Versprechen vorbei zu kommen, sooft ich Zeit habe, na klar.
Versprechen von Besuchen in meiner neuen Heimat. Bis heute war doch niemals jemand da. Niemand hat sich dafür interessiert, vielleicht hat auch niemand daran geglaubt.
Gestern waren wir alle zusammen. Haben miteinander getrunken, geredet. Zum ersten Mal habe ich auf mein Leben zurückgeschaut, habe viele Fehler entdeckt, viele Erinnerungen ausgegraben, geweint.
Erkenntnis über einen Abschnitt. Man sagte mir, dass in der Oberstufe alles anders werden würde. Dann sollte sich noch einmal alles in der Lehre ändern. Dann nach der Lehre... Doch es blieb alles gleich. Freunde, Familie... Zuhause... Männer kamen, gingen... Doch ich blieb und ich blieb gleich.
Dann kamst Du. Mein neues Zuhause. Und auf einmal war all mein Zögern, all jene Momente voller Trotz und Wehr vorbei. Von einem Tag auf den Andern wehrte ich mich nicht mehr gegen eine Veränderung in meinem Leben.
Und nun stehe ich in dieser Tür und schüttle all das Alte ab um ein neues Leben zu beginnen.
Ein Leben ohne euch, meine zerrüttete, ungeliebte Familie... das schwarze Schaf verlässt die Herde...
Ein neues Leben ohne euch, meine geliebten Freunde... ich hoffe, irgendwann versteht ihr meinen Schritt...
Und all das für Dich. Meine Liebe. Meine Heimat.
Mein Ein und Alles. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/kaffee-zigaretten-und-ein-neues-leben-bitte-zum-mitnehmen/682209 | https://web.archive.org/web/20130127013652/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/kaffee-zigaretten-und-ein-neues-leben-bitte-zum-mitnehmen/682209 | fuehlen | liebe | 682,209 |
1,364,243,280 | FineBE | http://www.neon.de/user/FineBE | Hoch klettern, tief fallen. | Doch vielleicht, und das ist am wahrscheinlichsten, ist niemand gegangen. Wir haben uns einfach nur verloren. | Ein einziges hin und her. Schon für eine so lange
Zeit. Wir finden und verlieren uns. Und ich frag mich wann es ein Ende hat.
Ich habe so lange gewartet. Gewartet und Gewartet. Über Monate. Und
er hat mir gefehlt, er hat mir so unfassbar gefehlt dass es nicht zu ertragen war.
Und dann war alles wieder gut. Er war zurück. Er war zurück
in meinem Leben. Und zum ersten Mal seit ich ihn kannte, hatte ich das Gefühl
es wird alles gut. Ich dachte er bleibt. Ich dachte er würde bei mir
bleiben. In jeder Sekunde die ich mit ihm verbrachte, merkte ich wie
es wuchs und wuchs. Die ganze Sache zwischen uns. Die Gefühle, auf beiden
Seiten. Es war wunderschön, es war perfekt. Nahezu perfekt.
Denn natürlich ging er, wenn man das so sagen kann.
Vielleicht ging ich, vielleicht gingen wir beide. Doch vielleicht, und das ist
am wahrscheinlichsten, ist niemand gegangen. Wir haben uns einfach nur
verloren. Wir hatten etwas Großes, etwas Mächtiges. Und dann ließ ich ihn gehen. Ja, ich hab ihn gehen lassen.
"Komm wir lassen das ganze lieber."
Als könnte man es lassen. Als
könnte man es beenden. Von einem Tag auf den andern. Als wäre das alles ganz
leicht. Er hat mir nicht zugestimmt. Er hat nichts gesagt. Er hat mich gehen
lassen. Und ich ihn. Mit der Zeit ist immer deutlicher geworden, dass wir nicht
nach dem gleichen suchten. Wir hatten das gleiche gefunden. Doch wir wollten es
nicht beide. Ich wollte Liebe, er nicht.
Und seitdem ist er weg. Endgültig.
Mal hier, mal da sehen
wir uns. Und dann kurz darauf, in Momenten wie diesen, fällt alles auf mich herab. Es
zerreißt mich, von innen drin. Und ich kann es nicht aufhalten. Ich will ihn
nicht mehr mit anderen Mädchen sehen, ich will nichts mehr von seinen Mädchen
hören, ich will nicht wissen dass er immer noch genauso verliebt in mich ist
wie ich in ihn. Ich will nicht sehen wie er mich anschaut mit diesen traurigen
Augen, weil ich weiß, dass ich ihm fehle, genauso wie er mir. Ich will nicht
sehen wie er guckt wenn mich ein anderer Junge anfässt.
Ich will nicht mehr vor ihm stehen und wissen dass ich ihn nicht küssen darf,
wie ich es früher dürfte. Ich will, dass alles so ist wie damals. Ich hätte
doch nie gedacht dass er mir so fehlen wird. Ich hab mein ganzes Herz unbewusst
in die Sache gesetzt. Und jetzt ist es weg. Er hat es einfach genommen.
Ich will doch keinen anderen. Ich will dass er wieder in
meinem kaputten Bett mit mir liegt, dass wir am Fenster sitzen und rauchen,
Stunden in meinem Auto verbringen, dass er mir Küsse auf die Stirn gibt, dass
er mich anguckt als wär ich sein Mädchen. All das was ich hatte und dann verlor. Ich hab das nicht
verdient. Ich will Liebe, ich will Leben. Alles was ich will, ist er. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/hoch-klettern-tief-fallen/1003601 | https://web.archive.org/web/20130403000827/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/hoch-klettern-tief-fallen/1003601 | fuehlen | liebe | 1,003,601 |
1,366,100,580 | Tanea | http://www.neon.de/user/Tanea | Hochzeits(alp)träume | Was bedeutet für euch heiraten? | Ein Thema, bei dem sich die Geister absolut scheiden ist für mich das Thema Hochzeit. Für manche Menschen ist es extrem wichtig, anderen ist es total egal und der dritten Fraktion kommt es überhaupt nicht in die Tüte.
In meinen Augen ist das Eheversprechen in erster Linie ein Verwaltungsakt und in zweiter ein Nach-Außen-darstellen der gefühlten Zusammengehörigkeit eines Paares.
Man kann das auch feiern und zelebrieren.
Ich bin also absolut kein Hochzeitsgegner. Was ich aber zum abgewöhnen finde sind Hochzeiten, bei denen es nur um die große Show geht und den Vergleich mit anderen Paaren. Wer hat das schönste Hochzeits-Auto, die tollste Location, das teuerste Blumenarragement, das ausgefallenste Kleid, die exclusivste Hochzeitsreise...
Wie steht ihr zum Thema heiraten allgemein und habt ihr auch das Gefühl, dass es dabei immer mehr darum geht, zu zeigen, was man sich leisten kann und immer weniger darum zu feiern, dass man sich als Paar ein öffentliches Treueversprechen gibt. Und findet ihr es okay kirchlich zu heiraten, wenn man ansonsten nie in die Kirche geht und auch sonst wenig mit dem kirchlichen Glauben und den dazugehörigen Bräuchen zu tun hat? Und gibt es zum Thema heiraten schönes oder schreckliches, was ihr selbst erlebt oder selbst gehört habt und was ihr uns mitteilen wollt?
Tags: Neon-User täglich | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/hochzeits-alp-traeume/1011344 | https://web.archive.org/web/20130420010245/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/hochzeits-alp-traeume/1011344 | fuehlen | liebe | 1,011,344 |
null | Orangenminze | http://www.neon.de/user/Orangenminze | Bist du spitz? | Ungewollt wird man gezwungen stupide Konversationen mitzuhören. Eine kleine Kostprobe. | Ich habe heute die wohl peinlichste Unterhaltung des Jahres mitgehört. Und ja, das Jahr ist noch jung aber ob dies wirklich so schnell zu topen ist? hmm. Gemütlich im Zug unterwegs (Pendlerstrecke Rappi-Glarus) höre ich zufällig (naja eher unüberhörbar) etwas piepsen. Eine schroffe Stimme meldet sich und begrüsst Sophie. Es stellte sich heraus, dass es Sophie ist. Wahrscheinlich auch seine geile, heisse Fick-Nummer für heute Abend, denn er fragte sie im Zug per Telefon, ob sie spitz sei. Doch die arme Sophie hat dies wohl nicht ganz verstanden, sodass unser Macho, wie ich ihn bezeichne, nochmals lautstark in sein Telefon schreit; *bisch spitz?*. Ich hoffe, dass die kleine Sophie aus Glarus, das weis ich, weil er sagte, er habe ein weisses Hemd an und sei schlussendlich nicht schwul gekleidet, ich in Glarus aussteigen sah, auch auf ihre Kosten kommt. Item der Italo-Matcho-Typ in seinem weissen Hemd stand ganz verloren dann am Glarner Bahnhof. Noch nicht mal richtig umsehend, hat er sie schon am Telefon gehabt, und zickt sie an, wo sie denn sei. Mit einem breiten Lächeln habe ich ihn ausgiebig angegafft und bin dann schadenfreudig nach Hause gelaufen. Ich hoffe nur, dass die gute Sophie es von ihm auch richtig besorgt bekommt. Schlussendlich muss sich ja nicht das Italo-Macho Klischee bestätigen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bist-du-spitz/664210 | https://web.archive.org/web/20160520165515/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bist-du-spitz/664210 | fuehlen | liebe | 664,210 |
1,447,094,280 | taetschbuesi | http://www.neon.de/user/taetschbuesi | Bitte aussteigen | Wir hätten es wahrscheinlich einfach lassen sollen.
Aber ich bin lieber Asche als Staub. | Ich weiß nicht, was grau ist. Wusste ich noch nie. Es ist ganz oder gar nicht, schwarz oder weiß, Vollgas oder Stehenbleiben. So war es auch mit dir.
Aber jetzt, jetzt fühlt es sich schon viel zu lange nach Ende an zwischen uns beiden. Als ob der Wagen unserer wilden Achterbahn schon auf der Auslaufstrecke ist und wir einfach keine Lust haben am Ausgang anzukommen. Wir wollen nicht gehen, wollen nicht loslassen. Wollen nicht verlieren, was wir uns in den letzten Monaten aufgebaut haben. Vermissen das Adrenalin, die unglaublichen Höhen und Tiefen, sich verlieren, hin und her gerissen sein.
Mit dir hab ich so viel gefühlt. So viel geträumt.
Von riesigen Kissenburgen und nie endenden Vorräten an Erdbeertörtchen.
Von noch mehr Sommernächten und Nachmittagen am Ufer. Unsere Flucht von der Welt.
Alles was ich davon noch weiß bist du. Habe ich jemals meinen Blick von dir genommen?
Ich dachte, ich hätte aufgehört mit dir zu hoffen und angefangen mit dir zu leben. Aber es hört nicht auf zu nagen, die Gedanken an das, was hätte sein können. Gedanken an deine Hände. An deine irrwitzigen Geschichten, fast schon Märchen, in denen du der weiße Ritter bist.
Und das warst du.
Da auf deinem Sofa, da warst du ein Held. Mein Held. Hast meine Dämonen besiegt und die Drachen gleich mit dazu. Hast sie verbannt, ich dachte für immer. Aber jetzt bist du weg. Und sie sind zurück.
Du und Ich, wir waren etwas, das wir nicht hätten sein dürfen.
Das es nicht hätte geben können.
Wahrscheinlich hätten wir es lassen sollen.
Aber ich bin lieber Asche als Staub.
Wenn wir uns irgendwann wiedersehen, in ein paar Jahren, vielleicht sind wir dann besser füreinander. Aber jetzt bin ich Chaos in deinen Gedanken und du bist Gift in meinem Herz.
Wir waren unsere Bühne und unser Publikum. Haben uns bejubelt und genossen, Zeit gefunden für unsere Vorstellungen.
Aber irgendwann muss man lernen, auch ohne Applaus wieder abzugehen. Wieso hast du mir das nie beigebracht? | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bitte-aussteigen/1525714 | https://web.archive.org/web/20151117222300/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bitte-aussteigen/1525714 | fuehlen | liebe | 1,525,714 |
1,269,205,140 | SieundIch | http://www.neon.de/user/SieundIch | Einseitiger Kinderwunsch, das Ende jeder Beziehung ? | Liebe übersteht die schwersten Hindernisse, Beziehungen werden über tausende Kilometer aufrechterhalten, aber was passiert,wenn... | nur einer der Partner Kinder möchte?
Wenn einem das Glück widerfährt, in der heutigen Singlegesellschaft einen Menschen zu finden, zu dem man sich hingezogen fühlt, man kann stundenlang reden, aber vorallem auch schweigen, man hat den gleichen Humor und findet sich auch noch attraktiv, dann könnte man meinen, einer glücklichen Zukunft zu zweit, was sich ja nun alle Menschen egal welcher Herkunft, welcher Religion und welcher Kultur,wünschen, stünde nichts entgegen. Jedoch gibt es natürlich immer wieder Probleme und Hindernisse zu überstehen, verschiedenster Art. Dies kann die Beziehung nur stärken und einander zusammen schweissen.
Um eine gefundene Liebe festzuhalten, nehmen z.B. viele Menschen es auf, monatelang einander nur per Mail oder Telefon kommunizieren zu können, da sie in verschiedenen Ländern, vielleicht auch auf verschiedenen Kontinenten leben.
Jedoch eins kann sogar die schönste und stärkste Liebe ins Schwanken oder auch zum Scheitern bringen :
Wenn nur einer in der Beziehung einen Kinderwunsch hat.
Dies ist eine Lebensvorstellung, die so wenig kompromisslos ist, wie kaum eine Andere !
Durch Erfahrung aus eigenen Beziehungen und Gesprächen mit Freunden kann ich sagen, dass dieses Thema dem Alter nach immer wichtiger wird, sich den richtigen Partner auszusuchen. Es gibt sogar Singles, die jemanden z.B. aus Internetsinglebörsen erst garnicht daten würden, falls sie im Profil darstellen, kein Familienmensch zu sein.
Oder die Frage wird häufig schon in den ersten Wochen des Kennenlernens gestellt und merkt man, dass man nicht einer Meinung ist, wird überlegt, ob diese Beziehung überhaupt Zukunft haben kann, dem oft nicht so ist.
Kürzlich wurde eine Beziehung nach zwei glücklichen Jahren von dem Partner beendet, der keine Kinder möchte, um seiner Freundin die Chance zu bieten, jetzt lieber den Partner zu finden, der ihre Lebenseinstellung teilt, als irgendwann unglücklich mit ihm über den unerfüllten Kinderwunsch zu sein.
Sie hatte die ganze Zeit über jedoch die Hoffnung, er würde ihr zuliebe seine Einstellung ändern. Aber würde dies möglich sein?
Kann man sich zu einem Kind "überreden" lassen oder kann man seiner grossen Liebe wegen auf Kinder verzichten, ohne dadurch sich selbst aufzugeben oder dem Partner irgendwann schwere Vorwürfe zu machen, wenn man sich in der Beziehung trotzdem einsam fühlt ?
(Dem Thema habe ich natürlich gesundheitliche Gründe ausgeschlossen) | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/einseitiger-kinderwunsch-das-ende-jeder-beziehung/672708 | https://web.archive.org/web/20140613015929/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/einseitiger-kinderwunsch-das-ende-jeder-beziehung/672708 | fuehlen | liebe | 672,708 |
1,317,958,380 | Cenere | http://www.neon.de/user/Cenere | Nachtgedanke | Ein kurzer, flüchtiger Gedanke. | Die Liebe ist wie ein Fluß.
Am Anfang plätschert sie dahin.
Später wird etwas größeres aus diesem sanften, leise rauschenden Rinnsal. Irgendwann beginnt sie zu brodeln und zu tosen. Man wird hin und hergewirbelt. Weiß nicht wo oben, wo unten ist.
Dann beruhigt sich das Laute. Die Gischt und das Sprudeln verschwinden.
Es tritt Ruhe ein.
Das Ende ist die Mündung. Etwas Weites, Unendliches.
(Wenn musikalische Untermalung erwünscht ist, empfehle ich Folgendes:
http://www.youtube.com/watch?v=ZmVdsoIbiEw) | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/nachtgedanke/770616 | https://web.archive.org/web/20111009162824/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/nachtgedanke/770616 | fuehlen | liebe | 770,616 |
1,495,662,360 | Semine | http://www.neon.de/user/Semine | Nachtgedanken | für.... | Auf einem kurzen Nachtgang vor dem Schlafengehen sah ich Sterne in den
Regenpfützen gespiegelt, sah im Nachtwind am Ufer des heftig rauschenden
Flusses ein paar außerordentlich schöne alte Bäume. Sie würden auch
morgen noch schön sein, aber in diesem Augenblick hatten sie die
magische, nicht wiederkehrende Schönheit, die aus unserer Seele kommt
und die nur dann in uns aufleuchtet, wenn uns Eros
angeblickt hat. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/nachtgedanken/1653216 | https://web.archive.org/web/20170621141610/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/nachtgedanken/1653216 | fuehlen | liebe | 1,653,216 |
1,337,726,880 | Unresting | http://www.neon.de/user/Unresting | Nachtgedanken | Entstanden auf schlafenden Straßen | Graue Gehwegplatten, die wahrscheinlich älter sind als ich.
Beleuchtet vom gelben Licht der ebenso alten Laternen. Parkende Autos, Bäume,
Häuser, in einigen Fenstern brennt noch Licht. Niemand begegnet mir, auch auf
der Straße herrscht Leere. „Sollte es die vielzitierten hochklappenden
Bordsteine wirklich geben, hätte man sie hier zuerst installiert“, geht es mir
durch den Kopf.
Und über all dem die schwüle Hitze der vergangenen Tage, die
auch vor dieser Nacht im Mai nicht halt macht.
Seit Tagen habe ich kaum geschlafen oder gegessen, doch bin
ich weder müde noch hungrig. Es ist eine unerklärbare Rastlosigkeit, die mich
durch diese nächtlichen Straßen treibt. Vielleicht ist es die Voraussicht, die
vage Hoffnung, dass ich DIR auf meinem Weg begegnen werde.
Es geht dir genau so wie mir. Vielleicht sind die Gründe die
gleichen, vielleicht sind es ganz andere Faktoren, deren Produkt aber exakt die
gleiche Stimmung ergibt, in der ich mich gerade befinde.
Ich werde dich ansprechen, wir werden ein paar Worte wechseln.
Leere Hülsen, denn in den Augen des anderen sahen wir sofort, warum wir zu
genau dieser Zeit an genau diesem Ort zusammengeführt wurden. In solchen
Momenten, in denen die Magie des Augenblicks allgegenwärtig zu sein scheint,
würden gesprochene Worte nur stören.
Bis zu dem Punkt, an dem du mich fragst, was ich jetzt tun
wolle. Denn ich weiß genau, ich würde dich bei der Hand nehmen, stundenlang mit
dir dieses schlafende Stück Rand-Berlin durchqueren, reden und schweigen, bis
wir zu Sonnenaufgang
in diesem kleinen Kiezpark
stehen, meine Lippen deine berühren, und wir uns nie wieder sehen. Und wir eine
der schönsten Sommer-Erinnerungen unseres Lebens geschaffen haben. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/nachtgedanken/884673 | https://web.archive.org/web/20150628054346/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/nachtgedanken/884673 | fuehlen | liebe | 884,673 |
1,136,468,460 | JungeJunge | http://www.neon.de/user/JungeJunge | Leben aus Glas | Soll man Leuten sagen, dass man sie im Internet nachgeschaut hat? | Es war wie jedes Jahr nach Weihnachten: Wir waren für ein paar Tage alle wieder in unserer Heimatstadt, in der wir gemeinsam zur Schule gegangen waren, und am zweiten Weihnachtsfeiertag trafen wir uns alle in unserer Stammkneipe, in die wir zu unserer Oberstufenzeit jeden Freitag und Samstag gegangen waren. Man würde sich austauschen über das, was im vergangenen Jahr so passiert ist im eigenen Leben, wovon die anderen nichts mehr mitbekamen. Ob man noch an seiner Abschlussarbeit säße oder einen Job gefunden hatte und wo man inzwischen lebte.
Und als ich dann neben Tom saß, an meinem ersten Bier nippte und mich geistig darauf vorbereitete, meinen jährlichen Rechenschaftsbericht abzuliefern, meinte dieser plötzlich zu mir:
“Ich habe dich übrigens neulich gegooglet...”
Und er ließ den Satz so im Raum stehen, als solle ich mir selber überlegen, was er da wohl gefunden hatte.
Das kam unerwartet. Und es leitete einen neue Dimension in diesem alljährlichen Treffen ein. Eine, für die es noch keine Regeln gab. Nicht, dass man den anderen gegooglet hatte - sondern dass man es ihm offen ins Gesicht sagte.
Denn Leute-Googlen ist ja schon lange Volkssport geworden. Eine von den Tätigkeiten, die viele ausüben, aber kaum jemand zugibt. Wie Ben-Stiller-Filme gucken oder Harry Potter lesen.
Seit mit Google vor ein paar Jahren das erste Mal eine wirklich effiziente Suchmaschine das Internet zu strukturieren begann, ist es leichter möglich, zu erfahren, was aus ehemaligen Klassenkameraden wurde, wo der Typ inzwischen wohnt, mit dem man mal Praktikum gemacht hat, oder was für exotische Sportarten die neue Bekanntschaft ausübt. Das betrifft nicht den engsten Bekanntenkreis, wo man das eh schon alles weiß. Sondern eher den weiteren Bekanntenkreis – die Leute, die man früher aus den Augen verloren hätte. Oder eben neue Bekannte, die man noch nicht so gut kennt.
Als ich meine neue Arbeitsstelle antrat und sich mir meine neuen Kollegen vorstellten, hätte ich manchmal am liebsten gesagt „Weiß ich schon. Weiß ich schon“ – denn ich hatte mich vorher im Internet darüber informiert, mit wem ich es zu tun bekam. Stattdessen aber nickte ich interessiert und versuchte, aufmerksam zu erscheinen.
Denn Leute-Googlen hat etwas unheimliches an sich, fast wie Stalking. Genaugenommen sind wir durch das Internet alle ein bisschen wie Stars geworden: Fremde Leute können leicht etwas über einen erfahren, ohne dass man dies selber mitbekommt.
Das Leben als Star muss so sein, dass es einen nicht verwundert, wenn man Leute erstmals kennenlernt und diese beim ersten Treffen vieles über einen wissen. Das ist eine der Schattenseiten des Star-Daseins. In einem NEON-Interview berichtete die Schauspielerin Claire Danes darüber, dass sie es konsequent vermeidet, sich selbst zu googlen. Weil sie es zu unheimlich findet, was die Leute alles über sie erfahren und wissen könnten, einfach so, aus dem Internet.
Nun betrifft das inzwischen nicht nur Stars, sondern weite Teile der Bevölkerung – ohne dass diese die neue Situation schon ganz verinnerlicht hätte, unbeabsichtigt ein größeres Publikum zu haben, als sie wissen. Es gibt kaum jemanden, der konsequent seine eigene Nennung im Internet verfolgt und bei Bedarf einschreitet. Es fehlt ein Sinn dafür, das ganze Ausmaß des möglichen Publikums zu verarbeiten. Wir sind in unsere Informationsverarbeitung schlicht nicht darauf vorbereitet, dass Informationen, die wir in einem begrenzten Rahmen preisgeben, potenziell ein großes Publikum erreichen. Das betrifft all die kleinen Spuren, die man im Internet hinterlässt, häufig ohne es zu wissen. Das betrifft aber auch die aktive Informations-Preisgabe in Blogs, virtuellen Netzwerken wie OpenBC oder Online-Communities wie NEON. Ist jeder Teilnehmer hier wirklich ein Exhibitionist? Oder einfach nur unvorsichtig? Und ist man automatisch ein Voyeur, wenn man das liest? Die sozialen Regeln für den Umgang damit bilden sich gerade erst heraus. Vor allem ein Gespür dafür, dass das Internet auch nur eine verzerrte Wirklichkeit ist und Informationen außerhalb des Kontextes abbildet. Man mag viel von dem sehen, was an der Oberfläche passiert. Aber man erfährt kaum etwas darüber, was dabei im Kopf vorgegangen ist.
Der Abend mit meinem Klassenkameraden nach Weihnachten ging übrigens so weiter: Tom musste grinsen, als er meine Irritation sah. Und dann sagte er:
"Du arbeitest jetzt also in Stuttgart. Aber jetzt erzähl mir mal das, was nicht im Internet steht." | http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/leben-aus-glas/638064 | https://web.archive.org/web/20160704074707/http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/leben-aus-glas/638064 | freie-zeit | computer-internet | 638,064 |
1,310,407,080 | karl_kopf | http://www.neon.de/user/karl_kopf | Ein MomentMal | ... da stehst du also. Alleine. Angetrunken. Und mit einem ehrlichen Partner: dem Spiegel. | ... da stehst du also. Alleine. Angetrunken und mit einem ehrlichen Partner: dem Spiegel. Mehr als du erwartet hättest, denn er sagt, zeigt, was schon lange Tatsache, Umstand und Zeitbegleiter ist: die Veränderung. Im Gesicht abzulesen an den Zeichen, die einfach da sind. Wo kommen sie her? ... Schön! Stimmt, denn sie entstanden mit Sicherheit genau wegen solchen Abenden wie eben erlebt: Trinken, Reden, Lachen und die Zeit Zeit sein lassen. Schön. Und doch irgendwie befremdlich. War da nicht eben noch eine Indianer-Feder über dem Ohr, ein spürbar und fast ebenso sichtbar feuchter Schmatzer der Oma, da, da an der Stelle wo die Augen nun in einer Falte in die Stirn übergehen? Schon. Oder? Das muss am Alkohol liegen. Schön. Wie er alles leicht macht. Unmerkbar und doch so spürbar. Denn der Rausch, der Kater bleibt länger als ein Gedanke, der vielleicht in nüchternem Zustand viel schneller das Weite gesucht hätte. Es kann alles so leicht sein: das Leben, der Weg, der einen zu dem Punkt bringt, den es erst noch zu erleben gilt. Wollen wir mal sehen, was da noch kommt. Ein, zwei Wendungen. Unfassbar, wie die Zeit vergangen ist, und doch so na bei einem liegt. Nie vergessen. Nie abgelegt, wie ein Style – denn es ist drin. Ganz tief. Verwurzelt und auf alle Zeit unzertrennlich mit dem Kern: Indianerfedern, feuchte Küsse, frische saure Äpfel vom Baum aus dem Garten der Großeltern, der erste Kuss mit? ... der Name ist abrufbar, abgespeichert, wie die Nummer des Notrufs – vieles so fern und einiges so nah als würde es um Leben und Tod gehen. Schön.
Dass der Verfall des Körpers keinen Beifall vom Geist bekommt, ist nur vorübergehend, momentan. Denn die Zeichen, die sich im Spiegel zeigen, sind besser als jedes Foto, jede Narbe besser als ein unbegangener Fehler, der letztlich keiner war – denn es ist das Leben, das in uns schreibt. Schreibt, um ungewollt zu dokumentieren, was daraus wurde, was geschah... Schön!
"Wichtige Links zu diesem Text"
http://berlinerbetrueger.de/ | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ein-momentmal/681745 | https://web.archive.org/web/20120427144613/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ein-momentmal/681745 | fuehlen | erwachsen-werden | 681,745 |
1,105,702,680 | christian_keul | http://www.neon.de/user/christian_keul | Abgebrochen | Es gibt Momente, da sitzt man in der Uni und fragt sich nur: »Was mache ich eigentlich hier?« | Das Studium schmeißen? Für mich persönlich wäre das ein unvorstellbarer Schritt - jetzt im siebten Semester, ein Jahr vor dem Magister. Studienabbrecher befördern sich selbst ins Abseits, heißt es immer. Eltern, Tante und Onkel verkünden diese Weisheit ja immer gerne. Einige Unternehmen sehen das anders.
»Abbrecher sind oft ehrgeiziger und kommunikationsfähiger als diejenigen, die sich mit Abschluß in der Tasche bei uns bewerben«, hört man aus einigen Personalabteilungen. Denn im Gegensatz zu manch einem Diplomanden sind Abbrecher oft zupackender und zielstrebiger. Das heißt nicht, dass Studienabbrecher bevorzugt werden, aber mit dem richtigen Profil sind deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht automatisch geringer.
Studium-Schmeiß-Gedanken hat jeder mal, klar. Aber den Abbruch auch tatsächlich durchziehen? Kennt ihr jemanden, der bestätigt, was manche Personaler sagen? Abgebrochen und glücklich dabei – gibt es solche Leute? | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/abgebrochen/635490 | https://web.archive.org/web/20180302001739/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/abgebrochen/635490 | - | - | 635,490 |
1,356,967,080 | SteveStitches | http://www.neon.de/user/SteveStitches | ein Neubeginn | ein Text für Sultanine, zum neuen Jahr | Nina Sulta betrachtet die
Tabletten in ihrer linken Handfläche, jede Menge Schmerz- und Schlaftabletten,
das müsste reichen.
Es ist mühsam alle runterzuschlucken, aber sie spült immer
wieder mit Wein nach, bis alle unten sind. Sie hofft, dass die Tabletten in
Verbindung mit Alkohol schneller wirken.
Sie legt sich hin, Morgen werden sie
sie finden, dann wird es allen leidtun – Papa weil er sich nie um seine Tochter
gekümmert hat, Mutter die immer nur rumnörgelte, ihrem Bruder der sie immer nur
nervte und nie ein helfender, liebevoller Bruder war.
Leon wird an ihrem Grab
stehen und sich die Augen ausheulen und wird sich die Schuld dafür geben, dass
er sie nur benützt hat, benützt für Sex, benützt um sein aufgeblasenes Ego noch
weiter aufzublasen.
Jetzt denkt sie an Oma und Opa, sie will nicht an Oma und
Opa denken weil das die ganze Sache schwerer macht. Oma und Opa haben sie immer
geliebt, egal ob ihre Noten schlecht waren oder ob sie mit buntbemaltem Gesicht
rumgelaufen ist oder mit zerrissenen Klamotten.
„Unser Papagei“ oder „geliebte
Vogelscheuche“ das waren die liebgemeinten Kommentare ihrer Großeltern.
„Mir
würde das Herz zerbrechen, wenn dir etwas zustoßen würde.“ Das hat Oma auch mal
zu ihr gesagt, Mutter würde so was nie sagen und Papa würde so was nicht einmal
registrieren, ihr Bruder würde höchstens Fragen ob er ihr Zimmer haben könnte,
ach leckt mich doch alle.
„Mir würde das Herz zerbrechen, wenn dir etwas
zustoßen würde.“ Sie hört die Worte ihrer Großmutter, aber sie klingen von weit
her, als würde Oma Gabriele am Rand eines Grabens stehen und sie weit unten am
Grunde des Grabens oder des Grabes.
Das Bild ihrer Oma ist so weit entfernt,
aber sie kann ihre Verzweiflung spüren, sie will hinaufrufen: „Es tut mir
leid.“ Aber das Rufen ist nur noch ein Flüstern, alles ist so neblig, so
schwer, so dunkel …
Sie wird hochgehoben,
irgendwas ist in ihrem Gesicht, irgendetwas schlüpft in sie, rinnt ihren Hals
hinunter und dann verkrampft ihr Magen, zieht sich zu schmerzendem Geröll
zusammen und explodiert, schießt die Kehle herauf, sie erbricht.
Jemand ist bei
ihr, hält sie, hält den Kübel. Sie erbricht, bis zur Erschöpfung. Sie fällt
zurück aufs Bett, wieder dringt etwas in ihren Mund, in ihren Körper, wird ihr
eingeflößt, wieder speit sie Fontänen.
Sie riecht die Kotze, sie ist so
erschöpft, sie kann nicht mehr, lässt sich zurücksacken aufs Bett, die Person
die sie hält legt sie weich ab, sie schläft.
Sie erwacht, es ist kalt,
es ist düster, es ist ungewohnt, sie liegt hart, wie auf einer Pritsche, es ist
nicht ihr Zimmer. Sie setzt sich auf, immer noch geschwächt von den Tabletten
von der Kotzerei, sie schaut sich um, es sieht aus wie ein Kellerraum, wie ein
Gewölbekeller.
Über ihr hängt eine schwach leuchtende Glühbirne, sie betrachtet
die weiß getünchten Ziegelsteine, die Spinnweben, die fetten Spinnen, der weiße
Flaum von den Wasserausblühungen an den Wänden, der abgeblätterte Farbe, der
Lehmboden – wo gibt es Heutzutage noch Lehmkellerböden?
„Wo bin ich?“ denkt
sie, sagt sie, schreit sie. Steht auf geht zur stählernen Kellertür versucht
sie zu öffnen, die Tür ist abgesperrt, sie ruft, brüllt, schreit, schlägt mit
den Fäusten verzweifelt gegen die Türe. Ihre Hände sind heiß und tun weh vom
Trommeln, ihre Augen brennen, bis Tränen kullern, es tut weh so verlassen so hilflos
zu sein „Hilfe!“ Sie ruft so lange bis sie nur noch krächzen oder flüstern
kann.
Von einer Deckenecke des Raums krächzt eine Stimme zurück: „Willkommen in
der Hölle!“ Was? Was hat diese Stimme gesagt? Was ist das für eine Scheiße? Was
wird hier mit ihr gespielt? Die Stimme fragt zurück: „Welche göttliche Strafe
steht auf Selbstmord?“ „Leck mich, du blödes Arschloch, lass mich hier
raaausss!“
Aber diese Antwort akzeptiert die Stimme nicht und wiederholt ihre
Frage, sie wiederholt die Frage so lange bis Nina gezwungen ist darüber
nachzudenken und zu antworten: „Hölle, auf Selbstmord steht die Hölle,
stimmt´s?“ Fragt Nina resigniert.
Die Stimme antwortet nicht
mehr, Nina wartet, die Stimme sagt nichts mehr, Nina wartet, kein Ton kein
Laut, irgendwo tropft Wasser. Nina brüllt den kleinen Lautsprecher an: „Was
soll das, warum hältst du mich gefangen, willst du Lösegeld? Meine Eltern haben
kein Geld!“ Sie ruft so lange bis sie aufgibt, weil niemand ihr antwortet.
Gerade will sie sich wieder auf die Pritsche legen da gehen die Riegel der Tür
zurück.
Aber niemand kommt herein, vorsichtig horcht sie an der Tür, spät
hinaus, schaut in den schwach beleuchteten Flur des Kellers. Betritt den Flur,
sucht die leeren Kellerräume ab, in dem größten lehnt an einer Wand eine
Schaufel neben zwei Eimern. Eine Atemmaske liegt in einem der Eimer, wie sie
eine bei ihrem Onkel Reinhard, beim Kotflügellackieren gesehen hat.
Sie findet eine
zweite Metalltür, bestimmt geht es hinter dieser Tür die Treppen hoch in die
Freiheit. Aber wie sie erwartet hat ist diese Tür abgesperrt. Da ist der Raum
aus dem das Tropfen kommt, ein gefliester Waschraum, mit Dusche, eine Toilette,
ein Waschbecken mit einem kleinen runden Spiegel.
Sie betrachtet sich, sie hat
tiefe Ringe um die Augen, strähnige Haare, sie sieht furchtbar aus, aber das
ist ihr gerade völlig egal. Die einzigen Gegenstände die sie findet sind
frische Handtücher und Seife, nach welker Kamille und ranzig riechende
Kernseife.
Nina betritt eine riesige Gewölbehalle an deren Ende ein großer
Metallofen steht, wärmendes Feuer lodert darin. Sie geht zu dem Ofen um sich zu
wärmen. Sie hört wie irgendwo eine Metallplatte zurückgeschoben wird, folgt dem
Geräusch. Am entgegengesetzten Ende des Kellers, in einem großen leeren Raum,
den sie bereits ausgespäht hatte. In der Mitte, ist ein Lichtschein am oberen
Ende eines Schachts, Tageslicht!
Sie will gerade hinaufschauen, da fallen
schwarze Ziegelsteine herab, sie weicht zurück, es prasseln immer mehr dieser
Steine herab, Kohlenstaub verteilt sich im Raum, sie muss husten, weicht zurück
auf den Flur, auch hier verbreitet sich der Kohlenstaubnebel, sie hält die Luft
an und holt sich die Atemmaske, zieht sie über, klemmt sich ihre Haare ein,
zieht sie nochmal über. Sie wartet im Heizraum bis das Poltern aufgehört hat,
läuft zurück, nur langsam legt sich der schwarze Staub, ein Berg Kohlen türmt
sich bis zu dem Lichtschimmer hinauf.
Sie könnte jetzt emporklettern, die
Briketts zur Seite räumen und zu diesem Loch hinaus in die Freiheit krabbeln,
gerade beginnt sie den Aufstieg als die Metallplatte zurückgeschoben, das
Lichtloch zugeschoben wird.
Sie schreit, Verzweiflung steigt wieder hoch,
Tränen und Kohlestaub verschmiert ihr Gesicht. Bis sie ein Rufen hört, ihr Name
wird gerufen. In ihrer Gefängniszelle spricht die Stimme zu ihr: „Du hast dich
mit den Räumlichkeiten vertraut gemacht – du hast zwei Möglichkeiten, du
bringst dich diesmal richtig um, mit den Handtüchern, Spiegelscherben oder was
du so finden kannst oder du verhungerst einfach.“
Kurze Pause „Oder du
arbeitest, füllst die Kohlen in die Eimer, schüttest sie in den Heizofen, dann
bekommst du zu essen und die Freiheit.“
Kein Lösegeld? Sie soll arbeiten für
ihre Freiheit? Was ist sie – eine Geisel oder eine Sklavin? „Leck mich!“
Antwortet sie trotzig der Stimme, die sie mit Schweigen bestraft. Wer ist diese
Stimme? Sie kann dieses Blechgeschepper niemand zuordnen oder die Art zu reden
oder sonst irgendeinen Anhaltspunkt, sie vermutet nur, soweit sie das
herausgehört hat, dass die Stimme männlich und älter ist, so zwischen dreißig
und irgendwas?
Sie wartet einfach, sie
sitzt auf der Pritsche, beobachtet die fetten Spinnen, die sie scheinbar
beobachten und wartet ab. Sie ist hungrig und durstig, von trinken hat die
Stimme nichts gesagt, sie brüllt zur Decke: „Ich hab Durst!“ keine Antwort.
Irgendwann steht sie auf geht in den Waschraum und trinkt vom Wasserhahn, sieht
sich im Spiegel und erschrickt, sie ist ganz rußig vom Kohlenstaub, wie ein
Schornsteinfeger, wäscht sich mit den Handtüchern und der ekligen Seife. Setzt
sich auf die Toilette und schaut sich um, da sind Klamotten unter den
Handtüchern. Sie nimmt einen Pullover und eine Hose und zieht sich an, es ist
zwar Jungszeug aber Hauptsache was Wärmendes anzuziehen.
Kleider wie aus dem
Altkeidersack, sie betrachtet sich im Spiegel, ihr fällt auf wie viel
Ähnlichkeit sie mit ihrem Bruder hat. Wie gern würde sie sich jetzt mit ihrem
Bruder streiten.
Sie schlurft zurück in ihr Verlies, denkt sich „Dieser ganze
Scheiß-Keller ist ein Verlies.“ Ihr Durst ist gestillt aber sie hat Hunger,
wird sie eben verhungern, für diese Erpresser arbeiten hat sie keinen Bock.
Irgendwann erwacht sie, wie viel Uhr jetzt ist? Ob sie gesucht wird? Von der
Polizei, von ihren Eltern? Ihr ist schon ganz schlecht vor Hunger. Sie geht in
den Kohlenkeller, schaufelt Kohlen in die Eimer, verbrennt sich die Finger an
der Ofentür, findet Handschuhe und schüttet die Kohlen ins Feuer, pfeffert
Eimer und Handschuhe in ein irgendeine Ecke, geht zurück in ihre Zelle und
schreit zum kleinen Lautsprecher: „So, hab jetzt die ScheißKohlen in den
ScheißOfen getan, hab mir dabei die Finger Scheiße verbrannt, jetzt will ich
was zu essen!“
„Das reicht nicht.“ Ist die knappe Antwort. Sie flippt aus,
beschimpft und beschreit ihren Gefängniswärter, bis sie merkt, dass der kein
Einsehen hat, kein Essen herbeizaubert, sie mal kurz an die frische Luft lässt,
sie mal telefonieren lässt, sie mal kurz zum Mac Donalds fährt. Sie füllt Eimer
und schüttet, sie füllt Eimer und schüttet, sie füllt Eimer und schüttet.
Irgendwann kann sie nicht mehr, sie legt sich zum ausruhen auf ihre Pritsche,
döst ein.
Als sie erwacht steht neben auf dem Lehmboden ein Plastikschüsselchen
mit roter Bete. Die ganze Schufterei für ein Schüsselchen roter Bete? Sie fühlt
sich verarscht, daheim würde sie so was nicht essen. Sie will es umkicken, aber
was bekommt sie dann zu essen? Scheiße? Mit was soll sie das Essen? Mit den
Fingern? Wie ein Tier? Mit Daumen und Zeigefingerspitze fischt sie sich, die
einzelnen rote Betestücke heraus, ist erstaunt, schmeckt richtig lecker, könnte
sogar mehr sein, schlürft den restlichen Saft.
Sie arbeitet weiter,
wieder bis zur Erschöpfung, bekommt einen Apfel, noch nie hat sie so einen
köstlichen Apfel gegessen. Einmal bekommt sie ein kaltes Schnitzel, sie ist
Vegetarierin, weiß denn das dieser Trottel nicht? Aber sie genießt das
Schnitzel, als wäre es ein vier Gänge de Lüx, Festtagsessen.
Jetzt sind öfters
bei den Essensgaben auch kleine Nettigkeiten, eine Blume. Nie hätte sie
gedacht, dass sie sich über ein Gänseblümchen freuen kann. Dann bekommt sie ein
Buch, ein Kinderbuch von Erich Kästner ‚Baron Münchhausen‘, erstens Kinderbuch
und zweitens ‚Münchhausen‘ was soll denn der Scheiß? Aus dem Alter für
Kinderbücher ist sie raus und so ein Typ wie Münchhausen oder Kaiser Augustus
oder König Wilhelm oder so ein Scheiß hat sie nie interessiert. Aber sie liest
es in einem Zug, es ist lustig geschrieben, mit netten Bildern versehen und
eine Abwechslung in ihrem Kerker. Sie hofft auf mehr, von ihr aus auch so ein
Kinderkack.
Irgendwann, Tage später (?), hat sie den Berg Kohlen abgearbeitet,
jetzt hat sie sich ihre Freiheit verdient, meint sie. Aber während sie den
letzten Kohleneimer einschüttet, wird der Kohlenschacht geöffnet und der
Kohlenkeller neu befüllt. In ihrer Wut und Verzweiflung zertrümmert sie beide
Eimer. „Dann musst du die Kohlen so tragen und dir neue Eimer oder was Besseres
verdienen.“
Nachdem sie den Berg zur Hälfte abgetragen hat, steht ein
Sackkarren vor der Stahltür zum Treppenaufgang, jetzt kann sie zwar die Kohlen
bequem von A nach B karren, aber sie muss jede einzeln einwerfen. Sie bekommt
jedes Mal neue Handschuhe wenn die alten verrissen sind, aber sie hat dennoch
an beiden Händen Schwielen und Blasen, sie hat das Ganze soo satt.
Ihr fällt
auf, seit ihrem Selbstmordversuch ist es das erste Mal, dass sie wieder an
Selbstmord denkt, aber es ist kein richtiger Selbstmordgedanke, es ist eher
eine makabre Fluchtabwägung.
Der Kerkermeister, sie nennt ihn
Felton
wie den, der in
die drei Musketiere
Lady de Winter bewacht,
erwähnte wieder etwas von Freiheit und sie hält es fast für einen schlechten
Witz als er fragt: „Willst du lieber Kohlen schleppen oder mit Menschen
arbeiten?“
Mit Menschen arbeiten, bedeutet Fluchtmöglichkeiten ohne Ende, Menschen
denen sie sagen kann, dass sie entführt wurde, dass sie gefangen gehalten wird,
sie versucht ihre Begeisterung zu zügeln als sie
Felton
zustimmt.
Als sie erwacht steht neben ihrer Pritsche ein
kleines rundes Tischchen, darauf zwei Tabletten und ein Glas mit Wein, von der
Sorte den sie zu ihren Selbstmordtabletten trank, „Soll das witzig sein?“ fragt
sie sich, wirft die Valium ein und spült nach. Vorher überlegte sie, die
Tabletten nur zum Schein zu schlucken und dann auf den Entführer los zu gehen,
inzwischen hat sie ganz schön Muckis. Aber der Gedanke mit der Arbeit mit
Menschen scheint ihr die erfolgversprechendere Fluchtmöglichkeit.
Es tut in den Augen weh,
nach so langer Zeit ist sie das Sonnenlicht nicht mehr gewöhnt, sie sitzt
gefesselt im Frachtraum eines Fliegers, kann draußen Wolken und zu ihrer rechten
die Sonne sehen. Sie mag die muffelige Luft in diesem Frachtraum, es riecht
nach alten Säcken, Schmieröl, Zigaretten.
„Sie ist aufgewacht.“ Hört sie hinter
sich, sie kann sich aber nicht umdrehen. „Willst du noch ein bisschen schauen
oder wieder schlafen?“ Sie bettelt ihre Entführer an noch ein Weilchen wach bleiben
zu dürfen. Wohin wird sie gebracht? Es ist ihr egal, Hauptsache kein
Kohlenkeller in Novosibirsk. Sie genießt den Flug, die Aussicht, die Gerüche,
selbst das Brummeln der Motoren, die sie in ihrem Magen spürt, ist herrlich. Draußen
ist es schon lange dunkel, sie spürt wie ihr linker Ärmel hochgeschoben wird „Nein,
bitte nicht.“ Aber sie bekommt trotzdem die Spritze.
Sie wacht wieder auf,
der linke Arm schmerzt von der Nadel, wieder ein dunkler Raum, es ist schwül hier, deshalb trägt sie leichte
Kleidung. Wer hat sie umgezogen? Ist sie in einem arabischen Harem oder Puff
gelandet? Sie blickt angsterfüllt in das lächelnde Gesicht einer Asiatin.
Nach
so langer Zeit ein Mensch, ein lächelnder Mensch, sie schöpft Hoffnung, spricht
die Frau auf Englisch an, auf Deutsch, auf Französisch, versucht es mit
abstraktem Italienisch.
Die Frau gebietet ihr mit einem Finger auf den Lippen
zu schweigen. Ist das die Puffmutter? Wird sie jetzt hergerichtet um von
irgendeinem Mädchenhändlerring verkauft zu werden? Sie reißt sich zusammen,
schweigt, will alles befolgen, bis sich eine Möglichkeit zur Flucht bietet.
Die
Frau gibt ihr zu verstehen, dass sie mitkommen soll. Sie folgt der Frau immer
auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Sie laufen durch Flure und begegnen
vielen Kindern, die sie anlachen, sich sogar vor ihr verbeugen. Sie kommen in
eine große offene Halle, mit hunderten von Kindern.
Sie setzt sich mit ihrer
Bewacherin und anderen erwachsenen Asiatinnen im Schneidersitz um einen Tisch
und essen, die Kinder um sie warten, beobachten, schweigen. Die Frauen essen
schnell, dann bekommt jede einen großen Topf Reis und auch Nina muss den Reis
an die Kinder verteilen, es wird unruhig, bis die älteste der Frauen in dieser
fremden Sprache etwas ruft, woraufhin alle Kinder singen. Bis die Kinder fertiggesungen
haben ist das Essen ausgeteilt.
Nina
beobachtet alles, ohne jeglichen Gedanken an Flucht. Nach dem Essen muss sie
mit anderen Frauen das Geschirr spülen. Danach folgt sie einer Frau auf die
Felder, sie bringen Essen und Trinken zu den Männern und Frauen die dort durch
das Wasser waten und Reislinge setzten.
Auf dem ganzen Weg und in dem Waisenhaus
hat sie keine europäisch aussehenden Menschen gesehen, seltsam Deutsche,
Schweizer oder Amerikaner triff man doch überall auf der Welt?
Abends will sie
fliehen, sie wird von niemandem gehindert nur belächelt. Doch mit der
Dunkelheit ist wirklich alles Dunkel bis auf ein paar Fackeln, oder Feuerstellen.
Eine alte Frau ist die einzige die sie hindern will, erst als diese Frau ihr
mit fauchen und Krallenhänden die Gefahr zeigt, die womöglich außerhalb lauert,
begibt sie sich zurück in den großen Schlafsaal.
Es ist schön unter so vielen
Menschen zu schlafen und nicht mehr allein in irgendeinem Verlies, sie
beobachtet die Schlafenden und ein paar der Kinder beobachten sie und kichern
als sie sie entdeckt.
Der Morgen bricht an, die
Laute des nahen Dschungels werden immer weniger, Nina wird an der Schulter
gerüttelt. Sie müssen das Frühstück für die vielen Mäuler richten.
Inzwischen arbeitet Nina
seit vielen Monaten für
Mabuhay
, eine
Hilfsorganisation die sich um Waisen- und Slumkinder auf den Philippinen
kümmert.
Sie hat die Sprache erlernt, ständig wird getratscht und alberne Witze
gemacht, ihr wird versichert, dass sie nicht
bangaw
ist, wie man den Leuten hier erzählt hat, nein, sie ist
nicht verrückt sondern eine Schwester eine
kapadit
na babae
.
Sie ist glücklich sich um ihre Kinder kümmern zu können, sie
kümmert sich um die Kranken und gibt inzwischen Unterricht in Englisch und
Deutsch.
Herr Norbert Engel, der Gründer von
Mabuhay
, hat das Waisenhaus besucht und ihr versichert, dass
er nicht wusste, dass sie entführt wurde und dass er mit ihr gerne zu einer
Polizeiwache oder zur deutschen Botschaft gehe, aber dazu ist sie zu
beschäftigt.
„Ach, das hat Zeit, das kann ich ja immer noch machen.“ Versicherte
Nina Herrn Engel kurz vor seinem Rückflug nach Bamberg.
Sie bekommt einen Anruf: „Willst
du immer noch Selbstmord machen?“ Fragt sie ihr Vater, sie legt auf, sie hat Wichtigeres
zu tun als sich mit Entführern zu unterhalten. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ein-neubeginn/970824 | https://web.archive.org/web/20130105234440/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ein-neubeginn/970824 | fuehlen | erwachsen-werden | 970,824 |
1,158,407,220 | NinaBerth | http://www.neon.de/user/NinaBerth | Hallo du?! Ich bin’s, dein Leser... | In den letzten Tagen hatte ich ein paar Mal das Gefühl, dass du mir etwas sagen willst ... | Oder wolltest du mir gar nichts sagen, und ich habe dich nur falsch interpretiert?
Wolltest du vielleicht nur dir selbst etwas sagen? Schreiben als Therapie sozusagen? Na, dann will ich nichts gesagt haben.
Oder doch: Warum schreibst du dann nicht in dein Tagebuch?
Weißt du, als dein Leser fühle ich mich manchmal nicht richtig gewürdigt.
Was du mir inhaltlich um die Ohren haust, na ja, Schwamm drüber. Das will ich überhaupt nicht kritisieren. Nur die Form, in der du’s tust - uff, das ist manchmal schwere Kost. Auf einige deiner Werke habe ich nur einen einzigen Blick geworfen - und dann vor Schreck gleich weitergeklickt.
Graue Textmassen sind super öde. Findest du sie etwa schön? Mach doch mal ’nen Absatz! Oder zwei. Und unter uns – hast du immer noch kein ordentliches Rechtschreibprogramm?
Klar, jeder vertippt sich mal. Kein Mensch kennt sich nach diesen Reformen noch aus. Trotzdem - Freestyle ist nicht jedermanns Sache. Willst du, dass der Blick deines geneigten Lesers an jedem verdammten Fehler pappen bleibt?
Wusstest du, dass das Wort ‚Text’ von Textur, Gewebe, also von Faden kommt? Wenn ich, als dein Leser, den Faden verliere, vergeht mit die Lust am Lesen. Und nur du, als der Autor hier, kannst dagegen etwas tun.
Sei einfach mal ein bisschen netter zu mir.
Du willst doch gelesen werden, oder?
Na, dann verstehen wir uns ja ...
Liebe Grüße,
dein Leser | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/hallo-du-ich-bin-s-dein-leser/641005 | https://web.archive.org/web/20140520100208/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/hallo-du-ich-bin-s-dein-leser/641005 | freie-zeit | literatur | 641,005 |
1,360,689,840 | Matesino | http://www.neon.de/user/Matesino | Ein paar Tropfen für deine Träume | Über kalte Nächte ohne Freundin, Laufen am Meer ohne Brille und Sekundenkleber mit extremer Fixkraft. | Du liegst im Bett. Die zweite Decke gefaltet neben dir. Das zweite
Kissen unbenutzt. Die Kälte dringt durchs Zimmer und tänzelt wie ein
Schwergewichtsboxer um deinen Körper. Sie sticht wie eine Biene. Sie
will dich auf die Bretter schicken.
Die Wärmeflasche eingeklemmt zwischen Matratze und Rücken verpasst
ihren einen Aufwärtshaken. Links, rechts. Links, rechts, zur Seite
weichen, die nächste Runde überstehen. So schnell wird dein Herz nicht
zu Eis.
Das Erwachsenwerden klopft an die Tür. Sag guten Tag zur
Verantwortung, mach der Realität einen Tee und trockne endlich die
Tränen, die du heute früh vergossen hast, als du zum wiederholten Male
deine Träume zu Grabe trugst.
Du drehst den Schlüssel zweimal im Schloss und machst das Licht aus.
Aus Angst vor der Dunkelheit schläfst du mit deiner Brille auf der Nase
ein. Am nächsten Morgen wacht die Brille unter deiner linken Pobacke
auf. K.O. durch Ersticken.
Der rechte Flügel hat sich verselbständigt, aber die Sache nicht ganz
zu Ende gedacht. Ihm fehlt das visionäre Geschäftsmodell. Wie lange
läufst du schon so kurzsichtig durchs Leben? Und bist du bereit fürs
Vater sein?
Das Kind in dir will lieber spielen. Es liest das Buch zu Ende, das
seit Tagen mit dir um die Häuser zieht und nicht müde wird beim Wirt
noch einen Slivovic zu bestellen.
Zwei Dioptrien mehr oder weniger passen immer noch in ein
Kunststoffgestell. Und seit dem Volkshochschulkurs kannst du auch im
Schatten auf deiner Gitarre Akkorde greifen.
Der Tag schickt die Nacht zum Schlafen und zwingt das Thermostat auf
16 Grad. Bei hellem Licht erscheint alles diffuser. Und die Pickel sieht
man auch.
Du schnürst deine New Balance und fängst an zu laufen. Du läufst
nicht lang, du läufst nicht weit, aber du läufst und es ist am Meer.
Zwei Gärtner in Grün pflanzen Blumen für Bettina. Und all die anderen
Touris, die im Sommer mit ihrer ungebräunten Haut den Strand bebleichen.
Werden.
Noch ist alles leer. Zwei Mädchen schlagen Purzelbäume und necken
einen Hund, während sie auf ihren Schulbus warten. Was wohl die
katholische Kirche dazu sagt?
Sonnenstrahlen spielen mit Wassermolekülen, die irgendwann
irgendjemand auf den Namen Adria taufte. Am Horizont schaut eine kleine
Insel den Möwen zu, die dunkle Ray Bans tragen, damit das Funkeln sie
nicht blendet. Ein Postkartenmotiv, das du nur verschwommen wahrnimmst.
Du läufst weiter.
Nur noch schnell den nächsten Hügel erklimmen und ein paar Klimmzüge
machen. Daheim die Verantwortung in den Keller packen. Zu all dem
anderen Gerümpel, bei dem du dich fragst, wozu es taugt. Mit
Sekundenkleber deine Sehkraft fixen. Vielleicht bleiben ein paar Tropfen
für deine Träume übrig. Keine Ahnung, wie lange es hält. Keine Ahnung,
ob du bereit bist.
Der Gong zur nächsten Runde ertönt. Du bist bereit es zu versuchen.
Und solltest du kalte Füße bekommen, wird sie deine Wärmeflasche sein.
Sie beide vielleicht.
Link
Tags: Verantwortung, Vater werden, Laufen | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ein-paar-tropfen-fuer-deine-traeume/988800 | https://web.archive.org/web/20130402235135/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ein-paar-tropfen-fuer-deine-traeume/988800 | fuehlen | erwachsen-werden | 988,800 |
1,421,356,980 | Ian_James_Dean | http://www.neon.de/user/Ian_James_Dean | Hallo. | Worte - bis der Fluß durch Stagnation zerfließt, wie der Rythmus zweier Körper im vertrauten Spiel der Zweisamkeit in der Vollendung. | Eine Hymne an die Herzlosigkeit.
Stroboskop und Nebelmaschinerie, Autotune und Nachbearbeitung. Utopisches Herzblut, generisches Gefasel im Debakel kulminiert.
Feiert Euch selbst mit dem Geld Anderer in Euren Taschen. Gestohlenes Privileg, Plagiate Eurer Herzen im innigsten Wunsch zur Kompensation sozial-ethologischer Indifferenzen.
Unzufriedenheit als gesellschaftliches Pflaster, die Leere der plattgewalzten Flaschbildschirme zum Grund für Krawall und Randale genommen - dabei sich selbst zurückgelassen.
--
Das Metronom schwingt im immerwährend gleichen Takt des Wellenganges. Bewegung der Stetigkeit, Veränderung inmitten von Stagnation. Gleich währt die Taktung, different fällt jeder Schlag auf das ungeschmiedete Eisen, mit roher Gewalt auf es einbrechend und doch mit solch einer Liebe und Präzision, dass es die Definition vom Paradoxon des Lebens um eine weitere Facette erweitert.
Die Flügel der Unabhängigkeit wiegen so schwer, dass gefangen in sich selbst die Freiheit nur ein fühlbarer Traum zu bleiben scheint. Den Schlüssel zum Verließ in den Taschen, nicht wissend ob der Stimmigkeit zum Schlosse, dass Dich noch hält und Dich an Deinem festgefahrenen Elend zerbersten lässt.
Zwischen Ebbe und Flut, Flaute und Sturm, Wärme und explodierender Kälte liegt Dein Selbstbewusstsein begraben, gleichen einem Elefanten, der als Junges an einen dünnen Stamm gebunden sich nicht losreißen konnte und als ausgewachsenes Tier nicht begreift, dass ihn dieses nun zum Stöckchen gewordene Stück Holz bereits lange nicht mehr daran hindern kann, die Schwingen zu breiten und hinaus zu ziehen, sich die eigene Freiheit selbst zu entwerfen. Bleibst ein verwerfliches Plagiat des Durchschnitts, eine Kopie der Abschrift.
Kleiner Vogel - flieg'!
Im Zuge der Selbstfindung eiferte ich dem Sein Anderer hinterher, ward zu einem Abbild der Masse, ersucht die Essenz der Menge zu werden. Zog' um die Häuser, im Geiste ein anderer - doch nur bis ich auf agierende Gegenüber reagieren musste. Dann erst merkte ich, dass ich selbst nur der Schatten von etwas war, dass sich gänzlich von mir unterschied'. Und so lebte ich vor mich hin, bis meine Maskerade eines Abends mit roher Gewalt mir meiner entrissen und aufgedeckt wurde.
"Bevor Du hier meinst, Du wärst bereits jemand, dem der Status einer Ikone zugesprochen werden kann, geh' dort hinaus und leb', verdammte Scheiße!"
Und so befreite ich mich Stück um Stück aus meinen eng gesteckten Grenzen des eigens verschuldeten, festgefahrenen Elends, lernte mir bis dahin unbekannte Muskeln kennen, sammelte Kräfte und bewegte mich, vorerst klapprig und unsicher hinaus durch die Tür, hinein in den Nebel, das brüllende Feuer - hin zur brausenden See.
Und damit begann' eine Reise, die noch nicht einmal der Anfang von dem war, was sie vom Ziel rückblickend ausmachen werden wird. Mit erschlagender Gewalt hagelten die ersten Sinneseindrücke aus der Stadt meines Herzens auf mich ein, doch war der prasselnde Regen stets mit Sonnenschein durchtränkt.
Ein beständiges, mir bereits bekanntes Gefühl von Unwohlsein war fortwährend mit einer Essenz von Leben begleitet. Ließ' mich meinen Weg zur Pforte hin weiter beschreiten, mit schweren Schritten zog' ich durch den aufgeweichten Boden gen Erfüllung und Sinn. Zu schnell habe ich dem neuen Frieden getraut und ward so, ahnungslos und unvorbereitet, wie ich war, hinausgeschleudert aus der Reichweite der den Regen durchbrechenden Sonnenstrahlen.
--
Ich kann die Pforte nach beinahe drei Monaten Wandel zwischen den Welten von Leben und Tod, Gedeih und Verderb, nun endlich wieder am Horizont meines Geistes erblicken. Atemlos und ausgelaugt gibt mir diese Perspektive Grund zur Hoffnung und damit Kraft. Hoffen wir, dass ich das Licht nicht abermals aus dem Augenwinkel verlieren werde.
Tags: Ambivalenz, Kohärenz, Indifferenz, überspielende Eloquenz | http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/literatur/hallo/1472202 | https://web.archive.org/web/20150610095802/http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/literatur/hallo/1472202 | freie-zeit | literatur | 1,472,202 |
1,363,203,660 | Lisa-Mii | http://www.neon.de/user/Lisa-Mii | like-geil | ...wie alle meine 6745484648 "Freunde" | Weil alle Leute vor ihrem Laptop sitzen, ein selbst geschossenes Bild vorm Badspiegel hochladen und warten, bis 759762 Leute es liken.
Und wenn keiner "gefällt mir" drückt?
Depression, Entäuschung, Tränen.
Alle sind like-geil, machen ihr Selbstwertgefühl von einem kleinen Button abhängig.
Arm. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/like-geil/998993 | https://web.archive.org/web/20130315102726/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/like-geil/998993 | freie-zeit | computer-internet | 998,993 |
1,356,357,420 | SteveStitches | http://www.neon.de/user/SteveStitches | Hitler unterm Weihnachtsbaum | „Er ist wieder da“ | Timur Vermes hat einen
witzigen und unterhaltenden Roman mit Hitler als Hauptperson geschrieben, aus
der Sicht des Führers. Selbst der Preis ist lustig 19,33 Euro. Timur sagt im
STERN Interview: „In den Sechzigern und Siebzigern wurde Hitler als Monster
aufgebaut. Das war nötig, um gegen die Leugnung der Verbrechen und die eigene
Beteiligung anzugehen. In den Achtzigern, Neunzigern kam der Trend, ihn zu
verulken. Beides reicht heute nicht mehr.“
Ich bin ganz seiner
Meinung, beides reicht heute nicht mehr, vielleicht sollte man es zur
Abwechslung mal mit den Fakten ausprobieren?
Vermes sagt als
Nächstes: „Es zeigt, dass Hitler nicht nur böse, wirr, durchgeknallt sein
konnte, sondern etwas Attraktives haben musste. Die eigentliche Gefahr ist doch
inzwischen, dass man nicht mehr nachvollziehen kann, warum die Deutschen auf
ihn hereingefallen sind.“
Damit sagt er: „Die
Deutschen sind auf Hitler reingefallen.“
In unseren Lehrbüchern
steht: „Die Deutschen sind auf Hitler reingefallen.“
Meine Frage: Sind die
Deutschen mehrheitlich auf Hitler reingefallen?
Laut Knaurs Bildatlas
‚Drittes Reich‘ (Seite 42) erreicht die NSDAP bei der Reichstagswahl am
6.11.1932
33,1%
Ist 33,1% die Mehrheit
der Deutschen?
Bei der Reichstagswahl
vom
5.3. 1933 erreicht die NSDAP 43,9 %
Ist 43,9% die Mehrheit
der Deutschen?
Jetzt werden viele
sagen: „43,9% ist fast die Hälfte der Deutschen!“ Dazu muss man wissen, dass am
5.3.1933 die Opposition der NSDAP entweder verhaftet oder geflohen oder
eingeschüchtert war. Das bei dieser, laut unseren Geschichtsbüchern, so
demokratischen Wahl, die SA als Wahlhelfer fungierte. Die Wähler wurden oft
bedroht, heimgeschickt oder nicht eingelassen, wenn die Wahlhelfer wussten,
dass diese Demokraten eher links oder christlich orientiert sind. Trotz dieser undemokratischen
Wahl, hat die NSDAP nur knapp 44% erhalten. Was sowieso egal war weil
Deutschland bereits in der Hand der Nazis war, die wollten die Wahl nur als
letzte Legitimation.
Hitler, der geniale
Hitler, der Superhitler, der Wunderhitler – war Hitler dieser tolle Hecht?
Joachim Fest unterstellt Hitler in seinem Buch ‚Hitler‘ Genialität, an mehreren
Stellen – er belegt es nicht, er unterstellt es, zum Beispiel in der NSDAP
Sommerkrise von 1921 dem Streit mit dem Gründervater der Partei Anton Drexler:
„Offenbar in der Absicht, seine Gegner in der Führung der Partei zu einem
unbedachten Schritt zu verleiten,…“
Belegt
Fest seine Forschung mit einem Beispiel? – Nein, er schreibt
Offenbar
…
was bedeutet dieses Wörtchen offenbar?
Jo. Fest nimmt diese
Krise als Beispiel für Hilters Fertigkeit der Steuerung und Meisterung von
Krisen – Hitler kommt zurück aus Berlin und sieht wie ein verzweifelter Drexler
versucht, wieder Oberhand über seine Partei zu gewinnen und stellt einfach das
Ultimatum – Er oder ich. Ein einfaches Ultimatum für Hitler, weil seine ganzen
Kumpels bereits einen Großteil der Partei ausmachen. Als Folge wird Hitler von
Hermann Esser als „unser Führer“ gefeiert und alle Kumpels stimmen mit ein –
der Ursprung des Führermythos.
Biographie Hitler,
rechnen wir mal zusammen:
Am 12. 9.1919 besucht
Hitler eine Veranstaltung der DAP, ereifert sich dermaßen über einen Redner,
dass der Herr Drexler einen seiner Leute dem Hitler nachschickt: „Der hat a
Goschn, den kenna mir brauchn!“
Bedeutet: Hitler kam
zur Politik, wie die Jungfrau zum Kind.
Drexler und seine
Angestellten (seine Parteifreunde) sind in ihrer fünfzig Stunden Woche so
ausgefüllt, dass sie die Partei als Hinterzimmerpartei betreiben. Hitler
dagegen hat nichts zu tun in seiner Kaserne, also engagiert er sich in der
Politik, mit Plakate kleben und Kammeraden werben. Ernst Röhm unterstützt seine
Kammeraden, in dem er ihnen noch mehr Kammeraden schickt, mit Geldern und mit
Verbindungen zu Persönlichkeiten bei Militär und Politik.
Hitler hat mit Dietrich
Eckhard seinen Personality Coach: „Einen Offizier kann ich nicht brauchen, vor
denen hat da Volk keinen Respekt mehr. Am besten wäre ein Arbeiter, der das
Maul auf dem rechten Fleck hat… Verstand braucht er nicht viel, die Politik ist
das dümmste Geschäft auf der Welt.“ (Wortlaut Eckhard) Eckhard hat Verbindung
in die feinsten rechten Kreise Münchens.
Röhm bringt seinen
Kumpel Göring in die Partei ein: „Für Politik habe ich mich nie interessiert,
ich wollte immer an die Macht.“ (Wortlaut Göring) Göring hat Verbindung zu Adel
und Industriebonzen.
Marsch auf die
Feldherrnhalle: Hitler bringt sich und seine Partei durch seine Reden in eine
Lage, die ihn und seine Partei zum Handeln zwingt. Während er noch theatral mit
einer Pistole rumfuchtelt und von Selbstmord faselt, befiehlt Ludendorff: „Wir
marschieren!“
Hitler spricht
leidenschaftlich in die Herzen rechter Laienrichter und erhält eine milde
Haftstrafe für den Putsch – Ein Wunder!Ein Wunder! Wie genial! Wie genial! Rudolf Heß ist für den Rest seines Lebens begeistert und Groupie Hitlers.
Die goldenen Zwanziger
Jahre – Dem deutschen Reich geht es, durch geschickte Außenpolitik, gut – der NSDAP
geht’s schlecht. (Achtung Ironie: obwohl Hitler doch so ein genialer Redner
ist???)
Weltwirtschaftskrise =
Arbeitslosigkeit und Steuererhöhungen – der NSDAP geht’s gut. 14.9.1930
drittstärkste Partei mit 18,3%
31.7.1932
zweitstärkste Partei mit 37,3%,
6.11.1932 zweitstärkste Partei mit 33,1% (Achtung
Ironie: Bestimmt weil Hitler so ein genialer Redner ist) Hitler hat mit Walter
Darré einen Mann der die Landwirte für die Partei gewinnt.
Hitler wird von
Hindenburg, auf Drängen des ‚Reichslandbundes‘ und vieler anderer rechter
Organisationen, am 30. 1.1933, zum Kanzler ernannt.
27.2.1933 der Reichstag
brennt. Durch die Notverordnung ‚Zum Schutz von Volk und Staat‘ verbietet der
preußische Innenminister Herrmann Göring die kommunistische Presse, lässt
Parteibüros der Opposition schließen und verhaftet tausende Mitglieder der
Opposition. Die Machtergreifung. Die Wahl vom 5.3.1933 ist nur noch eine Farce.
Weimarer Republik = Fast
über Nacht wurde eine Monarchie in eine Demokratie umgewandelt, sind die
Menschen in ihren Köpfen plötzlich auch alle Demokraten?
Oder sind die Menschen weiterhin mehrheitlich
antisemitisch, militaristisch, obrigkeitshörig (bigottisch, monarchistisch), nationalistisch?
Wo Hitler heute nur
Unverständnis ernten würde, bekam er damals jede Menge Zustimmung – Dank der
Genialität Hitlers?
Hitler war eine Show -
Hitler war leidenschaftlich. Es war für seine Zuhörer überhaupt nicht wichtig
was er gesagt hat (sein Publikum bestand überwiegend aus Gesinnungsgenossen), sondern
nur wie er es brachte oder wie er in Scene gesetzt wurde (Leni Riefenstahl,
Goebbels).
Meistens predigte
Hitler sozial (kommt immer gut), national (kam damals gut), antisemitisch
(kommt bei Antisemiten super an), radikal (kommt bei Militanten klasse an).
(Achtung Ironie:) Warum waren Nationalsozialisten von Hitler sooo begeistert?
Der geniale Hitler
bekam im dritten Reich die Arbeitslosigkeit in Griff – wie hat er denn das geschafft?
(Tipp: Rüstung, Staatsverschuldung)
Alle waren der gleichen
Meinung vom genialen Führer – wie hat er denn das geschafft? (Tipp: Zuckerbrot
und Peitsche, siehe Götz Alys ‚Volksstaat Hitler‘)
Hitler hat gerne
ausgeschlafen, Hitler hat gerne Spaziergänge gemacht, Hitler hat gerne vor Volk
und Großindustriellen monologisiert, Hitler hat gerne Gesellschaft gehalten um
zu monologisieren – wie hatte Hitler da noch Zeit um zu regieren?
Weil er sooo
genial war? Oder weil sich andere Leute in seinem Namen um die Staatsgeschäfte
kümmerten?
Ein Beispiel: Bormann hat Hitlerzitate gesammelt um damit, als des
Führers Generalsekretär, sich um Staatsgeschäfte zu kümmern weil der liebe
Führer gerade Krieg spielen, schlafen oder spazieren gehen musste.
Wie war Hitlers Ansehen
innerhalb der Partei? Hitler und sein Speichellecker Rudolf Heß wurden von
vielen Parteifreunden belächelt. Für Ernst Röhm war Hitler ein Steigbügel zur
Macht, bevor er im Röhmputsch vom hohen Ross fiel. Göring hat versucht seine
eigene Politik zu betreiben und war durch die Anhäufung seiner Ämter, seine
Machtbefugnisse, ein Staat im Staate.
Ständig
gab es Beschwerden wie Parteifreunde dem Chefe Hitler und dessen Vorstellungen
auf der Nase rumtanzten und ihre Gaue wie Feudalherren beherrschten.
Das System Hitler = wer
mir in Arsch kriecht und mir nützt der wird geduldet und hofiert, wer nicht
wird kaltgestellt. Das ist ein System das es seit allen Zeiten und bis heute
gibt und nicht wirklich genial ist, weil es korrupt ist (sich selber aushöhlt –
1939 war das dritte Reich pleite und nur mit dem jüdischen Beutegeld zu retten),
aber oft effektiv („Wenn ich ihm nicht in den Arsch krieche, bekomm ich keine
Macht und kein Geld und bin auf der Verliererseite.“)
Bist du wirklich auf
Hitler reingefallen oder auf die Hysterie Hitler?
Aber vielleicht war
Hitler doch genial? So wie ein Robin Williams genial ist, die Backstreetboys,
Milli Vanilli, Modern Talking und Steve Stitches :)
Ist Hitler deswegen
genial weil er, der fiktive Hitler in ‚Er ist wieder da“ tausendfach verkauft
wird? Und über ihn von so Typen wie Steve Stitches geschrieben wird?
Das spricht eher für
die Genialität eines Timur Vermes. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/hitler-unterm-weihnachtsbaum/969199 | https://web.archive.org/web/20130105234231/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/hitler-unterm-weihnachtsbaum/969199 | freie-zeit | literatur | 969,199 |
1,367,847,300 | Christoph_Koch | http://www.neon.de/user/Christoph_Koch | Nur eine falsche Bescheidenheit | Was ist schlimmer, als schamlos mit etwas anzugeben? So zu tun, als würde man sich darüber beklagen. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/nur-eine-falsche-bescheidenheit/1019506 | https://web.archive.org/web/20130607052025/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/nur-eine-falsche-bescheidenheit/1019506 | freie-zeit | computer-internet | 1,019,506 |
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1,269,816,960 | reveuse | http://www.neon.de/user/reveuse | 120 Sekunden | "Ich wünsche ihn weg.", weinte er leise. "Dreimal schwarzer Kater, Hokuspokus." flehte er mit seinem Kinderstimmchen. | Sonntage waren besonders schlimm.
Sonntage verbrachte der starke Mann damit, morgens ins Kinderzimmer zu trampeln und mit hämischem Grinsen die große gelbe Plastikwanne in die Mitte des Raumes zu werfen. Angstvoll erstarrt hielten die Kinder in ihrem Spiel inne.
Das neunjährige Mädchen hält eine Puppe in den Armen. Eine fest entschlossene, gnadenlose Männerhand entreißt sie ihr und befördert sie mit einem Fußtritt in die Wanne.
Es ist dieselbe Wanne, in der die Kinder als Babys gebadet haben. Ja, damals hatten sie noch Spaß, - die Wanne und die Kinder.
Aber nach all den Jahren ist sie nun zum Mülleimer degradiert worden, steht nun zwischen vier Wänden und scheint, beschämt darüber, dass sie sein Komplize sein muss, zu flüstern dass es ihr leid tut.
Zittern.
"Unter der Bettdecke leben Höhlenmenschen.
Kommt doch raus, ihr kleinen Zwerge, beisst und zwickt ihn die Beine!"
Der Armreif mit den Glitzerperlen, die geheime Dose mit den versteckten Kostbarkeiten, das Buch von der traurigen Myrte, das sie ihrem kleinen Bruder noch gestern Abend im Schein der Taschenlampe heimlich vorlas, bunte Bälle, das gebastelte Muttertagsgeschenk, Puppensachen, Spielzeugautos und allerlei Krimskrams müssen unter seinem pervers grinsenden Blick binnen zwanzig Sekunden in die Tonne geworfen werden.
Die Kinder wissen, was ihnen bevorsteht, es passiert jeden Sonntag. Verängstigt wagen sie nicht, die kleinen Hände zu Fäusten zu ballen. "Abmarsch!",kommandiert er.
Folgsam bückt sich das kleine Mädchen und fasst die Wanne links, ihr sechsjähriger Bruder rechts.
Unsanft werden sie mit ihrer geliebten Last aus der Wohnungstür geschoben.
"Ihr habt wie immer zwei Minuten, - und denkt dran, ich steh oben am Fenster, ich beobachte jeden Schritt, den ihr kleinen Scheißkerle macht!"
Eine Minute hat 60 Sekunden.
Zwei Minuten haben 120.
Tik tak tik tak
In Kindertagen vergeht die Zeit immer ganz langsam, sagen die Leute. Die Uhr der Kinder aber arbeitete gegen sie. Der Fahrstuhl braucht genau 10 Sekunden bis ins Erdgeschoss und ER wird furchtbar böse werden, wenn er sie nicht rechtzeitig aus dem Haus kommen sieht.
Tik tak tik tak.
Der kleine Junge mit den großen blauen Augen muss sich auf die Zehenspitzen stellen, um den Knopf mit den Buchstaben "EG" zu drücken. Kaum schließen sich die Fahrstuhltüren, beginnen die Kinder fieberhaft, ihre wertvollsten Schätze aus dem bunten Berg zu wühlen.
Tik tak tik tak
Der alte Teddy Alf, mit dem zerkratzten Auge?
Tik tak tik tak
Der Glitzerarmereif.
Tik tak tik tak
Angstschweiß vermischt sich mit Tränen.
Tiktaktiktak?
Ihre kleinen Hände können nicht alle Spielsachen retten und während sie versucht, das alte Holzauto ihres Bruders auf ihren kleinen Armen zu balancieren, fällt ihr Blick auf den Grund der Wanne und da liegt sie:
Agi, ihre Puppe.
Tik tak tik tak
"Du musst mich retten!"", rufen Agis Augen. "Ich werde sonst sterben.""flüstern sie.
Das Mädchen schaut ihren kleinen Bruder an, wie er vor dem großen gelben Plastigbehälter kniet und schluchzend nach irgendeinem besonderen Matchboxauto sucht, - es aber einfach nicht finden kann.
"Hältst du mein Holzauto fest?"" wimmert er, seine kleinen Hände in dem Berg Spielsachen vergraben. Er hält in seinem Gewühle inne und sieht sie an. "Bitte, halt mal das Auto fest."hört sie ihn weinen, während er von ihr abgewandt wieder panisch bunte Kugeln, Legosteine und Stifte beiseite schiebt und sucht.
Tränenüberströmt sieht sie ihn flehend an: "Aber meine Agi..", flüstert sie leise.
Er nimmt es nicht wahr. Seine Bewegungen sind fahrig, hektisch,er wühlt und wühlt.
tiktaktiktak.
Seine Tränen rollen über die Pausbacken auf den roten Kreisel. Wachsstifte und die Puppe Liesel fallen über den Wannerand.
TIKTAKTIKTAK
Der Fahrstuhl hält. Gnadenlos öffnen sich die Türen der Zeit.
In Windeseile rennen die Kinder aus der kleinen Kabine, lassen die herausgekramten Spielsachen in einer Ecke fallen und betreten die Strasse.
Langsam gehen sie auf den grünen Müllcontainer zu, als es von oben :"Schneller!" brüllt legen sie verängstigt einen Schritt zu.
Kiesel knirscht als sie die Wanne abstellen und mit vereinten Kräften die große grüne Abdeckhaube zurückschieben. Scharniere quietschen.
Irgendwo bellt ein Hund.
Die Kinder heben die Wanne an, und mit diesem typischen Geräusch verschwinden Zinnsoldaten, die Holzeisenbahn und zwei Kinderherzen zwischen Unrat, Küchenabfällen und Ausgedientem.
"Ok, und jetzt hoch mit euch!"" dröhnt es und sie machen sich eilig auf den Weg zurück ins Haus. Schnell die geliebten geretteten Spielsachen, die noch immer vor dem Fahrstuhl liegen, aufsammeln und in panischer Windeseile im Hausflur verstecken. Die Kinder kennen bereits jeden Winkel, jedes Loch, jede Ecke. Sie haben schlaue Taktiken entwickelt. Schnell findet der Glitzerarmreif Platz zwischen Heizungsrohren, der Teddy unter der Kellertreppe, das Kuschelkissen mit der Einschlafmelodie unter dem Fensterbrett. Die Bewegungen sind stereotyp und die Kinder führen sie gekonnt und schnell aus. Das Haus macht all die bunten, geliebten Dinge unsichtbar und trägt das Geheimnis. Morgen, auf dem Weg zur Schule - ihrer einzigen Fluchtmöglichkeit, wird das kleine Mädchen heimlich wieder in den Keller schleichen, den Armreif wieder in den Ranzen stecken, am nächsten Tag dann das Spielzeugauto, am folgenden Tag dann das Kaleidoskop, den Teddy, u.s.w. Nicht alles auf einmal.
Denn wenn alles auf einmal wieder im Kinderzimmer auftauchen würde, würde IHM das eventuell auffallen. Das ist nämlich auch schon passiert und dann tanzten die Sterne und verbrannten den Kindern das Gehirn.
Er macht die Tür auf und grinst:
"Na, jetzt seht ihr, was passiert, wenn man sich die Dinge nicht selbst erarbeitet. Dann kann immer jemand kommen, und sie euch wegnehmen."
Er schubst das kleine Mädchen an. Sie taumelt.
"Was meinst du, wie gehts deiner Agi da unten?" ruft er höhnisch aus. "Die kommt heut auf die Müllhalde, huuuuuh, dort wird sie sicher frieren. Du hast ihr ja noch nichma nen wärmeres Kleidchen angezogen, ts, was bist du nur für eine Puppenmutter."
Die Lippen des kleinen Mädchens beginnen zu zittern, ihr Körper wird von Schluchzern geschüttelt. Aber er hört nicht auf und verzieht den Mund zu einem spöttischen, abfälligem Lächeln. "Du musst dir das merken, meine Kleine. Alles, was du anfasst wird zu Scheiße. Wenn du Glück hast, dann kriegste irgendwie, irgendwann wenigstens mal ne anständige Figur und landest als billige Nutte aufm Bahnhofstrich. Wenn du Pech hast als ne Tussi, die draußen mit so nem Pickser den Abfall der Leute von den Grünanlagen sammelt."
Er bricht in schallendes Gelächter aus und stubst den kleinen Jungen an. "Ha, stimmts, nun sag doch auch mal was, Kleiner, hab ich nicht recht?! Deine Schwester ist so strohdoof, die muss Helium im Kopf haben, sonst könnte sie hier gar nicht aufrecht stehen!"
Er gibt der Wohnungstür einen Tritt, sodass sie mit einem lauten Klacken ins Schloss fällt, klopft sich lachend auf die Schenkel und schlurft ins Wohnzimmer.
Der kleine Junge fasst das Mädchen bei der Hand und öffnet die Kinderzimmertür. Als sie allein sind flüstert er ihr zu: "Du hast Agi doch versteckt, nicht wahr?" Sein kleines Gesicht wirkte auf einmal furchtbar alt, seine traurigen Augen sind wässrig und er presste die zitternden Lippen fest zusammen. "Sag mir, wo sie ist!" wispert er leise, "Du hast deine Agi doch gerettet, oder nicht?!"
Sie sieht ihn an und streichelt ihm liebvoll über die Wange, während sie zu schluchzen beginnt und ihr ein dicker Kloß die Kehle zuschnürt.
Wie hätte sie ihm sagen sollen, dass sie keinen Platz mehr auf ihren Armen hatte? Teddy Alf, der Armreif, das Buch, die Schatztruhe und sein großes Holzauto und Agi wäre mehr gewesen, als sie hätte tragen können. Sie musste Agi zurücklassen. Und er hat in seinem kindlichen Übermut, der Panik und dem Zeitdruck gar nicht mitbekommen, dass sie Agi noch mal übers Gesicht gestrichen und sich von ihr verabschiedet hat.
"Du musst das verstehen, Agi, bitte. Bitte, bitte.", hat sie der Puppe schluchzend zugeflüstert. "Er ist doch mein kleiner Bruder, Gott, er ist doch noch so verdammt klein und mit diesem Holzauto hat er schon gespielt, als er noch ein Baby war. Er hat damals mit seinem zahnlosem Lachen auf den Gummirädern herumgekaut und es sogar mit ins Bett genommen bis er drei Jahre alt war." Sie hatte weinend tief Luft geholt, Agi´s blonde Haare glatt gestrichen und leise, aber bestimmt gewispert: "Wenn ich mal groß bin, dann such ich dich auf der Müllhalde. Ich versprechs! Ich hole dich zurück und dann wird alles wieder gut."
Der kleine Junge wartete ihre Antwort nicht ab, ging wortlos an den Schreibtisch, rutschte auf den großen Stuhl, nahm einen roten Stift und begann zu malen.
Dicke, leise Tränen tropften auf das Haus ohne Fenster und als er versuchte, die Nässe vom Papier zu wischen, verschmierte alles zu einem namenlosen Gebilde.
"Ich wünsche ihn weg.",weinte er leise. "Dreimal schwarzer Kater, Hokuspokus." flehte er mit seinem Kinderstimmchen und sie ging zu ihm und umarmte ihn sanft.
"Allerschönste Puppe,
lange nicht gesehn,
koch mir eine Suppe.
Ja, es soll geschehn!
Für ein Dreier Zucker,
für ein Dreier Bier,
allerschönste Puppe,
komm und tanz mit mir!"
Das kleine Mädchen erwacht schweißgebadet. Das Zimmer ist in nächtliche Stille gehüllt und das Mondlicht lässt den großen massiven Schrank an der Wand des Zimmers wie einen bedrohlichen Geist mit finsterer, böser Miene erscheinen. Sie schliesst die Augen wieder und spürt, wie ihr Tränen über die Wangen laufen. Seit sie auf der Welt war, war dies die erste Nacht in der sie ohne ihre Puppe schlafen musste. Bilder brannten sich in ihren Kinderkopf.
Bilder, in denen Agi von Planierraupen zerquetscht wurde und mit angstvoll aufgerissenen Augen nach ihr schrie. Bilder, aus alltäglichen Situationen, wenn er ihren kleinen Bruder durchs Zimmer schubste, ihn verachtend ansah und schrie:
""Du bist ein Niemand! Genau wie deine Schwester! Ihr seid beide jämmerliche Nichtsnutze! Verdammt, ihr existiert gar nicht!"
Sie ballte ihre kleinen Fäuste so fest, dass sich ihre Fingernägel tief ins Fleisch ihrer Handflächen gruben.
Aber in den Tiefen ihrer Seele verachtete sie sich selbst. Mehr als sie ihn und seine grausamen Spiele verachtete. Sie war überzeugt, dass alles was mit ihr und ihrem Bruder passierte, allein ihre Schuld war. Weil sie es so lange zugelassen hatte. Immer wieder hatte sie sich vorgenommen stark zu sein und IHM gegenüber zu treten. Aber da sie es nicht ein einziges Mal geschafft hatte, war sie der Meinung sie würde verdienen was immer mit ihr geschah.
Ein eigenartiger Geruch durchzog den Raum. Sie knipst ihre Taschenlampe an und vergewissert sich, dass ihr kleiner Bruder schläft. Sie umfährt mit dem Lichtschein sein Bett, den Kinderzimmerboden und den Schreibtischstuhl. Wie immer hängen seine Sachen über der Lehne, aber irgendetwas lässt sie stutzen. Sie löscht das Licht, krabbelt aus dem Bett, tapst auf Zehenspitzen über den Teppich und betrachtet seine Hosen genauer. Der Stoff ist völlig verdreckt und riecht nach einer Mischung aus Stinkbomben, verdorbenen Lebensmitteln und Dreck.
Ganz abgesehen davon was für ein Donnerwetter es geben würde, wenn ER das zu Gesicht bekäme, konnte sie sich nicht erklären, wie ihr kleiner Bruder zu solch einer schmutzigen Hose gekommen war. Sie hatten beide schon seit Wochen Stubenarrest und beim Gang zum Müll war das ganz sicher nicht passiert. Beim Gang zu Müll? Er hat im Fahrstuhl doch so verzweifelt dieses Auto gesucht, dieses kleine Matchboxauto, das die Farben wechselt, wenn sich die Raumtemperatur verändert. Sollte er sich heimlich rausgeschlichen haben und?... Der Gedanke ließ sie erstarren.
Sie rüttelte ihn wach."Warum sind deine Hosen so schmutzig?" wisperte sie ängstlich."Was hast du nur gemacht??"
Er öffnete verschlafen seine Augen, sah sie an und begann zu lächeln. Niemals wieder hat sie einen Gesichtsausdruck wie diesen bei ihm gesehen.
"Shhht, ich verrate es dir morgen," zischte er zaghaft und deutete auf die Tür, "du weißt doch, die Wände haben Ohren."
*
Nachwort:
*
Ich stehe in unserer Küche und höre zu, wie das aufgebrühte Wasser mit diesem typischen Geräusch durch den mit Kaffeepulver gefüllten Filter der Maschine sickert. Heute bin ich 26 Jahre alt.
Nach 10 Jahren Psychotherapie, einem Selbstmordversuch und zwei Psychiatrieaufenthalten wurde ich mit der Diagnose >>Borderline-Persönlichkeitsstörung<< ins Leben entlassen.
Mein kleiner Bruder ist seit 5 Jahren drogenabhängig.
Die Zimmer der Dachgeschoßwohnung sind von den Strahlen der Sonne geflutet, es ist ein wunderschöner, wenn auch windiger Tag. Ich gieße Milch in meine Tasse und genieße den Blick über die Dächer der Nachbarhäuser, das Panorama meiner erwachenden Stadt.
Plötzlich fliegt eine Schwalbe am Fenster vorbei. Durch den Sturm scheint sie einen Augenblick ins Taumeln zu kommen, flattert panisch mit den Flügeln, verliert kurz an Höhe und kämpft darum, in der Luft zu bleiben. Sie fängt sich und entschwindet meinen Blicken als kleiner schwarzer Punkt am Horizont. Ich sehe ihr nach und erinnere mich.
Ja, unsere Kindheit war ähnlich. Stürmisch, mit unvorhersehbaren Orkanen, diffus und unberechenbar. Aber wir haben gekämpft, uns nicht unterkriegen lassen und mit der Hilfe von Menschen die an uns glaubten, uns unterstützten und liebten, den richtigen Weg gefunden.
Selbstverständlich wird unsere Vergangenheit immer ein Teil von uns bleiben. Aber wir arbeiten beide daran, dass sie wie diese Schwalbe, nur als kleiner schwarzer Punkt in unseren Herzen zurückbleibt.
Es gibt gute und weniger gute Tage. In sehr vielen Situation krallen sich die Bilder aus Kindertagen tief in die Seele und lassen all dem Ekel, den zerstörten Gefühlen, der Selbstverachtung und dem verzweifelten Bemühen um Zuwendung freien Lauf. Aber es gibt auch gemeinsame Erfolgsmomente, tiefe Liebe und gemeinsame Unterstützung.
"Moin!""reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich wende meinen Kopf Richtung Tür und da steht er und grinst mich verschlafen an. Der große kleine Junge, mit den blauen Augen. Ich lächle zurück, während er Richtung Kaffeemaschine schlurft und spitzbübisch meint: "Man, wasn das für ein Service hier? Warum krieg ich meinen Kaffee eigentlich nich ans Bett?"
Ich lache auf, werfe spielerisch ein Handtuch nach ihm, er duckt sich, hebt es auf, wirfts zurück und versucht, mit der vollen Kaffeetasse die Flucht zu ergreifen.
So sehen unsere Sonntage heute aus.
Wir jagen uns durch die Zimmer unserer gemeinsamen Wohnung, verschütten den Kaffee dabei und verstreuen Handtücher und Kissen.
Und meine schmutzige Agi sitzt auf dem Schrank und schaut uns lächelnd dabei zu. | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/120-sekunden/672854 | https://web.archive.org/web/20111031073621/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/120-sekunden/672854 | - | - | 672,854 |
1,169,259,720 | lenibob | http://www.neon.de/user/lenibob | Ach Mama, was ich Dir noch sagen wollte... | ...mir geht es wirklich gut. | Ja Mama, wirklich gut.
Ich bin frisch verliebt, sehr sogar.
Ja, er ist anständig und nett,
er macht mich glücklich, ist warmherzig, genau wie Du.
Tolle Freunde hab ich, Mama. Die besten die man haben kann.
Du würdest sie mögen, sie haben deinen Humor.
Deine Bilder bei mir fanden sie toll,
ich hab Dir ja immer gesagt wie fotogen Du bist,
Du hast immer nur gelächelt.
So wie Du immer gelächelt hast wenn Du verlegen warst.
Ich hör immer noch unsere ABBA CD's,
ja genau wie früher im Schwarzwald als ich nur halb so groß war wie Du und wir tanzten.
Ich tanz heut noch so.
Allein und doppelt so groß.
Maiki geht's auch gut..
Stell Dir vor, er will heiraten.
Heiraten, unser Maiki.
Ich weiß Mama, das hätte ich auch nicht gedacht.
Ich hab unsere Wohnung renoviert.
Es würde Dir gefallen,
alles in unseren Lieblingsfarben.
Ja Mama, farbenfroh, mit viel Leben.
Oma? Ja, Oma gehts auch gut.
Naja, wie es einer 90 Jährigen so gehen kann, sie schlägt sich so durch.
So wie wir uns alle durchschlagen.
Ich vermiss dich Mama.
Jeden Tag.
Manchmal wein ich auch.
Ja, auch nach 8 Jahren noch.
Ich wollte Dir noch soviel sagen.
Ich konnte es nicht mehr.
Ich mußte es auch nicht mehr,
denn wahre Freunde sprechen mit dem Herzen. | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/ach-mama-was-ich-dir-noch-sagen-wollte/644419 | https://web.archive.org/web/20111015134430/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/ach-mama-was-ich-dir-noch-sagen-wollte/644419 | - | - | 644,419 |
1,306,335,540 | wortkotze | http://www.neon.de/user/wortkotze | Acryl serviert. Guten Appetit. | Heute ist ein schlechter Tag. | Das Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können, lähmt mich.
Gefangen in mir, die Umgebung wie ein Ungeheuer.
Jede Bewegung wie der unsichere, tapsige Schritt eines Kindes, das gerade laufen lernt.
Ich fühle mich sehr alt, ich zittere, fühle mich beobachtet, als würden alle sehen, dass mit mir nichts stimmt, ich sehe mich von außen, stehe völlig neben mir, vor mir, habe das Gefühl, ich zeige wertend auf mich.
Hinter mir stehe ich nicht, diese Position kann ich noch nicht einnehmen.
Alle um mich rum scheinen zu wachsen, bedrohlich versammeln sich die Leute um mich und verurteilen alles an mir.
Mein Verhalten, mein Aussehen, meine Leistung, meine Schwächen, mein Versagen.
Ich bin auf einem Tablett, wie Häppchen nett angerichtet, bereit zum Verzehr.
Es ist doch ein Teufelskreis. Eingesperrt in einen Käfig mit seidenen Gitterfäden, dennoch unfähig auszubrechen, nicht fähig in den Nebel drum herum auszutreten, nicht fähig das Risiko einzugehen Unbekanntem zu begegnen, mich auseinandersetzen zu müssen.
Dazu all die Leute die auf mich runter sehen, auf mich hinabblicken und sich vor mir erheben.
In meinem Käfig wirkt noch alles so viel bedrohlicher.
Aber wie soll ich in solch einer Situation selbstbewusst sein, mich wehren, wie soll ich denn vermitteln, dass man mit mir nicht umgehen kann wie man will.
Ich will doch nicht mehr so farblos sein, so klein, so gering und so wenig.
Ich muss doch irgendwann aus diesem alten Raster fallen, ausbrechen aus diesem festen Bild, mit diesem festen Bilderrahmen, der mich fest hält, dafür sorgt dass ich mich nicht bewegen kann und mich starr dastehen und lächeln lässt, wie aus Acryl.
Bröcklig und fest in einem.
Gemalt auf Leinwand bin ich nicht dazu fähig, tatsächlich zu leben, leidenschaftlich wie ich es mir wünsche.
Frei, beweglich und unbeschwert, mit ausladenden Bewegungen, platzend vor dem Überfluss der Gefühle und besoffen vom Leben. | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/acryl-serviert-guten-appetit/680827 | https://web.archive.org/web/20111120135903/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/acryl-serviert-guten-appetit/680827 | - | - | 680,827 |
1,269,656,220 | Madame_Printemps | http://www.neon.de/user/Madame_Printemps | Als ich aufhörte, cool zu sein | Oder besser, als ich aufhörte, so zu tun, als ob. | Ich habe es satt, mich anzustrengen, um besonders cool und vor allem besonders speziell und ausergewöhnlich rüberzukommen.
Das macht keinen Sinn, weil die Leute am Ende sowieso nur enttäuscht sind, weil ich doch nicht so hyperintellektuell und absolut mainstreamgelöst bin.
Ich bin ein ganz normales Mädchen, klischee-erfüllend zickig und shoppingsüchtig.
Ich meckere über mein Gewicht und halte trotzdem keines meiner so sorgfältig ausgetüftelten Sportprogramme länger als zwei Monate durch. Ich rauche zu viel, esse liebend gerne Tiefkühlprodukte, weil ich zu ungeduldig bin, um mich an den Herd zu stellen und ich bin froh, wenn es regnet, weil ich mir dann selber einreden kann, dass es ja jetzt wirklich nicht meine Schuld ist, dass ich heute keinen Sport mache. Trotzdem oder gerade deswegen werfe ich regelmäßig mein Geld für Frauenzeitschriften raus, um mich mit den darin enthaltenen Wellnesstips bei meinem Körper zu entschuldigen. Ich weiß natürlich, dass ich nie automatisch aussehen werde, wie Gisele Bündchen, nur weil ich einmal im Monat ein Milch-Honig-Bad nehme, 5km laufen gehe und mir Gurkenscheiben auf die Augenlider klatsche - trotzdem. Ich tue das, weil mir jeder vorgaukelt, wie ausgeglichen er ist, durch gesunde Ernährung und Sport. Ich will das auch und gaukel es mir vor, aber ich bin es nicht.
Ich würde wirklich gerne die Grünen wählen, ohne schlechtes Gewissen, aber ich fahre nun mal gerne und oft Auto. Und ja, auch lächerlich kurze Strecken. Ich schalte meinen Computer nicht immer aus, wenn ich das Haus verlasse und entweder Fernseher oder Radio dudeln fast den ganzen Tag, einfach so nebenbei. Ich liebe stundenlange Schaumbäder und föhne alle zwei Tage meine Haare. Mindestens zwanzig Minuten lang. Ich spende auch nichts für das Pflanzen von Bäumen oder das Erhalten von Naturschutzgebieten, obwohl ich Blumen und Tiere wirklich mag. Aber ich bin einfach nicht wirklich umweltfreundlich.
Ich sage meinen Freunden ab, weil das Staffelfinale von Private Practise läuft und mein Zimmer versinkt unter meterhohen Taschentuchbergen, während ich mir eine Liebesschnulze nach der anderen reinziehe. Tut mir leid, auf meinem Fernseher läuft halt nur selten Arte. Mich interessiert das Schicksal fremder Familien im Brennpunkt mehr als Geschichtsdokumentationen, mit denen habe ich mich immerhin schon zur Genüge in meiner Schulzeit vergnügt.
Manchmal betrinke ich mich maßlos, bis ich zuerst auf Tischen tanzen und anschließend in Eimer kotze und bin trotzdem kein "Atze". Manchmal bin ich leicht zu haben und ich renne sowohl Männern, als auch Bussen hinterher, weil ich nun mal unpünktlich und unaufmerksam bin. Ich bin keine Emanze, nur weil das jetzt Trend ist, ich möchte sehr wohl erobert, beschützt und ein Leben lang umsorgt werden. Am besten in einem Reihenhaus, mit Garten, Festanstellung, zwei Kindern und einem Hund. Natürlich sind Weltreisen und Freiberufler aufregender, natürlich hätte ich gerne Kunst und Philosophie studiert und hätte vorher zwei Jahre Pause eingelegt, um fremde Kulturen oder mich selbst zu entdecken, aber dafür bin ich schlicht und einfach zu feige. Ich will mehr Sicherheit als Abenteuer und ich will mit meiner Familie Weihnachten feiern, auch wenn es mir nicht um Jesus geht, sondern weil ich die Lichter mag. Und die Geschenke und zwar die Geschenke, die ich bekomme, nicht nur die, die ich anderen machen darf.
Ich bin anstrengend. Aber nicht auf diese charmante, süße, aufgedrehte Indiemädchen-Art, sondern wirklich nervenaufreibend, weil ich ständig meine Meinung ändere und die von anderen nicht akzeptiere. Ich bin trotzig, wenn es nicht nach meinem Kopf geht und irgendwie auch dann, wenn sich doch jeder nach mir richtet. Ich passe mich nicht gerne an, ich will das Sagen haben, stehe aber nicht gerne im Mittelpunkt. Es kann gerne jemand anderes die Hosen anhaben, aber ich möchte entscheiden, welche. Das verwirrt die meisten und mich selbst auch manchmal, also darf es niemand wagen, mich aus meinem Konzept zu bringen, denn für den jetzigen Moment macht es meistens Sinn. Später nicht mehr.
Wenn mich niemand aus dem Konzept bringt, übernehme ich das, nur um anschließend jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben, dafür gibt es einen einfachen Grund: Ich streite, provoziere und beschimpfe gerne. Ich habe auch gerne Mitleid, aber nur mit mir selbst. Ich hasse Faschisten und bin mir durchaus bewusst, dass das wiederum auch faschistisch ist, aber entschuldigt mal, ein bisschen Hass an der richtigen Stelle wird wohl erlaubt sein.
Ich lese lieber Feuchtgebiete als Faust, sage aus Faulheit lieber von vorneherein, dass ich etwas nicht kann, damit ich mir den Versuch sparen kann, trage Klamotten, die alle tragen und bin mir dessen sehr deutlich bewusst, weil ich eingesehen habe, dass es sich mit dem Strom halt doch ab und zu einfacher schwimmt, als dagegen.
Ich bin die Königin des "Wenn du dich nicht meldest, melde ich mich auch nicht"-Spiels und genau so gut darin, mir einzureden, dass ein Kerl auf mich steht und nur deshalb nicht anruft, weil er blöderweise ins Koma gefallen ist.
Was ich sage ist nie das, was ich meine, auch wenn ich es trotzdem denke, aber nicht zugeben will. Was ich aber weiß, ist, dass ich einfach nicht so abgebrüht bin, wie alle tun und wie alle sich selbst gerne vorlügen. Ich bin nicht so cool, intellektuell, selbstsicher und emanzipiert. Ich bin auch leider nicht so fair, offen und sozial engagiert. Ich habe Angst vor unnötigen Dingen und manchmal weine ich ohne Grund. Manchmal idolisiere ich Menschen und versuche, zu sein wie sie. Manchmal lüge ich, weil ich jemandem gefallen will, dem ich nicht gefallen würde, wenn er wüsste, wie ich wirklich bin.
Aber ich möchte ab jetzt immer ehrlich sein, damit ich nur den Menschen gefalle, denen ich gefalle, wie ich bin, weil es anstrengend ist, sich selbst vorzulügen, jemand anderes zu sein, als man eigentlich ist und weil man sich dabei selbst verliert, es aber nicht merkt oder weil man gerade darauf hinaus will, weil ja sich selbst verlieren und im Ausland wiederfinden gerade so modern ist. Es macht doch müde, immer angesagten Clubs hinterherzujagen, nur um nicht an einem Samstagabend alleine zu Hause sitzen zu müsen und somit nicht "Geilste Party des Jahres, bin noch immer hacke wie Sau" in sein Facebookstatus schreiben zu können.
Und nun werde ich mich auf mein Sofa legen, den ganzen Abend Kreuzworträtsel lösen, nebenbei zwischen Comedy und Liebesschnulzen hin- und herzappen und vor Mitternacht ins Bett gehen. Ich bin halt einfach nicht so cool. | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/als-ich-aufhoerte-cool-zu-sein/672834 | https://web.archive.org/web/20111013134925/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/als-ich-aufhoerte-cool-zu-sein/672834 | - | - | 672,834 |
1,298,300,940 | qossip | http://www.neon.de/user/qossip | altes spiel. treffen, sex, abschied. | "warum küsst du mich nicht?" fragst du. | "warum küsst du mich nicht?" fragst du.
"hast du vergessen? wir sind doch jetzt freunde." sage ich.
"mh okay. heißt das auch, dass wir nie wieder sex haben werden?"
"doch, bestimmt."
"nein. das geht dann auch nicht mehr."
du umarmst mich. es ist mir unangenehm, doch du lässt mich nicht los.
"aber ich weiß, wie freunde sich küssen können" sagst du. und küsst mich sanft neben den mund. unter den mund. über den mund. "du bist dran." ich küsse dich auf die wange. du hast mehr erwartet. starrst auf mein tshirt. sagst: "du bist verrückt." und lachst nervös. ich frage: "warum bin ich verrückt?" "bist du halt." du drehst dich um, gehst zu tür. ich folge dir. leise fragst du: "und wie verabschieden freunde sich?" ich halte meine hand vor dich, warte, dass du einschlägst. unser altes spiel. treffen, sex, abschied ohne gefühle. "nein." sagst du. "so haben wir uns früher verabschiedet. aber jetzt sind wir freunde." ich breite meine arme aus, umarme dich. wieder hälst du mich zu lange fest. es ist nur eine sekunde aber wir wissen beide, was es bedeutet.
du trittst einen schritt zurück, schaust mich an. "ciao." ich möchte reingehen, doch du hälst mich fest. ziehst mich vor die tür. küsst mich. erst langsam, dann schneller. du machst alles mit gefühl. ich spüre, wie unsere zungen sich berühren. du beendest den kuss. so wie du alles beendest. anfängst und beendest.
"bis bald." sagst du, drehst dich um und gehst. | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/altes-spiel-treffen-sex-abschied/678859 | https://web.archive.org/web/20180808042521/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/altes-spiel-treffen-sex-abschied/678859 | - | - | 678,859 |
1,316,687,040 | espsoi | http://www.neon.de/user/espsoi | Bin ich jetzt reich? Und wenn ja, was mach ich dann? | Mit Neid und Ekel betrachtete ich bis jetzt diese die iPhone-Junkies und Gina-Lisa-deine-Mudda-Handtaschenträger - werd' ich nun selbst zu einem? | Da hält man sich jahrelang als armer Student mit
unterbezahlten Nebenjobs über Wasser, lässt sich für ein paar Euro von
cholerischen Chefs herum schubsen und schaut als angehender Berufsanfänger (erst
mal nen guten Job finden) mit einer Mischung aus Neid und Ekel auf die
iPhone-Junkies und Gina-Lisa-deine-Mudda-Handtaschenträger. Und dann erbt man
völlig unerwartet einen Batzen Geld. Damit muss man erstmals klar kommen.
Ich geb es ehrlich zu, ab und zu hätte ich mir früher auch
gerne ein bisschen mehr auf dem Konto gewünscht. Mit dem gutgemeinten aber nie
ausreichenden Taschengeld und den ersten Erfahrungen in der harten Arbeitswelt
(Werkstatt, Nachhilfe, Schleimspur-Kriechen) konnte ich mir grade mal den
Führerschein leisten. Dir ging’s wahrscheinlich recht ähnlich. Mit den Jungs
nach dem Abi nach Malle? Klar, aber nur ins
1-Stern-Hostel
bitte.
Nach zahllosen „kostenlosen“ aber unheimlich
erfahrungsreichen Praktika habe ich mittlerweile auch einen angenehmen Job
gefunden – angenehm was das Klima und die Aufgaben angeht, nicht das Gehalt. Ich
fahre einen Golf III Baujahr 1994 (ist etwas undicht, geht aber schlimmer) und
kann mir auch eine eigene Bude leisten. Trotzdem: Luxus stelle ich mir anders
vor.
Das ändert sich jetzt wahrscheinlich. Meine Gedankenspiele überfordern
mich jetzt schon, obwohl der Kontostand aktuell noch gegen 0 tendiert. Wenn ich
bald genug Kohle habe, alles das zu kaufen was jetzt noch nicht dran sitzt, 1.
wäre das nicht komisch, und 2. tu ich‘s dann auch wirklich??
Mein Opa ist vor einigen Monaten gestorben, ein lieber Kerl
bei dem ich als Kind auf dem Schoß saß, aber niemand, der viel Vermögen hat –
dachte ich. Es gibt wohl nicht viele Menschen, die Geld haben, es aber nicht
herum erzählen. Als ich zur Verlesung des Testaments eingeladen wurde, war ich
überrascht. Ich habe noch zwei Geschwister und eine (verwöhnte!!) Cousine, das
Erbe würde wohl kaum für alle Reichen. Ich hätte wirklich gerne mein Gesicht
gesehen, als ich dann von jetzt auf gleich Besitzer von 60.000 Euro wurde.
Juhu, ich bin reich!!
Bin ich reich? Gehört es mir, muss ich es teilen, kann es
mir noch jemand wegnehmen??
Diese Woche wird das Geld übertragen und in mir macht sich
Panik breit. Wo soll ich es denn nur hintun? (Ich weiß was du denkst: „Gib es
mir, ich nehm es gerne!“ Schön und gut in der Theorie, das kann ich dir jetzt
sagen, aber wenn es dann wirklich soweit ist… Beispiele von gefallenen
Lotto-Millionären gibt es schließlich zuhauf.) Ein Millionär bin ich nicht,
aber 60.000 Euro ist viel Geld. Ein neues Auto und ein Urlaub – ja. Das Geld
zum Fenster raus – nein.
Ich kenne mich mit Finanzgeschäften nicht gut aus, Aktien,
Fonds und exotische Anlagen machen mir Angst. Ich habe mir überlegt,
zweigleisig zu fahren. Ein großer Teil soll als fest bei der Bank bleiben, ich brauche nicht so viel Bares. Den Rest aufs Sparbuch? Cool ist auch ein Tagesgeldkonto, weil ich dort auch nette Zinsen bekomme (jetzt
bin ich heiß, es darf auch gerne noch mehr Geld werden!), gleichzeitig kann ich
mich in Ruhe nach einem neuen Wagen umsehen und das Geld dann trotzdem sofort
abheben. Und wenn es über
mich kommt, kann ich immer noch ein bisschen „reich tun“. Vielleicht schenke ich ja meiner Freundin
ja Weihnachten eine Gina-Lisa-deine-Mudda Handtasche und mir das neue iPhone.
-
Luxus, Luxus, Luxus - alles meins
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Mein Geld vermehren ohne Bankfuzzis
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Macht mich Geld glücklich?
Tags: Reich | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/bin-ich-jetzt-reich-und-wenn-ja-was-mach-ich-dann/764396 | https://web.archive.org/web/20140811201929/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/bin-ich-jetzt-reich-und-wenn-ja-was-mach-ich-dann/764396 | - | - | 764,396 |
1,188,353,340 | curtis_mcnamara | http://www.neon.de/user/curtis_mcnamara | Bis ich dich finde | Seit zwei Jahren spritze ich Heroin. Ich bin 29. Ich habe nicht vor, viel älter zu werden. | Der erste Heroinrausch ist wie ein nicht enden wollender Ritt auf der goldenen Welle des Glückes. All dein Schmerz und all dein Kummer fallen von dir ab, als hätte jemand den novembergrauen Himmel aufgerissen und ließe dir die warme Junisonne direkt auf die Seele scheinen. Du läufst auf Wolken, du schwebst mit den Engeln. Nichts, das dich bedrückt und nichts, das dich bekümmert. Weil nichts mehr eine Rolle spielt. Du bist Eins. Mit dir. Mit der Welt. Mit Gott.
Anders als bei anderen Drogen bist du dabei bei klarem Verstand. Heroin ist nicht halluzinogen. Vielleicht fühlst du dich als hättest du zwei, drei Bier getrunken. Ansonsten ist alles klar und schön.
Nach gut vier bis sechs Stunden kommst du dann runter. Hier zahlst du deines Glückes Preis. Es ist die Reise durch ein dunkles Tal.
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Um allen Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin wirklich nicht gerade das, was ihr euch unter einem Junkie vorstellt. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass jeder der Heroin spritzt, in der düsteren Welt von Sucht, Prostitution und Beschaffungskriminalität gefangen ist. Ich kenne solche Leute, ja, aber ebenso viele habe ich in den letzten Jahren kennen gelernt, die genau wie ihr jeden Tag von 9 bis 4 ihrem Job (nicht selten gutbezahlt) nachgehen, abends Hobbies und Freundschaften pflegen und die Welt nicht einmal im Ansatz ahnen lassen, wofür sie monatlich zuweilen vierstellige Beträge ausgeben. Ihr würdet euch wundern, wie sehr die „Straßendroge“ Heroin auch in den – wie man sagt – „höheren“ Kreisen zu hause ist.
Konformität ist alles. Was mich betrifft, ich habe mit der Zeit meine eigenen Tricks entwickelt, um unangenehme Begleiterscheinungen zu kaschieren. Für einen gesunden Teint empfiehlt sich der regelmäßige Besuch im Solarium. Auch Selbstbräuner erfüllt den Zweck. Vitaminpreperate sind wichtig – aus vielerlei Gründen. Genauso wie gute Zahnpflege, gesunde und regelmäßige Ernährung, ein wenig Sport. Meine Unterarme versteckt der Stoff der italienischen Anzüge, die dort wo ich arbeite zum gängigen Dress-Code gehören. In diesen Stücken würde selbst der letzte Straßenjunkie noch etwas hermachen.
Um mich an schlechten Tagen über die psychischen Entzugserscheinungen zu bringen, schwöre ich auf Antidepressiva. Sog. „Upper“, um in Form zu kommen und „Downer“, um nicht abzudrehen. Die richtige Mischung ergibt sich aus der Routine. Und für die schlechtesten Tage gibt es immer noch Kokain, das - unter uns gesagt - dort wo ich arbeite genauso wie besagte Anzüge zum guten Ton gehört.
Glücklicherweise bin ich in einer Situation, die es mir erlaubt, mir über den finanziellen Aspekt all dessen keine Gedanken machen zu müssen. Ich bin jung, sehe gut aus, habe Erfolg, Geld und hübsche Frauen, wann immer dafür Zeit ist. Trotzdem weiß ich, dass meine Sucht mich umbringen wird. Den Kampf gegen Heroin hat noch niemand ohne fremde Hilfe gewonnen. Und ich spüre wie mir in letzter Zeit mehr und mehr die Kontrolle entgleitet.
Warum aber all das? Warum werfe ich mein Leben fort? Nun, das ist meine Geschichte:
Als ich Marie kennen lernte, war ich gerade 20. Ich hatte das Abitur bestanden und vor mir lag ein Leben voller Möglichkeiten – vor allem aber ein ganzer Sommer der Freiheit und des unbetrübten Jungseins. Marie war atemberaubend, ich verliebte mich auf den ersten Blick. Sie hatte braunes langes Haar und die dunkelsten Augen, die ich je gesehen hatte. Ihre Figur war elfengleich und wenn sie lachte schien die Welt für einen Augenblick ihre Hoffnungslosigkeit zu verlieren, um in einem Glanze zu erstrahlen, wie nur Hemingway es zu beschreiben vermocht hätte. Marie war klug. Viel klüger als ich es bin, was ich natürlich all die Zeit zu verstecken suchte. So lauschte ich andächtig, wenn sie sprach - und sie sprach viel. Sie sprach von Träumen, Hoffnungen und Ängsten. Von Politik, Literatur und Philosophie. Sie erzählte Geschichten aus ihrem Leben und malte sich ihre Zukunft aus. Und ich hörte ihr zu und war glücklich.
Marie war wild – und das war ich auch. Wir durchtanzten Nächte bis weit in den Sonntagnachmittag hinein. Wir waren hungrig, hungrig nach Leben und nach dem Exzess. Wir sprengten Grenzen, wir brachen aus der kleinbürgerlichen Welt, in die wir geboren waren, mit unbändiger Kraft aus. Wir waren frei, aber dabei niemals einsam, weil wir immer einander hatten. Natürlich probierten wir auch Drogen.
Mit Sucht hatte das damals noch nichts zu tun. Wir experimentierten, waren neugierig auf unbekannte Ebenen der Wahrnehmung, wollten alle Facetten des Bewusstseins erkunden. Vielleicht waren wir dumm. Vielleicht wären wir es aber auch gerade dann gewesen, hätten wir den Reiz des unbetretenen Weges ignoriert, der tief in uns drinnen unsere Herzen im Gleichklang schlagen ließ.
Zum Feiern begnügten wir uns größtenteils mit Ecstasy und Speed. Manchmal aber auch Exotischeres. Auch mit Kokain machte ich schon damals Bekanntschaft.
Um nicht abzurutschen schufen wir uns feste Regeln, die Häufigkeit und Rahmenbedingungen unseres Konsums betrafen und passten stets gut aufeinander auf. Natürlich machten wir auch schlechte Erfahrungen. Da gab es viele.
Ich erinnere mich noch genau an den angsterfüllten Blick in ihren dunklen, dunklen Augen als sie mich eines Morgens nach einem durchtanzen Wochenende aus dem Schlaf riss. Ihr Herz raste und ihr zierlicher Brustkorb bebte als wolle er in der nächsten Sekunde zerspringen. Obschon ihr Atem schnell und verzweifelt war, schien sie keine Luft zu bekommen. Nie in meinem Leben hatte ich größere Angst als in diesem Moment. Instinktiv ergriff ich ihre Hand und hielt sie fest. Ganz, ganz fest. Und wir atmeten gemeinsam. Ein und aus. Langsam. Ein und aus. Es vergingen Minuten und Stunden. Noch immer atmeten wir. Bis sie sich beruhigt hatte. Ich hielt sie fest.
So vergingen ein paar Jahre. Wenn es mir schlecht ging, weil ich es einmal mehr übertrieben hatte, streichelte sie meinen Kopf und war für mich da. Wenn wir über die Zukunft sprachen und ich ihr sagte, dass ich Angst hätte sie zu verlieren, küsste sie mich und lächelte. Wir liebten uns. Es hätte ewig so weiter gehen können.
Marie starb an einem Montag im Oktober. Es war einer jener Tage, an denen die noch immer hell strahlende Sonne durch die goldgewordenen Blätter scheint, es aber nicht mehr vermag die Kälte des herannahenden Herbstes zu vertreiben. Vielleicht hatte genau diese Sonne den Fahrer der Mercedes E-Klasse geblendet, als er von seiner Fahrbahn auf die Gegenrichtung abkam und Maries kleinen roten Fiat um einen Baum wickelte. Der Fahrer war – Ironie des Schicksals – ein Mann, der in seinem Leben nie Alkohol oder Zigaretten angerührt hatte.
Es hieß, sie sei noch an der Unfallstelle gestorben. Ich hatte nicht danach gefragt.
An die nächsten paar Jahre, die diesem sonnigen Oktobertag folgten, erinnere ich mich heute nur noch schemenhaft: Vor allem stürzte ich mich in mein Studium, das ich bisher eher nebenbei betrieben hatte. Ich stand morgens früh auf und ging abends zu vernünftiger Zeit schlafen. Nach wenigen Semestern hatte ich meinen Abschluss gemacht. Danach reiste ich durch Europa, blieb eine Zeit lang in London, Madrid und Sevilla. Liebschaften hatte ich auf meinen Reisen viele, aber keine, die es geschafft hätte, mich längere Zeit am gleichen Ort zu halten. Nach einem halben Jahr in Prag, landete ich so schließlich in Paris. Hier absolvierte ich einige Praktika, knüpfte Kontakte und machte mir einen Namen. Schließlich erhielt ich eine Stelle mit aussichtsreicher Zukunft bei einem der größten französischen Wirtschaftsunternehmen.
Augenscheinlich hatte ich also ein gutes Leben: ich kam herum, lernte interessante Menschen kennen und schickte mich nun auch noch an eine kleine Karriere zu machen. Trotzdem war ich innerlich tot. Die Zeit von Montag bis Freitag erschien mir wie eine unendliche Aneinanderreihung hohler Gesten, sinnlosen Geredes und abstumpfender Gepflogenheiten. Nur an den Wochenenden lebte ich auf. Wenn die Musik in irgendeiner verkommenen Absteige in meinen Ohren dröhnte, der nächste Morgen schon längst angebrochen, mein Hirn aber mit Amphetaminen vollgepumpt war, dann fand ich SIE wieder. All die Jahre, die vergangen waren, seit ich Marie das letzte Mal lachen gehört hatte, waren in diesen Momenten wie weggewischt. Hatte ich doch längst den genauen Klang ihrer Stimme vergessen, oder das Gefühl ihre Hand in meiner zu halten, so würde ich doch nie vergessen, wie es war als wir zusammen tanzten. Als es scheinbar keinen Morgen gab, sondern nichts auf der Welt als uns beide. Der Teil, der tief in mir an jenem sonnigen Tag im Oktober gestorben war, erwachte in diesen Nächten zu neuem Leben und erfüllte mich mit unbändiger Kraft. Für wenige Stunden fand ich Frieden.
So suchte ich Marie von Wochenende zu Wochenende an den düstersten Orten der Stadt. Anfangs genügte es mir meinem steril-grauen Alltag nur von Freitag bis Sonntag zu entfliehen, später jedoch – als meine Aufgaben im Büro anspruchsvoller und der Job stressiger wurde – begann ich Marie auch unter der Woche zu suchen. Ermöglicht wurde mir dies vor allem durch die Vorteile von Kokain. Es ist unaufwändig konsumierbar und in seiner Wirkung mit etwas Erfahrung auch besser zu kontrollieren als viele andere Rauschmittel. Außerdem wird es in den finanzkräftigen Kreisen, in denen ich mich bewegte, weitestgehend toleriert. Irgendwann – es muss jetzt ungefähr drei Jahre her sein - zog ich dann zum ersten Mal Heroin. Zuerst tat ich es nur unregelmäßig, mit der Zeit aber wurde es mir zur Gewohnheit. Ich sage bewusst „zog“, also durch die Nase – die meisten von euch wissen nämlich vielleicht gar nicht, dass Heroin nicht zwangsweise gespritzt werden muss. Jedoch, so sagt man, lässt sich durch die direkte Injektion in die Vene eine Wirkungssteigerung von bis zu 60 Prozent gegenüber des nasalen Konsums oder gar Rauchens erzielen. So war es auch bei mir nur eine Frage der Zeit bis ich zum ersten Mal zur Spritze griff.
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Die Entzugserscheinungen setzen schleichend ein. Zuerst beginnst du unruhig zu werden, ganz langsam, fast unmerklich. Du ertappst dich dabei, wie du aufstehst und umher läufst, weil es dich nicht mehr am selben Fleck hält. Noch glaubst du dich unter Kontrolle halten zu können und dieses Mal nicht auszuflippen, nicht dieses Mal. Doch das kannst du nicht. Du brichst in Schweiß aus und deine Kleidung kratzt auf deiner sensibilisierten Haut als sei sie aus reinster Glaswolle. Deine Gelenke schmerzen, jeder einzelne, verkrampfte Muskel deines Körpers brennt als wärst du sieben Marathondistanzen in einer Nacht gelaufen. Irgendwann beginnt dann deine Verdauung verrückt zu spielen. Dies ist der hässlichste Teil deiner Reise und so will ich hierbei auch nicht all zu sehr ins Detail gehen. Nach ein paar Stunden liegst du dann auf dem Boden. In deinem eigenen Dreck. Unfähig aufzustehen, unfähig zu sprechen und vor allem unfähig an etwas anderes zu denken als verdammten Stoff zu bekommen. Du verfällst in wilde Fantasien und Visionen, die nur um das eine kreisen. Das kleinste Geräusch hallt in deinen Ohren so unendlich laut und schrill, dass du dir wünschtest dein Kopf würde auf der Stelle zerspringen. Wenn du doch nur den Arm ausstrecken könntest, um den scharfen Gegenstand dort vorne zu erreichen...
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Zu meinem Glück habe ich erst einen kalten Entzug durchmachen müssen und ich schwöre bei Gott, dass ich dies kein zweites Mal erleben will.
Vielleicht hast du aber sogar Recht, wenn du dir denkst, dass ich es eigentlich verdient hätte. Weil ich die Geschenke, die mir das Leben gemacht hat, nicht zu schätzen wusste und ich bewusst alles Gute wegwarf, um einer fixen Idee, einer undeutlichen Vision hinterher zu jagen. Natürlich, habe ich es verdient! Ich bin ein wehleidiger Egoist, der den Tod eines Mädchens, das er vor Jahren geliebt hat, als Ausrede benutzt, sich selbst und jeden, der ihn liebt, zu verletzen. Niemand hat mich gezwungen mich über Jahre hinweg sukzessive zu Grunde zu richten. Menschen sterben jeden Tag, weil sie nichts zu essen haben – ich habe alles, und bemitleide mich als träge ich das gesamte Leid der Welt auf meinen Schultern. Marie ist tot, sie starb bei einem Unfall - ich aber lebe und sollte dankbar dafür sein.
Aber weißt du was, mein Freund: Scheiß auf dich! Scheiß auf dich und deine kleingeistigen, piefigen Moralvorstellungen. Scheiß auf dein Gerede und auf die Hilfe, die du mir jetzt anbietest. Jetzt?!
Wo warst du am Tag der Beerdigung? Du klopftest mir auf die Schulter und warst erleichtert darüber, dass ich alles mit so viel Fassung trug. Mehr musste ich dich trösten über das, was geschehen war, und wie dich dein unfassbares Mitleid quälte, als dass dir aufgefallen wäre, warum ich für euch alle so ein Fells in der Brandung sein konnte. Wusstest du etwa nicht, dass ich bis zum Anschlag vollgepumpt war mit Antidepressiva, so dass ich einfach gar nichts mehr fühlen konnte? Oder war es so nur einfach bequemer für dich?
Scheiß auf die Kollegen im Büro, die mich ansehen als hätte ich sie um Geld betrogen und scheiß vor allem auf den Chef, der mir mit verständnisvoller Miene erklärte, dass die Beurlaubung ganz sicher nur temporär sei und ich jederzeit wieder einsteigen könne, sobald es mir erst einmal besser ginge. Keiner von euch ist besser als ich und das wisst ihr genau! Als ich für euch den großen Kunden aus Fernost gewonnen habe, habt ihr mich als „enfant prodige“ bejubelt und mir die Hand geschüttelt. Ihr wusstet genau, dass ich schon damals ohne Koks längst nicht mehr über den Tag kam. Ihr habt die Kuh bereitwillig gemolken, solange sie Milch gab. Und jetzt wollt ihr über mich richten?
Nein, ich bin euch nicht böse, denn ihr seid nicht besser als ich.
Was geschehen ist, habe ich mir selbst zu zuschreiben. Ich hätte mich jederzeit anders entscheiden können – aber das habe ich nicht. Jetzt ist es an der Zeit Verantwortung zu übernehmen. Die letzten sieben Jahre meines Lebens habe ich damit verbracht vor der Realität davonzulaufen. Nun spüre ich immer mehr, dass ich nicht mehr laufen kann. Ich habe die Kontrolle längst verloren.
Es geht nicht weiter. Ich muss dich nun loslassen, Marie. Du bist tot und auf mich wartet ein gutes Leben. Ich werde einen Entzug machen und danach in meinen Job zurückkehren. Ich werde stärker, klüger und schöner als je zuvor sein. Erfolge werde ich feiern. Befördert werden, in ein größeres Haus ziehen, vorher vielleicht heiraten. Sie wird eine Traumfrau sein, hübsch, klug und sie wird stets gut zu mir sein. Ich werde mir einbilden sie zu lieben und wir werden Kinder haben. Alkohol trinke ich dann keinen mehr - vielleicht noch ein Gläschen an Weihnachten. Stattdessen lese ich Ratgeber über Kindererziehung und Kapitalvermehrung. So werde ich schließlich älter und vielleicht ein bisschen dicker. Und wenn ich dann den Kindern beim Heranwachsen zusehe, werde ich wissen, dass ich ein erfülltes Leben führe. Ich werde glücklich sein.
Mein Körper schmerzt, Marie. Ich habe dunkle Ringe unter den Augen und schon am frühen Morgen stechende Kopfschmerzen. Zu viele Nächte haben wir durchtanzt. Nur für dich gab es dabei keinen Morgen.
Nach all den Jahren muss ich mich nun endlich mit dem Gedanken abfinden, dass du tot bist. Ich muss dich loslassen, um selbst weiterleben zu können. Ich muss nun endlich aufhören dich zu suchen.
Aber das werde ich nicht.
Bis ich dich finde. | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/bis-ich-dich-finde/651932 | https://web.archive.org/web/20130213061453/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/bis-ich-dich-finde/651932 | - | - | 651,932 |
1,271,976,720 | BillyKaplan | http://www.neon.de/user/BillyKaplan | 55 | Ich bin kein Mensch, in den sich jemand wie du verlieben sollte... | Ich bin kein Mensch, in den sich jemand wie du verlieben sollte. Ich denke immerzu und über alles nach. Etwas in meinem Kopf, das aus jeder Mücke einen Elefanten macht. "Neurose" denke ich manchmal. Aber das darf man nicht mehr sagen. "Zwangsgestörter" ist das korrekte Wort. Warum eigentlich? Ist "gestört" netter als "neurotisch"? Irgendwie nicht. Du hast mir gesagt, du würdest eine Ablehnung nicht verkraften, zu oft in letzter Zeit hat man dich hängen lassen. Ja, ich hatte dich gebeten ehrlich zu sein. Aber wenn ich das sage, meine ich es nicht.
Wochenlang hab ich mich gefragt, wie ich es dir beibringe, ohne dich zu verletzen. Dass du mir egal bist. Ich wünschte, es wäre anders. Oder? Wenn ich sage, dass ich mich zu sehr hasse, um zu lieben, dann weiß ich nicht, ob es tatsächlich so ist. Eigentlich weiß ich nie genau, was ich empfinde. Mir ist immer alles so egal. Alles. Kindergenozid im Sudan? Egal. Fremdenhass? Egal. Deine Berührung an meinem Rücken? Egal.
Wenn ich jemandem von meiner Vermutung, emotional tot zu sein, erzählt habe, sagten sie mir, ich müsse etwas dagegen tun. Dabei will ich das gar nicht. Ich liebe die Zeit. Es stimmt, was man über sie sagt. "Sie heilt alle Wunden". Und wenn man keine hat, dann trägt sie einen halt einfach weiter. Es geht irgendwie immer weiter. Mein Leben ist eckig und ungeschickt, wie dieser Text. Und ich finde es nicht schlimm. Mich stört auch eigentlich nicht, dass ich dich verletzen werde. Ich habe Angst, dass du mich dann nicht mehr liebst, denn das gibt mir Bestätigung, das Einzige was ich wirklich brauche. Du könntest mich Parasit nennen. Wirst du aber nicht. Dafür magst du mich zu sehr.
Ich brauche dich nur zu berühren, und du zitterst wie ein Schneemann. Ich werde dir diese Dinge sagen und ich weiß, was du denken wirst. Dass ich theatralisch bin und mich und meine "Probleme" zu ernst nehme. Aber ausnahmsweise geht es mir dabei nicht um mich. Du bist ein wunderbarer Mensch, viel größer als alles, was ich je erhoffen kann zu werden. Du bist die Person, die den wahren Grund für ihre Ablehnung erfahren wird. Die Allererste. Ob du willst oder nicht. Ist leben um des Lebens willen so furchtbar? Ich finde nicht.
Man braucht nicht immer einen Grund, eine Motivation oder einen Menschen, dem man etwas bedeutet. Es geht auch so ziemlich gut. Ich sehe viele Menschen, denen es geht wie mir. Die meisten versuchen etwas dagegen zu tun. Manche werden depressiv oder "Emo", wie mein Bruder es gerne nennt. Ich tue keins von beidem. Mir ist bewusst, es gibt Menschen, denen es viel schlechter geht als mir. Mir geht's auch eigentlich nicht schlecht. Nur manchmal, wenn ich Angst bekomme, mein Leben allein verbringen zu müssen. Obwohl auch das vielleicht ganz nett sein könnte.
Du wirst mich fragen, wie mir alles egal sein kann, wenn ich mir doch so viele Gedanken mache. Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Es gibt Tage, an denen ich es liebe, mich in mein Selbstmitleid zu verkriechen und niemandem etwas davon abzugeben. Vielleicht möchte ich einfach nicht fühlen. Es ist wie in einem Film. Einem von den pseudo-psychologischen, in denen der Protagonist nicht empfindet, um sich zu schützen. Aber das hier ist kein Film. Es ist das große Forschen.
Ich bin dir dankbar, ohne dich und dein Drängen hätte ich nie angefangen, über all dies nachzudenken. Ich möchte dich trotzdem nicht mehr sehen. Du weißt jetzt zu viel von mir. Ich teile mich gern mit, damit Menschen mich für interessant oder mysteriös halten, aber ich glaube es nervt die meisten. Ich kann im Supermarkt nie mehr als eine Pizza kaufen. Die Kassiererin könnte denken, ich lebe ungesund. Was ich tue. Mich nervt nichts.
Doch. Wenn ich versuche, mich wirklich zu öffnen, glaubt mir keiner. Dafür wirke ich nach außen zu hart, zu selbstbewusst. Merkwürdig, wo mich doch jede Bewegung aus der Bahn werfen kann. Ich fordere so viel von dir, ohne etwas zurückzugeben. Du würdest mich nicht lange ertragen. Wir kennen uns erst so kurz, es ist vollkommen übertrieben mich dir so außerordentlich zu öffnen. Aber das ist deine Schuld. Du hast mich dazu gebracht all dies herauszufinden. Ich hätte noch so viel mehr zu sagen, aber das mute ich dir nicht zu. Es reicht.
Alles was ich sagen will ist: Nein, ich liebe dich nicht. Und werde es nie. Dafür bin ich viel zu egozentrisch. In diesem Text habe ich 55 Mal das Wort "Ich" benutzt. Das ist viel. Und eigentlich sagt es alles. Ich werde wieder aufatmen können, wenn ich dir all dies gesagt habe. Hauptsache, mir geht es besser. | http://www.neon.de/artikel/-/-/55/673277 | https://web.archive.org/web/20160731092622/http://www.neon.de/artikel/-/-/55/673277 | - | - | 673,277 |
1,097,571,960 | Eva_Lehnen | http://www.neon.de/user/Eva_Lehnen | Ach was! | Man trifft sich immer zwei Mal im Leben. Eigentlich schön zu wissen, oder nicht? | Mit Zufällen ist das ja so eine Sache. Manchmal erwischen sie einen kalt von hinten, und meistens wird es dann sehr peinlich. Machmal sind Zufälle aber auch ganz reizend. Ich habe gerade so einen hinter mir. Ich lief in der Redaktion ins Sekretariat, um dort einen Brief in den Postausgang zu legen. Ein dicker, brauner Umschlag lag schon im Körbchen. Adressiert an meine alte Berkannte Julia. Wahnsinn! Seit mindestens 15 Jahren habe wir nichts mehr von einander gehört. Als wir neun waren haben wir uns im Sommerurlaub kennengelernt. Wir haben am Strand zusammen nach Perlen gebuddelt und unterm Sonnenschirm gemeinsam “Momo” gelesen. Die drei Wochen waren sehr lustig. Von Julias Vater habe ich gelernt, wie man auf Russisch “Scheiße” sagt, und nach dem Urlaub haben Julia und ich uns noch einige Monate lang Briefe geschrieben. Ein paar Mal haben wir uns noch in Deutschland besucht und dann ist der Kontakt eingeschlafen.
Jetzt also lag da dieser Umschlag im Postausgang. Unsere Grafikerin hatte ihn dort rein gelegt, weil sie beruflich mit Julia zu tun hat. Inzwischen habe ich Julias Email-Adresse und auch schon eine Antwort von ihr. Das nächste Mal, wenn ich in ihrer Stadt bin, wollen wir zusammen Kaffee trinken. Ich bin ganz gespannt – nach so langer Zeit.
Es stimmt also, man trifft sich immer zwei Mal im Leben. Julia treffe ich gern, aber es gibt auch Menschen, denen ich lieber nicht mehr begegnen möchte. Wie ist das bei euch? Habt ihr jemanden aus den Augen verloren, dem ihr unbedingt noch etwas sagen möchtet? Gibt es in Eurem Leben jemanden, mit dem ihr noch eine Rechnung offen habt? Oder ganz anders: Ist da wer, den ihr nie, nie wieder sehen wollt? | http://www.neon.de/artikel/-/-/ach-was/634975 | https://web.archive.org/web/20160628082029/http://www.neon.de/artikel/-/-/ach-was/634975 | - | - | 634,975 |
null | Tim123 | http://www.neon.de/user/Tim123 | Als mein Bett zu klein wurde | Eine kleine, persönliche Kulturgeschichte. | Eine kleine, persönliche Kulturgeschichte
I. Raumschiff Enterprise
Zu den größten Errungenschaften meines aufstrebend pubertären Lebens gehörte mit 15 die Trennung von meinem Kinderbett. Es war für mich im doppelten Sinne zu klein geworden. Zwar hatte ich von nun an keinen Ort mehr, wo meine bis dato prestigeträchtige Hanuta-Bilder-Sammlung hätte weiter wachsen können - aber die Zielgruppe, von der ich jetzt bewundert werden wollte, hatte sich ohnehin geändert: Mädchen stehen nicht auf Star-Wars-Bildchen. Mädchen stehen auf Typen mit riesigem Bett. Glaubte ich zumindest. Besser gesagt: sie stehen bzw. liegen auf eine(r) Matratze auf dem Boden. Ganz ohne Bett, bzw. maximal auf eine Matratze auf Europaletten, die den damaligen Kompromiss der Verhandlung mit meiner Mutter darstellten.
Von nun an war ich die nächsten Jahre damit beschäftigt, von meinem "Raumschiff Bett" aus neue Welten zu entdecken, neue Lebensformen und neue Zivilisationen. Obwohl immer noch in meinem Kinderzimmer liegend, war ich in meinem Bett viele Lichtjahre von gängelnden Eltern entfernt und drang in Bereiche vor, die ich nie zuvor gesehen hatte. Meine Leben spielte sich jetzt zu Hause komplett im Bett ab. Musikhören, Hausaufgaben, telefonieren, langweilen, Freunde treffen: auf der Matratze. Und natürlich: die fremden Welten des weiblichen Körpers erforschen. Streng genommen verbrachte ich dort aber auch eine unglaubliche lange Zeit mit schlafen. Schlafen war mein Hobby geworden und es galt ein bisschen Rekorde zu brechen: ein tolle Party zeichnete sich allein dadurch aus, dass man möglichst erst ins Bett kam, wenn es hell wurde und ich erst dann wieder aufwachte, wenn der nächste Tag zu neige ging. Es gab am nächsten Schulmorgen keinen besseren Bericht als "am Samstag erst zehnnachsieben morgens ins Bett gekommen, aufgewacht erst zur Tagesschau" - der Rest war völlig egal, die eigene Bewunderung sicher. Wahrscheinlich muss ich meine Eltern eines Tages zu Rate ziehen, um aus ihren Fehlern zu lernen, wie ich meinen Kindern eines Tages im gleichen Alter besser vermitteln kann, welche unglaubliche Verschwendung von Lebenszeit das ist. Ich fürchte aber, damit zu recht genauso zu scheitern wie sie damals mit ihren Versuchen und es gilt leider "das ist hier kein Hotel" -Sätze zu vermeiden, wenn man sich nicht selbst ständig daran erinnern will, dass man diese Sätze eigentlich nie denken oder gar sagen wollte.
II. Raumdominanz
Dieses verkörperte Stück Freiheit "Bett" sollte natürlich auch in meinem ersten WG-Zimmer dominieren. Ich hatte ein wenig Geld gespart und konnte mir einen kleinen Luxus an zusätzlicher Freiheit und Größe leisten: eine noch größere Matratze. Das war jetzt nicht mehr nur einfach eine Matratze, nein, es war das bildliche Symbol dafür, dass ich nun mein Bett auch mal über einen längere Zeitraum mit jemanden teilte. Ich war Stolz in einem Alter angekommen, in der man(n) eine "Beziehung" hatte. Und zwei Kopfkissen. Toll. Was mir damals nicht auffiel, mir aber heute auf Fotos grotesk ins Auge sticht: mein Zimmer bestand damit eigentlich nur aus Matratze. Drum herum nur ein winziger Spalt Teppich zur Wand. Aber das war egal. Besser zu kleiner Lebensraum als zu kleines Bett.
III. Sonderraum
Leider (oder zum Glück ?) erweiterte sich der Wohnraum ein paar Jahre später, weil eine zweite Zahnbürste samt Eigentümerin diese Freiheit dauerhaft mit mir teilen wollte. Damit bekam die Matratze nicht nur einen hölzernen Unterbau, sondern auch ein eigenes Zimmer. Nur fürs Bett. Superluxus. Ausgeburt an Freiheit. Böse Zungen (im Mund meiner Eltern) nannten das "Schlafzimmer" und meinten sich über unsere angeblich "eheähnlichen Verhältnisse" lustig machen zu können. Aber sie hatten in Wahrheit nichts verstanden. Es gab jeweils einen Raum mit Schreibtisch für mich und sie zum studieren und einen weiteren - den größten der Wohnung - in der das Bett stand. Für uns zur freien Entfaltung. Das "uns" hat über die Jahre mehrfach in seiner Zusammensetzung gewechselt, das Bett und die Freiheit blieb.
IV. Tauziehen
Über die Jahre wechselte jedoch auch meine Einstellung zu meiner überdimensionierten Bettdecke. Zwar war sie eigentlich riesig, aber nur einmal vorhanden und musste damit nächtens geteilt werden. Was Anfangs einen besonderen Kuschelfaktor hatte, wenn man das Bett nicht dauerhaft und in allen Lebenslagen, sondern nur gelegentlich und in besonderen Lebensstunden teilte, sorgte nun immer wieder für nächtliches Tauziehen. Und kalte Füße. Die Bettdecke war zu klein geworden. Die Nächte berufsbedingt auch kürzer. Dafür der Geldbeutel etwas größer und ich konnte mir zwei große neue Bettdecken leisten. Aus feinster Daune. Das fühlte sich am Anfang ein wenig kribbelnd exotisch an wie im Skiurlaub, wenn man begraben unter einer voluminösen aber für ihre Größe gleichzeitig unpassend leichten Decke lag, aber es offenbarte sich leider gleich auch ein zweites Problem: das Bett war zu klein für die Decken.
Denn die Matratzengröße war geblieben. Groß, aber kein Doppelbett. Denn ein großes Einzelbett hatte den Duft von Freiheit und Jugend, ein Doppelbett hingegen war "Schlafzimmer". Das war: "jeder eine Lampe". Das war: "Eheleben". Das war: "ich mach´ schon mal das Licht aus". Ein Doppelbett war damit eigentlich undenkbar. Nicht das Schlafzimmer, die Lampen, das Eheleben - das war schon längst Tatsache, ein Doppelbett würde diese Tatsachen aber manifestieren. Das dürfte nicht sein. Ich war doch erst knapp über 30! Diese Freiheit zu mehr Größe nahm sich dann jedoch meine Frau, nannte es "der Wahrheit ins Auge blicken" und stellte mich vor die Wahl: die neue Bettdecke wieder abgeben und gegen eine klitzekleine tauschen oder ein neues Bett kaufen. Ich tröstete mich in meiner über-30-Jugend damit, dass ich das Bett in einem unglaublich trendigen Laden mit lauter Musik kaufte und es dort "king-size" hieß und nicht "Doppelbett". Etikette ist alles.
Der größte Trost war aber, dass es sich wirklich wie "king" darin schlief. Unglaublich viel Platz. Riesige Bettdecke. Ich war endlich auf dem Maximum angekommen....
V. Auf engstem Raum
....aber nur für ein paar Jahre. Das Bett ist jetzt noch da. Die große Bettdecke auch. Auch die Mitschläferin hat nicht gewechselt. Aber plötzlich ist kein Platz mehr für mich da. Nachts wache ich auf und finde mich am Fußende eingekauert wieder. Mein Bett gehört nicht mehr mir allein. Die Luxusposition nehme jetzt mit ausgebreiteten Armen zwei kleine Menschen ein, die mir Abends zuvor noch vorspielten, fest in ihren eigenen Betten zu schlafen und dort auch bleiben zu wollen, um dann, sobald ich selbst eingeschlafen bin, heimlich und leise samt schwitzigem Kuscheltuch mein Bett zu erobern. Und mich zu verdrängen. Und mir meine Inkonsequenz zu zeigen. Denn sobald ich sie schlaftrunken und verspannt greife, um meine Freiheit wieder zu erlangen und sie schon aus Prinzip (Erziehung ist wichtig!) wieder in ihre Betten zu bringen, versage ich. Sie klammern sich eng. Und flehen. Und können das Wort "Bitte" schneller und öfter wiederholen, als es mein gegensteuernder Freiheitsdrang ertragen kann. Und sie gewinnen. Fast immer.
VI. Das Prinzip Hoffnung
Aber die Hoffnung stirbt zu letzt. Irgendwann ist auch das vorbei. Und sie wollen zunächst ihre eigene große Matratze auf dem Boden ihres Zimmers. Und später dann ihr WG Zimmer mit einer viel zu großen Matratze ausfüllen. Und bei mir hinterlassen sie dann ein freies Zimmer.
Vielleicht lege ich dann dort eine große Matratze auf Paletten für mich hinein? | http://www.neon.de/artikel/-/-/als-mein-bett-zu-klein-wurde/667541 | https://web.archive.org/web/20160629002718/http://www.neon.de/artikel/-/-/als-mein-bett-zu-klein-wurde/667541 | - | - | 667,541 |
1,317,269,400 | s0phia | http://www.neon.de/user/s0phia | An den Herren XY | Ich weiß, dass du folgendes niemals lesen wirst und das ist auch wahrscheinlich besser so... | Warum können die Menschen, welche ich mag, was ja nicht so
häufig vorkommt, mich nicht einfach mal so mögen, wie ich sie mag.
Da verliebe ich mich einmal nach hundert Jahren
wieder in einen Kerl und denke doch wirklich, dass es klappen könnte und dann
eröffnet er mir heute, dass er keine Beziehung will, aber jenes „Dingsbums“,
welches wir momentan führen und so wie ich es bezeichne, können wir gerne
weiterführen und ist sogar erwünscht. Mich verletzen möchte er nicht, also nur
wenn ich damit klarkomme. Freund Blase mit diesen Worten alleine hast du mich
schon verletzt. Ich weiß, du meinst es nicht böse und ich bin mir sogar sicher,
dass du mich magst, hast du ja auch gesagt, aber das merke ich auch, aber das.
Aber das. Aber das bricht mir heute schon das HERZ. Schön, dass ich das
ausversehen alles großgeschrieben habe, aber so ist es. Ich weiß, dass du
nichts dafür kannst. Wenn du so rational darüber entscheiden kannst, dann
scheinst du nicht so zu fühlen, wie ich es tue, aber das kann dir keines
verwerfen, geschweige denn ich, am wenigstens ich, auch wenn ich so fühle, wie
ich es tue. Anscheinend bin ich dazu verdammt, Menschen zu lieben, die dies
nicht erwidern können. Ich frage mich nur warum ich das nicht verdient habe.
Ich weiß es wirklich nicht. Ich hätte es mir so gewünscht. Da öffne ich einmal
mein Herz und dann, ja dann, nichts. Es tut weh, ja es tut weh. Du hast mir
mein Herz gebrochen, ohne wirklich daran schuld zu sein, aber das macht es
nicht leichter.
Am besten sollte ich
dich noch einmal sehen, dich noch einmal lieben, das Gefühl noch einmal
konservieren und dich dann versuchen zu vergessen, aber ich weiß nicht, ob ich das
kann. Ob ich das schaffe. Es tut mir leid, aber ich hasse dich ein klein wenig
für die Worte, die heute gesagt hast, aber wie könnte ich das nur, deiner
Ehrlichkeit mir gegenüber? Aber wie könnte ich nur so naiv sein, um zu glauben,
dass sich deine Gefühle jemals ändern, auch wenn ich es wünschte? Ich fühle
mich so blöd, fast schuldig, dass ich riskieren konnte mich in dich zu
verlieben, aber so ist es. Es ist einfach passiert. Ohne, dass ich viel tun
konnte. Und heute zum Abschied, als ich meinte, bei diesem Status, den wir ja
anscheinend, oder besser ich dir zur liebe und um dich nicht zu verlieren, im
gegenseitigen Einverständnis beschlossen haben, fragte ich dich zum Abschied,
wie wir uns denn nun verabschieden sollten. Wieder eine Sache der vielen
kleinen Unklarheiten. Genauso wie das Melden. Schreibe mir, wann immer du dazu
Lust hast, du nervst mich nicht. Störst mich nicht. Sagt er und lächelt mich
an. Mit diesem Lächeln, dass ich scheinbar immer und immer wieder falsch deute.
In welches ich viel zu viel hineininterpretiere. Doch dann denke ich an unsere
Verabschiedung. Denke an jede Sekunde. Er küsst mich auf die Wange. Wir schauen
uns an. Er küsst mich ein zweites Mal auf die Wange und fragt mich quasi, ob
das eine adäquate Verabschiedung für unseren Status sei und ich sage ja. Ich sage
ja. Ich sage ja, weil ich dich liebe und mache dadurch wahrscheinlich alles nur
noch schlimmer. | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/an-den-herren-xy/767589 | https://web.archive.org/web/20111009033306/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/an-den-herren-xy/767589 | - | - | 767,589 |
1,384,795,560 | riotsk_le_riotsk | http://www.neon.de/user/riotsk_le_riotsk | Zahltag | Manche Momente zerren mit aller Kraft die Wahrheit an das Licht und lassen Lügen und Wünsche in Flammen aufgehen. | Wie ein voll beladener Güterzug brettert dieser Moment schon seit
Monaten auf mich zu. Mächtig und unvermeidbar. Kollision. Mit der Schuld und
der Konsequenz. Konsequent wie eine stumpfe Axt, die meinen Kopf spaltet. Mit
nur einem Hieb. Aber schmerzhaft. Mit nur einem Satz beendest Du meine
Sehnsucht nach Dir. Stürzt mich kopfüber in die Wut einer Nacht. Zurück in die
Arme der Geister, die Du immerzu beklagt und bedauert hast an mir. In mir.
Zurück in die Ohnmacht einer Wut, die mein Leben unvereinbar mit der Liebe
macht. Unvereinbar mit Dir. Ich taumele zurück in ein Leben, das jetzt so viel
leerer scheint nach Dir. Leer und still. Wie ein Rascheln im Wind. Das Poltern
eines anrauschenden Zuges. Zurück in die Arme der Angst. In eine Welt der
leeren Versprechen und gebrochenen Schwüre. In eine Welt ohne Deine Wärme. Eine
Wärme, die jetzt kalt und abstrakt vor mir liegt. Entblößt. Entlarvt.
Vielleicht ist es besser so aber es fühlt sich nicht so an. Vielleicht ist es
besser für Dich. Ohne mich. Ohne Zweifel. Zweifellos die bessere Wahl.
Ich habe Angst den Weg alleine zu gehen. Einen Weg, den sich die Dinge
bahnen, die in uns wohnen und noch keinen Namen tragen, weil wir uns ihnen noch
nicht gestellt haben. Ein Flüstern in der Dunkelheit. Ein kurzer Reflex, der
mir den Mut nimmt. Unter einer Decke mit der Zuflucht. Unter einer Decke mit
jemandem, der nicht Du sein kann. Zuflucht kommt von Flucht. In mir flieht ein
kleiner Junge vor dem Leben. Vor Nähe. Vor Liebe. Flucht in Ketten. In Ketten
der Angst durch fremde Städte, fremde Betten, fremde Leben. Ein kleiner Junge
als Seemann verkleidet mit einem Kompass, dessen Nadel sich im Kreis dreht.
Landschaften ziehen an mir vorüber. Silbrig glänzen die Regentropfen an den
Fenstern rasender Züge. Die Dinge bahnen sich wieder ihren Weg. Die Angst
fordert ihren Tribut und lässt sich mit noch mehr Angst bezahlen. Verloren auf
dem Weg zu Dir. Verloren auf dem Weg zu mir. Flucht kommt von Zuflucht. Etwas
flieht in mir und sucht nach dem, was Du nicht mehr geben kannst. Nicht mehr
geben willst, weil wir alles, was wir lieben eines Tages zurücklassen müssen.
Heute Du mich. Morgen ich Dich.
Manche Momente kennen kein Erbarmen. Manche Momente zerren mit aller
Kraft die Wahrheit an das Licht und lassen Lügen und Wünsche in Flammen
aufgehen. Werfen uns zurück auf die Beine, mit denen wir zur Welt gekommen
sind. Und, mein Herz, es ist gut so, wie es ist. Es fühlt sich nur nicht so an. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/zahltag/1086096 | https://web.archive.org/web/20131125140147/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/zahltag/1086096 | fuehlen | liebe | 1,086,096 |
1,130,019,420 | PeteFinney | http://www.neon.de/user/PeteFinney | Selbsthilfe gegen Sonntagabende | Der Sonntagabend ist in jeder Woche von neuem der gefürchtete Endgegner. Denn Sonntagabende sind anders.
Die Sonntagabende gehören den Paaren. | Sonntage sind anders als andere Tage.
Früher waren Sonntage die Familientage mit langem Frühstück, eventuellem Zoobesuch und gemeinsamem Schwarzwaldklinik-Gucken. Es waren gute Sonntage.
Etwas später wurde der Sonntag zum Tag, an dem man, mit den Jungs vom Fußball oder noch ein wenig später mit seiner WG, abhing.
Und letztes Jahr, da gehörte der Sonntag uns mit gemeinsamem Aufstehen, einem wunderbar vertrödelten Tag und einem Abend zwischen Wärme, Lust und, auch wenn es kitschig klingt, etwas Romantik.
Jetzt sind Sonntage zu seltsamen Tagen geworden, zu Tagen, über die man sich gar nicht mehr richtig freut und deren Abende mit Angst erwartet werden.
Single sein ist gar nicht so schlecht, alleine wohnen auch nicht, und unterhalb der Woche ist beides voll in Ordnung.
Zwar wartet nie jemand auf dich und da ist niemand, der abends verständnisvoll nickt, wenn man klagt wie ätzend der Chef wieder war. Aber es wird auch nicht von dir verlangt, noch eben schnell zum Getränkemarkt zu fahren oder das Bad zu putzen. Und statt der monatlichen Problemdiskussion kann man seine Lieblingsmusik so laut aufdrehen wie es gefällt.
Das Gefühl, allein zu sein, ist an diesen Tagen nicht so schlimm, oft verschläft es sogar die ganze Woche, zurückgezogen in seiner kleinen Höhle.
Auch den Samstag bekommt man mit Ausschlafen, längst notwendigen Einkäufen, Faulenzen und abendlichem Partytrinken problemlos hin. Schwierig wird erst der Sonntag, und der Sonntagabend ist in jeder Woche von neuem der gefürchtete Endgegner. Denn Sonntagabende sind anders.
Die Sonntagabende gehören den Paaren. Sie scheinen dazu bestimmt, sich kuschelnd vor dem Fernseher zu bugsieren, Hand in Hand zum Inder um die Ecke zu schlendern oder sich mit dem jeweiligen Lieblingsbuch und sich gegenseitig streichelnd ins Bett zu löffeln.
Am Sonntagabend wird dem Single in seinen vier Wänden bewusst, wie oft er in letzter Zeit alleine vor dem Fernseher isst, wie schal die Partys sind, von denen er allein nach Hause geht, und dass der Orgasmus, bei dem er nicht alleine war, länger zurückliegt als die letzte Zahnarztkontrolle.
Und der Single weiß, dass er wieder alleine einschlafen muss, genauso wie gestern, genauso wie morgen.
Auch wenn er sich selbst mag und für ein geiles Pferd hält, an diesen Abenden merkt der Single, dass er vor allem ein einsames Pferd ist. Vielleicht ist es im entscheidenden Moment zu langsam gelaufen, konnte sich zwischen Heu und Hafer nicht entscheiden oder war einfach zu faul auch mal etwas höher zu springen.
Die Gedanken sind penetranter und rücksichtsloser als die Männer von der GEZ und trauriger als das Gesicht von Angela M.. Eine Flucht vor diesen Grübeleien, die den Hauch der Depression hinter sich herziehen, gibt es nicht.
Sich von ihnen abzulenken wird umso schwieriger, je näher sich der Sonntag seinem Abend nähert. Neue Bücher, die man anfängt, um sich in ihnen zu vergraben, werden nach dem ersten Kapitel zur Seite gelegt. An Sonntagabenden kann man sich darauf nicht konzentrieren, nicht darauf einlassen. Auch technische Unterhaltungshilfen retten einen nicht. Die entscheidenden Dialoge im Film gehen an einem vorbei und bei Counter Strike stirbt man zum fünften Mal in der ersten Minute oder setzt seinen getunten AudiTT bei Need for Speed immer wieder vor den gleichen Blumenkübel.
Die allwöchentliche Rettung vor dem Sonntagabend ist schwer.
Selbst die alten Freunde von früher bieten in der Regel keinen echten Halt, denn sie gehören zu einem Paar, und Paare haben an Sonntagabenden ja keine Zeit.
Draußen wird es dunkel, der Sonntagabend hat begonnen, und mich beginnt es ein wenig zu schaudern.
Widererwartend zerreißt das Telefon die Stille meiner kleinen Wohnung, Georg ist dran.
Georg ist ein Single, wie ich, ein glücklicher Single, so ziemlich.
Und er ist jemand, der die Sonntagabende genauso fürchtet wie ich.
Wir beide sind keine misanthropischen Einzelgänger. Auch wir lernen Frauen kennen, auch nette. Aber für uns heißt es große Liebe oder gar nichts, lieber die Angst vor dem Sonntagabend als die Zweckliebe.
Um das zu schaffen, halten wir uns an die Vorbilder der Geschichte: Uno, Warschauer Pakt und Nato, manchmal braucht man einfach Bündnispartner. Und gemeinsam, bei einem kühlen Bier, einem guten Film oder einer wilden Partie Memory verliert selbst der Sonntagabend etwas von seinem Schrecken.
Das mag zwar kein Ersatz sein, kein Ersatz fürs Kuscheln, fürs Hand in Hand schlendern oder fürs Löffeln. Aber dafür wissen wir, dass wir gar nicht so alleine sind und die neue Woche kann mit einem Lächeln beginnen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/selbsthilfe-gegen-sonntagabende/637570 | https://web.archive.org/web/20130718051350/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/selbsthilfe-gegen-sonntagabende/637570 | fuehlen | liebe | 637,570 |
1,362,488,400 | Mariethebrain | http://www.neon.de/user/Mariethebrain | Unsere kleine lichtdurchflutete Welt. | Mit der Zeit hast du mich in deine kleine dunkle Welt hineingelassen, von Unsicherheit und Verletzlichkeit geprägt. | Du warst so gut wie allein.
Dein Kapitel mit dem geborgenen Freundeskreis hatte geendet.
Es war niemals deine Entscheidung, es war immer die der anderen.
Kein Mensch hat je gesehn wie verletzt, wütend und einsam du warst.
Deine lautlosen Hilfeschreie wurden ignoriert oder gar nicht erst wahr genommen.
Auch ich habe sie nicht sofort gehört, geschweige denn verstanden.
Bis ich Hilfe brauchte, und überraschenderweise du es warst, der vor meiner Tür stand.
Du hast mir das gegeben, wovon ich nicht wusste, dass ich es brauche.
Aber mir als es da war, kaum vorstellen konnte, ohne es zu leben.
Bedingunslose Freundschaft.
Mit der Zeit hast du mich in deine kleine dunkle Welt hineingelassen, von Unsicherheit und Verletzlichkeit geprägt.
Ich habe deine Version von Schmerz kennengelernt, deine stillen Ängste erfahren und dich in mein kleines unerfahrenes Herz geschlossen.
Es war ein Drang, dir helfen zu wollen, dir aus deiner kleinen dunklen Welt hinaus zu helfen.
Also habe ich dich in meine ebenfalls kleine, aber lichtdurchflutete Welt geführt.
Das Licht, die neuen Gesichter haben dir gut getan, das habe ich gesehn.
Obwohl du Angst hattest, hast du dich fallen lassen.
Wir wussten beide, dass du nicht allzu viel zu verlieren hattest.
Aus flüchtigen Unterhaltungen wurden lange Gespräche, aus "Schön dich kennenzulernen" wurde "Wann sehen wir uns endlich wieder?" und aus dir und mir wurde etwas Einmaliges.
Von Gesprächen, die von Ironie und Selbstbewusstsein nur so strotzten, bis hin zu den Momenten, in denen du einfach weinend in meinem Schoß gelegen bist, weil alles zu viel war.
Wenn dich deine Vergangenheit mal wieder eingeholt hatte, und auch unsere kleine lichtdurchflutete Welt, von dunklen Tagen geprägt war, war ich deine Person.
Die Vergangenheit und das Jetzt, so verschieden und doch so einmalig.
Du hast mir gezeigt, wie Freundschaft sein kann.
Ungezwungen, ehrlich und ein wenig traurig.
Irgendwann bist du in meiner kleinen lichtdurchfluteten Welt angekommen, hattest deinen festen Platz darin und es war plötzlich unsere kleine Welt.
Ich habe diese Zeit geliebt.
Deine Ängste wurden weniger, dein Selbstbewusstsein wuchs und auch wenn du oft an die Vergangenheit gedacht hast, hast du nur noch verschwommene Gestalten gesehn.
Du bist angekommen.
Das neue Kapitel mit dem neuen geborgenen Freundeskreis erzählt von wunderbaren Errinnerungen, neuen Erfahrungen und von einer einmaligen Freundschaft.
Viel hat sich seitdem geändert, viel lag an mir, vieles auch an dir.
Aber zu viel an mir. Das weiß ich, aber vorallem weißt es du.
Es scheint als wäre kein Platz mehr für mich, in deiner kleinen großen lichtdurchfluteten Welt.
Vielleicht hat das Kapitel unserer gemeinsamen lichtdurchfluteten Welt schon lang geendet.
Ich fürchte du hast den letzten Satz geschrieben, einen Punkt gemacht und den Stift aus der Hand gelegt.
Denn ich hatte das Schreiben schon lang aufgegeben.
Dieses Kapitelende bedeutet für mich ein wenig Sterben.
Ich spüre wie meine Leichtigkeit und Geborgenheit mit unserem Kapitel gestorben ist.
Dennoch ist ein Ende immer auch ein neuer Anfang und ich verfasse gerade mein neues Kapitel. Wort für Wort, Satz für Satz.
Doch du fehlst.
Vielleicht möchtest du deinen Stift wieder in die Hand nehmen und ein, zwei Sätze beitragen?
Denn vor langer Zeit habe ich dich in mein kleines unerfahrenes Herz geschlossen und dir einen Platz in meiner kleinen lichtdurchfluteten Welt gegeben.
Vergiss' das nicht.
Tags: Kapitel, Ende einer Freundschaft | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/unsere-kleine-lichtdurchflutete-welt/996319 | https://web.archive.org/web/20130402235029/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/unsere-kleine-lichtdurchflutete-welt/996319 | fuehlen | freundschaft | 996,319 |
1,330,016,760 | TrustYourself | http://www.neon.de/user/TrustYourself | ERROR! Fehler 404. | Herz nicht gefunden. | Er ist ein Herzmensch, er denkt mit dem Herzen, nicht so wie die
anderen, wie zum Beispiel der ein oder andere Typ aus der Vergangenheit -
alles Kopfmenschen.
Die wussten garnicht was sie da auslösen mit diesen paar Sätzen die sie
von sich gaben. Mit den Worten, die dein Leben verändern, dir Ängste
verschaffen und Sorgen bereiten. Die dich umprogammieren. Kabel lockern und lösen, ohne es zu bemerken.
Siehst du sie? Schau dich um... Das einzige, was du siehst ist eine
Mauer, gebaut aus kleinen und großen Pixeln und auf jedem Pixel steht
etwas anderes...
Hass / Berührungsangst / Verlust / Zurückweisung / Enttäuschung / Betrug / Zweifel...
ERROR! Fehler 404. Herz nicht gefunden.
Du bist auch ein Herzmensch? Dann kannst du dir sicher sein, dass dein
engster Freundeskreis ebenso aus selbigen besteht, denn Herzmensch zu
Herzmensch, Kopfmensch zu Kopfmensch.
Schau mal genau hin!
Ich traf mal einen, es schien erst als sei er ein Herzmensch, doch im
Laufe der Zeit entpuppte er sich als Kopfmensch und das einzige wobei er mir half war, die Mauer um mich drum herum höher und höher zu bauen.
Pixel für Pixel.
Der nächste bitte! Wieder ein Kopfmensch, das Ende war schon vorprogrammiert.
ERROR! Fehler 404.Herz nicht gefunden.
Und dann kam er. Der Herzmensch. Und binnen weniger Wochen hat er die Mauer um mich herum zerlegt. Wodurch? Ich weiß es nicht. Scheinbar durch sein Herz und seine Userfreundlichkeit mir gegenüber.
Ich öffnete mich mehr und mehr, ließ diesen Menschen immer näher an mich
ran und dann...
Error. Es konnte keine Verbindung zum Gefühl hergestellt werden. Möglicherweise ist der Kopf nicht mit dem Herz verbunden.
Aktualisieren!
Puuuh! Fehler behoben! Scheinbar lag´s am Stromkreis, Kurzschluss.
Da haben sich wohl die Kabel gelöst und sind falsch gesteckt worden.
Das war knapp, fast hätten sich ein paar Pixel eingeschlichen... | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/error-fehler-404/844743 | https://web.archive.org/web/20121117200019/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/error-fehler-404/844743 | fuehlen | liebe | 844,743 |
1,343,415,480 | Richard_at_Neon | http://www.neon.de/user/Richard_at_Neon | Das Herz bleibt stumm | Früher wäre Kaffee nur ein Synonym für Sex gewesen, jetzt bedeutet Kaffee tatsächlich Kaffee. | Kaffee?
Sie nickt und setzt sich auf ihren Platz – zumindest war er
das mal. Sie sagte, sie hätte keine Zeit, ich fragte sie trotzdem, ob sie sich
nicht ein wenig davon nehmen könnte, als ich sie fünf Minuten zuvor auf der
Straße direkt vor meiner Haustür traf. Fast hätte ich sie nicht erkannt, als
sie in der Dunkelheit auf dem Fahrrad ohne Licht an mir vorbeifuhr.
Routiniert fülle ich die Kaffeetasse halb mit Milch und
stelle diese in die Mikrowelle – eine Minute. Sie schaut mir zu, wie ich
Kaffee koche und ihn ihr nach weiteren fünf Minuten zur warmen Milch
schütte. Wir reden nicht und ich fange an mich zu fragen, warum ich sie mit
rauf gebeten habe.
Früher wäre Kaffee nur ein Synonym für Sex gewesen, jetzt bedeutet
Kaffee tatsächlich Kaffee.
Sie sieht müde aus. Ihre Strumpfhose trägt eine Laufmasche
und die Wimperntusche hat feinen Dreck um ihre Augen geworfen. Sie sitzt mehr
halb als ganz an meinem Tisch. Draußen fangen die Vögel an zu zwitschern. Ich
schließe die Tür zum Balkon und werfe dabei einen Blick ins rote Schlafzimmer gegenüber.
Ich setze mich zu ihr und bleibe stumm.
Mit gesenktem Blick fängt sie an zu erzählen. Sie hätte
jemanden kennengelernt, verbringt die Nächte mit ihm, er kauft Brötchen zum
Frühstück, zeigt ihr neue Musik und lästert mit ihr über seine Nachbarn. Seine Freunde
hätte sie noch nicht kennengelernt. Überhaupt würde ihr das alles etwas zu
schnell gehen, trotzdem täten er und sein Sex ihr gerade gut. Und dass er
aussieht wie ein Engel mit blonden Locken, blauen Augen und durchtrainiertem
Körper. Sie schaut mich nicht an, aber ich meine, so etwas wie Schadenfreude in
ihren Worten mitschwingen zu hören.
Ihre
Worte machen mich wütend und ich frage mich einmal mehr, warum ich sie rauf gebeten
habe.
Und dann blickt sie nach oben – keine Schadenfreude, sondern Tränen. Ich möchte sie in den Arm nehmen, an ihr riechen und
sie küssen. Stattdessen schaue ich ihren Tränen dabei zu, wie sie in ihrem
Ausschnitt landen. Sie weint und schaut mich an. Ich bleibe stumm.
Die Sonne geht langsam auf. Ich frage sie, wo sie
heute schlafen wird. Dabei bricht meine Stimme und meine Hand ist zur Faust
geballt – unter dem Tisch. Bei ihm, sagt sie. Meine Fingernägel bohren sich in
meine Handinnenfläche. Sie steht auf, bedankt sich für den Kaffee. Ich möchte
sie zur Tür begleiten, sie drückt meine Schulter beim Versuch aufzustehen
leicht, aber bestimmt nach unten. Ich bleibe sitzen. Wir verabschieden uns
nicht. Ich höre die Tür ins Schloss fallen.
In den nächsten Tagen denke ich viel an sie und an das, was
wir hatten und ich nicht wollte, weil ich wusste, dass sie nicht an der
Oberfläche kratzen, sondern mich tief treffen würde.
Ich schreibe ihr:
Das
Herz bleibt stumm.
Und denke daran, dass sie mir fehlt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/das-herz-bleibt-stumm/915973 | https://web.archive.org/web/20120802051122/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/das-herz-bleibt-stumm/915973 | fuehlen | liebe | 915,973 |
1,428,001,260 | no_ah_ | http://www.neon.de/user/no_ah_ | Emanation | Mehr ohne weniger. | Du verfängst dich in Momenten,
wie gebannt erlebst du die Ästhetik der Dinge, die Welt sind, und allem
dazwischen.
Ränder werden unscharf um jene,
seien es Menschen oder die Momente der Welt.
Da sind nur noch du dann und es.
Nichts passiert. Verharren.
Sie überkommt dich, die Schönheit.
Nicht die offensichtliche, sondern die vollkommene dessen, was du siehst.
Du nimmst wahr in der Gänze.
Und bist ganz.
Nichts Greifbares geschieht,
nichts tritt hinüber zu dir,
nichts fließt.
Und doch passiert etwas – in dir.
Auch dort nicht fassbar,
wie das Klingen von etwas, das gar nicht mehr klingt, doch eben noch da war.
Bist es du der schwingt?
Du behältst die Essenz der Momente,
die Ästhetik und Schönheit, die dort war und nicht hinüber trat zu dir,
lediglich gegenüber stand.
Sie scheint wie magisch in dir selbst plötzlich aufzutauchen,
doch es ist nicht die dort draußen,
denn auch dort ist sie noch in der Welt während der Augenblick schon wieder
vorüber zieht
und du ihm lächelnd hinterher blickst,
bis er ganz vorbei ist – bis zum nächsten. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/kunst/emanation/1486105 | https://web.archive.org/web/20150405033134/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/kunst/emanation/1486105 | freie-zeit | kunst | 1,486,105 |
1,378,239,300 | seek4happiness | http://www.neon.de/user/seek4happiness | Herzensabschied | Wir laufen in Mustern, reihen uns ein, wir laufen zusammen und sind doch allein'. | Im Handumdrehen will ich mich im Stand umdrehen und einfach gehen.
Aber vorher machen wir eine Abschiedsreise, nehmen
herz
lich Abschied,
jeder für sich, jeder auf seine Weise.
In deinen Augen macht sich die Enttäuschung breit, getäuscht füllt sich dein
Herz
mit Leid, ich zieh' dich mit in die Unvollkommenheit, der Einsamkeit. Am
Ende ist es die Erinnerung, die bleibt.
Als Robin Hood der
Herz
en, gehst du auf den Straßen Atem rauben, von
denen, die an die wahre Liebe glauben. Nur an mir zerbricht dein Zauber, das
bleibt für dich schlicht undurchschaubar.
Du sagst ich sei dein Maßanzug fürs
Herz
, beschütze dich, kaschier' in Maßen
all den Schmerz, den das Leben mit sich bringt. Du rahmst all' unsere Momente
ein, denn sie erinnern dich ans Glücklich sein.
Meine Anziehungskraft zieht dich an und lacht, mit vorgehaltener Hand, dein
Herz
als Pfand. Ich leg' mich lediglich, wie ewig nicht', einfach zu dir. Schau dich
an und suggeriere zum letzen Mal ein Wir.
Wir laufen in Mustern, reihen uns ein, wir laufen zusammen und sind doch allein'.
Beziehungsweise zerbricht unsere Beziehung leise, auf ganz eigene Art und Weise.
Herzlich umarmt mein
Herz
dich in Erinnerung.
Gedankenlos zieh' ich mit meinen Gedanken los, auf der Suche nach Glückseligkeit,
denn mein
Herz
ensglück seh' ich halt, woanders. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/herzensabschied/1059044 | https://web.archive.org/web/20130907045210/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/herzensabschied/1059044 | fuehlen | liebe | 1,059,044 |
1,420,493,400 | NieSi | http://www.neon.de/user/NieSi | Der Wettlauf mit der Angst | Meine Beine werden schwer, wie Zement an meinen Füßen und doch laufe ich. Immer schneller. Immer weiter... Denn sie ist nur einen Schritt hinter mir. | Noch eine Runde. Dabei spüre ich bereits, wie mir schwindelig wird. Sie wird mich nicht einholen, ich bin schneller. Noch diese eine Runde. Ich spüre sie in meinem Nacken, höre sie laut lachen, weil sie weiß, dass sie mich einholen wird. Früher oder später wird meine Energie erloschen sein- wie jedes Mal. Aber ich bin stärker geworden, kann mich kontrollieren- kann
sie
kontrollieren. Ich muss nur schnell genug laufen. Damals konnte ich nicht weglaufen, Du hast mich gehalten- zuerst in Deinen Armen und dann mit Deinen Armen, zuerst zärtlich und dann kräftig.
Ich spüre, wie mir die Luft wegbleibt, wie ihre Hände mir die Kehle zuschnüren. Nur eine Armlänge hinter mir und sie scheint mich zu fassen zu bekommen. Schneller. Lauf schneller! Ich kann es schaffen, dieses eine Mal werde ich schneller sein und sie wird mich nicht einholen-
Du
wirst mich nicht einholen.
Und plötzlich sehe ich wieder Dein Gesicht vor mir, wie Du vor mir stehst mit Deinem lüsternen Lächeln. Meine Beine werden schwer, wie Zement an meinen Füßen und doch laufe ich. Immer schneller. Immer weiter... Denn sie ist nur einen Schritt hinter mir. Und plötzlich bäumt sie sich vor mir auf, steht unterstützend hinter Dir. Du weißt, dass Du auf sie angewiesen bist, dass sie mich zum Schweigen bringt. Und so steht sie laut lachend hinter Dir und schaut mir direkt ins Gesicht. Sie hat es wieder geschafft. Sie hat mich nicht eingeholt- nein, sie hat mich überholt, bremst mich aus, sodass Du nichts mehr tun musst.
Die Straße beginnt zu verschwimmen, die Welt um mich herum dreht sich. Und dann ist alles vorbei. Nur noch eine große, schwarze Leere. Das Sinnbild meiner Seele, die verdorren wie eine Rosine in der aschgrauen Hülle lebt, die ich meinen Körper nenne.
Mein Hals ist trocken, meine Augen brennen. Es ist so hell hier, das Licht blendet mich durch die geschlossenen Lider. Ich höre Stimmen. Sie sind weit weg. Ich will schlafen. Ich bin so müde. Und plötzlich höre ich Deine Stimme. Alles in meinem Inneren krampft sich zusammen, als deine Stimme klarer wird und ich höre wie sie direkt neben meinem Ohr zu flüstern beginnt. "Meine Süße, ich werde dich immer sehen können. Für mich wirst du nicht unsichtbar." Und dann falle ich in einen tiefen, unruhigen Schlaf.
Ich spüre, dass etwas anders ist. Etwas fehlt. Es ist das Nagen, das Knurren. Ich öffne meine Augen und verstehe. Die erste Bewegung ist die Hand, die zu ertasten versucht, was dort mit mir passiert. Und es bewahrheitet sich- der Schlauch in meiner Nase erklärt alles. Ich zerre an ihm, versuche ihn zu entfernen. Es tut so weh. Aber noch schmerzvoller ist die Leere in mir. Ich spüre nichts. Ich kann mich nicht mehr spüren, denn der Hunger ist nicht mehr dort. Ich will mich doch nur spüren können, spüren, dass es mich gibt, dass da eine Hülle ist, die meine Seele vor Dir schützt. Sie haben mir die Kontrolle genommen. Wie Du. Du hast mir die Kontrolle genommen. Zunächst über meinen Körper, dann über meine Gedanken und schließlich über meine Seele. Du hast Dir alles genommen, was Du wolltest, bis von mir nichts mehr übrig blieb, als diese Hülle und die Rosine.
Und plötzlich steht sie wieder da, hinter der Scheibe. Und lacht mich an. Selbstverliebt, gehässig und eiskalt. Nicht Du hast mich gebrochen. Sie war es. Sie hat mich zum Schweigen gebracht. Sie muss Deine beste Freundin sein. Dein Meisterwerk. Sie macht Dich mächtig. Und mich? Mich frisst sie auf. Zunächst ein liebevolles Knabbern, dann ein Nagen. So lange bis nichts mehr übrig bleibt. Bis kein bisschen Ich mehr existiert.
Tags: Magersucht, Angst, Missbrauch | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/psychologie/der-wettlauf-mit-der-angst/1470168 | https://web.archive.org/web/20150610095450/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/psychologie/der-wettlauf-mit-der-angst/1470168 | fuehlen | psychologie | 1,470,168 |
1,285,448,820 | MademoiselleChoco | http://www.neon.de/user/MademoiselleChoco | Meine Stadt | Wieder zu Hause,
Alles nicht mehr so laut,
Die Straßen leerer
Und seltsam vertraut. | Nicht so, wie dort, wo du
Die letzten Monate warst
Und in all dem Trubel
Beinah dein Zuhaus‘ vergaßt.
Dort, wo du schon nächtelang
Auf fremden Plätzen saßest
Mit Gitarren und Gesang
Und leisen Trommelschlägen.
Dort wo du lerntest,
Wie wichtig es ist,
Niemandem gefall’n zu woll’n,
Einfach zu sagen, wer du bist!
Dort, wo es auch Menschen
In Wellblechhütten gibt
Und trotzdem hast du dich
In diese Stadt verliebt.
Dort, wo man von der Rambla* aus
Die Schiffe so weit draußen sieht.
Und mit ihm blickst du hinaus,
Hältst fest seine Hand, hältst ihn.
Dort, wo du dich
Unfreiwillig verliebt hast.
In einen Mann, dein Ich
Und diese Stadt, die sich
Vor lauter Schreck und Schönheit
Von niemandem und nicht von dir
In Worte fassen lassen wird.
Montevideo, no te puedo describir. **
*span: Strandpromenade
** span: Montevideo, dich kann ich nicht beschreiben. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/meine-stadt/676052 | https://web.archive.org/web/20150619200951/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/meine-stadt/676052 | fuehlen | liebe | 676,052 |
1,365,094,080 | JackBlack | http://www.neon.de/user/JackBlack | Die Überschrift. | Auf den Punkt gebracht | Die Überschrift nahm neulich Platz
Auf meiner Couch mit einem Satz.
Sie schaute dabei so verdrossen,
Am liebsten hätt‘ ich sie erschossen.
Das arme Ding war ganz verwirrt,
Hat nur so an die Wand gestiert.
Was sie bedrücke, wollt‘ ich wissen,
Da griff sie sich ein großes Kissen
Und fing, man sollte es kaum meinen,
Bitterlichst gar an zu weinen.
„Ich weiß, ich sollte drüber steh’n
Und unverdrossen Däumchen dreh’n.
Doch, Sie finden’s vielleicht putzig,
Ich fühle mich so schrecklich schmutzig.
Die Dinge auf den Punkt zu bringen,
Dazu lass ich mich gern zwingen.
Entsätzlich aber ist für mich
- Ich sag es im Gedankenstrich -
Wenn man mich punktuell betrachtet
In meiner Autarkie missachtet.
Bin ich ein Wort, kommt’s selten vor,
Doch kaum steig‘ ich als Satz empor
- Wie ich mich auch dreh‘ und wende -
Es steht ein Punkt an meinem Ende.
Punkte sind mir nicht geheuer,
Ich krieg‘ davon noch Paranoia.“
Da lag die Schrift nun, halb zerrissen
Unter meinem großen Kissen
Und sehnte sich, das mochte reichen,
Höchstens nach nem Fragezeichen.
Ich gab ihr Schnaps, da tat sie lallen:
„Tun Sie mir bitte den Gefallen
Und verkünden in der ganzen Welt,
Dass es mir ohne Punkt gefällt!“
Frau Überschrift, ich hör‘ Ihr Flehen,
Ihr Aufrag: hiermit gern geschehen. | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/ausbildung/die-ueberschrift/1007102 | https://web.archive.org/web/20130408081530/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/ausbildung/die-ueberschrift/1007102 | wissen | ausbildung | 1,007,102 |
1,420,495,320 | FrankFrangible | http://www.neon.de/user/FrankFrangible | Flucht aus dem Schweinekapitalistensystem | Ein Vorschlag (Hammer!) | Ich bin ein sehr naiver
Mensch, ich habe wirklich bisher immer geglaubt, dass wir eines der besten
Polit- und Sozial-Systeme auf der Welt haben. Meine Großeltern haben unter den
Nazis gelitten, Ich habe einen Onkel und seine Frau die haben unter dem
DDR-Regime gelitten, ich habe Cousins die leiden unter dem US-Sozialsystem. Jetzt
muss ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass viele deutsche Bürger unter ihrem,
diesem Staat leiden.
Es gibt Menschen, hier in Deutschland, Bürger, die fühlen
sich unterdrückt und verfolgt, sie sagen sie sind auch Flüchtlinge wie die, die
in
Seelenverkäufern
über das
Mittelmeer nach Europa kommen. Bürger sagen sie werden gegängelt, wie Asylsuchende
in deren Heimat.
Wir sollten diesen armen Mitbürgern
helfen, wir sollten anpacken, ihnen die Überfahrt ermöglichen, dass sie in
einem genauso schlimmen Land leben können wie hier, aber mit mehr Sonne, zum
Beispiel Syrien.
Deutsche die von sich sagen, sie sind auch Flüchtlinge, muss
doch die Flucht gestattet und zugestanden werden, über das Mittelmeer in ein
sonniges abenteuerliches Afrika aufzubrechen. Es wäre ein Tausch zum gegenseitigen
Nutzen, die armen bedrohten deutschen Bürger würden in der Ferne eine Heimat
finden die sie neu gestalten und verwalten können, da werden sie sich doch von
ein paar Isis-Kämpfern nicht beirren lassen. Nur Mut! Geht eurer Bestimmung
entgegen! Stellt euch eurer Aufgabe und bestellt die brachen Gärten und Äcker
neu! Erschafft euren Ideal-Staat, wir drücken euch die Daumen. Am deutschen
Wesen soll der marode Nahost genesen.
Ob ihr hier ausgebeutet werdet oder dort,
was ist da der Unterschied? Leichter krümmt sich der Rücken unter einer
wärmenden Sonne als unter der strengen Fuchtel des kalten deutschen Winters und
der noch strenger dreinblickenden Mutti Merkel.
Tauscht eure Wohnungen für
einen guten Zweck und gebt den ausgebombten Syrern ein neues Obdach, während
ihr in deren Heimat blühende Landschaften aus Ruinen erschafft.
Was habt ihr
noch verloren in einem Schreckensstaat der euch mit Tempolimit und Kiff-Verbot
drangsaliert? Ihr könnt euch befreien, indem ihr eure Besitztümer und
Behausungen Flüchtlingen zur Verfügung stellt und selbst im wilden Kurdistan ein
Staatsgebilde bildet das euch gutdüngt. Lasst eure Karl May-Träume Realität
werden, klagt nicht länger über dieses
miese
Schweinekapitalistensystem,
befreit euch, indem ihr Gutes tut und euch
entfernt. Endlich könnt ihr eure Individualität und eure Kreativität entfalten,
nehmt euch ein Beispiel an den Dschihadisten die schon vor Ort sind und ihre
niedersten Instinkte ausleben.
Entflieht nicht länger der Realität indem ihr
Pillen schluckt oder Gräser raucht, entflieht richtig! Gebt Flüchtlingen und
euch ein neues Obdach, auch wenn euer dortiges Dach reparaturbedürftig ist, ihr
könnt deutsche Entwicklungshilfe beantragen.
Wenn ihr dort angekommen
seid, schreibt uns, damit wir uns vergewissern können, dass ihr unsere Bewunderung
redlich verdient habt. Unser Dank ist euch Gewiss und ein Zwincker- Smiley dazu
;-)
Tags: free yourself, don´t dream it do it, wer nicht wagt, der sich nicht befreit | http://www.neon.de/artikel/sehen/politik/flucht-aus-dem-schweinekapitalistensystem/1470179 | https://web.archive.org/web/20150325154956/http://www.neon.de/artikel/sehen/politik/flucht-aus-dem-schweinekapitalistensystem/1470179 | sehen | politik | 1,470,179 |
1,372,257,000 | unnuetzeswissen | http://www.neon.de/user/unnuetzeswissen | Italien ist der größte Weinproduzent der Welt. | Seine Weinkultur ist schon 3000 Jahre alt. | http://www.neon.de:80/artikel/kaufen/produkte/italien-ist-der-groesste-weinproduzent-der-welt/1036945 | https://web.archive.org/web/20130704081751/http://www.neon.de:80/artikel/kaufen/produkte/italien-ist-der-groesste-weinproduzent-der-welt/1036945? | kaufen | produkte | 1,036,945 |
|
null | RedSonja | http://www.neon.de/user/RedSonja | Wie es ist | Mein Gegenüber schaut mich mit riesengroßen Augen überrascht an und fragt nach einer kurzen Atempause: "Ja, und wie ist das so?" | Ich habe gerade erzählt, dass mein 11-jähriger Sohn mehrfach schwerbehindert ist.
Ja, und wie ist das so?
Ganz ehrlich?
Scheiße ist es - und das steht für eine ganze Palette von häßlichen Gefühlen, die sich da zu Wort melden:
Trotz, wenn meine Umwelt mir zu verstehen gibt, dass wir aus der Norm fallen, irritieren und stören. Wenn wir auf der Strasse angeglotzt werden, weil mein Kleiner in Verhaltensstereotypen verfällt, die laut sind und unangepasst. So wie wir in Cafés, Kneipen oder Restaurants pikiert angeschaut zu werden, wenn er seiner Freude über sein neues Spiel lautstark Ausdruck verleiht
Erschöpft bin ich, weil sich der Antrag auf einen Einzelfallhelfer jetzt über 2 Jahre hinzieht
Wütend macht mich der Gedanke, die machen das nur, damit wir den langen Atem verlieren und den Antrag vergessen
Dummheit und Vorurteile unterstelle ich, wenn ein Psychologe meinem Kind geistige Behinderung attestiert
Hass rührt sich, wenn mir anempfohlen wird, den Kurzen in ein Internat für schwer Erziehbare zu stecken, damit er "gebessert" werde
Hilflos frage ich mich, ob ich während der Schwangerschaft etwas falsch gemacht habe oder ob die Geburt nicht rechtzeitig eingeleitet wurde
Resigniert bin ich, wenn ich lese, dass "es" ein genetischer Defekt sein könnte, der nicht "heilbar" ist
Traurig macht mich sein Blick, wenn ich in seinen Augen sehe, dass er langsam versteht, dass er anders ist als andere Kinder und von seiner Umwelt mit Unverständnis und Ablehnung angesehen wird
Verzweifeln läßt mich der Gedanke, dass er vielleicht trotz seiner Intelligenz nie alleine und selbständig leben können wird
Frustriert bin ich, wenn ich den nächsten Urlaub plane und weiß, dass wieder nur die Fahrt zu meiner Mutter in frage kommen wird, weil er die Eindrücke einer fremden Umgebung nicht verarbeiten kann
Egoistisch finde ich mich, wenn ich den Wunsch verspüre, fortzugehen und alles hinter mir zu lassen
Selbstmitleidig werde ich, wenn ich in Gedanken versinke, wie alles hätte sein können, wenn .. ja nur wenn….
Arroganz rührt sich, wenn ich andere Mitmenschen über ihre Probleme jammern höre
Peinlich ist es mir, wenn mich Menschen mitleidig anschauen und sagen: "Das merkt man Ihnen aber gar nicht an."
Ja, so ist es. Und anders.
Und ich würde ihm gerne sagen: "He, mach dir keine Sorgen, wir kommen da durch, du und ich"
Meinem Gegenüber sage ich dann: "Naja, was soll ich sagen, vielleicht auch nicht anders als mit einem normalen Kind"
"Wichtige Links zu diesem Text"
http://autismus-kultur.de/autismus/eltern/willkommen-in-holland.html | http://www.neon.de/artikel/-/-/wie-es-ist/658548 | https://web.archive.org/web/20160628205143/http://www.neon.de/artikel/-/-/wie-es-ist/658548 | - | - | 658,548 |
1,457,200,560 | Katha_Strophal | http://www.neon.de/user/Katha_Strophal | Auf dich, auf uns, auf das was war | Wenn dein Herz zu brechen droht und dein Körper wie ein dunkeler kalter Käfig ist aus dem du nicht mehr herauskommst, dann sperr es weg | Die Sonne scheint und es ist Samstagmorgen. Noch schlaftrunken blicke ich durch meine Wohnung. Leere Flaschen und ein ekelerregender Gestank von kaltem Rauch, fast sichtbar wie ein grauer alter Vorhang, verschleiert den Raum. Ich muss fast kotzen bei dem Gedanken an gestern. Fast kotzen bei den Gedanken, die mich seit Monaten quälen und sich einfach nicht mehr länger in gepanschter Schnapsmische aus den billigen Ikeagläsern ertränken lassen.
"Vor ein paar Monaten war das alles noch anders..." denke ich, und blicke auf den Stuhl in der Ecke des Raumes auf den du, als du noch hier wohntest, abends deine Kleidung abgelegtest bevor du zu mir ins Bett gekommen bist. Fast hörbar, der Stich ins Herz beim Blick auf den Stuhl. Und fühlbar?- Nichts.
In mir nur noch Leere.
Wir waren anders. Wir waren wir und ich war ich. Das ich, das uns alles zerstört hat. Immer wieder nur Gedanken, die sich um das eine Thema drehten. Immer wieder nur das Thema Essen. Streitigkeiten, die so oft nach Minuten schon begannen zu eskalieren. Schuldgefühle wenn das Geld sprichwörtlich das Klo herunter gespült wurde. Persönlichkeitsveränderungen bei dir. Bei mir. Bei uns. Du bekamst das alles mit, egal wie sehr ich versuchte es vor dir zu verheimlichen. Doch immer weiter, getrieben von Druck, Angst und Selbsthass log ich dich an. Immer weiter voneinander weg,immerweiter von mir selber weg und blind vor Verzweifelung.
Ich mache dir keinen Vorwurf, dass du gingst. Den mache ich mir und doch fühle ich dabei nichts. Die Verzweiflung und der Selbstahss sind Monotonie, Einsamkeit und Gleichgültigkeit gewichen.
Ich taste mit den knochigen, kalten Händen an meine Brust, da hin wo mein Herz mit all seinen Gefühlen fest eingeschlossen ist.
Vielleicht ist es besser den Käfig immer weiter zu verriegeln. Mit leeren Wodkaflaschen zuzustellen, so dass man ohne lautes Gepolter und Klirren, was mögliche Eindringlinge sowieso verschrecken würde, gar nicht mehr an ihn herankommt.
Ich beginne direkt mit dem Zubau weiter zu machen und öffne die Flasche. "Ich habe eh nichts vor, es ist Samstag, ich muss nicht funktionieren heute." denke ich mir laut und proste deinem Stuhl in der Ecke des Raumes zu.
Tags: Essstörung, Alkohol | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/auf-dich-auf-uns-auf-das-was-war/1564264 | https://web.archive.org/web/20160330092924/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/auf-dich-auf-uns-auf-das-was-war/1564264 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,564,264 |
1,258,017,180 | Hannah_Pilarczyk | http://www.neon.de/user/Hannah_Pilarczyk | Die tun was | Auf dem Klimagipfel in Kopenhagen ringen die Industriestaaten um ein neues
Abkommen zum Ausstoß von Treibhausgasen. Doch wie kann CO2 tat sächlich
eingespart werden? Wir stellen die 33 wichtigsten GRÜNEN DEUTSCHEN und
ihre Ideen vor. | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/die-tun-was/685483 | https://web.archive.org/web/20111129114821/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/die-tun-was/685483 | sehen | gesellschaft | 685,483 |
|
1,359,068,700 | MorenitaCathy | http://www.neon.de/user/MorenitaCathy | Schlaflos ... | . | Neben dir und doch so wahnsinnig einsam. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/schlaflos/981933 | https://web.archive.org/web/20130518205413/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/schlaflos/981933 | fuehlen | liebe | 981,933 |
1,482,183,780 | sunnyonbehalf | http://www.neon.de/user/sunnyonbehalf | Verschwendet Eure Zeit | Über das kostbarste Gut des Lebens. | Mein Lieblingsfilm ist American Beauty. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Film gesehen habe, aber es waren bestimmt allein schon 2-3 Mal im letzten halben Jahr. Mal auf Englisch, mal auf Deutsch mal, weil ich einen guten, mal, weil ich einen schlechten Tag hatte. Die Idee von der Schönheit die einem dort vermittelt wird, schlägt mich jedes Mals aufs Neue mit ihrer Eindringlichkeit und ihrer Wahrheit. Zweieinhalbstunden meines Lebens, die ich für diesen Film hergebe – und zwar regelmäßig.
Manchmal drehe ich mich auch im Bett morgens noch mal um und schlafe noch 20 Minuten einen unruhigen Dämmerschlaf, der mich weder ausgeschlafener noch entspannter macht. Manchmal lese ich die Tageszeitung an einem Sonntag zweimal durch, einfach aus Langeweile. Manchmal, dauert es mir zu lange 7 Minuten an der Haltestelle zu stehen und zu warten, bis die U-Bahn kommt. Dann laufe ich ein oder zwei Haltestellen vor um mir die Zeit zu vertreiben. Manchmal tippe ich selbst auf der kurzen Busfahrt ins Büro schon die ersten E-Mails in mein Handy. Manchmal fahre ich auch mit dem Auto, nur um abends nicht mit dem Bus im Stau stehen zu müssen. Aber manchmal habe ich auch nach 2 Kilometern keine Lust mehr aufs joggen. Dann lege ich mich einfach auf das Sonnendeck am See im Volksgarten, obwohl es Winter ist und dunkel und kalt und gucke mir einfach den pechschwarzen Himmel an. Donnerstag kam dann ein Typ vorbei und fragte direkt ob es alles in Ordnung sei. Sicher, ich vertreibe mir nur 10 Minuten damit, in den Himmel zu starren. Vielleicht hat der Typ mich im Moment darauf schon wieder vergessen gehabt, vielleicht fragte er sich auch: Warum liegt sie da? Warum wollte sie nicht weiterlaufen? Ist etwas passiert? Hat sie zu viel Zeit?
Manchmal suche ich auf einem kurzen Flug nach Berlin händeringend nach Beschäftigung, finde es furchtbar und lähmend eine Stunde dort sitzen zu müssen und zu warten, bis wir endlich landen. Manchmal wünsche ich mir nichts mehr als eine Stunde der notgedrungenen Untätigkeit.
Über nichts denke ich so viel nach wie über Zeit. Warum sie manchmal schnell und aufrührerisch, manchmal zäh und elend ist. Nie ist sie auf meiner Seite. Entweder sie quält mich mit Langatmigkeit und sie straft mich mit rasender Schnelle.
DAS TICKEN
Auf die ein oder andere Weise tickt doch ständig eine Uhr in unserem Kopf. Wann ist Feierabend? Wochenende? Urlaub? Das nächste Date? Das letzte Date? Wann habe ich mal Zeit für mich? Zeit für Dich? Was fange ich mit Freizeit an? Kann man Zeit verschwenden? Kann man sie zurückholen?
Mit dem Führen eines Lebens, was einigermaßen durch getaktet ist, habe wir uns eine Verantwortung auferlegt, die fast nicht zu stemmen ist. Denn wenn es um das Richtige oder Falsche Nutzen von Zeit gibt, dann gibt es kein Geheimrezept, dass an dem einen, wie an dem nächsten Tag noch gültig ist. Beschäftigt werden wir immer sein und das rund um die Uhr. Irgendetwas wird immer da sein, was uns unsere Zeit raubt. Etwas, dass uns dazu bringt, sie dort zu geben, wo sie uns als Mensch eigentlich gar nichts nützt. Überstunden, Warten an der Kasse, Gucken des immer gleichen Films.
Haben wir damit unsere Zeit verschwendet? Wahrscheinlich ja. Aber ich muss mich dann oft fragen, ob das wirklich der springende Punkt ist. Ob es richtig ist, sich deswegen zu ärgern. Ob das wahre Glück wirklich dort wartet, wo wir lernen Zeit richtig zu nutzen, Wichtig an dieser Stelle ist nämlich nicht immer, wo wir unsere Zeit verbringen und womit, sondern wo unsere Gedanken sind. Die Zeit im Geiste, würde das dann vermutlich heißen.
Ich kann Überstunden machen, wie ich will. American Beauty diesen Monat noch dreimal gucken, an der Kasse Schlange stehen und über den Stau auf der A3 fluchen. Wenn meine Gedanken währenddessen, bei mir, bei dir, bei meiner Kreativität, bei meiner Inspiration sind, habe ich dann überhaupt nur eine Sekunde verschwendet? Wenn ich diesen Gedanken dann zu Ende denke, würde das Folgendes bedeuten: Der Gram über die geraubte Zeit verfliegt dann, wenn wir uns dazu entscheiden uns sie nicht mehr rauben zulassen. Einfach, oder?
Jetzt wird es komplizierter: Was ist mit den Dingen, die wir tatsächlich machen wollen? Wo wir geistig und physisch anwesend sein müssen. Die Dinge, die uns mehr abverlangen als das bloße Dranglauben?
HIER KOMMT DER STRESS HER
Für mich ist genau das die Wurzel allen Übels. Ich kann nicht Sport, weil ich arbeite. Ich kann nicht Frühstücken, weil ich verabredet bin. Ich kann nicht den Film zu Ende sehen, weil ich zu müde bin. Die Wut, die man hier spürt ist vielleicht die Oberflächlichkeit der Psyche. Eine Trotzreaktion auf die einfache Tatsache, dass das Leben eben kein Wunschkonzert ist. Und schlimmer noch, diese Wut ist vermutlich sogar das, was in unseren Köpfen Stress produziert. Mit Zeit zu hadern, ändern zu wollen, was nicht zu ändern ist, sich an Orte zu wünschen, an denen man nicht sein kann, das macht uns zu unglücklicheren Menschen. Und der einzige Weg dagegen, der einzige Weg um Stress wirklich und ehrlich abzubauen ist dieses Muster zu durchbrechen. Verschwendet doch einfach mal eure Zeit.
Dann bleib ich halt mal länger liegen, dann guck ich mir halt den schwarzen Himmel an. Dann bin ich an der Kasse halt mit Tagträumen beschäftigt, dann nehme ich die Überstunden einfach hin. Und vielleicht, sehe ich mir morgen noch mal American Beauty an, obwohl ich so viele Dinge zu tun habe, die eigentlich gar nicht warten können. Bis die Zeit wieder langsam läuft und ich gar nicht weiß, was ich tun kann, bis der Tag endlich vorbei ist.
Tags: Zeit, Leben, Gedanken, Schreiben, Prosa, Filme, Hobbys, Freizeit | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/verschwendet-eure-zeit/1636799 | https://web.archive.org/web/20170512231006/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/verschwendet-eure-zeit/1636799 | sehen | gesellschaft | 1,636,799 |
null | juli.ueber.kopf | http://www.neon.de/user/juli.ueber.kopf | gedankenspruenge. | Ist es nicht genau das, was das Leben ausmacht? Die Momente, die uns den Atem rauben. Und doch sind das manchmal genau die, die nicht sein dürfen. | Tanze
durch den Tag. Wohl eher durch den Regen. Durch mein kleines, wackeliges
Inneres, in dem es derzeit wechselhaft ist. Tappe
meistens im Dunkeln. Und doch gibt es helle Ecken, in denen ich gern bleibe. Aber nur zu Besuch.
Gedankenspruenge.
Hoehenfluege. Herzgalopp. Fühl mich wuselig und wohl. Deine Worte, die mich immer wieder staunen lassen und beflügeln. Du glaubst an mich. Siehst mich als eine starke Person. Nur die halbe Wahrheit. Siehst du mich hindurch und kennst scheinbar mein Inneres. Siehst die
Unsicherheit. Siehst das Glück. Bist so zurückhaltend und doch so
offen. Überraschst mich. Viel zu oft. Weil du sagst, was du fühlst
und denkst. Und ich hätte wirklich schwören können, dass das
heutzutage keiner mehr macht. Und dann sitzt du da, schaust mir in
meine kristallklaren Augen und weißt, was vorgeht. Und ich strauchel
weiter, bin unsicher und klein. Was mache ich da? Wer bin ich? Wo
gehöre ich denn nur hin? Bin gefangen in mir und doch freier als ich
es je zuvor war.
Gegensaetze. Wir beide, du und ich – dagegen
spricht alles und doch nichts. Lass mal mutig sein. Lass mal werden,
wer wir sein wollen. Wir könnten das, da bin ich mir sicher. Es
gehört Mut dazu, ja. Doch du bist so wunderbar, zwingst mich zu
keiner Entscheidung. Gibst mir die Zeit, die ich brauche, ohne dich
fernzuhalten. Eine nahe Distanz. Respektvoll und innig.
Laecheln.
Diese Momente, in denen ich in mich hineinlächle. Ganz versinke in
unseren Abenden. Bin wieder ganz da, in der Vergangenheit. In einer hellen Ecke meines Ichs. Fühle mich
fast ertappt, wenn jemand fragt, wo ich gerade gedanklich bin. Wir beide dürfen doch nicht sein.
Nichts, was jemand wissen darf. Blicken uns heimlich an, küssen uns
heimlich. Wie oft haben wir dabei die Vorsicht vergessen.
Adrenalinstoss. Ist es nicht genau das, was das Leben ausmacht? Die
Momente, die uns den Atem rauben. Und du hast ihn mir geraubt. So
oft. Auch wenn du vielleicht denkst, dass du das gar nicht kannst.
Kopfkino. Mit dir. Gedanklich liege ich bei dir, wie heute morgen
noch. Rieche deinen Duft, den Kaffee. Fühle mich unfassbar müde und
doch wacher als je zuvor. Sag mir, wie du das machst. Bist mein
Ueberflieger.
Tags: Flashback, Morgenlicht, eswareinmal, Gedanken | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/gedankenspruenge/1550465 | https://web.archive.org/web/20160217221204/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/gedankenspruenge/1550465 | fuehlen | liebe | 1,550,465 |
1,339,019,520 | VenusFee | http://www.neon.de/user/VenusFee | Dr. Ausredenverteiler | Ausreden die sich selbst ausreden....... | Heute saß mein Gegenüber erstmals lautlos da. Manchmal gibt
er Wörter und Sätze von sich, die ich als negativ oder positiv verstehen soll
bzw. muss.
Als ich einen Kunden anrief, der einfach sagte;“ Nein,
Danke, kein Interesse!“ und legte auf, da war ich noch nicht mal geknickt. Ich
liebte solche direkte Aussagen. Warum um zehn Büsche und vier Inseln herum
reden, wenn es auch mit einem NEIN geht.
Naja, andere hatten auch kein Interesse, aber wenigstens
waren ihre Aussagen gute Ausreden. Also Ausreden.
Was ist das überhaupt?
A to he U to
he S to he R to the E to he R to he D to he E to he N
Nicht einen anderen, sondern auch uns selbst genügt es eine
Ausrede, um uns zufrieden zu stellen. Wie „ah, ich bin doch nicht so hässlich
wie ich denke!“, weil ich hoffe, dass ich das nicht bin. Würde ich eintönig auf
meinen Gedanken beharren „Ja, ich werde wohl immer hässlich sein!“, dann weiss
ich ganz genau aus Erfahrung, dass ich die nächsten Stunden meine Jalousien
ganz runter ziehen lasse, mich einschließe, Fernseher einschalte, die süsse
Nougat-Schokolade neben meinen Kissen aufmachen und damit kauend vor dem
Fernseher rumheule.
Während andere mir die besten Jobs, die schönsten Männer und
die besten Zeiten wegnehmen.
Aber eigentlich könnte ICH das doch sein? Ja, klar! Der
nächste Gedanke wäre, wie rede ich mir diese dämlichen Gedanken aus?
Naaaaa,…
….eine ….
Ideee?
Klar doch, wenn ich meiner Mutter schon mit Ausreden alle
Essenzeiten verdorben habe:
„Nein Mama, ich habe schon auf der Arbeit gegessen!“ oder „
Ich war schon mit Julia beim Chinesen!“ etc, dann kann ich mir meinem Gewissen
eine Ausrede SCHIEBEN:
Nein, du bist schön!
Also lache ich wieder …..
..meinen Bildschirm an…..
….. und nehme den anderen das teuerste Essen, die schönsten
Männer und die schnellsten Autos weg, schließlich lernt man auf dieser Welt
TEILEN und AUSREDEN!
Ah, damit wir nicht von Thema ganz abkommen, Ausreden sind
genauso schön wie Wörter und Sätze.
Also ist mein Gegenüber ein Ausredenverteiler….ein CHEF!
21.10.08 | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/dr-ausredenverteiler/892200 | https://web.archive.org/web/20120611035713/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/dr-ausredenverteiler/892200 | sehen | gesellschaft | 892,200 |
1,459,429,620 | karlstenkarl | http://www.neon.de/user/karlstenkarl | This is madness. | mad. | Du antwortest mir nicht, aber klick
für eine Zusage bei einer Veranstaltung reicht die Zeit.
Du regst dich auf, weil ich oft und viel verwirrt bin,
von mir, von dir, vom Leben,
du nennst es “Madness”.
Ich nenne es “Ich”, “mich”, “mein Sein”
und eigentlich fühlt es sich gut an,
ich selbst zu sein.
Aber seit kurzem fühlt sich alles so an wie vor 6 Jahren,
man ist 16 und die Unsicherheit in Person. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/this-is-madness/1573197 | https://web.archive.org/web/20160405203207/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/this-is-madness/1573197 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,573,197 |
1,358,652,660 | SinaOlsson | http://www.neon.de/user/SinaOlsson | Ohne Titel | Dein Lächeln macht mich ganz weich und lässt die Moleküle meines Körpers eins werden mit der flimmernden Luft um uns herum.
Lebe wohl. | Immer wieder lande ich bei Dir und Du auf mir.
Und immer wieder ist es schön und so vertraut.
Doch immer wieder lässt Du mich fallen.
Aber dieses Mal war der Abgrund zu tief, der Aufprall zu hart.
Dein Lächeln macht mich ganz weich und lässt die Moleküle meines Körpers eins werden mit der flimmernden Luft um uns herum. Ich scheine zu schweben, wenn du mich berührst. Deine Hand streichelt nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Seele.
Aber das ist jetzt vorbei.
Warum, wissen wir beide nicht so genau. Irgendetwas ist schief gelaufen.
Du warst es, Du hast irgendwann den falschen Weg für Dein Leben genommen, Dich bei der Abzweigung vertan, doch jetzt findest Du nicht mehr zurück. Zu dunkel und vernebelt ist Deine Umgebung viel zu oft.
Ich sitze hier und denke an Dich und wünsche Dir nur das Beste, während ich einen Schritt weitergehe und versuche, Dich, und alles was wir hatten, zu vergessen. Die Erinnerungen ganz tief hinten im Kopf wegschließen, obwohl ich das doch überhaupt nicht möchte.
Jedoch, eine andere Möglichkeit gibt es nicht, Du machst mich kaputt, indem Du Dich zerstörst, Tag für Tag.
Lebe wohl. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ohne-titel/979669 | https://web.archive.org/web/20130124084448/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ohne-titel/979669 | fuehlen | liebe | 979,669 |
1,413,897,660 | DieKender | http://www.neon.de/user/DieKender | Realization | slowly getting there | “
So I tried to be close to somebody, who can’t stand body contact.
So I tried to spend time with someone, who love to be by himself.
So I was in love with a person, who is unable to even understand my level of love.
So I tried to care for someone, who doesn’t see that his world is different from everybody else’s.
So I bent over backwards trying to reach his fingertips and find a compromise, when he couldn’t do more than raise his hand.
So I got punched in the face and got hurt and failed and fell down,
but only I tried to make him something, he simply is not, to make us something, we’ll never be.
I get to start again——
All I need now, is my heart to start understanding, what my brain slowly realizes….
” | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/realization/1456835 | https://web.archive.org/web/20141024144114/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/realization/1456835 | fuehlen | liebe | 1,456,835 |
1,213,604,220 | martinsson | http://www.neon.de/user/martinsson | Fußball und Faschismus | Eine Sportart wird zu ernst genommen. Viel zu ernst. | Fußball gilt als die Sportart schlechthin in Europa. Engländer, Spanier, Italiener oder Deutsche, alle teilen sie, die Liebe zu diesem Ballsport. Egal ob bei Bundesligaspielen, dem Champions League-Finale oder, wie derzeit bei der Europameisterschaft, jedermann will dabeisein. Diesen Sommer entweder live vor Ort in österreichischen oder schweizerischen Stadien, in den Public Viewing Areas quer über Europa oder zuhause vor dem Bildschirm.
Gleich und gleich gesellt sich gern, sagt man so schön. Die Hingabe zu Fußball und Bier bringt also Menschen zusammen, zumindest geographisch gesehen. Tausende Schweden treffen auf unzählige Spanier in Innsbruck und Deutsche auf Österreicher in Wien zu einer Neuauflage des Cordoba-Spiels. Alle Mannschaften wollen gewinnen und den Einzug ins Finale erreichen. In Ehre für das eigene Land soll das Gegenüber besiegt werden. Die Vernichtung des Gegners wird jedoch nicht nur, wie auch berechtigt, auf dem Spielfeld versucht, sondern findet schon im Vorfeld der Spiele durch die Medien in TV und Zeitung statt. Die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands führt z.B. 30 Gründe an, wieso Ösis auch Dösis sind und macht sich über eine gesamte Nation und ihre Kultur lustig.
Fußball soll also Menschen zusammen bringen. Doch verbinden tut er anscheinend nicht. Rassistische Schlachtrufe deutscher Fußballanhänger gegen Polen, Schlägereien zwischen Deutschen und Kroaten, demolierte Autos und Auseinandersetzungen mit der Polizei sind bei dieser Europameisterschaft nichts Besonderes.
Es scheint, als ob es oft nicht mehr um den Spaß am Spiel geht, sondern um die Bestätigung, dass ein Land besser ist als das andere. Nicht nur die Fußballmannschaft, sondern eben das gesamte Land. Fußball wird einfach zu ernst genommen. Ausgänge von Spielen, in denen 22 Männer wild einem Ball nachrennen, um diesen in einem Eisenrahmen mit Netz zu versenken, dürfen nicht Auslöser für physische Gewalt gegen Einzelpersonen und verbalen Missbrauch gegen gesamte Völker werden.
In Flaggen gehüllte Fans mit bunt bemalten Gesichtern und verrücktem Kopfschmuck, reißt euch zusammen und achtet nicht auf die nationalistische Hetzpropaganda der Medien. Ihr sollt eine Gemeinschaft werden. Unter König Fußball. Oder ist der schon längst tot? | http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/fussball-und-faschismus/659140 | https://web.archive.org/web/20160805062958/http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/fussball-und-faschismus/659140 | sehen | gesellschaft | 659,140 |
1,172,138,460 | cosima.van.tutte | http://www.neon.de/user/cosima.van.tutte | Die Hure und die Heilige | Sie ist 30 und Single. Der Heiligen ist sie zu frei, der Hure zu prüde und die zwei Seelen ach! in ihrer Brust kratzen sich gegenseitig die Augen aus. | Die Marktstände sind schon fast fertig aufgebaut, als sie nach Hause stöckelt. Die Morgenluft schlägt ihr ins Gesicht, wie ein nasser Lappen. Der trockene Geschmack in ihrem Mund passt dazu genauso wenig, wie die High-Heels in diese Markthallen.
Auch wenn sie nicht versteht, was die Lieferanten sagen als sie an ihnen vorbei geht, versteht sie es im Grunde doch ganz genau. Blicke sind eben international. Sie zieht den Kopf ein, konzentriert sich auf ihre Tritte, und stakst so schnell sie kann davon, ohne dabei auf die Fresse zu fallen.
All das Selbstversichern nutz nichts - dass dies eine fremde Stadt sei, in der einen sowieso niemand kenne und man deshalb auch machen könne was man will. Stattdessen setzt das Selbstbeschuldigen ein.
Manchmal fragt sie sich, ob sie einfach das Überbleibsel einer aussterbenden Generation ist. Vielleicht lebt sie als Fossil der vorangegangenen Generation noch irgendwo auf dem Grad zwischen konservativer Prüderie und der neuen sexuellen Freiheit. Vielleicht ist sie zu sehr das Kind ihrer Eltern. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass sie auf dem Land groß geworden ist, und es ohne die Anonymität der Städte nun mal sehr viel schwieriger ist, mit dem erst einmal ruinierten Ruf ganz ungeniert zu leben.
Wer hat sich eigentlich diesen bescheuerten Satz ausgedacht, von guten Mädchen, die in den Himmel und bösen, die überall hinkommen? Wenn „überall“ für diese Markthalle steht und für den Spießrutenlauf durch anzügliche Rufe und Blicke, dann weiß sie nicht, ob sie da unbedingt hin will. Wenn „überall“ nach totem Fisch stinkt und uneben gepflastert ist, dann könnte dies doch zumindest ein Vorhof der Hölle sein.
Und heißt es nicht auch, der Weg zur Hölle sei gepflastert mit guten Vorsätzen? Wenn das so ist dann befindet sie sich genau auf diesem Weg. Getrieben von guten Vorsätzen läuft sie schnurstracks ins Fegefeuer ihrer Seele. Denn eigentlich ist sie auf der Suche nach Hehrerem, nach ihrem persönlichen siebten Himmel.
Und ohne es je so geplant zu haben, kommt sie dabei überall hin, und das klingt in ihren Ohren immer noch nach Schlampentum. Denn komischerweise schlägt „Sex and the City“ bei ihr selbst noch nicht an. Sie kann die freie Frau, die man da sieht beklatschen und bejubeln. Sie kann einen Manhattan darauf trinken, dass es endlich so weit ist, aber wenn es um sie selbst geht, denkt sie ganz anderes darüber.
Sie selbst fühlt sich nach einem One-Night-Stand oder einer Affaire nicht etwa losgelöst und frisch beglückt, sondern eher wie Erich Kästner’s Unbekannte im Plädoyer einer Frau. Sie „wartete und kam nicht an die Reihe. Wer keinen Mann hat, hat auf einmal zweie! Doch fünf von diesen wären noch kein Mann. Man fühlt: man könnte Einem was bedeuten. Es ist nur traurig, dass es ihn nicht gibt. Und dann umarmt man sich mit fremden Leuten. Und wird zu einer von den vielen Bräuten, Die sich nur lieben läßt und selbst nicht liebt.“ Manchmal nicht einmal mehr sich selbst.
Also beschimpft sie sich mit stummen Blicken vor dem Spiegel, wenn sie sich die Schminkereste der letzten Nacht aus dem Gesicht wischt. „Böses Mädchen!“ schimpft sie sich und Schlimmeres. Und es eröffnet ihr wieder nicht den Weg nach überall hin, sondern bringt sie direkt in ihre eigene Hölle.
Und auf diese Weise bringt sie den Job zu Ende, den andere schon vor Jahrhunderten angefangen haben. Sie nimmt dem gesellschaftlichen Inquisitionskommando die Arbeit ab, das sie noch immer zu einer Entscheidung zwingen will. Aber die will und kann sie nicht treffen: Sie ist die Hure mit dem Heiligenschein, die Heilige mit den Hurenstiefeln, und die zwei Seelen ach! in ihrer Brust kratzen sich gegenseitig die Augen aus.
Wenn sie überall hinkommen will, muss sie erst einmal über Leichen gehe und zwar zunächst über ihre eigene. Sie muss die Inquisitoren loswerden und die Hure und die Heilige versöhnen. Und die Leiche die sie begraben muss ist die, die noch immer an den Entscheidungszwang glaubt.
Irgendwo in ihr sitzt nach all den Jahrzehnten weiblichen Befreiungskampfes noch immer ein braves Gretchen an seinem Spinnrad und ist wie alle anderen Gretchen dazu verdammt, auf seinen Faust zu treffen und zu Grunde zu gehen. Eingekerkert in ein dreckiges Kellerloch, gefangen im eignen Wahnsinn – in ihrer eigenen Hölle.
Mittlerweile hat sie sich die Schminke aus dem Gesicht gekratzt und den Fischgeruch vom Körper gewaschen. Jetzt kann sie sich wieder einigermaßen in die Augen sehen und ist bereit, sich mit ihren ganz persönlichen Sex and the City Girls zum Frühstück zu treffen.
Von denen ist keine heilig. Und trotzdem sind sie allesamt noch einen endlos langen Highway to Hell von der Hure entfernt. Und das sagen sie ihr auch, gegen alle Bedenken, und wischen lachend die Zweifel mit den Kuchenkrümeln weg. Und Gretchen? Die spinnt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/die-hure-und-die-heilige/645712 | https://web.archive.org/web/20140725201452/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/die-hure-und-die-heilige/645712 | fuehlen | liebe | 645,712 |
1,192,630,800 | eineLeserin | http://www.neon.de/user/eineLeserin | Nicht sehen - aber gesehen werden | „Die gute Nachricht ist, dass Sie nicht vollständig blind werden.“ Ich bin 23 Jahre alt und nehme Abschied von meiner gewohnten Welt. | In der letzten Zeit war vieles anders. Ich war ständig müde. Dauernd passierten Dinge, die ich irgendwie nicht mitbekam und ich traf Menschen, die aus dem Nichts auftauchen. Die Optikerin bat mich, sofort als Notfall zum Augenarzt zu gehen.
Augenlicht ist heilig. Ich werde diesen Tag nie vergessen. Das sagt man sehr häufig, aber in diesem Fall ist es wahr. Wenn ich das hier schreibe, sitze ich wieder im Wartezimmer . Ich habe gerade meine Mutter angeschrieen, dass sie verschwinden soll, weil ich ganz alleine dorthin gehen will. Weil ich niemanden berücksichtigen will, weil ich mich nur auf mich konzentrieren kann. Weil ich weiß, dass niemand richtig reagieren kann, falls etwas Ernstes ist, weil es dann kein richtig gibt. Im Wartezimmer unterhalte ich mich noch mit einem netten alten Mann. Ich möchte, dass die Zeit vergeht, und ich möchte andererseits niemals in dieses Sprechzimmer. Der Termin an sich dauert nur fünf Minuten. Meine Netzhaut stirbt ab, unaufhaltsam, irreparabel. Ganz blind werde ich nicht, auch kein Pflegefall. Autofahren ist gelaufen, lesen wird mit Lupen möglich sein. Ich schaffe es dennoch nicht, mich dem Enthusiasmus der Ärzte anzuschließen. Das Gefühl ist dem Moment vergleichbar, in dem man den Freund mit einer anderen erwischt. Es fühlt sich an, als hätte man eine Panzerfaust gegen den Brustkorb bekommen. Vielleicht hat man etwas geahnt, aber tief drinnen hat man so sehr gehofft, dass es nicht passiert, also hat man auch keinen Notfallplan zur Hand. In meinen Ohren rauscht es, ich höre kaum mehr, dass die Ärztin sagt, dass sie nicht sicher ist, ob ich mein Studium zu Ende machen kann, ich versuche nur, nicht zu weinen. Warum, weiß ich heute nicht mehr. Sie schickt mich ins Wartezimmer, um etwas nachzulesen. Ich schleppe mich an den anderen Menschen vorbei, die mich alle anstarren, in den kleinen Raum, wo auch der nette Mann von vorhin sitzt. Ich habe das Gefühl, nicht richtig Luft zu bekommen. Dann weine ich. Der nette Mann tut mir leid.
Die nächsten Tage sind die unwirklichsten meines Lebens . Jeden Morgen wache ich auf und alles ist wie immer. Dann fixiere ich etwas und das Flimmern kommt und das Fixierte geht. Jeden Morgen eine neue Realität. Jeden Morgen mein neues Leben, das ich so gerne zurückgeben würde. Am vierten Tag verlasse ich meine Wohnung. Einsperren hilft nicht.
Das ist jetzt über drei Monate her. Hinter mir liegen viele Arzttermine und viele Gespräche, in denen man versichert bekommt, dass man das alles schafft - wie, sagt einem allerdings keiner. Ich habe mir einen Hund geholt und gehe wieder zur Uni, in meiner Tasche stets ein Fernglas. Wenn sich einer beschwert, dass ich ihn nicht grüße, sage ich offen, dass ich das in Zukunft sicher auch nicht tun werde, weil meine Augen kaputt sind. Das Wort sehbehindert mag ich nicht.
Komisch, wie einem das Leben so spielt. Gut, zu wissen, dass man mehr schafft als man denkt, aber auch ein bisschen beängstigend, dass man mehr schaffen muss, als man gedacht hätte.
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Krankeitsbild und Anlaufstelle | http://www.neon.de/artikel/wissen/gesundheit/nicht-sehen-aber-gesehen-werden/653354 | https://web.archive.org/web/20160501150928/http://www.neon.de/artikel/wissen/gesundheit/nicht-sehen-aber-gesehen-werden/653354 | wissen | gesundheit | 653,354 |