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Ypsilon
Es rumort im Bauch. Ich kann es hören, wenn ich mich vom Rücken auf die Seite wälze.
Es gluckert und knufft, außerdem piekst es im Herzen. Es reißt eher, es ist wie ein beständiges Ziehen in der Herzgegend. Irgendetwas passt nicht. Ich fühle mich kraftlos, habe kein Auge zugetan. Die Nacht ist weit fortgeschritten, man ahnt schon, wie sich gleich das blaue Tageslicht durch die Baumzipfel einen Weg zwischen meine Kissen bahnen wird. In wenigen Minuten versinkt das Zimmer dann in diesem morgendlichen Licht, das einen weiteren Tag verheisst, auf den ich keine Lust habe. Einen Tag, an dem sich Liebespaare im Park tummeln, sich an den Ampeln küssen, händchenhaltend Glück versprühen. Einen Tag, an dem ich zu spät zur Arbeit komme, unkonzentrierte Telefonate führe und mich immer mehr in meine Besessenheit hineinsteigere. Einen Tag, an dem ich dennoch ab und zu denke: „Das wird wieder, ich kann schon wieder laufen und Suppe löffeln.“- und im selben Augenblick in die Lethargie zurückfalle, die mich fest gefangen hält und mir ins Ohr flüstert: „Du bist verloren, du kannst nicht geliebt werden, du bist allein, du bist häßlich.“ Und dann tue ich mir furchtbar leid und inszeniere mein Elend, schiebe im Regen das Fahrrad nach Hause, stoße mit dem Fuß an Mülltonnen, reiße ganze Plakatwände runter oder lösche alle Nummern in meinem Telefon. Manchmal drücke ich eine brennende Zigarette auf meinem Arm aus und provoziere dadurch Nachfragen, die ich mit einem schwermütigen Schulterzucken beantworte. Das geht nun schon länger so und hat wahrscheinlich alles mit diesem Mann zu tun, den ich nun auch schon länger kenne. Er strahlt etwas aus, was meinen Masochismus anspricht. Er bringt mich dazu, zu winseln und zu flehen. Sicher, ich fühle mich ganz furchtbar dabei, vollkommen verloren in den Weiten dieser unerträglichen Welt, doch es ist, als könnte mir niemand helfen, am allerwenigsten ich selbst. Ich habe mich in einem Menschen verloren- oder in der Idee von einer Zukunft mit einem Menschen, der auf die Art, wie ich ihn mir vorstelle, vielleicht gar nicht existiert. Und nun? Wie komme ich da wieder raus? Ich rufe ihn an, überlege mir vorher genau, wie ich ihn ansprechen werde, was ich ihm sagen möchte und wie meine Stimme dabei klingen soll. Zuversicht, Lebensfreude, Attraktivität. Ich plane die Sätze, doch er hält sich selten an mein Drehbuch. Sage ich A, sagt er nicht B, sondern Ypsilon. Und auf Ypsilon war ich nun ganz und gar nicht gefasst, Ypsilon lässt mich vergessen, dass ich freundlich bleiben und nicht die Fassung verlieren wollte. Um ehrlich zu sein: Ich hätte mich auch mit C, D oder E arrangieren können, nicht jedoch mit Ypsilon. Mir stockt der Atem und ich vergesse meinen Text. Erst nachts fällt er mir dann wieder ein und ich redigiere, probe mit leiser Stimme, was sich am nächsten Tag erneut nicht aufführen lässt. Anrufen geht nicht. Geht gar nicht. Ihm in die Augen gucken. Ihn ins Café bestellen. Er kommt zu spät, verzieht keine Miene, als er mich sieht und lässt sich schwerfällig auf die Bank fallen. Erzählt von einem Schweizer Musiker, den er gerade eben getroffen hat und verdreht die Augen, als ich ihn unbedarft frage, ob er schon einmal in der Schweiz gewesen sei. Sicherlich sei er dort gewesen, wie habe ich das denn schon wieder vergessen können, ob ich denn überhaupt etwas von seinem Leben wüsste. Ich werde kleinlaut und versuche, das Thema zu wechseln. Er hat mich dabei vollkommen in der Hand, fischt mich nicht auf, lässt mich grausam zappeln. Es rumort dann wieder und ich verziehe mich auf die Toilette, wo ich tief durchatme und irgendein Mantra daherbete, weil ich mir einbilde, das könnte helfen, um meine Kräfte zu bündeln. Wir stehen auf, das Bier ist ihm zu teuer, man könne auch im Park sitzen. Sein Fahrrad ist nicht angeschlossen und er schiebt es etwa einen Kilometer vor, während ich verschwitzt und verzweifelt nach meinem Schlüssel suche, um meines abschließen und ihn einholen zu können. „Ein wunderbares Bild“, denke ich dabei. Er grüßt die Entgegenkömmlinge auf der Strasse und lächelt den Mädels lasziv und vielsagend zu. Ich habe das Gefühl, dass er das nur macht, damit ich es sehe. Er inszeniert Satzpausen, wenn er etwas erzählt, um zu unterstreichen, wie wichtig seine Information ist. Er weiß, dass ich um ihn bange. Und ich weiß, dass ich ihm total auf die Nerven gehe mit meinen Tränen, meiner Unterwürfigkeit und diesem Schatten auf der Seele, der mich selbst an den strahlendsten Sonnentagen verfolgt. Im Park schmettert mir dann pure Agression entgegen. So reagiert man auf Menschen, die ihre Würde verloren haben. Man kann sie treten und provozieren, ohne dass man dafür bezahlen muss. Das Gesetz des Stärkeren hat bei uns immer eine große Rolle gespielt und er weiß es zu spielen, kennt alle Regelverstöße und nährt sich daran. Sein Ego ist ein Walfisch, der meines aufgegessen hat. Ihn vergessen, sagen die Freunde. Es gehe nicht mehr um ihn, nur noch um mich, das sei zu trennen. Absolutes Anruf- und Treffverbot. Eiszeit, Pleistozän. Sie witzeln über meine Selbstzerstörung, klopfen mir wohlmeinend die Schultern und sprechen über die letzte Hausarbeit, die noch vor den Ferien eingereicht werden muss. Ich bin keine gute Zuhörerin, kann mich nur schwer auf mein Umfeld konzentrieren und plane still und heimlich meine Flucht ins Ausland. In Gedanken laufe ich ihm über den Weg und bin strahlend schön. Oder ich erscheine auf dem Titelblatt einer Zeitung und wurde zur tollsten Meeresnixe des Sommers gewählt. Oder ich sitze mit jemandem, den er hasst, im Café und lache mich gerade über dessen Witzchen kaputt. Ha ha. Kaputt, man kann sich auch kaputt lachen. Ausland. Ich komme an und bin ganz allein, nicht vorbelastet, einfach nur ich. Es ist angenehm, in fremden Strassen zu gehen und fremde Menschen kennenzulernen, die in einer fremden Sprache zu mir sprechen. Ich fahre mit dem Fahrrad durch die Stadt, immer dieses Fahrrad fahren. Die Busse blasen mir ihre Abgase ins Gesicht, sodass ich nach drei Tagen einen ernstzunehmenden Husten vorweisen kann. Ich falle über eine Metallkette und verstauche mir ein Knie, wodurch ich an die Hängematte gefesselt bin. „Endlich wieder richtige Probleme“, stelle ich befriedigt fest und freue mich über die Schwellung. Das Knie wird grün, dann gelb, dann schwillt es ab. Mein Name klingt wie auferstanden aus diesen exotischen Mündern, man macht mir Komplimente über meine Augen, mein Haar. Ich treffe einen, der sagt, dass er mich liebt. Und eine andere erzählt vom Leben im Exil- in Paris habe sie sich verstecken müssen, man habe die Sprache nicht verstanden und sei in der Bäckerei nicht bedient worden. Ich verstehe auf einmal, worum es sich handelt: Ich bin im Exil, bin Exilantin, auf der Flucht vor dem Ypsilon. Mir gefällt diese Idee, mir gefällt dieses Ausland. Begeistert sauge ich alles auf: Tee in Kürbissen, mit einem silbernen Strohhalm eingenommen; Steaks auf dem Holzfeuer; Vögel mit rotem Köpfchen und überall Tänzer, zeitgenössische Tänzer, die sich zu Melodien bewegen, die ich früher gar nicht wahrgenommen habe. Ich tanze mit ihnen, übersetze ihre Worte in meine Sprache und besuche ihre Parties, auf denen ich Rotwein trinke und erkläre, wo ich meine Pünktchenschuhe gekauft habe. Meine Freundinnen heißen alle Natalia, ich frage schon gar nicht mehr nach ihren Namen. Jeder erkundigt sich nach meinem Knie, betastet es, biegt es hin und her. Nach einigen Wochen beginne ich, in ihrer Sprache zu denken. Ich kaufe mir einen Rüschenrock, wie er hier Mode ist und erkläre Stadtfremden den Weg zum Wochenmarkt. Ich halte mich an den, der sagt, dass er mich zu lieben versucht. Wir laufen gemeinsam durch die Stadt, erkunden fremde Wohnungen, in die wir uns selbst einladen und enden in heruntergekommenen Bars, in denen wir Rum bestellen, der in der Kehle brennt. Wir reden zu viel über Tiefgründigkeiten und bestätigen uns in unserer Angst vor dem anderen. Nach wenigen Tagen halte ich ihn für einen Dämonen. Er taucht in meinen Träumen auf, in denen er in Taxis einsteigt, deren Scheiben verdunkelt sind oder mich in Parkhäusern die Gänge entlanghetzt. Dennoch geht es mir gut: Ich tanze zeitgenössisch, trinke Tee aus Kürbissen, fachsimple über die silbernen Trinkröhrchen und geniesse das Exil. Mein Geliebter wacht eines Morgens auf und notiert seinen eigenen Traum, in dem er sich im Dschungel drei Jaguarn gegenüber sah. Er sei ihnen gefolgt und an eine Quelle gekommen, deren Wasser er getrunken habe, weil er so durstig gewesen sei. Sie hätten ihn nicht attackiert, sondern nur forsch und eindringlich angesehen. Ich hole ihm ein Glas Wasser aus der Küche, doch er beruhigt sich nicht. Noch Tage später kommt er auf den Dschungel zurück: Es sei eine Einladung gewesen, er sei gerufen worden und müsse nun dringend nach Mexiko, wo seiner Meinung nach alles voller Dschungel und Jaguare sei. Ich solle ihn nicht aufhalten, er werde mich ewig lieben. Und reißt die Tür ins Schloss. Wochen später taucht er wieder auf. Nein, der Dschungel sei zu weit weg, aber er werde demnächst nach Brasilien reisen, um mit einem Segelboot die Welt zu erkunden. Er hätte seine Schiffscrew schon zusammen, ein Blinder sei der Kapitän und ein Meeresbiologe würde nach Walen Ausschau halten. Was er denn mit den Walen vorhabe, frage ich noch dumm, als es mir wie Schuppen von den Augen fällt: Die Wale verfolgen mich. Dann ein Anruf: Man hat mich gefunden. Die Eltern erkundigen sich nach dem werten Wohlbefinden und räuspern sich anerkennend, als ich meine beruflichen Erfolge schildere. Die Schwester sendet Küsse und einen Geburtstagsgruß. Sie will auch einen Rüschenrock, lässt sie ausrichten. Für einige Momente fühle ich mich zurückversetzt in jene Morgende, die ich zu fürchten gelernt habe. Ob man ihn gesehen habe, frage ich scheinbar selbstbestimmt. Ob er glücklich ausgesehen habe, ob er begleitet gewesen sei. Nein, man wolle mir nichts erzählen, ja, man habe ihn gesehen, ja, an denselben Orten wie immer, was das denn jetzt für eine Rolle spiele. Ich lege auf und mein klopfendes Herz lässt den ganzen Körper vibrieren. Wenige Tage später reiße ich meine Zelte ab, küsse die Tänzer auf die heißen Wangen und erkläre, dass mein Exil beendet sei. Dass ein Exil nur ein Exil sei, wenn man irgendwann zurückkehre. Innerlich stelle ich betrübt fest, dass auch das Ausland nicht funktioniert. Und zurück. Ich drehe mir wilde Zöpfe ins Haar und male die Lippen rot. Auf einem Schiff tanze ich bis in die Morgenstunden, die mich mit demselben Licht wie früher begrüßen und auch ihren Schrecken nicht verloren haben. Man lädt mich ein zu Bier und Caipirinha, nichts hat sich verändert, die Häuser stehen noch, das Schiff schwankt noch immer. Ich murmele dieselben Mantras wie seit jeher und versuche, dabei an denjenigen zu denken, der mich ewig lieben wird. Wir haben uns „auf immer“ verabschiedet und die Mailadressen ausgetauscht. Ab und an finde ich eine Nachricht von ihm in meinem Briefkasten: Das Boot sei zu weit weg, er würde nun Tätowiermaschinen bauen und ganz groß rauskommen. Eine andere besagt, dass er ein Flugdrachen sei, dem die Schnur abgeschnitten wurde. Und letztlich schreibt er gar nicht mehr, sein Bild löst sich in Rauch auf und hinterlässt einen bitteren Geschmack im Rachen. Ich stürze alles gut gelaunt hinunter, in großen Schlucken, ohne zu schmecken, alles, was man mir in die Hand gibt. Der Taumel setzt ein, auf ihn habe ich gewartet. Tage-, wochen-, monatelang schwanke ich von einer Laterne zur nächsten, in blaues Morgenlicht gehüllt, mit Beschützern an der Seite und auch ohne. Die einzigen Momente, die ich geniessen kann, sind jene auf dem Fahrrad: Wenn mir der Wind entgegenstiebt und meine Augen tränen, die Waden schmerzen, ich die rote Ampel ignoriere und in Gegenrichtung auf große Alleen abbiege, das Hupen ist wie Musik in meinen Ohren. Es ist ein gräßliches, wunderbares Gefühl, nichts zu verlieren zu haben. Ich spiele mich auf wie eine Wahnsinnige, balanciere auf Brückengeländern, blase Prüfungen ab, die einen Universitätsabschluss bedeutet hätten und ziehe mir weiße Linien Aspirin in die Nase. Die Nacht ist meine Freundin, ich zähle auf sie und vertraue ihr. Mit ihr kann mir nichts passieren, in ihr muss ich nicht existieren, sie konfrontiert mich nicht mit meinem Seelenschatten, sie ist der Schatten. Ich sitze stundenlang auf S-Bahnhöfen und sehe den Zügen nach, beobachte andere Randgestalten und zucke zusammen, wenn sie mich ansprechen. Sie bitten mich um Feuer, das ich nicht habe. Sich in die Arbeit stürzen. Ich unterschreibe drei Arbeitsverträge auf einmal und nehme die unkonzentrierten Telefonate wieder auf. Brötchen verdienen, dabei esse ich gar keine Brötchen. Blusen kombiniere ich mit eng anliegenden Röcken, die Badeschlappen tausche ich gegen schwarze Pumps. Ich lächele das Lächeln vom Dienst, bis ich in einer Zeitung lese, dass vorgetäuschte Freundlichkeit krank macht. Wieder stürze ich mich in die Nacht, werde von ihr aufgefangen und kann mein Tagwerk nicht verrichten, weil ich zu erschöpft bin. Seit Ewigkeiten bin ich nun schon so müde und kann dennoch nicht loslassen. Auch die Anrufe habe ich wieder aufgenommen, diesmal sage ich nicht mehr „Ich bin´s.“, sondern nenne meinen vollen Namen, damit er meine Stimme zuordnen kann. Es fällt ihm merklich schwerer, deutlich spüre ich, dass auch mein Bild nur noch aus Rauchschwaden besteht, die er nicht mehr greifen kann. Die Arbeit kündigt mich wegen Unzuverlässigkeit und ich nehme es natürlich persönlich, fühle mich wieder einmal betrogen, trotte traurig von A nach B, vermeide das Ypsilon nach wie vor. Eines Nachts rufe ich ihn volltrunken an und frage weinerlich, ob er mich jemals wahrhaftig geliebt habe. Das ist der einzige Gedanke, den ich noch zu denken fähig bin; wie besessen knabbere ich an ihm herum und lasse ihn auf der Zunge zergehen. Ja, das habe er, vor langer Zeit. Und er betont das a in „langer“, damit ich es auch wirklich verstehe. Tu ich trotzdem nicht, lieber werde ich bockig und trete aus wie ein wildes Pferd. Es erreicht ihn nicht mehr und zeigt nur zu deutlich, in welch einem erbärmlichen Zustand ich mich befinde. Mein wütendes Schnauben lässt die Tränen dahinter nur allzu deutlich erahnen. Sehr unsexy. Ich bestehe auf einem Treffen, an dem ich sexy sein möchte. Wir begegnen uns an einem neutralen Ort, auf unseren Fahrrädern. Ich habe die Haare hochgesteckt und mir die schwarzen Pumps angezogen. Er hat Bier und seine Freunde mitgebracht, die hauptsächlich weiblich sind und jeden Blick von ihm dankbar auffangen. Wir könnten reden, wann immer ich wolle; ich könne mich jederzeit bei ihm melden, sagt er noch, bevor er ins Getümmel einer Party verschwindet. Als er später wieder auftaucht, den Kopf aus den Massen streckt, reicht er mir bloß energisch die Hand und bittet mich, zu gehen. Er wolle nicht mit mir zusammen auf derselben Party sein, es gebe ihm kein gutes Gefühl, wir beide sollten unser eigenes Leben leben. Ich bin schon viel zu besoffen, um diese Botschaft überhaupt an mich ranzulassen, weil ich mich mit seinen Freundinnen unterhalten habe, die mir von ihren Bettgeschichten mit ihm berichteten. Natürlich füge ich mich, ziehe den Kopf ein und schlüpfe kleinlaut durch dasselbe Loch im Maschendrahtzaun, durch das wir auch gekommen sind. Ich versuche es mit Drogen. Was für eine glänzende Idee. Marihuana schickt mich auf unendliche Reisen, auf denen Zeit und Raum keine Rolle spielen. Für die Zeit des Fluges erklärt sich alles von selbst und nicht ein einziges, letztes Rätsel bleibt bestehen. Hochbefriedigt stille ich meinen Hunger mit Schokolade, die ich in heißer Milch auflöse oder analysiere nächtliche Fernsehprogramme. Anhand eines Werbespots verstehe ich den Kosmos. Zu faul, um meine tiefschürfenden Erkenntnisse zu notieren, haben sie sich am nächsten Tag in einer tiefen Depression verfangen, die mich in einen dichten Nebel hüllt. Kokain reißt mich in die Höhe, dass ich den Kitzel im Bauch spüre. Ich diskutiere stundenlang mit Unbekannten darüber, ob die Amerikaner wirklich auf dem Mond waren, erläutere die Folgen des Bürgerkriegs in Guatemala und stelle gewagte Zukunftsvorhersagen auf, in denen die Indianer Amerikas eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Knallhartes Kalkül wird mir nachgesagt, der Zuhörer nickt bestimmt und erklärt seinerseits, dass man das Aussterben der Robben nicht nur anhand der Sternenkonstellation erklären könne. Wir sind uns einig bis auf die Frage, ob die U-Bahnen die Nacht am Wochenende durchfahren, weil wenn nicht, dann könnte man ja zu ihm gehen, denn das sei gleich um die Ecke… Ich zelebriere die Abstürze, verlasse tagelang das Bett nicht und beschmutze meine Laken mit Nasenbluten. Mir geht es wunderbar dreckig und alle Welt kann es sehen. Meine Mitbewohnerinnen beschweren sich über den stehengelassenen Abwasch, klopfen immer forscher an meine Zimmertür, hinter der ich mich mit herabgelassenen Vorhängen verbunkert habe, und verlieren langsam die Geduld. Ich verliere das Interesse. Abgründe kenne ich schon, auch die Hölle ist mir nicht fremd und in Selbstzerstörung habe ich eine Eins plus. Langsam, ganz langsam, habe ich vergessen, worum es eigentlich ging. Mir fällt ein Buch in die Hände, danach noch eins, jemand schenkt mir ein Video, auf dem kleine Jungs mit Jojos Kunststücke vollbringen. Ich habe Blumen am Briefkasten kleben, mit Tesafilm wurden sie befestigt, und ich weiß nicht, von wem. Der Fahrkartenkontrolleur lässt mich laufen, weil ich so charmant sei. Jemand hebt in der Straßenbahn meinen Schirm auf und gibt ihn mir mit einem tiefen Blick zurück. Ich beginne, schwimmen zu gehen und werde bald süchtig danach. Manchmal ertrinke ich fast, weil ich nicht bemerke, wie mir die Kräfte schwinden. Ich bekomme einen Job angeboten: Kinder sind zu hüten, ein Junge, ein Mädchen, nein, Windeln seien nicht zu wechseln. Wir bauen Höhlen im Parkgestrüpp und verfangen uns kichernd in den Ästen. Dinosaurier reichen bis in den fünften Stock, lerne ich, und die größten sind die Pflanzenfresser. Um Helikopterpilot zu werden, muss man nicht als Soldat arbeiten, man kann auch Leute aus den Bergen retten, die sich verlaufen haben, erkläre ich meinen dankbaren Zuhörern. Oder aus dem Meer, oder bei einer Überschwemmung, oder aus der Wüste oder aus einer Lawine. Prinzessin zu werden ist etwas schwieriger, man müsste einen Prinzen heiraten und davon kann ich nur abraten. Vielleicht ist Krankenschwester doch besser? Ich werde mit Toilettenpapier verarztet, weil ich mit dem Roller gegen den Stuhl gefallen bin- ein schwerer Autounfall. Das Blut kann man nachher noch aufwischen, erst einmal muss mich der Helikopter ausfliegen. Und der Fallschirmspringer konnte mich gerade noch auffangen, weil ich ja den Autounfall in den Bergen hatte, unter einer Lawine, um genau zu sein. Natürlich hat mich ein Bernhardiner entdeckt, der von einem vorzüglichen Hundetrainer ausgebildet wurde. Es ist ein Bernhardiner, der nicht beisst und in seinem Fässchen Zitronenlimo hat. Dann kommt die Mama von der Arbeit nach Hause, findet mich auf dem Fussboden eingehüllt in Toilettenpapier, und bezahlt mich. Ich erwische mich immer öfter dabei, wie ich kichere. Über einen Witz, eine lustige Annonce, die neuesten Nachrichten. Eine Nackte hat den G8-Gipfel gestürmt, der neue Schimpanse im Zoo verweigert den Sex und eine Societydame hat sich selbst die Lippen aufgespritzt, um Geld zu sparen. Ich lach mich tot. Eines Morgens wache ich auf und stelle fest, dass der Sommer zurückgekehrt ist. Ich drehe mich im Bett, vom Rücken auf die Seite und zurück, drehe mich und drehe mich, doch das Pieksen, das Reißen, das Rumoren bleibt aus. Wie schön ist doch dieses besondere Morgenlicht: noch ganz rein und verheißungsvoll. Ein leerer Raum, den man auffüllen kann. Ich habe keine Angst mehr vor der Leere, ich begreife sie als meine große Chance. Im Kleid gehe ich auf die Strasse, durchquere den Park barfuss, atme die weiche Sommerluft. Noch bin ich ganz allein, der Rest der Welt liegt in den Betten. Es ist still und meine weichen Schritte hallen sanft an den Häuserwänden wider. An der roten Ampel biege ich in die Allee ab, kein Auto kommt mir entgegen, ich laufe mitten auf der Strasse. Der Bäcker hat schon auf und ich kaufe drei Körnerbrötchen, die ich mir selbst verdient habe. Rechts huscht ein Schatten vorbei, ich erkenne seinen Gang sofort. Mit fernem Blick steht er vor mir und versucht ein Grinsen. Wir schauen uns an, nach und nach wird das Grinsen zu einem Lächeln und der Blick kommt auf meinem Gesicht zur Ruhe. „Und sonst so?“ fragt er in meine Richtung und zieht an seinen Koteletten. Nichts, gar nichts. Es ist schön, ihn zu sehen. Es ist nicht mehr grausam. „Ach, alles Ypsilon.“ kichere ich und komme mir wahnsinnig schlagfertig vor. Das war ein Insider-Insider-Witz, ein Gag von mir für mich. Damit lasse ich ihn stehen, lasse ihn hinter mir zurück und drehe mich kein einziges Mal um, ohne dass es mir besonders schwer fällt.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ypsilon/640634
https://web.archive.org/web/20130224233609/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ypsilon/640634
fuehlen
liebe
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MissEccles
http://www.neon.de/user/MissEccles
Existenzsicherung
Der ewige Kampf um die eigene Existenz im Hartz4-Gestrüpp aus der Sicht einer Lotsin von der guten Seite
Leistungen zur Existenzsicherung. Nicht enthalten sind dabei die vielen Schutzschilder, die man benötigt, wenn man diese bezieht. Dabei benötigt man sehr viel mehr, um seine eigene Existenz zu sichern. Vor anderen Mitgliedern der Gesellschaft und vor allem Mitarbeiter der Agentur für Arbeit. Beruf: Agent? Mit welchem Auftrag? Da gibt es viele unterschiedliche Argenten. Fast könnte man sich die Institution ARGE als Zentrum für Superhelden vorstellen. Da gibt es auch Böse und Gute. Und je nachdem, wie viel Glück man hat, trifft man die eine oder die „andere“ Seite - das Böse… Die böse Seite der ARGE versucht, seine Macht zu demonstrieren über das „niedere“ Volk und es möglichst klein zu halten, damit der Argent als Superheld dastehen kann. Er stößt seine Droh- und Kleinmachkräfte aus, gegen die man meist ausgeliefert ist. Helfen können dann sog. „Behördenlotsen“. Oder das besagte Schutzschild, das man sich aneignen muss… Insbesondere im Umgang mit anderen Gesellschaftsmitgliedern und Medien sollte man sich dieses möglichst besorgen, da sie Vorurteile streuen und säen. Diese geernteten Ungerechtigkeiten aus dem Weg zu räumen ist keine Leichtigkeit. Dazu gehört es eine Riesenarmee von Verständnis. Und die Verständnissoldaten sterben allmählich aus. Was tut man also, wenn man tagtäglich einer Flut an unreflektierten Sprüchen wie: „Du bist zu faul zum Arbeiten! Jeder findet Arbeit, wenn er nur wirklich will! Willst du nicht eines Tages mehr Geld haben? Du liegst uns Steuerzahlern auf der Tasche!“ begegnet? Was tut man, wenn sie einen wegschwemmt? Gottseidank gibt es auch gute Superhelden. Viele kleine Arbeitsvermittler, Bildungsträger und Anlaufstellen haben es sich zur Aufgabe genommen, gegen das Böse anzukämpfen, um die vielen arbeitslosen Zivilisten, die hilflos in dieser Flut herumschwimmen, ihre Hand zu reichen. Solange bis sie wieder ihre Macht wieder haben. Und Arbeit. Zur Existenzsicherung.
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/wirtschaft/existenzsicherung/679400
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scarlet.
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Die alte Dame.
Sie sitzt an ihrem weißen Küchentisch, auf dem Stuhl aus den Siebzigern, mit der passenden Eckbank daneben.
Der Linoleumboden beißt sich mit den weißen Küchenmöbeln, die ebenfalls schon viele Jahrzehnte hinter sich haben. In diesem Haus schreit es nach Vergangenheit. Als wäre die Zeit stehen geblieben, als der Mensch ging, den sie liebte. Jeden Tag steht sie zur selben Zeit auf und isst, vielleicht ein bisschen TV, für Bücher oder Zeitungen sind ihre Augen schon zu alt. Nachmittags, wenn es nicht regnet und die Sonne nicht zu stark ist, geht sie ein Stück spazieren. Immer den selben Weg, zur selben Zeit. Die meisten ihrer Freunde und Bekannten sind schon seit Jahrzehnten und Jahren nicht mehr hier auf dieser Erde. Ein paar wenige haben so lange durchgehalten wie sie. Wenn sie dann mal Besuch hat sieht man ein Strahlen in ihren Augen. So etwas kommt nur selten vor. Wenn sie von der Vergangenheit erzählt, von ihrem geliebten Mann. Ihre Worte treiben Tränen in die Augen, die Stimme erstickt für einige Sekunden. Ein kurzer Blick auf ein Hochzeitsfoto an der Wand, der sich danach auf ihren mittlerweile viel zu kleinen Ring am Finger richtet. Eine Hand auf der man die Spuren der Zeit ablesen kann. Die meiste Zeit ist sie einsam, verbringt ihre Gedanken mit dem Tot. Die Zeit vergeht für sie nur langsam und schön ist sie nicht mehr. Das Glück im Leben kann sie nicht mehr spüren. Der Wille ist im Laufe der Zeit verloren gegangen. Doch wenn man mit ihr über die Vergangenheit spricht, die alten Zeiten in denen die Menschen nichts hatten, viel zu viel arbeiten mussten und Internet noch nicht existierte, ja dann lächelt sie. Ein Blick in die Ferne und eine freudige Stimme erwecken Bilder im Kopf und Gefühle in ihrem Herzen. Für einen kurzen Moment ist sie ganz in dieser Zeit versunken. Dann wacht sie auf und bemerkt, dass diese Zeiten längst vergangen sind. Ihre Hände falten sich zusammen, so wie immer. Ein Kuss auf die Wange. Ein Lächeln und ein kurzer Moment in dem ein Funkeln in ihren Augen zu sehen ist, bevor es wieder in die Vergangenheit verschwindet. Tags: alte Frau, Vergangenheit
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/die-alte-dame/1016719
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mascarella
http://www.neon.de/user/mascarella
Von der Angst und der Liebe, der Panik und dem Glück.
Ich kann resignieren, kann aufgeben und nichts weiter spüren. Oder ich kann es zulassen, weitermachen und endlich wieder fühlen.
Ich kann mich verstecken, kann den Kopf einziehen, meine Chancen laufen lassen, die Niederlagen feiern und tanzend durch die Nacht stolpern, ohne einen Sinn zu sehen in meinem Tun. Wenn nichts mehr klappt und Reue sich den Weg durch meine Gehirnstränge bahnt, kann ich aber auch den Riegel vorschieben, kann den Kater streicheln und die Papierberge auf meinem Schreibtisch neu ordnen. Kann  es weiter versuchen und der Vernunft den Vortritt lassen, indem ich unvernünftig an meinen Träumen festhalte. Kann dich küssen, obwohl ich Angst habe vor deinen wohlgeformten Lippen, vor dem, was sich dahinter verbirgt. Vor dem Verlieben und dem was darauf folgen mag. Kann dir erzählen von meinen Träumen und dir sagen, dass Träume dafür da sind um sie wahr zu machen. Kann realisieren, dass es sich alleine gar nicht mal so schön lebt auf Dauer und dich hineinlassen in das, was ich mein Leben nenne. Kann dir zuhören, wie du meine Talente lobst, wie du über meine Witze lachst und die Geschichten meines Lebens, die ab und an nach einem wirklich schlechten Independent Film klingen, aber dennoch wahr sind, feierst. Kann zuhören, wenn du mir von dir erzählst, deiner Leidenschaft, deiner Reiselust, deinen verdammten Ängsten, die meinen so ähnlich sind. Und wenn du meine Wunden küsst und meinen Bauch, den ich hasse, der dich aber nicht weiter zu stören scheint, der für dich nicht mal der Rede wert ist, könnte ich heulen vor Glück und Panik und Liebe und Angst und kann sie wegschieben, die Panik und die Angst, um nur noch Glück und Liebe zu spüren. Und wenn ich aufwache, eingekuschelt in deinen Armen, kann ich vielleicht endlich wieder sehen, was wichtig ist im Leben. Dass es viel mehr ums Leben geht, um das am Leben sein, als um die ewige Panik etwas zu verpassen und die Niederlagen einfach mal nur sein lassen. Tags: liebe, s.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/von-der-angst-und-der-liebe-der-panik-und-dem-glueck/1120198
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Linaswelt
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Unter Umständen tödlich.
Komplikationen wie Herzstillstand
Sie wird zu den 15% gehören, die nicht wiederkommen und bei ihrem Tod so viele Zuschauer hatten. Gaffende Mitreisende spielten mit, zogen über Los, schöpften neue Hoffnung und Selbstbetrug während sie das nächste Ereignisfeld erreichten. Sie hatte das Spielfeld längst verlassen, uneinholbar, Treppen laufend um jedes Gramm erdrückenden Freiraum. Mit jeder Umarmung ein Knochen mehr, verhungert am gedeckten Tisch. Sie hätte sich für zehn verschiedene Studienfächer interessieren und letztlich doch BWL auswählen können. Vielleicht hätte sie sich verrückte Möbel oder einen Mops gekauft und wäre zu Kursen an der Volkshochschule gegangen. Stattdessen illusionäre Kontrolle und Macht – über sich selbst, ihren Körper und letztlich die Menschen und die Liebe um sie herum. Dabei ist sie längst gefangen, dem perfekten Bild erlegen, dumpf und emotionslos nur noch ein Schatten ihrer selbst. Organe zerfleddert, Luftröhren zerschnitten, lebensmüdes Gift in ihren Adern – Maschinen an der Macht. Ein Mädchen löst sich auf.
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fuehlen
psychologie
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Sascha_Chaimowicz
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Emotrash
Zieht Ihr Euch in der Beziehung manchmal gegenseitig runter?
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Mac_E
http://www.neon.de/user/Mac_E
Poker
Manchmal erscheint einem das Leben wie ein Pokerspiel. Nicht immer ist alles, wie es scheint... Jedoch kann jeder gewinnen im Leben.
Passion profession progression no fear it will disappear it aint here and never been made up in your mind in all different kinds to find an excuse no to do it but to do it will bring you to it and dont let anybody screw it telling u they knew it they dont know nothing they bluffin dont wanna let u win this game thinking its all about luck use your brain and risk what you cant lose like a pokergame make it rain and refuse what makes u lose play card for card and even when it seems hard stay in your position and make it your mission to eliminate every other player put in hard work and a prayer and after u went all in u will see ain't no game is too hard to win.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/psychologie/poker/1455478
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psychologie
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TilmannKleye
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Eine sonnige Nacht
Momente der totalen Klarheit, zeitraumsynchronkoinzident * * *
Koinzidenzen. Momente der Klarheit. Eine Tomte-CD von 2003, die ein Jüngelchen mindestens jeden Dienstag nach der Bibelstunde hörte, verwirrt von nebulösen Gebeten, mit der Hoffnung auf Antworten, hört dieselbe CD 2013, liest die Texte mit und versteht diese CD voll und ganz das erste Mal in seinem Leben darf eine Frau an seinem eiskalten Rücken liegen (der Winterbalkon bringt angenehme Kälte auf die Muckis unterm Unterhemd, der Mund raucht wegen der frischen Luft und wegen der Chesterfield Cigarren für 2 Euro) – auch vorher, als er die 2009er Muff Potter heulend, dennoch mit klarem Blick, vom Wasser verschwommen, vom Feuer gehärtet – 4 wichtige Menschen sind tot – und die erste Frau wärmt geduldig den Rücken, erstmalig, er möchte vor Glück heulen – wie oft er das bereits tat, weit, weit über den Abgrund. Die „Es ist egal, aber“ hielt er nicht aus – diese Satan-Kacke verzeiht er Tocotronic nicht mehr – unklarste Texte und die Verführung zur zwecklosen Melancholie, ein Labyrinth, aus dem es keinen Ausweg gibt, außer elitäres Gefasel in Interviews, verwirrende Unklarheiten und dennoch politisch Stellung beziehen, am Ende für den Umsatz und noch mehr Titelblätter auf Musikmagazinen gleichzeitig. Als wäre es abgemachte Sache. Ein Spinner starrt alten Männern kalt und vorwurfsvoll in die eiskalten, stahlblauen Rechneraugen. Die Konsequenzen rechnet sich der Spinner nicht aus. Ein Bus mit einer Schulklasse, fünf erfrischend fröhliche Weibsen, die drei Außenseiter, ein kluges, dunkelhaariges Mädchen, das nachdenklich nicht mitspaßt, ein Mädchen im KZ mit weißem Kopftuch – alle fünfzehn – und ein Spinner, der sich für Anne Will Maischbergers Jauche auch noch millionenschwer bezahlt bekommen in den Boden schämt. In der Straßenbahn wird ein alter, schmissiger Mann mit eisblauen Augen nervös, weil ich ihm durch die Scheibe vor ihm in die Augen schaue. An einem Biologischen Institut ist eine Stahlwendeltreppe angebracht – eine ACI-DNA-Kette, Frank Schätzing moderiert mit stahlblauen Augen und oben ohne eine Sendung auf phoenix, in der es heißt, dass wir dreihundert werden müssen, keinen Zucker und kein Mehl mehr essen dürfen, dass unsre Pissewerte bei jedem Pissen an einen Arzt in Echtzeit gesendet werden und wir nicht mehr krank sein dürfen. Der Spinner ruiniert sich, weil er 2 €-Chesterfield-Zigarrillos raucht, Camel waren ihm lieber, jetzt isses Ernte 23 – unbezahlbar – Christian Kracht säuft sich schon zurecht zu Tode – was will man schon sonst machen, wenn man Bücher schreibt und weiß, dass die alten, schmissigen Nazis das jetzt einfach durchziehen – der neue Papst wird auf jeden Fall erschossen – weil er zu gut ist für einen Papst oder weil er ein scheinheiliger Machtmensch ist, der einen Tropfen auf den heißen Stein gibt. Der Spinner will diesen Text nicht veröffentlichen – obwohl nichts Geheimnis ist. Angstlos hat er keine Angst vor Konsequenzen. Ein Autor prügelt sich um seine Gage mit einem, den er mag und der die Gage nicht zu berappen hat. (Eigentlich weil der Spinner ihm arglistig seine zwei Jahre Schreibblockade noch madiger machte, als sie wirklich so schon ist. Wenn man fünf gegen sich hat, wenigstens einen ankacken.) Keine Gage, die aus Wochenende saufen und rauchen dürfen bestand - in einer Kneipe, die auf links macht. Ein junger Mann aus Frankfurt am Main kommt aus dem Schwärmen nicht raus, will Projekte mit Gitarre und Gesang machen, zieht dann 'ne Schnute, dass ich sein signiertes Exemplar von „dran glauben müssen“ bezahlt haben will – er hätte doch die Stühle hingestellt und die Lesung bei facebook gepostet. Beim Schwärmen schwärmt er von der Macht an Mikrofonen. Ich verstehe sein Hochdeutsch nicht. Es geht um scheiß acht Euro. Über dem Eingang hängt ein Mann aus dem ZK, der vorher was mit KZs zu tun hatte und schreibt alles mit - in unvergessliche Akten. Ich will den Typen wirklich verprügeln, nachdem er mich erfolglos rausschmeißen wollte. Dabei mag ich den Typen eigentlich. Auf meine zwei Bier und Schachtel Kippen Gage bestand ich zu ostentativ, nannte den "Kommunistenwirt" einen Kapitalisten, die Lage eskaliert. Ich rufe „Votzen, Nullen, Pisser!!!“ Der Westdeutsche hinterm Tresen ausm Tübinger Vorort kriegt zehn Euro die Stunde – das dann aber wieder politisch korrekt. Ich hasse Angsthasen und unmännliche Männer. Wenigstens wenn mich in wenigen Wochen bereits die vierte Schwuppe sexuell belästigt. In Kneipen, die man jetzt wohl seit neuerdings "gemischt" nennen sollte oder lieber nicht: aus pc-Toleranzgründen. Bei Jauch will eine Schwuppe kleine Söhnchen adoptieren - „Wir sind dann drei Wochen im Darkroom, Paul-Dieter.“ Keine Kapitulation. Nur Hoffen auf Gott, Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Wahrheit homöopathisch, sonst wird aus Gerechtigkeit anarchistischer Ausnahmezustand. Griechenland und London sind einen Steinwurf entfernt. Nordafrika auch. Die USA erst recht. Ich lebe 450 Euro unter der Armutsgrenze, Abi, Hochschulabschluss, falsches Fach belegt. Ich blicke zu viel gleichzeitig. Doch meine Nacht wird sonnig sein!!! Ohne Angst habe ich versucht, auf mich aufzupassen, fast ein ganzes Leben.
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Vanillabacke
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Am Ende unserer Schatten
Wenn ich bin, wie du, und du bist, wie ich,
und wenn ich mich dann noch mag, und du dich auch, dann heißt das auch, dass wir uns mögen. Wenn wir uns dann zusammen in die Sonne setzen, werfen wir beide Schatten. Ich bin noch klein, darum ist deiner größer und für mich ist es leichter, über meinen zu springen. Wenn ich dann über meinen Schatten gesprungen bin, frage ich mich: Bin ich auf dich zu, oder von dir weggesprungen? Wenn du dann Kraft sammelst und Anlauf nimmst... Dann kannst du auch springen. Und wenn du dir dann noch von mir helfen lässt, dann fange ich dich auf und nichts kann dir passieren. Und was ist wenn wir dann so dastehen, am Ende unserer Schatten...
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Flocke84
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Aus Schrott wird Gold
Altmetall ist 'ne Menge wert. Miese Popsongs auch. Milows "Ayo Technology".
Es gibt da diesen hypermaskulinen US-Rapper, der sich mit Altmetall auskennt. Große Teile seines Ruhmes basieren darauf, dass er "nine bullets in tha chest" davon trug, als er auf den Straßen "thug war" spielte... er traf einen der besten Rapper aller Zeiten, den weißen Eminem, der ihm den Weg in die Charts ebnete. Es gibt da diesen Bubi, der mal bei einer schlechten Boyband "sang". Nach deren Ende wurde es gefährlich - niemand möchte den Weg von der Spitze des Popolymps, den man durch das Taschengeld schlüpferfeuchter weiblicher Teenager erreicht hat, in die Trailerparks des "White Trash" zurückgehen. Aber kluge Produzenten nahmen den Bubi bei der Hand, auf dass er weiterhin Geld würde verdienen können. Sie ließen ihn als Weißen schwarze Musik machen, R'n'B. Das hatte bei dem bereits erwähnten, wirklich großartigen Rapper ja auch geklappt. Die mittlerweile etwas gealterten Damen erinnerten sich an ihre Jugend und kauften die - musikalisch unfassbar belanglosen - CDs des Bürschchens. Damit deren Lebensgefährten sich nicht umgehend trennten, und damit mittelbar seine Tauglichkeit als Schmusesänger zerstören würden, brauchte das Bübchen nichts dringender, als Street Credibility. Da es mit guten Verkaufszahlen wuchern konnte, war das auch für etwaige Mitstreiter ein gutes Geschäft. Und so kam es, dass 50 Cent und Justin Timberlake 2007 den Song "Ayo Technology" aufnahmen. Einen vollkommen unaußergewöhnlichen Hiphoptrack mit nervigen Elektrosequenzen und einem sehr sexualisierten Text. Der Titel des Stückes mutet vollkommen sinnfrei an (Was zur Hölle soll "Ayo Technology" sein?), wird aber plausibler, wenn das im Web zu googlende Gerücht stimmte, dass der Titel ursprünglich "Ayo Pornography" heißen sollte: "Aayooh; I'm tired of using technology aye, why don't you sit down on top of me; Aayooh, I'm tired of using technology aye, I need you right in front of me" (Textauszug). Wenn man hier "technology" durch "pornography" ersetzt, hätte das auch Sinn ergeben. Aber da die bereits erwähnten Fandamen zwar sicher gerne Pornos gucken - frau wie mann ist ja aufgeschlossen - gäbe es wohl trotzdem schlechte Presse in liberalen Medien, also könnte das Gerücht auch aus Marketinggründen plausibel sein. Gewiss ist es nicht. Das Stück war erfolgreich - Platz 3 in D, 5 in USA - und dann zum Glück schnell wieder von der Bildfläche verschwunden. Und dann kam 2008 der belgische Liedermacher Milow mit einem ebenso dümmlich betitelten Stück heraus. Und siehe da: Es handelte sich um ein Cover. Selbst völlig belanglose Stücke die keinerlei Halbwertszeit haben, können also Objekt eines Covers werden. Und dann die Überraschung: Das Stück hört sich im Gewand des Klampfgitarrenpopsongs mit Schmelzstimme überzeugend an. Der Text ist imme rnoch hypersexualisiert. Aber er steckt in einem klassischen Kuschelgewand. Das nervige Elektrogewaber des Originals ist verschwunden, die ausdruckslose Stimme Timberlakes auch, ebenso das stumpfe Lispelgestammel des Muskelbergs 50... was bleibt ist ein triviales Gerüst, das sich für jedes Lagerfeuer eignet. Harmlos. Vollkommen fahrstuhltauglich. Milow selbst hat in Interviews darauf hingewiesen, dass sein Stück auch Satire ist. Er holt aus dem Dicke-Eier-Support für ein Popwürstchen genau das heraus, was er ist: Eine völlige Nichtigkeit. Nur durch seine angenehme Stimme gewinnt das Stück. Dafür, dass der Refrain imme rnoch an den Nerven zerrt, kann Milow nichts: Denn das Stück ist einfach schlecht komponiert. Sollten also die erwähnten ehemaligen Boygroupfanatics mal wieder im Spitzenschlüpfer vor der Stereoanlage stehen und sich fragen, was sie zum Beisammensein mit ihrem Partner nach einem beiderseitigen harten Tag auflegen sollen, bleibt zu wünschen, dass sie zum Cover greifen und nicht zum Original. Denn Altmetall bleibt Schrott. Die Veredelung hat Wert.
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Wozu Drogen?
Drogenkonsum hat nichts mit Genuss zu tun und nicht mehr viel mit Realitätsflucht. Sieben Geschichten über Gründe, aus denen wir den Rausch suchen.
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Aushalten.
Aber an sich war ich nicht unglücklich. Bis du mir sagtest, dass du mich nie hättest küssen sollen.
Es ist nichts Neues, dass meine Gefühle nicht erwidert werden, ich mich in Sachen reinsteiger und einfach richtig unglücklich bin. Man müsste meinen, ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Dennoch verletzt es mich immer wieder. Oder besser gesagt: Dennoch lasse ich es immer wieder zu, verletzt zu werden. Es ist auch nichts Neues, dass ich mich fühle, als würde ich sterben und nie wieder glücklich werden. Alles, was mir vorher Freude bereitet hat, tut es nun nicht mehr und erscheint mir irgendwie trivial. Ich fühle mich, als hätte mein Leben schlagartig seinen Sinn und kompletten Inhalt verloren. Obwohl ich weiß, dass es wieder besser wird. Es wird immer besser, irgendwann. Doch hilft einem das in so einer Situation überhaupt nicht. Was habe ich gemacht, bevor ich dich kannte und mich in dich verliebt habe? Ich verliebe mich schnell. Zu schnell. Das fünfjährige Singlesein und die Tatsache, dass mein Vater mir seit meiner Pubertät seine Liebe verwährt, tragen ihr Übriges dazu bei. Doch bisher waren es immer Bekanntschaften aus Clubs oder von Partys. Diesmal ist es jemand, mit dem ich gemeinsame Freunde habe und bei dem es schwer wird, ihm für immer aus dem Weg zu gehen. Oder zumindest so lange, bis mein Herz sich erholt hat. Aber dann wird es komisch zwischen uns sein. Nicht mehr so cool und easy, wie es mal war. Mein Leben gefiel mir bisher. Klar hätte es aufregender, spannender, abenteuerreicher und mein Job besser bezahlt sein können. Ich hätte mich gesünder ernähren und mehr Sport machen können. Öfter rausgehen, weniger schlafen. Aber an sich war ich nicht unglücklich. Bis du mir sagtest, dass du mich nie hättest küssen sollen. Du seist eigentlich ein Gefühlsmensch, aber für mich hättest du keine Gefühle. Du fandest mich bloß in dem Moment attraktiv, wo ich mit meiner Leggings und dem Schlabber-Shirt auf dem Bett lag. Und es hätte sich zu dem Zeitpunkt richtig angefühlt. Du hättest auf deinen Bauch gehört. Wir schmiedeten Pläne, bevor das Rumgeknutsche alles zwischen uns kaputt machte. Wir verstanden uns gut, waren humormäßig voll auf einer Wellenlänge. Brachen in den Rosengarten ein, der im Winter geschlossen ist. Wollten in Museen gehen und nach Lissabon. Ich hätte mich gefreut, das alles freundschaftlich mit dir erleben zu dürfen. Aber das geht nun nicht mehr. Ich muss an den Bio-Unterricht denken. Irreversible Denaturierung . Der Ausgangszustand kann nicht wiederhergestellt werden, wenn er einmal zerstört wurde. Es gibt kein Zurück. Du willst keinen Kontakt mehr, um meine Gefühlslage nicht auszunutzen. Das ist wohl die einzig richtige Maßnahme, doch es bricht mir das Herz. Du lebst dein Leben weiter, meines geht gerade zuende. In mir drin ist nur diese Leere, die alles einnimmt und mich nicht mehr atmen lässt. Mein Brustkorb schmerzt. Du versuchst, mich aufzuheitern, und sagst: "Wer weiß, vielleicht finden wir ja beide dieses Jahr unsere große Liebe!" Und ich denke mir nur: Hallo, ich sitze gerade neben dir. Ich bin hier. Ich will deine große Liebe sein. Vor kurzem erst meinte ich zu einer Freundin, dass man mit Menschen, die man für immer in seinem Leben behalten möchte, keinerlei romantische Beziehung eingehen darf. Früher oder später geht man sowieso auseinander. In meinem Fall früher. Und dann steht man da, innerlich zerbrochen und die Person, die man so für ihre Art schätzte, ist plötzlich weg. Menschen kommen und gehen, das gehört zum Leben dazu. Aber ich wollte, dass du bleibst. Und ich kann nichts tun. Ich muss es aushalten. Tags: Liebeskummer, Herzschmerz, aushalten, unerwiderte Liebe, unerwiderte Gefühle
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Querdenker31
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Gespräch mit Soldat
„Man denkt nicht über Gut und Böse nach“
„Es ist schon krass wie unterschiedlich unser Leben ist. Ihr reist mit 18 durch die Welt und ich muss mit Waffe in Israel bleiben.“ Dies sagt Tommar , ein 19-jähriger Soldat, der seit über einem Jahr seinen Wehrdienst von drei Jahren beim Militär absolviert. Ich muss daran denken, wie froh ich über die Abschaffung der Wehrpflicht bin. Wir befinden uns in einer Mall auf den Golanhöhen und wollten eigentlich nur kurz verschnaufen bevor wir zur nächsten Etappe unseres Backpacker-Trips aufbrechen als wir Tommar kennen lernen. Wir erwähnen, dass wir in Jerusalem wohnen, Tommar unterbricht uns und erzählt, dass es früher oft in Jerusalem Verwandte besucht hat, es für ihn aber jetzt komisch ist mit entsicherter Waffe durch die Straßen zu gehen und ständig nach verdächtigen Personen Ausschau halten zu müssen. „Was wenn ich mich vertue?“ fragt er. Der Gedanke bleibt für ein paar Sekunden unbeantwortet in der Luft hängen. Wir wissen nicht was wir sagen sollen. Dann fragen wir ob er auch freiwillig zum Militär gegangen wäre. „Mann lernt während des Dienstes so viele Menschen und Freunde kennen. Das ist super. Aber ich würde viel lieber Reisen und freue mich auf das Ende meiner Dienstzeit“ hören wir als Antwort. Er erzählt weiter dass aus seiner Sicht momentan das wichtigste sei, dass Israelis und Araber wieder mehr miteinander sprechen. „ Nicht die Politiker, sondern die normalen Menschen.“ Nur dann können es Verständigung und einen Weg zum Frieden geben. Das klingt  sehr schön, aber der Gedanke an den letzen Autofahrer der uns mitgenommen und viele andere Gespräche während der letzten 2 Monate lassen mich zweifeln. Zu oft habe ich schon Sätze wie: „ Die Araber sind doch alle Terroristen, “ gehört oder „ Mein Kampf “ in arabischen Cafés herumliegen sehen. Kurz bevor wir weiter müssen sagt Tommar, dass es nicht einfach sei den Abzug zu betätigen, aber: „wenn die Regierung etwas sagt, dann befolgt man dies [als Soldat]. Man denkt nicht über Gut und Böse nach.“ Er rechtfertig dies mit den Verweis auf Israel als Demokratie, und dass seine Aufgabe als Soldat nun einmal darin läge denn Willen der Mehrheit auszuführen. Blog über mein Freiwilligendienst in Jerusalem: www.facebook.com/LeonJerusalem
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WieSieSehnSehnSieNix
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Guck mal wer da spricht - Teil 2
Maccie will nicht so gerne mit fremden Festplatten reden.
Was bisher geschah... Ich: "Nun komm schon." Maccie: "NÖ!" Ich: "Kathi hätte aber gern, dass du die Filme auf ihre externe Festplatte schreibst." Maccie: "Nur wenn die Platte so formatiert ist wie ICH-DAS-WILL!" Ich: "Aber dann kann sie Windows nicht mehr lesen, oder es passen keine Dateien darauf, die größer als 4 GB sind..." Maccie: "Ist das MEIN Problem, dass du noch WINDOWS hast? Schieß ihn ab!" Windows: "Ey!" Ich: "Oah ne, Windows. Du bleibst jetzt mal ruhig." Linux: "Heeeeeeeeeyy Ole!" Ich: *Finger and den Schläfen, Augen zugekniffen, seufzend* "Argh. Ja Linux?" Linux: "Ouuh also ich schreib dir ja alles ne? Also auf jedes Dateisystem. Auch Windows und so." Ich: "Linux, das ist sehr nett von dir, aber nicht sehr hilfreich. Kathi will das hier mit Maccie machen." Maccie: "WEIL ICH SCHÖN BIN!" Ich schaue sie böse an. Linux: "Nee, aber meinen Treiber für das Windows Dateisystem gibts auch für Maccie ." Stille. Ich grinse sie an. Ihre bewimperten Augen weiten sich. Maccie: "Lass diesen open source DRECK von mir WEG!" * bastel * Ich: "Danke Linux, sehr nett." Linux: "Immer, Chef." Maccie: "Ich HASSE DIESE PLATTE! ICH WILL SIE NICHT *bzzt* na gut."
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Simon89
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Unfriend the Hard Way
Vom Schluss machen mit Freunden.
Ein Klick. Weg. Statt 259, nun 258. Abgehakt- die Online-Mission ist erledigt. Real sieht die Sache anders aus. Auch wenn das Wort „unfriend“ bereits zum Vokabular des ein oder anderen gehört, so ist die Durchführung im echten Leben durchaus komplizierter als im medialen. Es ist direkter, intensiver und erfordert größere Sensibilität. Herausgefordert durch eben jene Aufgabe stellte ich mir die Frage: Wie beende ich eine Freundschaft sub(s)til? Ein scheinbar naives, gar banales Thema, aber für mich eines, auf das noch nicht wirklich eine Antwort gefunden wurde. Win-Win- Situationen gibt es hier nicht, zumindest wenn es ein einseitiges Beenden der Freundschaft ist; alles andere ist auch weniger ein Problem. Und ja, es unterscheidet sich vom Schluss machen, denn eine Freundschaft ist keine Partnerschaft, es gibt unterschiedliche Charakteristika. Welche Taktik kann man also wählen, um möglichst feinfühlig ein Ende zu setzen? Spontan fällt mir Ignoranz ein. Die wohl einfachste Methode für den einen. Der andere, eventuell nichtsahnende, leidet dabei ziemlich. Je nach Intensität der Freundschaft kann ein Beenden auf diese Weise den anderen in eine Sinnkrise, eine Phase der Selbstzweifel und Selbstkritik stürzen; Fragen aufwerfen, die eventuell unbeantwortet bleiben. Diesen krassen Weg rechtfertigt eigentlich nur eine Todsünde des anderen, und die wäre ihm ja im Zweifelsfall bewusst. Es gibt zwar keine Studien über den häufigsten Kurs in dieser Situation, aber die Ignoranz läge sicherlich weit vorne; wir lieben es einfach und mühelos. Das direkte Gespräch ist eine Alternative. Allerdings wird hier aus dem Beenden ein oft krampfhaftes in die Länge ziehen, gestützt von Neuanfängen und „ Ich versuch mich zu ändern“- Kapriolen. Abgesehen davon, dass Veränderung an sich meist die Ursache für Auseinanderdriften und Distanz ist, helfen diese Versuche selten. Wer sich selbst akzeptiert, entwickelt sich in eigene Richtungen. Direkt sein ist Pflicht und in den meisten Fällen ehrenhaft; ist der Beschluss zum Freundschaftsende jedoch bereits gefallen, hilft das direkte Gespräch kaum. Verlaufen lassen ist eine andere Strategie. Man reagiert nur noch sporadisch auf Nachrichten und Anrufe und errichtet die emotionale Mauer. Soll heißen, dass man auf die Probleme des anderen nur noch vereinzelt und ausschließlich rational eingeht und seine eigenen für sich behält. Alle noch vorhandenen Bindungen lässt man absterben. Und schon kann man die übernutzte Phrase des „wir haben uns auseinander gelebt“ nutzen, quasi als Finale der Inszenierung. Alternative zu dieser eher zeitaufwendigen Variante ist der provozierte Konflikt . Zusammenhangslos und möglichst ekelhafter Natur sorgt er für ein plötzliches und stilloses Aus, verbunden mit dem ganzen Dreck, der nochmals aufgewühlt und dem anderen genüsslich ins Gesicht geschmiert wurde. Um ehrlich zu sein überzeugt mich keiner dieser Wege. Das ist wohl der Grund, warum viele Menschen auch keinen davon einschlagen, sondern sich für das schwer ertragbare Erhalten der Freundschaft entscheiden und sich dabei wie ein guter Mensch fühlen. Sorry, I don´t think so. Bei jedem Treffen zu denken, wie sehr dein Gegenüber dich nervt, wie sehr dich seine Gesten ankotzen und wie dein Desinteresse genau so stark steigt wie dein Mitgefühl nachlässt, ist gewiss nicht die Definition eines guten und sensiblen Menschen . Es ist falsch und alles andere als authentisch. Freundschaften zu beenden ist keine Alltagshandlung und man wird, so hoffe ich, nie gut darin sein. Trotzdem ist es manchmal unausweichlich. Die einzige Leitlinie, der man folgen sollte, ist Würde zu bewahren- die des anderen und seine eigene.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/unfriend-the-hard-way/844800
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ChaTalie
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Wer will noch für den Staat schuften?
Armeedienst, Zivildienst, Beamtendienst? Ist die Arbeit für den Staat, in dem ihr lebt, heute relevant?Angesagt? Erstrebenswert?Wichtig? Sagt's mir!
Damals, als ich noch klein war... Da gab es diese Sache mit der Wehrpflicht in Deutschland. Die Jungs mussten theoretisch alle zur Bundeswehr eingezogen werden. Nun, theoretisch, denn in den Gesprächen in der Schule hatten die wenigsten Jungs Lust auf einen solchen Einzug und sprachen wie selbstverständlich von einer Befreiung vom Wehrdienst. Das war fast so einleuchtend wie eine Befreiung vom Sportunterricht. Es hatte für sie wohl auch eine vergleichbare Bedeutung. Welcher Idiot geht denn schon in die Bundeswehr, auch noch nach einem Abitur? Das war der Leitgedanke damals. Viel präsenter war da schon der sog. Zivildienst. Ob im Land oder als FSJ, es schien viele anzulocken, ob als Ein-Jahres-Auszeit oder tatsächlich als wirkungsvoller Beitrag zum Wohle der Gesellschaft. Ich fand's immer gut - diese Zivis (wer kennt das Wort noch heute?) in den Krankenhäusern, Altenpfleger und so, oder die deutsche Jugend in Kinderdörfern in der ganzen Welt verteilt, freiwillig zu einer besseren Welt auf dem Boden der Tatsachen beitragend. Nun wurde das den Demokraten in Deutschland aber irgendwann lästig, und Wehrpflicht und Zivildienst wurden abgeschafft: "Nicht freiwillig genug." Welches Argument wurde dafür hingehalten? Sieh an, es hieß: Wer will noch was von Zividienst und Kasernen, wenn die Uni ruft und so viele von uns dank 13 Gymnasialklassen eh im Verzug mit unseren BAs und MAs gewesen sind? Wo die ganze junge Welt ausserhalb Deutschlands sich schon im Teenageralter in den Karrierewirbel stuerzt?!..So war dann auch der Zivildienst passé. Beamte/r werden dagegen mag vielleicht nicht als ausgesprochen "cool" gelten (als ich 18 war, wollte keiner gerne Lehrer werden, geschweige denn Konsulatsmitarbeiter), aber zumindest in Deutschland soll das, soweit ich weiß, die finanzielle Zukunft absichern. Nun, Beamter sein heiß, einerseits ganz normal den eigenen Beruf ausüben. Andererseits, wenn man sich das so überlegt  - da steckt doch eine Ideologie dahinter, oder? Du bist nicht einfach dein eigener Brotverdiener, sondern unterstützt mit deinem Können Staatsorgane - Schulen, Polizei, Regierung! Hat das nicht manchmal einen fahlen Beigeschmack? Oder ist das noch eine Frage von Ehre, unter dem Banner von "Einigkeit, Recht und Freiheit" fuer bestimmte "verstaatlichte" Werte einzustehen? Zurück zum Wehrdienst. (Ist jemand heute in Europa eigentlich noch ernsthaft bedroht, außer von der Finanzkrise?) Abgesehen von dem mulmigen Gefühl, das manch einen noch befällt, wenn deutsche Soldaten in Reih und Glied marschieren: Ist Wehrdienst gut, ist Wehrdienst schlecht, ist's ehrenvoll, dass unsere Regierung die Pflicht dazu abgeschafft hat, oder ist das auch so ein gewisser Werteverfall? Es gibt ja noch Gesellschaften - durchaus westliche - die haben die Jugend noch in der Hand und lassen sie zwei-drei Jahre für den Staat im Staub kriechen. Israel zum Beispiel. Das einzige Land mit westlicher Ausrichtung, wo die Frauen zum Uniformentragen verpflichtet werden (und sogar noch schaffen, dabei gut auszusehen). Da kommen nur wenige um den Dienst herum, und im Alltag - so wie ich ihn auf den Straßen Jerusalems und anderswo erlebe - reden die Leute immer von ihrem Dienst (ist Teil des Smalltalk) und nutzen den allgemein bekannten Armee-Slang im täglichen Sprachgebrauch. Das hört sich lustig an, sofern man weiß, worum es geht - und verschafft irgendwie ein Einheitsgefühl - auch ohne auf der Uni gewesen zu sein.. Was meint IHR zu dem Thema? Tags: NUT, NEON User täglich, gesellschaftliche Norm, Politik, Wehrpflicht, deutschland
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Aveline
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Work Love Balance
Ich zweifelte. An mir selbst. An meinen Vorstellungen. An meinen Träumen, meinen Wünschen, den Erwartungen und gesetzten Zielen.
Ich zweifelte . An mir selbst. An meinen Vorstellungen. An meinen Träumen, meinen Wünschen, den Erwartungen und gesetzten Zielen. An dem Sinn meiner Existenz. Ich suchte Trost bei der Familie. Meine Mutter sagte: „Für das eigene Glück ist man schon selbst verantwortlich.“ Sie hatte ja Recht. Ich verlor meinen Glauben im Studium. Als ich den Mann, den ich liebte, verlor. Die Stadt, die meine neue Heimat werden sollte, verließ. Das Studium, das einmal zu meinem Beruf werden sollte, aufgab. Als ich zurückkehrte. Seitdem - so hoffte ich - konnte ich den Glauben an mich und meine Zukunft nur zurückzugewinnen, wenn ich die verstrichene Zeit wieder aufholte. Also stürzte ich mich in einen Sprint. Ich rannte. Von Mann zu Mann. Von Aufgabe zu Aufgabe. Und saß drei Jahre später da - ohne neuen Glauben, mit denselben Zweifeln. Und hinterfragte mein Leben erneut. Und zweifelte schon wieder. Als hätte einer die Repeattaste bedient. Ich hasste mein verflixtes Hamsterrad. „Du musst diese negativen Gedanken aufschreiben", riet mir eine Freundin. Sie machte noch mehr Ratschläge. Ich hörte sie kaum. Die Verbindung war schlecht. Und ihre Kinder waren zu laut. Ich nahm den Stift in die Hand, sie zitterte. Der Schmerz schrieb meine Worte nieder. „Dinge, die ich erlebt, erledigt oder erreicht haben möchte, bevor ich 30 werde:“, sah ich mich in mein Notizheftchen niederschreiben. Wieder einmal geliebt haben, geliebt werden und lieben. Für eine Zeit in einer anderen Stadt gewohnt haben oder sogar dort wohnen bleiben. Meinen Master beenden und einen guten Job finden. Einmal nach Asien gereist sein. Das Gefühl Zuhause empfinden. Scones gebacken haben. Schwanger sein? Eine Wander-Tour machen inklusive Schlafen auf der Alm. Mein Blick schweifte über die Liste. Immer wieder fixierte ich einzelne Punkte. War mir nicht sicher, ob die Liste vollständig ist. Ob sie meine Wünsche und Ziele erfasste oder lediglich die Momentaufnahme eines traurigen Zustands widerspiegelte. Ob sie eine Reihenfolge bekommen oder zu einem Plan entwickelt werden sollte. Ich war kurz davor, sie zu zerreißen. Weil sie mich zerrissen hat. Ich schreckte auf. Schwanger sein? Ich erinnerte mich an meine Kindheit. Nichts konnte mich mehr erfüllen als das Dasein der großen Schwester. Ich war eine Kümmererin. Und war es immer gerne. Bis ich die gesellschaftlichen Entwicklungen wahrnahm und sich die emanzipatorischen Züge ungebremst und unbewusst auf meine Entwicklungen auswirkten. „Du bist viel zu stark. Viel zu intelligent. Du verschwendest deine Fähigkeiten. Willst du deinen Alltag zukünftig mit Inhalten, wie der neuesten Frisur Heidi Klumms, dem neuesten Tratsch aus der Nachbarschaft, Ernährungsempfehlungen für Kinder oder der geänderten Regalordnung bei Aldi füllen?“, hörte ich die Stimmen meiner Freunde auf mich einreden. Was ich wollte? Mich loslösen von selbst gemachtem Druck. Der eben doch mittelbar von außen wirkt. Denn jeder ist irgendwie ein bisschen (zu viel) das Ergebnis der Einflüsse aus Umwelt und Umfeld. Ich stehe in der Küche und blättere durch mein Kochbuch - der Einmerker fällt heraus. Ich bücke mich und spüre ein Ziehen im Rücken. Ich richte mich auf und setze mich an der gedeckten Tisch. Ich lese die Liste und fasse mir zufrieden auf den Bauch. Ich atme tief durch. Der Geburtstermin meiner Tochter ist in 7 Tagen. Heute ist mir bewusst, wie viel Kraft einem die Liebe geben kann. Ich habe ihn in Asien kennengelernt, während ich nach meinem Master für sechs Monate ein Praktikum machte und in Tokio lebte. Nachdem ich ihm die Alpen gezeigt hatte, wollte er unbedingt nach Deutschland ziehen. Heute ist Sonntag, wir sind zuhause und es duftet nach Scones. „Darling, gleich gibt es Tee.“ Er streichelt meinen Bauch. Tags: Familie, sorgenfrei, Erwachsenwerden, Kraft
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fuehlen
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kittyisonneon
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Hätte
Ein Brief gemischt mit Gedankenkotze und einer Prise Wahnsinn
Lieber P., Dies wird meine letzte Nachricht an dich sein. Wir hörten nicht voneinander für ne Weile nun und wenn dann nur über ein paar Ecken. Heute hast du mir klar gezeigt was noch zwischen uns ist. Nichts. Ich zittere nur selten vor Wut, aber du hast es geschafft. Wieso ich sauer auf dich bin fragst du? Ich hätte deine Freundin sein können. Anfangs lief es super zwischen uns. Doch ich konnte mich dir nicht gänzlich öffnen. Ich wollte schlicht nicht. Zu groß die Angst du könntest mir zu Nahe kommen und mich genauso verletzen wie mein Ex es bereits getan hatte. Du warst noch enttäuscht von deiner Ex und so einigten wir uns keine Gefühle in den jeweils anderen zu stecken. Doch wie soll das gehn bei so viel gemeinsamer Zeit und wunderschönen Momenten? Wer könnte deinen Augen schon wiederstehn? Ich hätte versuchen können dich zu heilen, weißt du. Ich hätte dich aufbauen können. Ich hätte ein offenes Ohr gehabt. Doch stattdessen hast du geschwiegen und dich lieber im Schmerz gesuhlt. Hast mir nicht mehr geantwortet. Mir nur noch "moin!" zugerufen, trafen wir zufällig aufeinander. Nachher hast du mir dann vorgeworfen ich hätte für dich da sein sollen. Doch wie hätte ich wissen können, dass du mich brauchtest? Wenn du mir keine Antwort gibst und stattdessen trainierst, dabei bis an deine Grenzen gehst und an deiner Arbeit feilst. Du hast nie begriffen, dass man vor seinen Problemen nicht weglaufen kann. Wir stritten. Versöhnten uns wieder. Doch wir trafen uns nicht mehr. Du bist immer noch vor deinen Problemen weggelaufen, hattest keine Zeit für mich. Dann stritten wir wieder. Du meintest ich hätte sie nicht mehr alle bei meinem Lebensstil, ich ließ einige Freunde von uns wissen wie es um deine Qualitäten im Bett steht. Funkstille. Ich wollte nie, dass dies passiert. Ich war bereit für eine Beziehung. Auch wenn mein Herz noch nicht ganz erholt war vom letzten Schock. Ich dachte du könntest es heilen. Im nachhinein weiß ich es hätte passieren können. Du bist stattdessen in mein Herz eingedrungen und BANG! Hast es von innen gesprengt. Die Hülle steht doch die Einzelteile passen nicht so recht zueinander. Es fehlt der Kleber. Du. Sobald ich im Sommer wegziehe werde ich dich sperren und blocken wo ich nur kann. Deine Nummer habe ich bereits gelöscht. Ich will all meine Brücken zu dir sprengen. Ich werde so tun als wäre ich dir nie begegnet. Dies wollte ich dir nur gesagt haben. MfG, V. PS: Fick sie doch, Arschkeks. Tags: Vergangenheit, Fucked up
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liebe
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Lana_B
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Eine Puppe und ein Fernseher
Manchmal, wenn Tina einfach nur so da saß, spürte sie das Leben ans sich vorüberziehen. Klein kam sie sich dann vor, winzig klein.
In letzter Zeit hatte sie sich wieder öfter dabei ertappt, die kleine Anne von gegenüber süßer zu finden, als Desi, ihre eigene. „Sie ist dir so ähnlich“, hatte Mama letztens wieder zu ihr gesagt. Genau das war Problem. Die kleine Anne hingegen... Sie war ganz anders. Ein kleines unbeschwertes Mädchen. Desi hingegen sah man jetzt schon die Sorgenfalten an. Finster blickte sie oft drein, wenn sie mit ihren Puppen spielte, alleine, in einer Ecke im Wohnzimmer. Sie war so still und so in sich gekehrt. Launisch, unberechenbar. Manchmal wusste Tina gar nicht mehr, was sie hier eigentlich tat. Was war das für ein Kind, das ständig an ihrem Rockzipfel hing? Was für einen Sinn machte es, jeden Tag früh aufzustehen, die Cornflakes aus dem Küchenschrank zu pulen, die Kleine vor den Fernseher zu setzen, um dann die Wäsche zu machen. Dreckig war’s hier, die ganze Wohnung wirkte verwahrlost. So ist das halt, dachte Tina, mit Kindern. Anne wohnte einen Stock tiefer. Es war die dieselbe Mietswohnung, nur im zweiten Stock, nicht im dritten. Bloß hell und bunt, lebendig und warm, nicht dunkel, versifft und leblos. Anne hatte auch eine Mama, aber sie hatte auch einen Papa. Der war immer da. Jedenfalls kam er jeden Abend nach Hause, zu seiner Familie, pünktlich um sechs Uhr. Tina hörte dann, wie unten das Freudengeheul losging. Wiedersehensfreude, jeden Tag. Desi begrüßte sie nie so. Tina seufzte. Stand auf. Zupfte an ihrer Kleidung herum, fuhr sich durch die Haare. Hatte sie sich eben noch klein gefühlt? Jetzt fühlte sie sich alt. Ihre Haut war zu weiß, ihre Haare irgendwo zwischen braun und blond. Ewig war sie nicht mehr beim Friseur gewesen. Das Geld reichte gerade noch für Zigaretten. Die Vorräte gingen mal wieder zur Neige, wie immer, am Ende des Monats. Desi wird dann immer anstrengender. Ständig am Weinen, betteln, nerven. Manchmal wusste Tina einfach nicht mehr weiter. Dann packte sie die Kleine ein, und sie fuhren raus, zu Mama. Dann war Desi still, löffelte ihre Kartoffelsuppe, stopfte wortlos Apfelmus in sich hinein. Tina hasste solche Momente, wenn sie bei ihrer eigenen Mutter in der Küche saß, Desi auf dem Schoß, sie selbst wütend, hilflos. Es war bald wieder soweit, der erste des nächsten Monats war in einer Woche, und schon jetzt ging das Geld aus. Wie jeden Monat. Anne hatte solche Sorgen nicht. Dafür liebte Tina Anne. Tina beobachtete die Kleine gern, sah, wie sie herum sprang, jeden anstrahlte, der ihren Weg kreuzte, wie sie jeden Tag die ganze Welt umarmte, mit einem Blick. Anne war ein lebhaftes Mädchen, sie tobte herum und erzählte Geschichten. Auch Tina hat sie mal eine Geschichte erzählt, als Tina gerade mit Einkaufstüten im Treppenhaus stand. In Annes Geschichten geht es bunt zu. Löwen, Elefanten, Giraffen, die halbe afrikanische Tierwelt fand in Annes Träumen Platz. Sie waren alle Freunde, und abends gingen sie gemeinsam nach Hause. Annes Eltern waren freundlich. Sie waren so alt wie Tina, und doch wirkten sie älter, erwachsener. Selbstbestimmter vielleicht. Tina hatte vergessen, wann sie sich das letzte Mal so gefühlt hatte, selbstbestimmt. Sie hatte das Gefühl, seit Desi da war, hatte sich der Himmel verdunkelt. Sie hatte überhaupt keine Freiheiten mehr. Immer war da dieses Kind, da etwas von ihr wollte, Aufmerksamkeit, Liebe. Dinge, die Tina überforderten, unter Druck setzten und schließlich wütend machten. „Sie saugt mich aus“, erzählte sie manchmal ihrer Mutter. Die schaute sie dann nur an, sagte dann nichts. Tina fragte sich, ob es nur ihr so ging, oder ob auch andere wahrnahmen, wie Desi war. Doch dann passieren so erstaunlich Dinge. Gestern zum Beispiel, als Annes Mama an der Tür klingelte, um sich etwas Salz zu borgen, da wirkte Desi wie ausgewechselt. Annes Mama fragte unsinnige Dinge („Wie geht es denn der kleinen Prinzessin?“), und Desi, die erstaunliche Desi fing plötzlich an zu strahlen und zu lachen. Tina war dann schnell in die Küche gerannt, holte das Salz, drückte es Annes Mutter in die Hand und schloss die Tür. Weh tat ihr da alles, ihr Bauch zog sich zusammen, ihr Herz klopfte wild. Sie nahm Desi an der Hand, die an der Tür stehen blieb, als stünde sie immer noch offen, und drückte sie. Sie fühlte sich wieder hilflos. Ständig fühlte sie sich hilflos. Ungeschickt hielt sie das Kind im Arm, fest umklammert. Desi war ganz perplex. Irgendwann ließ sie die Kleine wieder los. „Fernsehen?“ fragte Tina und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Manchmal, wenn sie Desi beobachtete, dann sah sie so sehr sich selbst in ihr, dass es ihr die Kehle zuschnürte. Die Art, den Kopf zu heben, die Haarfarbe, die Nasenform, das schiefe, zögerliche Lächeln. Desi war so sehr Tina, dass es Tina in der Seele weh tat. Anne war ein Sonnenschein, aber Desi war Tina. Wie ungerecht war das Leben? Während Tina so dasaß, am Küchentisch, mit der Zigarette in der Hand, und sah, wie das Leben an ihr vorbeizog, da kam Desi herein. Von der rechten Hand hing ihre Puppe. Die verwahrloste Puppe, mit dem dreckigen Kleid, den langen, verkletteten Puppenhaaren. Desi blickte ihre Mama an, lange und direkt. Dann drehte sie sich um, schleifte die Puppe hinter sich her und setzte sich wieder vor den Fernseher.
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gift im vieh
schlankes bein und schüchternheit.
ok kein ding ich habs kapiert weiß wie man sich so inszeniert verspreche liebe ohne dunkelheit immer flugzeugsonne, sommerkleid für papis ewig kleines ding dem immer alles gleich gelingt schlankes bein und schüchternheit flugzeugsonne, sommerkleid doch so ist das mit der sympathie richtig satt macht sie ja nie die stille küsst schon den applaus und langsam gehen die lichter aus dann wandelt papis süßes kind durch halbe welt und fiesen wind ist kaum mehr jung und just less bright selten fluzeugsonne, öfter neid ein neid der still und leise macht der wach hält immer größ're nacht die nacht, der liebe ewig heim schwaches licht, bescheid'ner schein dort wartet papis bitt'res kind nur mit mühen noch gelingt was einst so selbstverständlich war umgarnt von charme in größter schar verzerrts hats da den klugen blick gings dumme kind mit dümmsten mit die sich entpuppt und gut versteckt nachdems betatscht und schnell befleckt was bleibt, was kommt ist nur der preis für den ders zu spät besser weiß also geh mir weg, du gift im vieh du süße lüge sympathie
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nyco
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Heimat - Von der Weitläufigkeit eines Gefühls
Vielleicht wird Heimat erst sichtbar aus der Entfernung. Das, was sich vor einem auftut, wenn man sich mit einigem Abstand umdreht und zurückblickt.
Jahrhunderte lang und über viele Generationen hinweg war meine Familie fast ausschließlich in und um Weimar ansässig gewesen. In nahezu jeder Ortschaft in der Umgebung lebte Verwandtschaft. Die meisten von ihnen waren Bauern oder Handwerker, stolz auf das, was sie schufen und ihren Kindern eines Tages hinterlassen würden. Diejenigen von uns, die den Niedergang der DDR als Kinder und Jugendliche miterlebt haben, haben diese Gegend längst verlassen. Ob endgültig und für immer, dieser Frage gehen wir alle bereitwillig aus dem Weg. Ich kam Anfang der 80er Jahre an einem Mittwochmittag im Mai zur Welt. Es sei sonnig gewesen, erzählte meine Mutter mir später, warm. Wie viele andere damals hatten meine Eltern, unsere Verwandten, Freunde und Nachbarn kein Auto und kein Telefon. Meine Mutter - zu dem Zeitpunkt 26 Jahre alt und wäre ich ihr erstes Kind gewesen, hätte man sie wohl als Spätgebärende bezeichnet - hatte den Bus, die Linie 3, von unserem Dorf in die Stadt genommen. In den immer kürzer werdenden Wehenintervallen und ganz auf sich allein gestellt, war ihr gar nichts anderes übrig geblieben. „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner“, pflegte mein Vater immer zu sagen. Meine Mutter, eine bedenklich gewissenhafte und ordentliche Frau, hatte vorher noch schnell die Betten gemacht, beruhigt daran gedacht, dass mein Bruder in der Schule saß und um seinen Hals ein Schlüssel baumelte, sie hatte die Hoffnung aufgegeben, dass mein Vater mit einem Kollegen, der ein Auto besaß, von seiner Baustelle zurückkehren würde, und so half sie sich schließlich selbst. Sie setzte sich in den Bus, vermutlich ein gelber, qualmender Ikarus, wie sie noch lange durch meine Kindheit ratterten, und atmete. Sie wusste diesmal, wie es ging. Sieben Jahre zuvor war mein Bruder zur Welt gekommen. Als der Bus dann einige Kilometer von der Poliklinik entfernt havarierte, ging sie das letzte Stück zu Fuß. Hin und wieder hielt sie an, atmete ein und aus, versuchte sich nichts anmerken zu lassen und redete ihrem Bauch und damit mir gut zu. Sicher hatte es Leute gegeben, die ihr Hilfe anboten, aber meiner Mutter war schon immer daran gelegen, anderen möglichst wenig zur Last zu fallen. Sie lehnte freundlich dankend ab und setzte weiter einen Fuß vor den nächsten. Eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft im Krankenhaus war ich da. „Sie haben dich in ein Bettchen neben mich gelegt“, erzählte sie mir. „Damals war das nicht so, dass sie einem die Kinder auf den Bauch legten.“ So betrachtete sie mich aus einer Armlänge Abstand, froh darüber, dass ich ein Mädchen war, nun doch ein wenig besorgt an meinen Bruder denkend und darauf hoffend, dass man sie in ein paar Stunden vermissen würde, eins und eins zusammenzählte und schließlich im Krankenhaus nach ihr fragte. Auf Besuch wartete meine Mutter lange. Die wenigen Autos, die spärlichen Telefone. Wenn ich heute versuche, ihre Mischung aus Glück und Einsamkeit nachzufühlen, mir diesen Alltag aus Improvisationen und Notwendigkeiten vorzustellen, die so ganz anders waren als die heutigen, will mir das fast nicht gelingen. Dabei erinnere ich mich selbst noch ganz gut an diese Welt, in der man offline lebte, wo man unangemeldet zu Besuch kam und einfach wieder ging, wenn keiner zu Hause war, wo man seinen Besuch, kam man von weiter weg, vorher in einem Brief ankündigte oder mit einem Telegramm, und als eine Reise zu einer dreißig Kilometer entfernt wohnenden Tante noch einen halben Tag dauerte, unterwegs mit Bussen und zu Fuß. Ich erinnere mich an das Dorf meiner Kindheit mit Konsum, Kneipe und Kindergarten, an den Geruch von Desinfektionsmittel und Bohnerwachs in den Arztpraxen und Schulen, an den Klang sowjetischer Militärhubschrauber, die am Himmel über unseren Dächern kreisten und ihre Übungsrunden drehten, und an das Aufheulen der Sirene, jeden Mittag um die gleiche Zeit, während wir im Kindergarten schlafen sollten. Wenn ich an zu Hause denke, sehe ich vor mir die sanften Hügel und weitläufigen Weizen-, Raps- und Roggenfelder, die sich wie dahingegossenen über die Landschaft verteilten und das bis heute Jahr für Jahr aufs Neue tun. Ich, die ich zur einen Hälfte in der DDR, zur anderen in der Nachwendezeit aufgewachsen bin, die immer ein gewisses Fernweh mit sich spazieren getragen hatte und es kaum erwarten konnte, ihrem Heimatort den Rücken zu kehren, denke manchmal wieder an zu Hause. Ich, die ich erst mein Dorf und meine Region verließ, und dann mein Land, für Lehre, Studium, Erasmus, Praktika und Jobs, jemand, der den Großteil seines Erwachsenenlebens im Ausland verbracht hat, deren Besuche von Jahr zu Jahr seltener wurden, Anrufe sporadischer, wenngleich nicht minder herzlich - ich fühle mich mitunter in der neuen „Heimat“ so fremd wie damals in der alten. Vielleicht weil Heimat oft gerade sichtbar wird, wenn man ein paar Schritte, ein paar hundert oder tausend Kilometer zurücktritt, aus der Entfernung. Das, was sich vor einem auftut, wenn man sich mit einem gewissen Abstand umdreht und zurückblickt auf Zeiten, die vergangen und Strecken, die zurückgelegt worden sind. Für meine Familie und mich war Weimar und seine Umgebung nicht irgendein kulturell-historischer Knotenpunkt gewesen, geknüpft an Namen wie Goethe, Schiller, Liszt und Nietzsche. In den Küchen und Wohnzimmern, Ställen und Scheunen war vermutlich niemals die Rede von Jugendstil und Bauhaus gewesen. Und in den 50ern hatte man auch allmählich damit aufgehört, vom Krieg zu reden. Diese Stadt und diese Gegend war lange Zeit in erster Linie der Lebensraum meiner Familie gewesen. Woanders zu leben war für die allermeisten ebenso unwahrscheinlich wie unmöglich, und Gründe dafür gab es mehr als genug. Über Generationen hinweg hatten sie hier ihre Höfe, ihre Tiere, Äcker, Betriebe, Werkstätten, Freunde, Verwandten und Wurzeln gehabt, ihre Stammtische, Treffpunkte, Routinen und Erinnerungen. Kaum einer tauschte den Schauplatz für seine Biographie gegen einen anderen ein. Die Menschen, mit den meine Eltern sich umgeben und befassen, sind die gleichen wie damals im Alter von zehn, fünfzehn, dreißig, fünfzig Jahren. Es kommen durchaus neue Freunde und Bekannte dazu, aber wenn alte wegbrechen, dann doch meistens, weil sie sterben, nicht etwa weil man mal wieder weiterzieht. Früher kam mir das langweilig und traurig vor, heute finde ich diese Stabilität bemerkenswert und schön. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie sich deswegen nicht weiterentwickelt hätten in all den Jahren. Wenn man in meiner Familie träumte, träumte man selten davon, nach Berlin oder Südfrankreich oder ans andere Ende der Welt zu ziehen, sondern höchstens von einer Anstellung als Haushaltshilfe bei einer wohlhabenden Familie in der Stadt. Oder davon, einen bestimmten jungen Mann aus Liebe heiraten zu können und nicht darauf verzichten zu müssen aus Rücksicht darauf, dass der Vater die Tochter sonst enterben würde. Oder man träumte, wenn man vom Dorf kam wie meine jung verheirateten Eltern, von einer dieser modernen und praktischen Plattenbauwohnungen, die sie in den 70er und 80er Jahren an der Peripherie der Stadt aus dem Boden stampften. Meine zwanzigjährige Mutter hatte meinen Bruder im Kinderwagen an diesen Baustellen vorübergeschoben und von so einer Wohnung geträumt. Kein Klo im Hof, kein Holzhacken und kein Kohlenschleppen mehr, und viel mehr Platz als in den zwei feuchten, kalten Mansardenzimmern im Haus ihrer Schwiegermutter, die sie mit ihrem Baby bewohnte, während mein Vater 140 Kilometer weiter westlich eine Grenze zu verteidigen hatte, die, wäre es nach ihm gegangen, keiner brauchte. Er verpasste die ersten drei Lebensjahre seines Sohnes und schrieb meiner Mutter täglich Briefe, die sie bis heute aufbewahrt hat. Jahre später, um die Jahrtausendwende, sollte ich die gleiche Grenze, zwecklos geworden und allenfalls zu einer Narbe in der Landschaft verwachsen, immer wieder ziemlich unaufgeregt mit dem Zug überqueren. Ich war inzwischen genauso alt wie mein Vater damals, 18, 19, 20, und hatte, noch ohne es recht zu begreifen, meine Lehr- und Wanderjahre begonnen und meine Heimat damit verlassen. Für meine jungen Eltern und viele ihrer Freunde war es geradezu unmöglich gewesen, ihren Wohnsitz aus einem der umliegenden Dörfer in die Stadt zu verlegen. Chancen auf so eine Plattenbauwohnung hatten allenfalls junge Ehepaare, die selbst aus der Stadt kamen. Wohnraum war knapp und stammte man vom Dorf, sollte man entweder weiter bei den Eltern oder Schwiegereltern wohnen, oder aber selber bauen. Nachdem sie sieben Jahre lang beengt und unzufrieden in den beiden Mansardenzimmern gewohnt hatte, reichte es meiner Mutter. Sie drängte meinen Vater, gemeinsam ein Grundstück am Rande des Dorfes zu kaufen und erinnerte ihn daran, dass man sich selbst helfen müsse, sonst täte es schließlich keiner. Maßgeblich allein und nur mit der Hilfe von Freunden und Verwandten begannen sie, ein Haus zu bauen. Kurz darauf erfuhr meine Mutter, dass sie mit mir schwanger war. Der Druck, unter den ihr nun fortwährend wachsender Bauch sie setzte, war ihr zuwider. Tagsüber ging sie Arbeiten, nach Feierabend flieste sie Wände und Böden, half beim Verputzen, überlegte, ob eine Durchreiche zwischen Küche und Esszimmer wirklich nötig sei und verlegte im achten Monat hochschwanger Glaswolle unterm Flachdach, einen Ort, den ich nur einmal im Alter von zehn Jahren kriechend erkundete auf der Suche nach einem Loch im Dach, durch das es regnete. Ich bekam Platzangst und war froh, als ich wieder draußen war. Meine Eltern waren keine Ausnahme. In unserer verhältnismäßig kurzen Straße bauten auch andere junge Familien. Sie kopierten Baupläne voneinander, die eigentlich streng genommen genau einzuhalten gewesen wären, und halfen sich gegenseitig aus mit Geräten, Maschinen, Muskelkraft, Informationen und Zuspruch. Weil es mitunter kein Material gab, erzählte mir mein Vater, habe er manchmal mitten in der Nacht geholfen, Güterwaggons zu entladen. Im Gegenzug habe er dafür einen Sack Zement bekommen, den er dann nach Hause schleppte. Ohne das „eine Hand wäscht die andere“-Prinzip konnte man lange darauf warten, dass sich was bewegte. Hielt man sich nicht daran, konnte man quasi einpacken. Eine Menge an Menschen lebte damals auf recht engem Raum zusammen, man konnte sich schwer aus dem Weg gehen, ob man sich nun mochte oder nicht. Nachbarn, Kollegen, Freunde, Familie. Die Auswahlmöglichkeiten waren begrenzt, begrenzter als ich mir heute als eine unter vielen Einzelnen vorzustellen vermag. Eine Begrenztheit, die ich mir gelegentlich zurückwünschen würde. Meine Eltern waren keine Dissidenten, sie waren keine glühenden Anhänger oder Verfechter der Politik ihres Heimatlandes. Wie waren Kinder der 50er Jahre, acht als die Mauer gebaut wurde, und wie die allermeisten anderen auch, richteten sie sich ein in ihrem Leben und an dem Ort, an dem es nun einmal gezwungenermaßen stattfand. Nachdem die Mauer gefallen war, waren sie so alt wie ich heute, Anfang, Mitte dreißig. Sie überlegten eine Weile, ob sie fortgehen sollten. Mein Vater hatte ein Jobangebot in München bekommen. Sie sprachen darüber, aber nicht mit uns. Wir Kinder waren acht und fünfzehn. Sie hatten keine Ahnung, was in den nächsten Jahren kommen würde, dass die Firmen, in denen sie arbeiteten, pleite gehen und sie Job um Job verlieren würden, dass Krankheiten und Behördengänge einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch nehmen würden, dass sie lernen müssten, was sie in den ersten drei Jahrzehnten ihres Lebens nicht gelernt hatten - was Existenzangst ist. Wenn ich sie frage, warum sie sich am Ende doch entschieden hatten zu bleiben, sagen sie: Das Haus, und meinen in Wirklichkeit wohl auch: Unser Zuhause, unsere Heimat. Am Wochenende vor meiner Geburt zogen meine Eltern, ohne Umzugswagen oder dergleichen, von der Mitte des Dorfes an dessen Rand, raus aus den beiden winzigen Zimmern, und hinein in das Haus meiner Kindheit und Jugend. Zu dieser Zeit musste man noch über Holzbohlen balancieren und durch eine Tür gehen, die keine Tür war, sondern ein Loch in der Wand, zugedeckt mit einer Plane. Meiner Mutter war klar, dass direkt nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus zwei Damen von der Jugendfürsorge kommen würden, um zu überprüfen, ob dem neuen DDR-Bürger auch gute Ausgangsbedingungen geboten würden, sanitäre Anlagen, ein ordentliches Zimmer, etc. pp. Sonst, diese Möglichkeit schwebte über meinem Kinderbett wie ein Damoklesschwert, könnten sie mich mitnehmen und „in ein Heim stecken“. Die Damen vom Amt ließen nicht lange auf sich warten. Unangekündigt standen sie da und bereiteten sich, während sie über diese Bohlen und durch die sehr provisorische Tür gingen, innerlich wohl schon darauf vor, mich aus diesen „Verhältnissen“ herauszuholen, erklärte meine Mutter. Sie gingen durch eine Baustelle, nicht durch einen Ort für ein Kind. Als meine Mutter dann aber die Tür zu dem Zimmer öffnete, in dem ich friedlich schlafend in meinem Bettchen lag, sahen sie ungerührt hinein und nickten schließlich. Die beiden Damen überprüften noch das Bad und die Küche, stellten einige Fragen und zogen von dannen. Ob resigniert oder erleichtert, lässt sich schwer sagen. Ich denke, im Grunde waren auch damals alle Beteiligten froh, wenn Eltern selbst angemessen für ihre Kinder sorgen konnten. Erst nachdem ich meine Heimat verlassen hatte und immer wieder erleben musste, wie Leute erfreut die Mundwinkel hoben, respektierlich nickten und interessiert die Augenbrauen hochzogen, kam mir der Gedanke, dass diese Stadt und ihre Umgebung kein gänzlich blinder Fleck im Bewusstsein der Leute da draußen sein konnte. Aber sie sprachen natürlich von dem Hessen Goethe und dem Schwaben Schiller, von dem Ungarn Liszt und von Nietzsche, der Weimar nur noch in geistiger Umnachtung erlebt hatte. Sie fragten nach der Weimarer Republik und dem Konzentrationslager Buchenwald. Manche erwähnten gar Henry van de Velde, Lyonel Feininger oder den Norweger Edvard Munch, den es eine Zeitlang nach Thüringen verschlagen hatte. Sie redeten von Persönlichkeiten, Ereignissen und Orten, mit denen wir uns nur zu gut und gründlich während meiner Schulzeit auseinandergesetzt hatten. Ich nickte und lächelte anerkennend zurück und war tatsächlich beeindruckt, was manche Leute wussten über diese Stadt, über die ich selbst gar nicht so viel zu sagen gehabt hätte und die ja bloß zufällig in meinem Pass und auf meiner Geburtsurkunde verzeichnet war, der gegenüber ich aber niemals auch nur das Geringste geleistet hatte. Meine Herkunft, wie sie sie verstanden, war kein Verdienst und nichts, worauf ich Grund hätte haben können, stolz zu sein. Von dort zu sein hat für mich vielmehr mit der dahinwogenden, rapsgelben und saftiggrünen Hügellandschaft zu tun, mit dem Anblick des Glockenturms auf dem Ettersberg, errichtet als Mahnmal an das KZ Buchenwald und weithin sichtbar, auch von der Haustür meines Elternhauses aus. Ich denke an Kirschbäume, deren Äste sich vor lauter Früchten in manchen Sommern so sehr biegen, dass sie brechen, an Bäche und Teiche entlang der Bahngleise, die Frankfurt am Main mit Berlin verbinden, und in denen sich im Frühling Molche tummeln. Und ich denke an eine Sprachfärbung, einen Dialekt, den sich viele Fortgegangene meiner Generation längst abtrainiert haben, eingetauscht gegen andere Dialekte und Sprachen, gegen andere grammatikalische Eigenheiten und Ausdrücke aus ihren neuen Heimaten. Mir sagen manche Leute, meine Satzmelodie im Deutschen habe die des Norwegischen angenommen. Ich würde die Sätze im Deutschen geradezu singen. Meinem Bruder, der mit seinen Arbeitskollegen in Belgien Flämisch spricht, fallen manche Worte nicht mehr auf Anhieb ein. Vielleicht überlegt er auch, ob er es so sagen sollte, wie er es von unseren Eltern gelernt hat, oder wie es seine nordrhein-westfälische Frau, bei deren Familie er nun wohnt, sagen und verstehen würde. Meine Generation innerhalb meiner Familie, von denen keiner mehr dort wohnt, wo er geboren wurde und aufgewachsen ist, sagt längst nicht mehr „lawede“, wenn sie „unstabil“ meint, „Bimbaum“ für „Löwenzahn“, oder „Schaffen“ für „Pfanne“ - aus Rücksicht auf unser Gegenüber, das uns vermutlich am Ende nicht verstehen könnte. Wir haben uns abgewöhnt, die gleiche Sprache wie unsere Eltern und Großeltern zu sprechen, die da leben, wo sie immer gelebt haben. Die vermutlich auch eines Tages dort sterben werden, wo sie zur Welt kamen. Von den knapp hundert Absolventen meines Abitur-Jahrgangs ist, soweit ich weiß, höchstens eine handvoll in unserer Heimatstadt geblieben. Der Rest lebt im Land verteilt oder im Ausland. Wenn ich mit meiner Schulfreundin telefoniere, die inzwischen in Kanada lebt, erzählt sie mir, dass es ihr - genauso wie mir selbst - wehtut zu hören, wenn ihre - wie auch meine - Eltern sagen, „Komm nicht zurück, bleib dort!“ Sie wollen, und das ist nur verständlich, dass es uns gut und weiter besser geht. Sie sorgen sich um unsere Sicherheit und sagen das nicht zuletzt vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen, Verunsicherungen, ihrer Existenzangst, die sie nur allzu gut verinnerlicht haben, seit sie sich an dieses neue Gefühl der Nachwendezeit gewöhnen mussten. Es geht uns - objektiv betrachtet - gut. Aber wir, die wir früher angesichts all der Freiheiten und Möglichkeiten von Fernweh und Abenteuerlust getrieben waren, spüren nun eine Art Heimweih, zurück zu unseren Wurzeln, unserer Sprache, der Landschaft unserer Kindheit, unseresgleichen. Unsere Eltern, denen es ja trotz allem verhältnismäßig gut geht, lieben uns. Sie sind jederzeit für uns da, nicht nur, wenn´s hart auf hart kommt. Wir können immer nach Hause zurückkehren, aber lieber nur zu Besuch. Trotzdem weiß ich, sollte meine Sehnsucht zu groß werden, sollten meine Eltern oder Großeltern mich brauchen, dann steht in einem Dorf, drei Kilometer westlich von Weimar, ein Haus. Es ist eines von vielen, die mit meiner Familie verwoben sind, aber das einzige, mit dem ich wirklich verbunden bin. Es wuchs unter den Händen meiner Eltern, ihrer Freunde, Kollegen und Verwandten. Es wuchs gemeinsam mit mir und, nachdem ich da war, ich weiter in ihm. Jeder Quadratzentimeter vom Keller bis zum Flachdachboden, von innen und von außen, und immer wieder, Jahr um Jahr, wurde betrachtet, berührt und bearbeitet. Mein Elternhaus wurde errichtet mit viel Arbeit, Schweiß, Geduld, Liebe und Blut, mit unchristlichen Flüchen und nicht unbeträchtlichen Stunden voller Streit und Wut und Hass auf alles, was nicht klappen wollte. Dieses Haus gründet auf einem heute kaum mehr nachvollziehbaren Ideenreichtum und einer Entschlossenheit und Notwendigkeit, um die ich meine Eltern beneide. Wer weiß, ob sie sich auf all das eingelassen hätten, hätten sie geahnt, dass es das Land, in dem sie lebten, in ein paar Jahren so nicht mehr geben würde. Dass sie dann auch irgendeine Wohnung in der Stadt beziehen könnten, die Gegend verlassen oder - wie mein Vater sich manchmal lebhaft vorstellte - irgendwohin auswandern. Mein Opa hatte kurz nach meiner Geburt die provisorische Plane gegen eine richtige Tür aus Holz ausgetauscht. Er hatte sie selbst gebaut und obwohl er hunderte von Türen geschreinert hat, scheint er auf diese bis heute besonders stolz zu sein. Zigtausend Mal bin ich durch diese Tür ein- und ausgegangen, ohne je einen Gedanken darüber zu verlieren. Erst in 2.986 Kilometern Entfernung begann ich, darüber nachzudenken. Hinter dieser Tür lag mein Zuhause. Und auf der anderen Seite, da draußen, liegt unsere Heimat. Ob ich eines Tages dorthin zurückkehren würde? Bestimmt nicht heute oder morgen. Aber vielleicht doch irgendwann. Tags: Heimat, Globalisierung, Heimweh, Generationen, Eltern, Kinder, Auszug, Auswandern
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Don-negro
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Zweistimmiger Einklang
Gedankenfetzen zum Duett.
Ein Duett. Zwei Stimmen, ein Lied. Das Gemeinsame vor Augen, auch wenn Nuancen differieren können – ja vielleicht sollten. Die Freiheit des Einzelnen eingebunden in das, was verbindet. Die Perfektion des Individuums durch Kombination mit einer verwandten Seele. Warum bleibt das Gefühl, dass dies nur in der Musik funktioniert?
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fuehlen
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Moogle
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Moogle schreibt einen Text übers Ficken.
Wie man das richtig macht.
Einfach reingesteckt. Tags: Sex
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JohnnyBravo
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Ameisenherz
Stark wie Zehn.
Dem jungen Sohn plagten für Kleine, großen Kummer, denn alle anderen seien viel größer und stärker als er. Als der Vater den gekrümmten Jungen so sah, fragte er seinen Sohn, ob er denn wüsste welches Tier das Stärkste sei. Sein Sohn antwortete gestikulierend mit aufgerissenen Augen, es sei ein weißer Löwe, Pranken mächtiger als jeder Menschenkopf. Als der Vater die Antwort verneinte, überlegte er kurz und verbesserte sich, dass Bären mit ihrer unbändigen Kraft die stärksten Tiere auf Erden seien. Der Vater lächelte beschwichtigend und erklärte, dass Ameisen die stärksten Lebewesen seien, denn sie wären so stark, dass sie zehn andere Ameisen auf ihrem Rücken tragen könnten. Er stupste seinen Sohn auf sein Herz und sagte: „Somit entspringt aus dem kleinsten Herzen die größte Kraft“. Ab dem Tag an, trug der kleine Sohn seine Lasten wie eine Ameise. Tags: Daddy´s Rat, Hör Drauf!, Da Kloa Gent, Da Grous Gent
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AuroraTrullala
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Himmelsgeister
XXVII
Himmelsgeister Die Guten sind nicht die Guten wenn sie nicht gut sind und die Guten sind da und alles kommt in die Wolken ins Blaue in den Sonnenschein. Das Böse ist zerredbar gesprächbar und in den Wind geblasen. Und der Wind ist der Wind und ist der Wind, so wie man ihn kennt. Sie sind hinter dem Desktop, hinter der Fensterscheibe, hinter den Bäumen hinter den Gartenzaun, hinter den Straßen Vielleicht im Wald. Nein, es ist doch die Stadt. Manchmal verläuft sich wer zu mir aber nur manchmal wenn das nämlich immer so ist lenke ich die Geistwesen in den Himmel.
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robert_suydam
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fleisch & blut
eine kleine geschichte aus dem keller der experimentierkammer.
blut 1 grau dämmert ihr bewußtsein, dringt langsam und träge durch schwarzes vergessen. blut füllt ihren mund. ein ölstinkender lappen ist unbeholfen um ihr geschwollenes gesicht gewunden. während sie stöhnend den schmerz beiseite drängt, ertastet ihre zunge eine platzwunde unter der lippe und zwei lockere zähne. was für eine scheiße. das ist falsch. grundfalsch. irgendetwas ist schiefgegangen. gegen den dumpf hämmernden gongschlag in ihrem kopf kämpfend, sucht sie eine erinnerung: sie ging nocheinmal zurück zur tür. kontrollierte schloß und klinke. ‚gott sieht noch das letzte vergessene sackhaar’, pflegte der alte riemenschneider grinsend zu sagen, ‚und das geschäft des teufels ist es, für vergessene sackhaare zu sorgen. also sei gründlich. sonst haben sie dich schneller bei den eiern, als du abspritzen kannst.’ obwohl ihr die schwanzweisheiten des zahnlosen messerschwingers gehörig auf die nerven gingen, hatte sie sich eine penible gründlichkeit angewöhnt. ausnahmslos. was übersah sie dieses mal? sie war auf dem rückweg zum auto. dann nichts mehr. licht aus. verdammt. ihr puls rauscht in den ohren wie ein reißender fluß. unter ihr harter boden. beton. sie liegt auf dem bauch. die hände sind mit einem lächerlichen strick über kreuz gebunden. etwas wesentlich stabileres hält füße und oberschenkel zusammen. vermutlich zwei gürtel. toll. wer zum henker könnte es auf sie abgesehen haben? dieser elende kopfschmerz macht das denken zur qual. vorsichtig bewegt sie kiefer und handgelenke, streckt und beugt langsam die finger. alles ganz. wenigstens das. fleisch 1 gutes fleisch. ja. weich. duftet sogar. sehr gutes fleisch. wurde auch zeit. lange nichts neues mehr gehabt. war ganz leicht. lief so herum. sorglos. das hübsche ding. mit dem holz eins vor den kopf. kirsche. kirschholz ist so schön. fertig. hab sie jetzt. krieg sie ja alle. ach, alle. muss sie mal zählen. später. nicht jetzt. der hunger macht immer so seltsam. er lenkt ab. ja. hunger ist nicht gut. zieht zwischen den beinen. und im bauch. und im kopf. zieht überall. hunger ist schlecht. hat viel zu lang gedauert. aber jetzt ist es vorbei. jetzt ist neues fleisch da. mal sehen. macht bestimmt spaß. macht immer irgendwie spaß. viel zu kurz. aber spaß. blut 2 irgendwo rechts von ihr quietscht eine tür. schlurfende schritte. tief unter dem schmerz erwacht etwas neues. angst. es gibt keine erinnerung mehr. als wäre sie vor eine wand gefahren. sie hat nicht die geringste vorstellung, wie viel zeit vergangen ist, wo sie sich befindet, wessen schritte sich nähern. keine kontrolle. unwillkürlich zittert sie. in kleinen wellen breitet es sich aus; beginnt im bauch und erfasst in unbeirrt chaotischem zucken arme und beine. die angst lacht ihr zynisches lachen und schüttelt ihren körper zu unbekannten melodien. was für ein tanz. fleisch 2 da. ist alles noch da. das süße ding. wo soll es auch hin. hm. mal sehen. ist gut so. fasst sich gut an. will es kosten. ist meins. ja. muss mich aber erst ausziehen. blut 3 das ist ein kerl. eindeutig. er muss ziemlich kräftig sein. große, ungeschlachte hände fahren grob über ihren körper. was tun? was nur? für einen augenblick driftet sie über die grenze zur panik, gibt sich dem angstzittern hin und würgt unter dem drecklappen ein schluchzen hervor. der typ quittiert es mit einem freudigen grunzen. in diesem augenblick fängt sie sich. arschloch. wut ist auch ein weg. selbst für den letzten gang. unter dem ölgestank dieses widerlichen mistlappens wittert sie plötzlich riemenschneiders mundgeruch aus einem schwarzen abgrund, direkt aus dem jenseits der mistkerle. sie sieht sein schiefes grinsen. hört ihn nuscheln: ‚du bist die beste, kleines. keine frage. aber auch die besten gehen manchmal kurze wege. hab keine angst, niemals. vertrau nie einem menschen, doch immer dem stahl. he. hörst du, kleines?’ ja. sie hört. und spürt plötzlich voller erleichterung den vertrauten druck an ihrem rechten unterarm. der bastard hat sie nicht durchsucht. er hat das kleine lederholster übersehen. „dreh mich um, arschloch!“, stößt sie unter dem lappen hervor und spuckt dabei einen schwall blut in den dreckigen stoff. soweit es geht bäumt sie sich auf und zerrt an den fesseln. fleisch 3 sagt dreh mich um. will umgedreht werden. hm. mal sehen. die anderen haben geplärrt. haben nie arschloch gesagt. rumgeheult und geschrien. niemals arschloch gesagt. werd ganz groß von wut und arschloch. ja. werd sie mal umdrehn. so groß. wußte, das es spaß machen würde. will sie sehen dabei. blut 4 er dreht sie tatsächlich herum. gibt es ein besseres gefühl, als die kontrolle zurückzugewinnen? kalter zorn steigt in ihr auf, drängt schmerz und angst zurück. die grobe hand wickelt den lappen von ihrem gesicht. über sie gebeugt steht ein schwitzender mann. nackt und unübersehbar erregt. schweiß und haare. mehr muskeln als fett. grund genug, vorsichtig zu sein. er spuckt sich in die linke hand, greift sie mit rechts am schlafittchen wie eine puppe und reibt ihr den sabber durch das gesicht. seufzt dabei. hebt ihren oberkörper. genau so, mistkerl, denkt sie. ein bisschen höher noch. sie stöhnt angewidert. dann lastet kein körpergewicht mehr auf ihren armen. eine schnelle bewegung gibt den inhalt des unterarmholsters frei. ihre hände sind geübt, selbst jetzt. fangen, drehen, öffnen. vertrau immer dem stahl. als sie die handgelenkfesseln durchtrennt, schneidet sie tief in ihren handballen. doch ihre augen leuchten. selbst arschloch bemerkt das. leise fragt sie: „und jetzt? “. verblüfft lässt er sie los und stammelt: „mal sehn“. ihr rechter arm beschreibt blitzschnell einen halbkreis vom betonboden hin zu seinem unrasierten hals. fleisch 4 fragt mich. noch nie hat eine mich gefragt. weiß nichts zu sagen. mal sehn. macht keinen spaß mehr. war ein fehler. falsches fleisch. hätte sie dortlassen sollen. hat einen kleinen blitz in der hand. schnelle hand. war ein fehler. ein fehler. blut überall. mein blut. blut 5 riemenschneiders rasiermesser. die stählerne seele des zahnlosen. guter alter mann. ob er sie jetzt sehen kann? ob er ein wenig stolz ist? noch in der aufwärtsbewegung rollt sie sich zur seite und spürt den schweren körper hinter sich auf den beton schlagen. über die schulter schaut sie zurück. röchelnd liegt arschloch auf der seite und presst die hände gegen den hals. wird ihm nichts nützen. sie setzt sich auf und betrachtet ihre beinfesseln. gürtel, tatsächlich. kein hindernis. nicht mehr. als sie sich befreit hat, dreht sie sich zu arschloch um. weiß und haarig liegt er in einer schimmernden lache dicken blutes. typisch kerl. saufen andauernd rum, aber trinken nie genug. sie atmet tief durch und spuckt frustriert aus. jetzt muss sie sich um zwei leichen kümmern. der typ in ihrem auto stinkt wahrscheinlich schon. Und dabei weiß sie noch nichteinmal, in was für einem loch sie hier gefangen ist. seit riemenschneider hinüber ist, hängt jeder scheiß an ihr. es wird wirklich zeit, das sie einen neuen partner für die jagd findet. nachdenklich betrachtet sie das rasiermesser. Tags: Robert, Suydam
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Mehr geht nicht
Viele Menschen stellen sich etwas vor und verstehen dann das Ergebnis nicht.
Du sagst mir gern und oft, dass du mehr willst. Mehr lachen, mehr ausruhen, mehr frei sein, mehr weniger. Ich kann das gut verstehen. Auch wenn es lang her ist, dass ich noch wusste, was mehr sein könnte. Ich frage mich dann immer, ob ich vielleicht alles habe. Die Menschen kommen und gehen. Ich weiß das sehr gut, weil ich selbst so einer bin. Aber ich sag dir was. Ich verspreche es dir sogar. Dich lass ich nie allein. Wenn du wirklich wüsstest, wie sehr ich bleiben will, du würdest weglaufen müssen. Wenn ich dir in die Augen schaue, ist dort die Lust an der Welt genau so wie die Furcht davor. Manchmal sehe ich das auch bei mir. Deshalb brauchst du auch nichts sagen. Ich verstehe dich durch den leeren Raum. Auch wenn wir nicht zusammen darin sind. Ich weiß, dass du manchmal denkst, dass niemand so ist wie du. Vielleicht stimmt das sogar. Und trotzdem willst du gern dazu gehören. Dafür kämpfst du jeden Tag. Wenn du aber doch mal verloren hast, wische ich dir deine Tränen nach gestern. Wenn du lachst, geht irgendwo an meinem Himmel ein Nordlicht an. Wenn du traurig bist, schneid ich dir von meinem Horizont eine Scheibe ab. Und wenn du mal nicht mehr weißt, wo es lang geht, schau mir in die Augen. Da ist immer Süden. Du brauchst dir auch keine Sorgen machen, wenn du mal fort gehst. Im Gegenteil. Geh so weit weg wie du kannst. Und wenn du dann da bist, ruf mich nicht an. Sondern mach die Augen zu und finde mich da, wo du immer bist. Ich warte dort für immer auf dich. Manchmal schaust du mich an und willst alles von mir wissen. Ich glaube dann sogar, dass ich dir alles sagen könnte. Nur heraus bekomm ich es nicht. Weil ich weiß, dass es längst in dir ist und darauf wartet, dass du es findest. Ich lebe hinter Milchglas. Ich kann die Umrisse sehen, dass sich wer bewegt und wohin. Aber der Kern der Sache bleibt mir im Trüben. Nur dich sehe ich so klar, dass ich dich in einem Glas Wasser vor der Welt verstecken könnte. Klarer Fall von Untertreibung. Viele Menschen heute glauben, dass sie alles ersetzen können. Ihre Waschmaschine, ihre Schuhe. Auch mit wem sie leben. Sie stellen sich etwas vor und verstehen das Ergebnis nicht. Der Unterschied bei uns ist: Ich hätte mir nie vorstellen können, dich zu finden. Vielleicht hast du mich auch gefunden. Wenn ich heute sage, dass ich mir sicher bin, dass da nichts anderes sonst ist, dann rate ich nur in dein Blaues hinein. Denn irgendwas an dir sagt mir, dass ich Unrecht haben könnte. Dein Funkeln im Dunkeln, meine ich. Wir vergleichen so oft die Liebe. Mehr als der. Weniger als die. Bei dir denke ich nicht in davor oder dahinter. Stell dir vor, du siehst draußen einen bunten Papagei. Du machst das Fenster auf, um ihn zu hören und bist dabei ganz still. So lieb ich dich. Ich bin ein wenig länger schon hier als du. Weiß mehr als du. Aber ich sag dir was. Das sind alles nur Dinge, die mich betreffen. Deine Welt entsteht gerade erst. Und ich halte sie so lang fest, wie du brauchst um dir zu merken, wo alles ist. Und immer wenn ich merke, dass du Angst hast, mich zu verlieren. Will ich deine Hand nehmen und sie so lang halten, bis sie dir zu schwitzig wird. Und du denkst, dass du jetzt gern allein wärst. Und das mach ich dann auch. Gewöhn dich nur nicht an mich. Und glaub bloß nicht, dass ich alles schon erlebt habe. Das mit dir hab ich auch nicht kommen sehen. Wenn ich dir was mitgeben darf, dann dass du alles für möglich halten sollst, was dir gut tut. Nicht mehr, und nicht weniger brauchst du. Ich will dass du weißt, dass da etwas war. Das nur für dich war. Und das bleibt. Über mich hinaus. In dir drin. Für immer, oder zumindest so weit ich schauen kann. Liebe, heißt das. Du kannst damit tun, was du willst.
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init-admin
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Die Singles der Ausgabe 10/2010
Diesmal mit: FrizzleFry, Sandra1309, Katrin-ohne-h, nadja_der_pirat, schnakenschiss
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Lars_Gaede
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Piraten voraus!
Wie erklärt ihr euch den Erfolg der Piratenpartei?
Erstmals seit ihrer Gründung hat die Piratenpartei die Grünen in einer bundesweiten Umfrage überholt. Sie käme bei der Bundestagswahl nach einer neuen Forsa-Umfrage auf 13 Prozent und wäre drittstärkste Kraft vor den Grünen (elf Prozent). Natürlich sind Umfragen immer nur Umfragen, dennoch ist der Erfolg der Piraten erstaunlich. Sie treffen offensichtlich einen Nerv der Wähler, gerade bei Themen wie Netzkultur und Urheberrechten, die von anderen Parteien bisher nicht sonderlich beachtet wurden. Andererseits sieht es auf anderen Politikfeldern reichlich dünn aus. Der Beitrag der Piraten zur Arbeitspolitik? Hmm. Was haben sie eigentlich zur Schuldenkrise zu sagen? Tja. Umweltpolitik? Äh. Vielleicht ist der Erfolg aber ohnehin weniger inhaltlich begründet, als stilistisch. Da ist plötzlich eine Partei, die auf Schwarmintelligenz setzt, wie man es von Wikipedia kennt, die basisdemokratisch zu Entscheidungen kommt und deren Politiker, auch mal sagen: "Ganz ehrlich, ich weiß gerade auch keine Lösung. Aber ich schaue gerne mal." De Frage ist: Reicht das? Wie seht ihr den Erfolg der Piraten? Was gefällt euch an der neuen Partei, was ist euch suspekt? Was meint ihr, ist die Nerd-Partei eher ein politisches Strohfeuer, das verglimmt, sobald sich die etablierten Parteien der Themen der Piraten annehmen oder erwächst da tatsächlich eine neue politische Konstante, mit der man auch im Bundestag rechnen muss?
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remydesilva
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Nur Bekannte
.. und niemals mehr.
Vielleicht will ich zu viel - ich will dich, ist das schon zu viel? Ich suche deine Nähe, will mit dir Zeit verbringen, dich lachen hören, dich einfach nur ansehen. Es genügt, dass ich mich selbst vergesse. Wir haben schon so viel Zeit miteinander verbracht und trotzdem fühlt es sich wertlos an, wenn ich auf mein Handy sehe, aber deinen Namen nicht auf meinem Display. Täglich von zig Menschen umgeben, hier und da schüttle ich die Hände, man grüßt sich, man winkt mir, ein bisschen Smalltalk gehört dazu und trotzdem fühlt es sich an, als sei ich von einem anderen Planeten, aber spiele auf diesem hier keine Rolle, bin nur eine Schaufensterpuppe im Schatten ohne Kleidung. Ich sehne mich nach Vertrautheit, nach deiner. Ja, nur dich will ich um mich haben, alles erinnert mich an dich, kann nicht wegziehen, muss vorbei an den Erinnerungen. Und jeder Gedanke ist nutzlos, führt zu nichts, denn wir haben darüber geredet, es führt zu nichts - ich kann mich nur wiederholen. Ausgelaugt, unmotiviert. Ja, du reizt mich. Lege wie jeden Abend mein Handy beiseite. Und bestimmt träume ich erneut von dir, obwohl ich weiß, wir bleiben nur Bekannte.
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Marc_Schuermann
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Kein Vergleich
Über andere Regionen gibt es erheblich mehr zu erzählen. Trotzdem spricht man von keinem Bundesland so oft wie vom SAARLAND. Denn es ist auch Deutschlands wichtigste Maßeinheit.
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Murmele
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16 Jahre später
Ich kenne dich schon seit Jahren - was hat sich plötzlich geändert?
Ich kann es noch nicht ganz glauben, kann es nicht so richtig begreifen. Was ist plötzlich passiert - was hat sich nun auf einmal geändert? Ich kenne dich doch schon seit Jahren. Um genau zu sein seit unserer Kindheit. Wir haben miteinander schon im Kindergarten gespielt. Als wir älter wurden haben wir zusammen Dummheiten gemacht und Erlebnisse geteilt. Wir haben uns gegenseitig aufwachsen und "erwachsen werden" sehen. Du weißt und kennst meine Fehler, die ich im Laufe der Jahre gemacht habe. Du kennst die Dinge, dich ich keinem erzählen würde, einfach weil du die ganze Zeit da warst und alles mitgekriegt hast. Irgendwie haben wir uns immer beobachtet. Still. Aus der Ecke heraus, ohne das der andere es bemerkt hätte. Über die letzten paar Jahre hinweg wusste ich immer , was du tust, wo du gerade bist, welche Dingen in deinem Leben passiert. Dafür mussten wir nichtmal miteinander sprechen, denn sooft haben wir uns nicht mehr gesehen. Doch wir haben uns auch nie wirklich aus den Augen verloren. Ich weiß nicht wie, aber wir haben es halt geschafft. DIe anderen haben mir immer wieder gesagt, was für ein hübscher junger Mann du geworden bist. Sie haben mir erzählt, wie sehr du von den Mädchen umschwärmt wirst. Doch ich habe diese Aussagen immer mit einem Lächeln quittiert. Denn ich sah dich halt nicht so. Für mich warst du einfach nur du. Hübsch, ja. Charmant, ja. Aber halt nicht mehr als ein guter, alter Freund. Nicht mehr, nicht weniger. Doch plötzlich ist alles anders. Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen. Du stehst vor, das erste mal seit langer Zeit sehen wir uns wieder. Und ich wünsche mir, dass du mich in deine Arme nimmst und nie mehr loslässt. Auf einmal möchte ich, dass du mich nicht mehr nur als Freundin siehst. Ich möchte mehr sein. Und gehe das Risiko ein. Eine Minute später halte ich dich im Arm und küsse dich. Einfach so. Weil ich es will. Und wie es aussieht, gefällt es auch dir. Und wow, es haut mich um. Mein Magen dreht sich, mein Bauch kribbelt, meine Beine zittern. Es ist schon eine Zeit lang her, dass ich dieses Gefühl hatte. Es haut mich richtig aus der Bahn. Aber ich muss zugeben, es fühlt sich gut an. Richtig. Und wahrscheinlich musste es so sein - 16 Jahre nach unserer ersten Begegnung.
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keinmaerchenbuch
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Stará Oleška.
"Da kann man nicht viel machen. Reine Gewöhnungssache. Aber…ohne Buchse rein ins Höschen- das funktioniert bei mir persönlich immer ganz gut!“
Die Sonne schreit aus vollem Hals heraus. So laut sogar, dass sich auch die kleinsten Wolken verziehen. In Sekundenschnelle ist der Himmel leer gefegt. Dass einem die Decke auf den Kopf fällt ist heute auch vor der Haustür fällig. Der Himmel mattet schwer auf allen Köpfen, streckt sich unter der Hitze nieder. Schatten adé. Alles da draußen vermischt sich zu einer stickig drückenden Schwüle, die nicht ein- sondern auslädt. Auslädt statt raus lädt. Zwei freie Tage. Du und ich. Tausend Ideen aber kein Plan. Warum Ostsee? Wozu Kanu fahren? Die Zeit zu kurz, das Geld zu knapp. Zu nah, zu fern, zu unspektakulär. Wir zerbrechen unsere hitzroten Köpfe während der Geruch frischer Brötchen durch das Fenster in meine Stube zieht. Der Bäcker kann jetzt sparen, denke ich mir, könnte seine Brötchen genauso gut unter dem heißen Gerät da oben am Himmel backen. Während Du unser Frühstück jagen gehst, kugel ich mich auf dem Bett herum und grüble über weitere Ausflugsmöglichkeiten nach. Zwei Minuten später komme ich zu dem Schluss, dass eine Radtour bei siebenunddreißig Grad eine wahnsinnig tolle Idee wäre. Die Tür fällt ins Schloss und Du stehst vor mir, von der Hitze gezeichnet. Auch Du findest die Idee fantastisch. Wir haben weder Zelt, noch Schlafsäcke, noch die passenden Räder. Aber wir freuen uns riesig. Bevor unser „Siebenunddreißig- Grad- Fahrrad- Pfingsten“ zelebriert werden kann, bin ich ein letztes Mal für diese Woche fleißig. Mit meiner Kollegin bastele ich an einer Must – Have - Liste. In der Pause dann die Jagd durch den Einkaufskomplex. Ich horte Müsliriegel, Kohletabletten, Sonnencreme und eine Fahrradkarte. Du besorgst Brot, Campingequipement, Unmengen an Bifis und Wasser. Es ist fast schon Nacht als wir die Köpfe zusammenstecken und eine Route heraussuchen. Du warst schon nahezu überall auf der Welt, aber hinter der sächsischen Schweiz fehlt das erledigt – Häkchen. Noch. Die Himmelsrichtung steht also fest. Jetzt brauchen wir nur noch ein Wasserloch. Entlang des Radweges in vorgesehener Richtung aber absolut nichts. Mist. Unsere Augen wandern weiter und weiter, nähern sich dem Rand der Karte. Da! Eine kleine Pfütze. Das Internet gibt grünes Licht. Ziel: Stará Oleška, Tschechische Republik. Zwar absolut ortsunkundig aber da wir das Abenteuer suchen: beschlossene Sache! Wir packen die Kracksen und beschließen, den Proviant am nächsten Tag in aller Frühe vorzubereiten. Fest entschlossen stellen wir den Wecker auf sechs Uhr. Als das nervtötende Gerät dann klingelt blinzeln wir uns todesmüde zu. „Es ist sechs. Los, wir müssen aufstehen…!“ Der Wille ist da, an der Umsetzung scheitert es. Zwei Stunden später schaffen wir es endlich die Augen offen zu halten. Wir kochen Eier, schmieren Brote, packen Gemüse, füllen die Flaschen auf. Kurzer Drahtesel- Check und los geht’s. Mein Sattel ist mit einer flauschigen Decke gepolstert. Ich sitze wie die Prinzessin auf der Erbse. Das Schwänzchen am Hinterrad weht im Fahrtwind. Statt acht ist es nun halb zwölf. Pünktlich kann ja jeder. Wir reiten unter der Serengeti - Sonne auf unseren Eseln. Motiviert, glücklich und gut gelaunt. Der Fahrtwind streichelt unsere Haut. Haare zerzausen wär cooler. Da die Luft steht, ist das aber nicht drin. In Königsstein keimen die ersten Zweifel, ob unser Ziel heute wirklich noch zu erreichen ist. In Bad Schandau liege ich schließlich im Schatten auf dem von der Hitze aufgeheizten Steinboden und strecke am Ende meiner Kräfte, die nackten Beine in die Luft. Eine freundliche Dame erklärt uns die Route, die uns hinter der Grenze erwartet und füllt unsere leeren Flaschen mit eiskaltem Wasser auf. Nach dreißig Minuten Rehabilitation fahren wir weiter. Ich merke jeden einzelnen meiner vier Buchstaben, meine Oberschenkel zwiebeln. Motivation, Glückseligkeit und gute Laune scheinen mich verlassen zu wollen. In Hřensko haben wir bereits vierzig Kilometer hinter uns gelassen. Es ist achtzehn Uhr dreißig. Vier Stunden noch bis die Sonne schlafen geht. Trotz des noch langen vor uns liegenden Weges bestehe ich auf ein kühles Bierchen. Jetzt sofort. In mir erwacht das bockige Kind. Wenn Du jetzt nein sagst, schmeiße ich mich heulend auf den Boden und strample solange mit den Beinen, bis das Bier meine Kehle hinab rinnt. Angst vor dieser Eskapade macht sich breit und so klettern wir von unseren Drahteseln und setzen uns in eine Spelunke am Straßenrand. Mit am Tisch: zwei Ehepärchen, die uns gut angeheitert in ein Gespräch verwickeln. Sie erzählen von ihren seit zehn Jahren bestehenden Reisen. Wir stoßen mit ihnen an und berichten von unserer kleinen Tour. „Stará Oleška? Da habt ihr euch aber was vorgenommen. Ein ziemlich harter Anstieg der da vor euch liegt.“ Uns wird die Karte erklärt. „Je näher diese dünnen Linien aneinander liegen, desto höher liegt der Ort. Da wo die schwarzen Dreiecke sind, ist der Anstieg besonders steil.“ In meinem Kopf wandeln sich die letzten siebzehn Kilometer zu einem Horrortrip. Ich rutsche nervös auf meinem Hintern herum und denke an den Schmerz, der mich schon freudig erwartet. „Mal unter uns Frauen: Habt ihr nicht DEN High- End- Tipp für mich? Na ihr wisst schon: Sattel und Zwiebelarsch…?“ Eine der Frauen prustet los. „Fahrradhose! Ich schwöre!“ Glaub ich nicht. „Und sonst nichts?“ „Da kann man nicht viel machen. Reine Gewöhnungssache. Aber…ohne Buchse rein ins Höschen- das funktioniert bei mir persönlich immer ganz gut!“ Die Augen ihrer Männer werden plötzlich ganz groß. Darauf stoßen wir an. Die Meute wünscht uns eine gute Reise und wir brechen auf. Auf den Eseln sitzen wir jedoch keine fünf Minuten. Am Ortsausgang stehen wir mit großen Augen neben unseren Rädern. Vor uns liegen die ersten Meter einer drei Kilometer - langen Serpentine. Mein verzweifelter Blick wandert zu Dir. Ich könnte heulen. Du schmunzelst mir zu. Dabei find ich das überhaupt nicht lustig. „Na los, komm!“ Die Hände fest am Lenker schieben wir unsere Räder Meter für Meter die zehn prozentige Steigung hinauf. Ich deins, Du meins. Du bist um einiges flinker und stärker als ich, obwohl mein Packesel mindestens tausend Kilo mehr wiegt. Das bockige Kind will mich in die Knie zwingen. Ich halte das für keine gute Idee- der Teer unter uns kocht. Es dauert keine zehn Minuten und ich komme nicht mehr mit. Ich klingel wie eine bekloppte, aber die Hitze scheint Dir in den Ohren zu tanzen. Nach ein paar krächzenden Lauten erreicht mein Wort Dich endlich. Unser Wasser ist leer. Meine Körperbatterie auch. Nach jeder Kurve hoffe ich, dass es bergab geht, nach jeder Kurve schaust Du ängstlich vor meiner Reaktion nach hinten und hoffst, dass ich nicht mädchenhaft eingeschnappt den Rückweg einschlage. Die Herzchen in meinen Pupillen bekommen Risse. Meine Augen verschießen nun Zornesblitze. Du bleibst hart, versuchst mich zu motivieren: „Du musst beißen!!!“ Noch ein Zornesblitz, direkt in your face. Immerhin, mit jeder Kurve umgibt uns mehr Dickicht- die Sonne prasselt nicht mehr so sehr. Irgendwann dann: das Grün lichtet sich. Zu unserer rechten im Wald versteckt ein verwilderter Friedhof mit zerfallener Kapelle. Links von der Straße ein verlassenes Haus. Es sieht aus wie gemalt, erinnert an einen Horrorfilm. Angenagelte Holzbretter sollen die zerbrochenen Fenster verstecken. Wir erreichen die Bergspitze. Janov. Endlich! Ich atme auf. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit huscht ein müdes Lächeln über meine Lippen. Wir steigen wieder auf, trampeln zielstrebig in die Pedale. Zwei, drei Mal werden wir mit einer langen entspannenden Abfahrt belohnt. Links, rechts, geradeaus, bergauf, bergab. Die letzten Kilometer zwingen uns das ein oder andere Mal runter von den Vehikeln. Als wir das Ortseingangsschild von Stará Oleška durchfahren, jubelst Du laut auf und streckst deine Arme siegessicher gen Himmel. Triumphales Bild aus meiner Perspektive. Hätte ich das gemacht, hätte ich mich höchstens filmreif um einen Baum gewickelt. Viertel zehn dann stehen wir vor der Empfangsbaracke des Zeltplatzes. Der Besitzer in Latzhose und mit blauer Nase mustert mein Rad. Er sagt, dass wir bei der Abreise zahlen sollen. Wir schieben die Drahtesel quer über den Zeltplatz und suchen uns ein Nest nahe dem Bergwasserloch. Der Platz ist übersät mit Wohnwägen, bunten Zelten, großen und kleinen Holzbarracken. Es riecht nach Steaks und Bratwürsten. Die Menschen plappern ausgelassen durcheinander. Ich fühle mich wie im Urlaub. Gar nicht so weit weg von der Heimat und doch so abgeschieden an einem völlig unbekannten Ort. Secret Spot ahoi? Fehlanzeige. Nach ein paar Minuten stellen wir fest, dass es in Stará Oleška von Deutschen nur so wimmelt. Innerhalb von fünf Minuten steht das Zelt, die Esel sind angebunden und wir in Badeklamotten. Die Sonne geht gerade unter während wir im Wasser plantschen. Der ganze See gehört uns. Quakende Frösche liefern uns die perfekte Geräuschkulisse. Auf der Holzbank vor dem Zelt essen wir die geschmierten Brote und trinken Wein. Nach fast zehn Stunden und sechzig Kilometern fallen wir in einen komaähnlichen Schlaf aus dem wir so schnell auch nicht mehr aufwachen. Der nächste Tag: Rückzug. Die Sonne ist heißer, die Luft dicker und wir unmotiviert. Wir schaffen es nach dem Aufwachen nicht die Augen offen zu halten und schlafen immer wieder ein. Aber irgendwann hat die Sonne keine Gnade mehr und scheint selbst im Schatten jedem ordentlich Feuer unter dem Arsch machen zu wollen. Noch einmal den Bergsee genießen, die letzten Brote essen, zusammenpacken. Wir schaffen es erst am Nachmittag den Rückweg anzutreten. Nahe der Empfangsbaracke torkelt der Besitzer an uns vorbei. Er grinst uns mit seiner blauen Nase entgegen und verabschiedet sich mit einer winkenden Geste. Zehn Taler gespart: check! Auf dem Weg zurück gen Heimat erlauben wir uns mehrere Schmaus- & Bierpausen vor der Kulisse der grau- weiß- gesprenkelten Sandsteine der böhmischen Schweiz. In einem Dorf füllt man uns die leeren Flaschen mit kühlem Nass. Weil es größtenteils bergab geht ruhen wir uns auf dem gefährlichen Halbwissen, bald Daheim zu sein, aus. Als wir um neun immer noch zwanzig Kilometer vor uns haben kapituliere ich. Das bockige Dickkopfkind gewinnt. Ich bremse, steige vom Rad und schmeiße es an den Wegesrand. Du stehst vor mir und schaust mich zufrieden lächelnd an. Wie so oft. Egal ob Dickkopfkind oder nicht. Auf dem Rücken liegend strecke ich alle Viere von mir und schließe die Augen. Immerhin, zur Geisterstunde lagen wir selig in unseren Betten.
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Tagebücher eines Totgeweihten
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Nun ist es sicher, ich weiß es. Ich werde von euch gehen. Ich werde diese Erde verlassen mit Körper und Geist. Ich werde sterben. Ich weiß noch nicht wann und wo es passieren wird, auch nicht wie oder warum, aber es wird passieren. Eines Tages ist sie gekommen die Zeit. Die Zeit zu gehen. Und nur dann zählt es wer man ist, was man tut, wie man fühlt. Nur dann zählt es ob man glücklich ist, ob man sein Leben bereut oder sagt: Das war es und es war gut! Ich weiß nicht was morgen sein wird, ich weiß ja nicht mal was in 3 Sekunden ist. Ich weiß nicht wie es passieren wird, ob es ein Unfall oder eine Krankheit sein wird. Eine Gewalttat oder einfach nur die erdrückende Widersprüchlichkeit der Liebe. Aber ich habe in der Hand was dann sein wird. Ob ich sagen werde: "Adieu, es war schön, ich werde euch vermissen" oder "Endlich nimmt dieses Siechtum ein Ende". Ich habe es in der Hand ob ich glücklich bin, zufrieden mit dem was ich habe und bin. Ich kann entscheiden, jetzt schon wie ich die Sache angehen will. Ob ich alles kritisieren und kaputt reden muss oder ob ich einfach mal die positiven Sachen erkenne, so klein sie auch sein mögen. Ich will nicht der Misantroph sein zu dem mich diese Welt zu machen versucht, nicht der verbitterte Diletant der alles weiß und vorallem weiß das alles schlecht ist. Ich will sagen "Ich liebe dich". Ich will es allen sagen, der Welt, den Menschen, der Natur, jedem Sandkorn in der Wüste. Ich will sagen es ist perfekt, denn es ist das was es ist und ich mache was daraus. Jeden Tag ab jetzt will ich sie genießen, diese undendliche Schönheit des ganzen aber doch nicht perfekten und genau deßhalb perfekten. Ich will lachen, die Welt küssen und zufrieden ins Grab steigen, zufrieden mit der Welt und mir. Und das wird es sein was die Zeiten überdauert. Mein Vermächtnis. Die Worte, diese unglaublichen Konstrukte aus Logik, Kommunikation und Liebe. Meine Worte, sie werden bleiben, ob man sie beachtet oder nicht, sie werden länger bleiben als ich. Denn das ist er der Sinn, mein Sinn des Lebens! Es zu sein, es zu genießen, mich daran zu freuen wie es ist, wunderschön. Und das ist sie die Erkenntnis die mich eines Tages mit einem Lächeln ins Grab begleitet!
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k0pfchaos
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Erstes Treffen
Und am Ende bleibt nur die Erinnerung...
Du siehst mich an, mit diesen herrlichen blaugrauen Augen und mein Herzschlag beschleunigt sich. Immer noch. Dein Blick wandert an mir herab. Mir wird schmerzlich bewusst, dass ich nur ein altes, ausgeleiertes Bandshirt und Jogginghose trage. Verdammt. Zu meiner Verteidigung: Es ist Sonntag und ich wollte nur eben Milch und Pizza kaufen. "Hey Prinzessin! Lange nicht gesehen. Wie gehts?" Diese Stimme. Warm, tief, weich. Meine Gedanken verheddern sich. Langsam stottere ich:"Mir? Mir gehts...ganz okay. Und dir?" Volltrottel! , beschimpfe ich mich innerlich. In meinen Fantasien hatte ich mir vorgestellt, ich sei total cool, lässig. Als lasse mich alles kalt. Und jetzt? Hier stehe ich, im Schlabber-Look, ungeschminkt, stottere hilflos vor mich hin. Klinge wie die verletzte, deprimierte, überraschte Ex, die ich leider tatsächlich bin. Das absolute Gegenteil von cool oder lässig. Mist, verfluchter. Wenn es nach mir ginge -und es einen gnädigen Gott gäbe- sähe ich aus wie ein Topmodel, du wie ein Wrack und würdest mich anflehen, es doch nochmal zu versuchen. War irgendwie klar, dass es nicht so läuft. Schließlich ist das die Realität. "Das ist doch toll. Mir gehts super. Äh...nettes Outfit. Mal was anderes. Hat mich gefreut, dich wiederzusehen. Du, ich muss los, bin noch verabredet. Bye." Weg ist er. Da stehe ich nun, Milch in der einen, Pizza in der anderen Hand, den Tränen nahe. Eine einzige Begegnung, die das Herz bluten lässt. Hastig bezahle ich, denn ich will einfach nach Hause, mich in die Wanne legen.Weinen. Den Tränen freien Lauf lassen. Weil ich herumlaufe wie ein Schatten, während mein Ex bereits Verabredungen hat. Könnte es nicht ein Kumpel sein, flüstert eine Stimme in meinem Kopf. Eine andere zischt: Pah, er doch nicht! Du kennst ihn zu gut. Der sagt nicht, dass er verabredet ist, wenn er einen Kumpel trifft! Weil ich leide, er hingegen nie besser ausgesehen hat. Scheiße. Die Welt ist ungerecht. Endlich, endlich bin ich zuhause. Das Wasser läuft ein, Rotz und Wasser heulend lege ich mich hinein, gebe mich voll und ganz meinem Kummer hin. Wozu gibt es Gefühle? Ach ja - damit Arschlöcher was zum Spielen haben. Gut, jetzt verallgemeinere ich. Ist mir egal. Schluchzend vor Unglück frage ich mich, ob dir unsere Trennung gar nichts ausmacht. Vier Tage und du - du scheiß Mistkerl!- wirkst sehr zufrieden. Habe ich dir je etwas bedeutet? Oder habe ich mir alles eingebildet? Bin ich diejenige von uns beiden gewesen, die es gewagt hat, Gefühle zu investieren? Wahre, tief empfundene Gefühle. Die mich jetzt zerreißen. Gerade, als ich denke, ich habe mich ausgeheult, fällt mein Blick auf dieses Bild. Du küsst mich. Mit voller Wucht trifft mich die Erinnerung an den Geschmack deiner Lippen, süß wie Schokolade, vermischt mit Karamell. Dein Geruch, salzig wie das Meer. Deine warme Haut auf meiner. Dein bezauberndes Lächeln. Erneut bin ich ein lebendiger Wasserfall. Und weiß doch, dass es ein nächstes Mal geben wird. Das ist das Gefährliche an der Liebe. Im Augenblick könnte ich schwören, dass ich mich nie wieder verliebe.  Ich kann es mir in meinem Schmerz, der so unendlich erscheint, nicht vorstellen. Aber es gibt immer ein nächstes Mal. Einen neuen Typen, der mein Herz, meine Seele berührt. Mich (vielleicht? wahrscheinlich?) verletzen wird. Das ist das Geheimnis: Du wirst zuerst verrückt. Bist überglücklich. Dann wirst du verletzt, und die Zeit heilt die Wunde. Möglicherweise. Ein ewiger Kreislauf. Außer natürlich, du findest "den Richtigen". Die einzig wahre Liebe. Nur: wie hoch stehen die Chancen? Unter sieben Milliarden Menschen, möglichst noch innerhalb der ersten, sagen wir, achtzig Jahre (man will schließlich auch was voneinander haben)? Gute Frage. Sowas lernt man nicht in der Schule.
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Auf der Suche
nach Halt.
Die Räume sind dunkel und doch hell erleuchtet, in allen Farben dieser Welt. Hell, Dunkel, Rot, Grün, Dunkel, Schwarz. Sie taumelt durch das Lichtermeer. Angetrieben durch laute, schallende Musik, tanzt die Menge wild durcheinander, schmeißt sich von links nach rechts, vorne und hinten. Man rempelt sich an, verkippt Getränke, lacht darüber und rempelt den Nächsten an. Sie spürt die Ellenbogen der Anderen im Rücken, die Vodka-Mische auf ihrer Bluse und ein lautes Dröhnen in den Ohren, während sie in der Menge untergeht. Und plötzlich fühlt sie sich allein. Die Welt um sie herum scheint sich zu drehen, wird schneller und lauter. Sie steht nur regungslos da und sucht nach ihrem Gleichgewicht. Ihr Blick schweift durch den Raum, bleibt mal hier hängen und mal dort, verweilt aber jeweils nur kurz. Ein scheues Tier auf der Flucht, auf der Suche nach Halt. Halt könnte ihr vielleicht der Mann an der Theke, im grauen Shirt, mit den starken Armen geben. Seine Hände so groß, man könnte die Welt rein legen, oder eben ihr kleines Herz. Aber vermutlich würde es dort nur verkühlen. Sein Körper mag vielleicht Halt geben, aber Wärme findet man bei ihm nicht. Also irrt sie weiter. Sie bahnt sich durch tatschende Hände und tretende Füße, Farben und Gesichter. Manch einer schaut sie an. Oder blickt durch sie hindurch? Sie weiß es nicht genau, doch es widert sie an. Ihre lüsternen Blicke, der Sex in ihren Augen, Hände, die auf einmal viel zu nahe kommen. Sie will nur noch weg. Ihr erster Zufluchtsort: Das Damenklo. Die Musik ist nur noch halb so laut, die gierenden Männer sind ausgeschlossen, das Licht ist wieder einfarbig. Wenn nur der Gestank nicht wäre. Passend dazu, der Blick in den Spiegel. Müde Augen und verschmiertes Make-Up. Auf Toilette wird ihr erst bewusst, wie viel sie schon getrunken hat, während ihr Körper von einer Wand zur anderen kippt. Schöner geworden sind die Männer trotzdem nicht. Die Tür schwingt auf und der Song schallt ihr entgegen. Er reißt sie mit sich und lässt sie tanzen. Sie fühlt die Musik in ihrem Körper, kann sie spüren. Und sie tanzt, als ob die Musik diese Nacht nur für sie spiele. Sie windet und sie dreht sich und sie fühlt sich gut in ihrem Körper, in diesem Raum, in dieser Nacht. Sie zieht die Männer quasi an, während diese sie mit ihren Blicken ausziehen. Und es gefällt ihr. Ihr gefällt, wie die Männer sie anschauen, sich ihr nähern und sie begehren. Sie kann ihr Verlangen spüren und gibt sich der Verführung hin. Sie lässt sich fallen in die Musik und die Lichter, fällt in die starken Arme im grauen Shirt. Es gibt ihr Halt. Und wenn auch nur für eine Nacht.
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Sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann sehen wir uns in Bielefeld!
Entgegen allen Verschwörungstheorien: Bielefeld existiert... und tut noch so viel mehr als das!
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Bielefeld neben Städten wie Chemnitz oder auch Bochum zu den meist-veralberten Orten in Deutschland gehört. Comedians aus Film und Fernsehen sagen es oft und gerne: In Bielefeld liegt der Hund begraben. Über Bochum gibt es wenigstens noch einen populären Song und in Chemnitz... na ja in Chemnitz gibt es einen überdimensionalen Karl-Marx-Kopf aus Stein zu bewundern, aber in Bielefeld? Was hat diese Stadt zu bieten? So einsam und allein wie sie dort am Teutoburger Wald liegt? Zuerst einmal ist festzuhalten, dass Ostwestfalen generell sehr lustige Zeitgenossen sind. (siehe Ingolf Lück, Oliver Welke, Ingo Oschmann, Rüdiger Hoffmann etc. und tralala) Dies fand vor kurzem auch eine große Lokalzeitung heraus und beschäftigt sich seither mit diesem ominösen Humor-Phänomen! Aber sind die Ostwestfalen wirklich so charming? Eine Tour durch Bielefelder Kneipen gibt Aufschluss: Wer sich innerhalb der Woche ins Sounds in der Siegfriedstraße verirrt, der weiß von der Freundlichkeit der Bielefelder ein Liedchen zu Trällern. Hier gibt es jede Menge Aktionen die ganze Woche hindurch. Vom Studentenangebot "Reich wie ein Scheich" am Montag, wo man mit Studi-Ausweis eine Mahlzeit plus Getränk zum Nachspülen für nur fünf Euro bekommt über das britpoppige Poplabor am Dienstag bis hin zum Burger-Tag am Mittwoch, an dem es zudem noch alle Brötchen mit Fleischeinlage für läppische drei Euro gibt. Besonders Studenten, Junggebliebene und Arminen-Fans (am Wochenende) treffen sich hier zum allgemeinen Klatsch und Tratsch bei gedimmtem Licht, guter Musik und Eckkneipen-Ambiente mit Wohlfühl-Charakter. Die Bedienung ist dabei ebenso nett wie die wechselnden Events. Weitere äußerst nette Kneipen in Bielefeld sind das Dockside am Klosterplatz mit täglicher Happy Hour von 17-20 Uhr und einem riesigen Cocktail-Angebot und Service-Kräften, die an der Bar um ihr Leben mixen, sowie der Irish Pub im Rathauskeller mit regelmäßigen Live-Musik Veranstaltungen, das Alex und das Café Wunderbar, die ebenfalls einen Besuch wert sind. Gut und günstig essen kann man auch im Al Dente in der Nähe des Stadttheaters und Rathauses. Hier trifft man öfters auch mal einen Bundesligisten an, sprich Spieler von Arminia Bielefeld, dem durchaus bekannten Fußballverein der Stadt. Mittags gibt es 30% auf alle Speisen, bessere Pasta gibt es nirgends in ganz Bielefeld (Ich spreche aus Erfahrung!). Wer's gerne noch günstiger hat, der geht ins Limerick gegenüber von Radio Bielefeld und Modemogul (lustiges Wort, oder?) Gerry Weber. Geheimtipps in Sachen Essen befinden sich auch am Siegfriedplatz (Der Koch) und in Jöllenbeck (O Sole Mio)... Vielleicht einfach mal vorbeischauen! Is(s)t man dann erstmal kugelig rund gefressen, bleibt die Frage: Und nu? Schlosshof oder Disko? Disko natürlich. Der schönste Biergarten in Bielefeld ist wohl im Schlosshof, aber auch andere Lokalitäten bieten neuerdings einen Biergarten an. Der Ringlokschuppen an der Stadtheider Straße ist eine dieser Lokalitäten. Der RLS oder RiLoSchu oder aber auch Schuppen, wie auch immer man dieses Monstrum nun nennen möchte, ist der Nachfolger des legendären PC69. In drei "Areas" wird hier gefeiert, was das Zeug hält. Auch wenn's nicht wirklich alternativ ist, ist es für Freunde der alternativen Musik noch immer ein Zufluchtsort an veranstaltungstechnisch eher mauen Wochenend-Tagen. Wer Underground mag, der geht ins Forum. Legendärer Laden in der alten Boge-Kompressoren Fabrik. Hier macht man bewusst auf klein und fein. Schön sind die verschiedenen Parties wie Tinnitus- oder Electric Lounge! Zudem gibt es im Forum immer wieder tolle Konzerte und nette Ideen wie zum Beispiel das Kellerbandfestival oder aber auch Tischußballturniere (auf Großleinwand!!!)! In unregelmäßigen Abständen sind auch Open Mic Abende und Motto-Parties drin! Lustig ist auch, dass das Forum früher in einer kleinen Nachbarstadt beheimatet war und zwar in dem Gebäude wo heute das Polizeirevier ist. Na ja, man denke nur an Konzerte von Soundgarden oder Nirvana, die einst im Forum spielten als sie noch so klein mit Hut waren... Mein Bruder könnte euch da Geschichten erzählen! Zum Weggehen auch bestens geeignet sind im übrigen das JZ Kamp, wo meiner Meinung nach immer noch die besten Bands spielen und gelegentlich relativ gelassene Parties stattfinden. Immer wieder gerne besucht werden auch die Pop meets Guitar Parties der DJ's Guigsy und Dent, die früher im Chattanooga das Haus rockten. Dieser tolle Laden hat nun leider seit einiger Zeit offiziell geschlossen. Schade. Seitdem Bielefelder Polizisten auch auf RTL2 ihr Unwesen treiben und "Ärger im Revier" verfolgen, kann man übrigens auch hautnah dabei sein, wenn in Bielefeld mal wieder ordentlich über den Durst getrunken worden ist. Dies passiert eigentlich jedes Jahr an einem Wochenende im Mai, wo der Leineweber-Markt, das Bielefelder Stadtfest stattfindet. Während Herforder Pils und Barre Bräu in Strömen fließen, feiert man zu dieser Jahreszeit auch jedes Jahr entweder den Auf- oder Abstieg der Arminia. Je nachdem, wie man halt so zum Thema Fußball steht. Schön und fein sind auch der Karneval der Kulturen, das Theaterlabor im Tor 6 und das Weltnachtfestival im Ravensberger Park. Hier kann man wirklich noch staunen... vor allem darüber, wie kultiviert (und freaky) diese Bielefelder tatsächlich sind. Abschließend darf man natürlich nicht vergessen, dass Dr.Oetker aus Bielefeld kommt. Ohne den läuft gar nix! Dank der großen Bielefelder Uni, der mehr einem Bahnhof als einer akademischen Einrichtung gleicht, ist natürlich auch für genügend Nachschub in Sachen Jugend gesorgt. Alles in allem, lässt sich also eines feststellen: Chemnitz und Bochum müssen sich verdammt warm anziehen, denn: BIELEFELD rockt... wenn auch nur ein bisschen...
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Niemals
Lieber verstecken, als zuzugeben...
Niemals werd ich dich haben, nicht, dass ich es will. Niemals wirst du mich lieben, denn ich werde dich ja auch niemals lieben. Niemals wirst du mir mein Herz stehlen, denn natürlich werde ich es niemals an dich verlieren. Niemals stelle ich mir vor, wie es wäre mit dir, weil ich es ja gar nicht wollen würde, dass mit dir. Niemals wirst du mir einen Kuss geben, denn ich würde dir ja auch niemals einen Kuss geben. Niemals wirst du mich halten, denn ich würde mich niemals fallen lassen. Und niemals würde ich mir etwas vormachen, bloß um so zu tun, als würd ich dich gar nicht lieben, denn das tu ich ja auch nicht.
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Sie-Wir
Sie, die eine. Sie, sie alle. Die, die alle rennen. Doch sie, sie sieht es.
Oberflächlich, in schwarz und rot gepackt. Mit Fliege oder Schlips, sie lachen und klagen. Doch sind sie alle hier um sich mitzuteilen und gesehen zu werden. Für die Oberschicht, das Highlight des Jahres. Doch sie sehen verkleidet aus. Sie tanzen viel zu steif, kennen sie überhaupt Spaß? Sie grinst fröhlich in die Kamera und posiert für den Fotografen. Sie hat Spaß und erntet dafür schiefe Blicke, das ist ein pures Fest. Ihr Kleid ist auffällig, doch schlicht und so gar nicht für einen Ball gedacht. Aber es ist schön, erfrischend. Wenn Zeit da ist, beobachtet sie die Puppen mit ihren Fäden, wie sie auf und ab hetzen. Wie sie über Witze lachen, die sie nicht verstanden haben oder sie gar nicht interessieren. Keiner verbringt den Abend mit diesen Menschen, jeder rennt für sich. Es ist ein gewaltiges Spiel. Unbemerkt wird es gespielt. Um etwas Weißbrot gegen den kleinen Hunger zu bekommen, muss man hier europäisches Papier im Wert einer zehn darauf mitbringen. Sie freuen sich, wenn sie mit einer teuren Flasche Sekt am Tisch gesehen werden, aber eben, „nur“ Sekt. So weit reicht es dann doch nicht. Sie findet es interessant und nimmt sich ganz aus dem Geschehen. Sie schaut einfach nur zu und ist schockiert. Ihre Gedanken schweifen ab. In den Alltag, wenn dieses Spiel gemeinschaftlich gespielt wird. Wenn die Grenzen verwaschen sind und jeder teil nimmt, ohne es zu bemerken. Jeder spielt eine Rolle. Auch sie selbst. Denn oft hört sie, wie sie ihre Mitmenschen beurteilen und ist schockiert, da sie weiß dass sie doch ganz anders ist. Nun ob gut oder schlecht. Es zeigt, dass man sich dem nicht entziehen kann. Doch sie will es schaffen. Sie hat es geschafft, die Welt mit diesen Augen zu sehen. Ein Mann stellt eine leere Flasche Wein auf den Tisch, grinst und nickt. Auf die Aussage, dass beim nächsten Mal bitte noch etwas in der Flasche sein sollte, reagiert er etwas verwirrt und grinst unsicher. Vielleicht fand er diese Bemerkung an diesem Ort unangebracht, vielleicht war er auch einfach nicht schlagfertig genug. Wir können, aber wir wollen uns diese Flasche Wein nicht leisten. Ein Orangensaft reicht uns da völlig. Es gibt einen VIP Raum und eine Cocktailbar. Um in den VIP Raum zukommen muss man Geld bezahlen. Für was? Um eine Band zu sehen die man nicht kennt, die es vielleicht gar nicht wert ist gehört zu werden. Und um Geschäftsmännern und ihre Frauen außer Rand und Band zu erleben. Sie war in diesem Raum und es war unspektakulär. Das war zu viel des Guten. Früh am Abend holte sie ihren Mantel und ihre Winterschuhe an der Garderobe. Lief vor die Tür, in das Schneegestöber. Und stieg in den alten kalten silbernen Kombi. Als sie in den Kofferraum und dieses Gesicht hinter dem Lenkrad sah, da war für jeden ersichtlich was sie erdete.
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andreas.schwarz
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Wie ich es schaffte, der Bulimie endgültig zu entkommen
Es war wieder einer dieser Tage, an denen ich das unkontrollierbare Verlangen nach Fast Food und Süßem aller Art hatte -
einer dieser Tage, der mich noch tiefer in den Kreislauf aus Essen und Erbrechen hineintreiben sollte. Doch dieser Tag war auch anders, denn ich erkannte, dass es so einfach nicht mehr weitergehen konnte, dass ich etwas ändern musste. Mit dieser intrinsischen Überzeugung war der erste Schritt Richtung Genesung getan. Eigentlich hatte ich früher ein gutes Verhältnis zu mir selbst, doch obwohl ich in der Pubertät nur leicht übergewichtig war, wurde ich in der Schule oftmals wegen meines Aussehens gehänselt und fertig gemacht. Zu dick sei ich, haben sie gesagt, „fett“ haben sie mich genannt. Das hat mich verletzt, denn eigentlich fand ich mich in Ordnung, so wie ich war. Doch irgendwie hatte ich ab einem gewissen Zeitpunkt einfach verlernt, mir selbst zu vertrauen. Stattdessen habe ich das geglaubt, was die anderen gesagt haben und mich schlecht gefühlt – die Gefahr des Mobbings . So begann die Zeit, die ich rückblickend als die schwerste meines Lebens bezeichnen würde. Ich aß mehr als sonst, weil ich mit dem Kummer nicht anders umgehen konnte. Nach meinen Heißhungerattacken fühlte ich mich schlecht. Da waren sie wieder, die Schuldgefühle. Ich erbrach erst selten, was ich gegessen hatte, dann immer häufiger. Heute weiß ich, dass man an Bulimie, der Ess-Brechsucht, im schlimmsten Fall auch sterben kann. Das ist keine gesunde Diät, kein gesundes Abnehmen, über das es im Internet so viele Informationen gibt. Vielmehr ist Bulimie auch gekennzeichnet durch ein gestörtes Verhältnis zu der eigenen Person. Nachdem ich mich also in zunehmendem Maße sowohl nach dem Essen als auch nach dem dann folgenden Erbrechen hundeelend gefühlt hatte und ich inzwischen schon chronisch werdende Magenschmerzen entwickelt hatte, beschloss ich, dass es so einfach nicht mehr weitergehen konnte. Zwar hatten mich meine Familie und Freunde schon öfter gefragt, ob ich krank sei, weil ich oft blass gewesen war. Doch ich verneinte mit meiner Standardausrede, dass ich nur schlecht geschlafen hatte. Bulimie ist, wie ich in der Psychotherapie lernte, nicht nur in meinem, sondern in vielen Fällen ein heimliches Leiden, das den Betroffenen nicht nur ihr Selbstwertgefühl raubt, sondern auch mit jeder Menge Scham besetzt ist. Gerade bei Männern ist das ein schwieriges Thema. Schließlich wird doch von Männern per se schon erwartet, dass sie immer taff und stark sein müssen – egal, was kommt. Doch das ist alles Quatsch, denn wichtig ist nicht, was die anderen sagen, sondern was man selbst über sich denkt. Heute weiß ich, dass ich ok bin, so wie ich bin. Ich weiß, dass andere Menschen immer reden werden und ich weiß, dass es keine gute Idee ist, Stress und Sorgen mit gesundheitsschädlichen Kompensationsmethoden zu neutralisieren. Ich habe dank meines Therapeuten andere Wege als das Essen gefunden und mache regelmäßig Sport und Entspannungsübungen, wenn es mir im Alltag einmal wieder zu viel geworden ist. Meine Familie weiß Bescheid und versteht heute, dass ich damals einfach nicht sagen konnte, was wirklich mit mir los war, denn zu einem großen Teil wusste ich es ja nicht einmal selbst. Heißhungerattacken habe ich auch heute noch manchmal. Als komplett geheilt würde ich mich trotzdem bezeichnen. Ich kann Essen wieder ohne schlechtes Gewissen genießen. Einen Drang, mich permanent nackt im Spiegel zu betrachten oder jeden Tag zweimal auf die Waage zu steigen, verspüre ich nicht mehr. Tags: Bulimie, Therapie
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Mein letzter Wille
Was passiert mit deinem Internetprofil, wenn du tot bist?
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Lou1980
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Nie wieder im selben Raum
Ich bin müde. Ich stehe seit drei Stunden neben meiner Mutter, die nicht weiß, was sie tut. Wann kommt der Arzt endlich? Die Polizei ist schon da.
Ich schlafe noch, als das Telefon klingelt. Ich tapse in den Flur und hebe ab. Am anderen Ende der Leitung höre ich meinen Vater schreien. ,,Nicht schon wieder,"denke ich. Diesmal ist es anders, er sagt, ich solle sofort kommen, meine Mutter wäre nicht bei Sinnen. Ich ziehe mich leise an und küsse meinen noch schlafenden Freund zum Abschied. Dass ich sein Auto nehme, merkt er später, Zug fahren würde jetzt zu lange dauern. Eine halbe Stunde später komme ich bei meinen Eltern an. Ich höre laute Musik aus der Wohnung dröhnen Ich wundere mich noch, denn meine Mutter kann laute Musik nicht ausstehen. Ich öffne die Tür mit meinem Schlüssel, den mein Vater mir für Notfälle gegeben hat. Mein Vater sitzt auf dem Sofa, meine Mutter nebenan in der Küche und aus dem Wäschekorb im Flur dringt Rauch. Ich schaue hinein und sehe eine in ein Handtuch eingerollte Zigarette, die ich sofort unter kaltes Wasser halte. Ich suche die Wohung nach weiteren Fallen ab, kann aber nichts entdecken. Das heiße Bügeleisen übersehe ich. Ich setze mich zu meinem Vater und frage ihn, ob er schon irgendwas unternommen hat. Er sagt, die Ärztin wäre vor neun Uhr nicht zu erreichen. Ich ärgere mich, denn ich weiß, dass Mama sofort in die Klinik muss. Aber ohne Arzt keine Einweisung, das weiß ich inzwischen. Meine Mutter kommt hinzu und fragt mich, was ich mir dabei denke, einfach aufzutauchen, sie bräuchte mich nicht. Ihre Augen funkeln wütend und ehe ich mich versehe, reißt sie mir das T-Shirt vom Leib, um meinem Vater meine Tätowierung zu zeigen, die ich vor ihm verstecke, um ihn nicht zu schockieren. Ich habe es meiner Mutter vor Jahren erzählt, damals, als wir noch Geheimnisse teilten. Ich stehe halbnackt vor meinen Eltern, ich fühle mich furchtbar. Ich wusste nicht, wie stark meine Mutter sein kann, wenn sie will. Mein Vater wirft mir schnell ein T-Shirt zu. Ich versuche meine Mutter zu beruhigen, sie wendet sich ab und läuf zum Balkon. Mein Vater und ich hetzten hinterher und können sie gerade noch von der Brüstung ziehen. Sie wehrt sich, beißt und schlägt um sich. Ich schließe die Haustür vorsorglich ab und verstecke den Schlüssel. Sie schreit um Hilfe. Mein Vater wirft mir das Handy zu und sagt, ich soll im Krankenhaus anrufen. Ich tue,was er sagt, muss aber hören ,dass die Ärztin noch nicht da ist. Ich werfe das Handy in die Ecke, meine Mutter läuft wieder zum Balkon. Mein Vater, der bis dahin sehr gefasst wirkte, packt sie und zieht sie auf die Couch. Meine Mutter schreit. Wir sollen sie rauslassen, sie müsse einkaufen gehen. Wir versuchen ihr zu erklären, dass sie in ihrem Zustand nicht einkaufen gehen könne,sie solle sich ersteinmal beruhigen. Sie steht auf und geht ins Bad. Wir gehen hinterher und warten vor der Tür. Als sie rauskommt, steht sie im Türrahmen. Sie versteckt etwas hinter ihrem Rücken, ich drehe den Kopf, um zu sehen, was es ist. Es ist das Bügeleisen, welches sie mir entgegenschleudert. Ich fühle die Wärme, kann mich aber im letzten Moment wegdrehen, sodass es meinen Körper nur streift. Mein Vater reißt ihr das Bügeleisen aud der Hand. Sie lacht, es ist sehr amüsant für sie zu sehen, wieviel Angst ich in dem Moment vor ihr habe.Ich fange an zu weinen, ihr Lachen wird lauter. Dann wird es ruhig, meine Mutter steht im Raum ud starrt in die Luft. Mein Handy klingelt, es ist die Ärztin. Sie wäre in einen halben Stunde da, wir sollen sie ruhig halten. Die halbe Stunde kommt mir vor wie ein halber Tag! Ich zittere. Mein Vater sieht richtig alt und klein aus. Meine Mutter betet laut. Als es an der Tür klopft, schrecke ich auf. Es ist die Polizei, die Nachbarn hätten wegen der Lautstärke Alarm geschlagen. Meine Mutter sagt, wir würden sie festhalten. Die beiden Beamten mustern uns kritisch. Mein Vater eklärt in kurzen Worten, was passiert ist, sie nicken nur, telefonieren mit den Behörden. Als die Ärztin kommt, schreibt sie sofort die Zwangseinweisung. Ich bin erleichtert. Ich bin allein mit meinen Vater, wir packen einige Sachen zusammen. Dann trinken wir Kaffee und schweigen. Ich stehe in der Klinik und übergebe dem Pflegepersonal die Tasche für meine Mutter. Ich frage, ob ich kurz zu ihr kann, die Krankenschwester nickt. Da stehe ich nun vor dem Bett, meine Mutter wurde fixiert und schläft. Das war das letzte Mal, dass ich mit meiner Mutter alleine in einem Raum war.
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Sperrzone Herz
Sie berühren mich. Keiner berührt mein Herz. Mein Herz war deines. Jetzt ist es wieder meines. Und da dürfen sie nicht hin. Zu intim. Sperrzone.
So ist das im Leben. Man geht oder wird gegangen. Und das hat alles einen Sinn. Und die Welt dreht sich weiter. Und dreht sich, und dreht sich. Dreht sich nicht mehr um dich, dreht sich nur mehr um mich. Ich bin alles was zählt. Ich bin der Mittelpunkt meiner Welt, nicht der Mittelpunkt deiner. Der war ich nie. Ich wache endlich auf, ich erblühe. Es ist ein schönes Gefühl, bis die Realität mich einholt. Ich bin einsam, manchmal auch zweisam, aber doch nie gemeinsam. Sie kommen und gehen, keiner bleibt. Keiner darf bleiben. Du durftest, aber das wolltest du nicht. Alles ist jetzt gut. Ich bin glücklich. Oft. Manchmal. Manchmal auch nicht. Ich bin mir wichtig, keiner sonst. Keiner kommt mehr dorthin wo du warst. Und doch hoffe ich, dass es einer tut. Aber nicht du. Nicht mehr. Wir waren, ich bin. Ich kann jetzt sein. Ich kann jetzt wieder leben. Frei leben. Alles tun was ich will und mit wem ich will. Mit ihnen. Sie küssen mich. Sie berühren mich. Keiner berührt mein Herz. Mein Herz war deines. Jetzt ist es wieder meines. Und da dürfen sie nicht hin. Zu intim. Sperrzone. Ich bin jetzt wie du. Ich lasse keinen mehr an mein Herz. Sie sind mir so fremd. Ich bin mir so fremd. Aber ich lebe. Ich bin glücklich. So glücklich wie lange nicht. Und doch schreit mein Herz nach Liebe. Sei still, Herz! Schweig. Du willst keine Liebe. Doch das willst du. Und irgendwann, vielleicht schon bald, oder auch später… wird einer kommen und mein Herz berühren!
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riotsk
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There´s a fever in der Matrix, Baby.
"In the ashes of the fire/ An image of the queen.../ Sour yellow sounds inside my head/ In books/ And films/ And in life/ And in heaven"
Lass es bluten. Am Rande Deiner Möglichkeiten zur Besinnung kommen. Fast greifbar steht die bittere Erkenntnis plötzlich und unmittelbar vor Dir. Ein böses Erwachen. In Granit gemeißelt. Mit bloßen Händen von Wind und Regen bearbeitet, die alles beherrschend über das pechschwarze Meer peitschen wie tausend wilde Pferde. Die Wellen auftürmen lassen. Ereignisse und Zeichen wie Treibgut an den Strand spülen und den Takt Deines Lebens im Rhythmus der Gezeiten vorgeben. Leise vor sich hin schnauben, wenn Du Deine Hände in das kalte und graue Nichts tauchst. Ängstlich bis zum Grund des Meeres vortastend. Der Grund für alles im Hier und Gestern. Unheilvoll ertönt es in Deinen Träumen. Hinter Deinen Augen tanzen flimmernd die hölzernen Puppen und verdrehen die Rollen und Köpfe. Mit vertauschten Stimmen flüstern sie Dir ihre verlogenen Geschichten ins Ohr. Süß tropft es wie Honig von Deinen Schläfen. Du schläfst unruhig in Erwartung eines neuen Morgens. Ein weiterer Tag voller Hingabe und Eifer im Dreck fremder Erwartungen. Du schläfst schon viel zu lange. Sei die Königin der Asche, die vom Himmel fällt, wenn ihre Häuser brennen. Auf den Boden der Wirklichkeit, die schemenhaft durch Deine Träume schleicht wie der Wolf um seine Beute. Bis Dich das Fieber packt. Ein beherzter Biss in Deinen Nacken. Eine Mutter packt knurrend ihr Junges und zerrt es in die Lichtung, wo die Sonne ihr Versprechen bricht und uns alle erfrieren lässt. Allein und verlassen. In eine alte und dreckige Decke gewickelt.  Genäht von kleinen Händen in Mühsal. Gepriesen mit großen Worten. Im Hier und Gestern. In der Gier ihres Eifers. Im Eifer des Gefechts, in den Verlockungen ihrer Lügen steckt die Wahrheit begraben. Unter den Teppich gekehrt. Verdreht und verzerrt, bis sie eines Tages Feuer fängt. Ungeachtet vor sich hin lodert, weil sich niemand mehr selbst erträgt. Wenn die einsame Nacht kommt und die Fassaden bröckeln. Wenn alle Wunden bluten. Wenn das Gewicht der Erde im All träge vor sich hin ächzt. Wenn das Fieber grassiert und Dich an den Haaren über den dreckigen Boden schleift. Auf dem Boden der Tatsachen, die niemand duldet, der mit dem Gesicht im Dreck fremder Erwartungen leben muss.Im verbrannten Wald Deiner Möglichkeiten, die verkümmert und verwahrlost auf ihre Bestimmung warten. Leise vor sich hin schnaubend. Wie erbarmungslos gezüchtigte Pferde, die traurig ihr trockenes Heu kauen. Im Takt unserer Lügen. Lege deinen Finger in die blutende Wunde. Sei das Salz darin. Take the blue pill. Sei die Königin der Asche, die vom Himmel regnet, wenn ihre Häuser brennen und ihre Welten unter dem Gewicht der Wahrheit ins Wanken geraten. Vom bösen Wolf mit einem beherzten Biss in den Nacken ans Tageslicht gezerrt. There´s a fever in der Matrix, Baby. Es gibt eine Lösung und die lauert in Deinen Träumen. Im Fieber Deiner einsamen Nächte. In den Büchern, die Du liest. In den Filmen, die Du siehst. Zwischen den Zeilen versteckt aus Angst von jemand anderem entdeckt zu werden als von Dir, Königin der Asche.
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mr.notice
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Hot-Coffee to Go
Faszination erzeugt Konzentration durch Irritation.
Der Schein ist meist trügerisch und undurchdringlich, doch wer es schafft mit seinem Eindruck oder seiner Aura, das Interesse auf sich zu ziehen, hat somit meist unerwarteten Polwert und kann anhand dessen nicht mehr davor entfliehen. Wenn es ungewollt entsteht, bleibt die Erinnerung daran und steht Ewigkeiten als Glitzer des würdevollen Respekts seiner Kulisse und Umgebung mit Wertschätzung die nicht verloren geht. Gewollt ist es gespalten, dogmatisch, besser gesagt ein Hot-Coffee to go oder heute Top morgen Flop. Mann kann sich den Weg selber bereiten und einschlagen mit Fleiß, doch ohne zu kämpfen, oder der Liebe aufrichtig gegenüber vertraut zu bleiben, wird man meist in einem Teufelskreis verweilen und versagen, was ich niemandem wünsche bei all den möglichen Lebenspfaden..;)
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Steifschulz
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Telefongespräch
"Hallo Mama!" waren die ersten Worte, die ich so richtig aufschnappte, nachdem der Kleine das Handy von seinem Vater in die Hand gedrückt bekam.
"Wir kommen morgen zum Frühstück und dann machen wir Spaziergang.", sagte er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Dann schob er etwas resigniert hinterher: "Schade, dass du arbeiten musstest und ohne uns abgereist bist. Heute war noch so ein schönes Wetter." Die Antwort war im fahrenden Zug nicht zu verstehen. "Ja, aber wir kommen morgen zum Frühstück und ich kann bei dir schlafen. Und abends bleiben wir zu Hause, ja?." In seiner Erregung stand er auf und ging im Abteil hin und her. Die Worte der Mutter wurden abermals von den Zuggeräuschen geschluckt, das Strahlen auf seinem Gesicht wurde aber wieder größer und als er sich wieder hinsetzte, zappelte er weiter freudig umher. "Dann machen wir ganz lange Schmusestunde. Du machst dabei immer so ein schönes Gesicht und sprichst dabei so hübsch." Während er einen unbeholfenen Versuch machte sie nachzuäffen, schaute ich den Vater irritiert an. Die Mutter sprach etwas länger mit dem Jungen, der große Augen machte und gespannt zuhörte. Er bewegte den Oberkörper nach vorne und begann mit den Beinen zu schaukeln. "Ja, das ist schön. Mach´s gut! Bis morgen und schöne Grüße von Papa soll ich dir bestellen." Nachdem er aufgelegt hatte, stand der Knirps schnell auf und lief zu seinem Vater, um ihm das Handy wiederzugeben. "Ich sollte doch schöne Grüße bestellen?" Der Vater nahm das Handy, während er weiter aus dem Fenster schaute, wie er es die ganze Zeit getan hatte. "Natürlich."
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stereoG
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Neulich auf der Piste
Wird doch eh wieder umgeschrieben.
Ich hatte mich von meiner aktuellen Ficke breitschlagen lassen, mit ihr in einen Club zu gehen. Sie hatte sich wie blöde aufgetakelt und ich bin normal in meinen Standardklamotten los, weswegen die Türsteherlachse gleich rumzickten, dass ich mit kurzer Hose nicht reinkomme, woraufhin die Alte ebenfalls loszeterte, dass sie es ja gleich gesagt hätte und der schöne Abend dahin wäre. Welcher schöne Abend bitte? Bloß weil sie unserer Bettgeschichte irgendeinen sozialen Anstrich verleihen möchte, indem sie mich nötigte, in diese beschissene Diskothek mitzukommen und das jetzt schief zu gehen drohte? Das wüsste ich aber. Ich nuschelte ihr aus dem Mundwinkel zu, ob sie nicht die Güte hätte, mal für ein paar Augenblicke den Mund zu halten und fragte gleichzeitig den Redenschwinger der Türstehergilde, ob sie den und den kennen, was sie bejahten. Also äußerte ich mein weiteres Vorgehen nur kurz gegenüber der Muskelrunde, unseren gemeinsamen Bekannten anzurufen, eine dufte Atze von mir und zugleich deren Arbeitgeber, nur weil sie ihre Kompetenzen völlig falsch einschätzten. Immerhin blickten sie recht schnell, dass ich einer von den Guten war und gewährten der Alten und mir nicht nur kostenlos Eintritt, sondern stopften mir die Taschen mit Gutscheinen für Freidrinks voll. Die Alte war dann wieder zufrieden gestellt und da ich die Spendierhosen anhatte und mich vor der Tür in ihren Augen als irgendwie krass geoutet hatte, gingen natürlich die Fragen los, warum und wieso ich so bin. Ich legte ihr nahe, einfach mal nicht groß darüber nachzudenken und nicht zu hinterfragen, woher die Drinks kommen, wenn sie umsonst sind. Und garnierte das Ganze mit einem Zitat von Franco aka Begbie: Was du nicht weißt, kann man nicht aus dir herausprügeln. Stimmt eigentlich auch nicht; man kann eine Menge aus jemandem herausprügeln, wenn man will. Fiel ihr natürlich schwer, still zu sein, aber ich wimmelte sie ab und verzog mich zu den Türstehern, um ein bisschen Namedropping und Storytelling zu betreiben. Nebenbei half ich ihnen noch dabei, Tourigrüppchen auszusieben, die stilistisch eindeutig von „Berlin Tag und Nacht“ inspiriert waren und meinten, nach zwei Pullen Billigwodka die übelsten Helden zu sein, bis sie zum ersten Mal in ihrem Leben mit der nonchalanten Art der Berliner Tür Bekanntschaft schlossen. Was da in der Club stromerte, fügte mir, da ich noch nüchtern war, tiefe Depressionen bezüglich dem Ausgang des Kampfes der Geschlechter zu, also drehte ich eine Runde durch den Club und wunderte mich weiter, wann die Männerwelt in den letzten Jahren beschlossen hatte, nur noch aus Schwuchteln zu bestehen. Deren Insignien: Franzosenschnurrbart, Mia-Stern am Ellenbogen, Tunnel in den Ohren, zu enge und kurze Skinnyjeans, sowie affektiert tuntige Mimik und Gestik, dazu eine mit Anglizismen verseuchte Sprache und vielleicht noch eine klug machende, aber stylische Brille. Um das zu ertragen, gönnte ich mir einige Cuba Libre und versuchte die Alte zu einem Quickie auf dem Klo zu bequatschen, aber dafür war die sich zu fein. Also gammelte ich mich im Chillout auf eine Couch und kam mit einer Perle ins Gespräch, die irgendwas mit sozialer Arbeit an der Hellersdorfhochschule studierte, was aber nur Zeitvertreib war, denn eigentlich hoffte sie, mit ihren selbstdesignten Shirts, den Sprung in ein besseres Lebenslevel zu schaffen. Ich log, dass das die innovativste Idee seit langem sei, die ich gehört hatte und wünschte ihr viel Glück. Bloß schnell weg hier. Ich orderte weitere Drinks und wollte der Alten einen Versöhnungsdrink bringen, um die Verhandlungen von vorhin wieder aufzunehmen, da sah ich, wie sie von zwei Flachwichsern angetanzt und bedrängt wurde, doch konnte ich kaum Widerstand ihrerseits feststellen und das missfiel mir. Ich drückte ihr den Drink in die Hand und bedachte sie mit einem finsteren Blick, der noch böser werdend über die beiden Typen wanderte und signalisierte: Nicht euer Futtertrog, ihr Pisser! Jedenfalls dampften die Beiden gleich ab und die Alte fühlte sich nun wieder ausreichend von mir gewürdigt. Die nächste Zeit stand ich hinter ihr und versuchte, die miese Musik nicht als zu sehr zu beachten, was sich aber als schwierig herausstellte. Jedes Mal, wenn sie zu mir schaute, um mein spaßbefreites Gesicht zu analysieren, bettelte ich via Hundeblick, dass wir uns auf die Socken machen sollten, aber die ignorierte mich einfach, also verdrückte ich mich aufs Klo, um eine Zigarette zu rauchen, wobei das auch nicht meine klügste Idee an dem Tag war, denn da kam ich nicht nur in den Genuss sämtlicher Dialekte dieses Landes und dieser Welt. Nein, ich bekam zusätzlich geboten, wie die beiden Feierabendschwuchteln, die eben die Alte angegraben hatten, in der Nachbarkabine etwas Speed wegmachten und danach große Reden schwangen. Oha, die wollten es mir noch richtig besorgen und sie danach im Dreier wegmachen. Das wüsste ich aber. Ich wieder zurück zu der Alten, die immer noch an der gleichen Stelle am Zappeln war, bereitete mich auf das Kommende vor (Uhr abnehmen, Schuhe festschnüren und Hosentaschen leeren) und drückte ihr mein Zeug in die Hand. Wenig später kamen die beiden Kecks an und simulierten starken Mundkasper, um krasser zu wirken, aber dabei nicht ahnten, dass ihre Discoschals und die dünnen Oberarme mir schon längst verdeutlichten, dass ihre härteste Schlägerei im Leben nur ein bisschen Rumgeschubse in der Hofpause in der Grundschule war. Wir haben da noch was zu klären, schwäbelte mich der eine voll und piekte mir mit dem Finger gegen die Brust, wie er das wohl in einem Van Damme-Film mal gesehen hatte. Ich wischte seine Wichsgriffel beiseite und ging voran aus dem Club zum Parkplatz. Zögernd kamen mir die Beiden hinterher, aber nachdem sie gesehen hatten, dass ich immer noch alleine auf sie wartete, wurden sie lauter und pöbelten fies daher, dass sie mich, meine Mutter und mein Leben ficken würden. Schwabenkeck Nummer Eins ging sogar so weit, sich das Hemd vom Oberkörper zu reißen, einen auf harten Fighter zu machen und sprang mir entgegen, um noch irgendwas zu rappen und mir mit einem Hollywoodschwinger auf die Fresse zu hauen. Müßig zu erwähnen, dass ich seinen Schlag umgehend blockte und ihn mit meiner patentierten fiese-Gerade-auf-Solarplexus-und-Knie-gegen-Kopf-Kombination zu Boden schickte. Danach starrte ich den anderen Wicht genüsslich lange an und bewegte mich total entspannt in seine Richtung und ließ dabei noch meinen Nacken knacken. War wohl zuviel für ihn und er drehte ab, um stiften zu gehen, stolperte aber über irgendetwas und klatschte hart aufs Pflaster. Bei ihm angekommen, drehte ich ihn mit meinem Fuß um und platzierte diesen auf seiner Brust. Ich beugte mich näher ran. Die Zeit war gekommen für einen großen Spruch: Habt wohl nach ausgiebigen RTL2-Konsum gedacht, dass Berlin auf gastfreundliche Nutte getrimmt worden ist, ihr Schmocks! Kommt und bedient euch, genießt das Flair, macht euch breit, hier ist alles voll easy, peacy und relaxt und nach dem ihr euren billigen Spaß hattet, macht uns schlecht. Aber das wahre Leben spielt nicht nur innerhalb des Rings, Fotze. Und ich bin nicht der Einzige, der Euch satt hat. Auf jede Aktion erfolgt eine Reaktion, merkt euch das. Jede Selbstüberschätzung bestraft Nemesis sofort. Wisst ihr was "Nemesis" bedeutet? Die gerechte Strafe in Form einer Vergeltung, effizient ausgeführt von einem Rache-Engel, in diesem Fall dargestellt von einem ehrenwerten Dreckskerl: Mir! Oder der Bordsteinkante, die ihn zu Fall brachte. Ich hätte Brick Top auch auf Englisch zum Besten geben können, aber das wäre hier Perlen vor die Säue, denn der hat mir vor lauter Schiss eh nicht zugehört. Wie ich so wieder aufrecht in der Siegerpose thronte, sah ich meine Türsteherfreunde feixend um die Ecke lugen und sie machten mich dadurch auf etwas aufmerksam, das mir entgangen war; der Kollege hatte eingepisst. Ich rümpfte die Nase und wollte in den Club, die Alte einsacken und ab zu ihr, da kam sie mir schon entgegen gestapft und schmiss mir mein Zeug vor die Füße und verschwand mit den Worten „Ich will dich nie wieder sehen!“ die Straße hinunter. Ich rief ihr theatralisch hinterher: „Aber ich hab es doch nur für dich getan!“, wobei die letzten Silben in dem lauten Gelächter der Türsteher untergingen, in das ich mit einstimmte. War es ja doch noch ein schöner Abend geworden: die Alte los und noch einige Freidrinks auf Tasche, außerdem lief mir die Shirtdesignerin gerade wieder ins Blickfeld.
http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/neulich-auf-der-piste/896926
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alltag
896,926
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wirsindamselbenheimwehkrank
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Error
(...)
Einfach so aus dem Nichts schickst du mir eine E-Mail, als wüsstest du, dass ich in letzter Zeit zu oft von dir (Tag)träume. “…Irgendetwas hast du damals verrückt, in mir. Seitdem ist da eine Leerstelle, auf dem Boden liegt ein wenig Staub und ach, du lässt mich auch immer so pathetisch werden. Habe manchmal das Gefühl mein IQ liegt mittlerweile nur noch bei 34.” “Warum 34?” tippe ich und hoffe, einen desinteressierten und abweisenden Eindruck zu machen. 2 Tage später die Antwort. “Das war deine Kleidergröße, damals.” -error Fange an zu suchen. Bevor ich weiss wonach, liegt bereits der Inhalt meines halbes Lebens vor mir, am Kleiderschrank ist das unterste Scharnier kaputt und die Tür hängt nun etwas schief. ich betrachte mein schiefes Spiegelbild, kneife die Augen zusammen und fahre mir durch die Haare. Jetzt nicht durchdrehen, atmen, rauchen, duschen - alles wie immer. Ich lasse das Chaos im Zimmer liegen und entscheide mich dafür, meine verwirrte Existenz richtung Küche zu bewegen. Dass ich keinen Löffel mehr habe um meinen Kaffee umzurühren, ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass ich das Geschirr nicht ständig in der Spüle horten, sondern direkt in die dafür vorgesehene Spülmaschine sortieren sollte. Fehlkonstruktion Mensch. Draussen ist irgendetwas wie “Tag”, den Himmel hat schon zu lange niemand mehr mit Perwoll gewaschen und dass das Baby der Ököfamilie in der Etage obendrüber ausnahmsweise nicht schreit, ist seltsam beunruhigend. In Gedanken gehe ich alles durch, was mir irgendwer hinterlassen hat, der für mich von Wert war. Da gibt es Fotos, Locken, Plüschtiere, Bücher, Konzertkarten, T-Shirts. Du hinterliesst nichts. Während ich ruckartig aufstehe, um nach meinem alten Handy zu suchen, wird mir kurz schwindelig. Ich öffne unseren Chatverlauf, die Nachrichten sind über 1 Jahr alt, vor 2 Jahren haben wir aufgehört uns zu sehen. “Ich bin nicht sauer. Denk das bitte nicht. Ich bin bloß wütend, weil es schon wieder nicht geklappt hat mit uns.” Setze mich auf den Boden und lege das Handy geräuschlos auf die Dielen. Draussen beginnt es zu regnen.
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fuehlen
liebe
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12 Tage
Es sind die letzten 12 Tage...für immer?
Und wieder einmal sitze ich in meinem Zimmer und denke an dich. Dich, der du im Nachbarzimmer sitzt und an deiner Masterarbeit schreibst. Wie gerne würde ich an deiner Tür klopfen, mich zu dir setzen und dir dabei zusehen. Ich sage auch nichts. Ich bin ganz ruhig. Ich würde dich nicht stören wollen. Zu wichtig ist diese Arbeit. Ich würde sogar ein Buch mitbringen, in dem ich lese. Während ich bei dir sitze. Ich will einfach nur in deiner Nähe sein. Einfach hin und wieder von meinem Buch aufblicken und dich ansehen. Wie du Texte liest, Passagen anstreichst und dabei gedankenversunken deine Haare drehst. Einfach bei dir sein. Deinen Duft riechen. Dich ansehen. Selbst im Trainingsanzug siehst du einfach umwerfend aus, fast unverschämt. Heute morgen hast du mir gesagt, dass du noch 12 Tage in der Wohnung bleibst. Dann ziehst du aus. Ziehst wieder in deine alte Heimat. Weg von hier, weg von mir. Nur 12 Tage. Nicht mal mehr ein halber Monat. Wenn ich daran denke, zerreißt es mir fast das Herz. Das Gefühl, das ich verspüre, ist nicht in Worte zupacken. Was wird dann aus dir? Was wird aus mir? Was wird aus uns? Das letzte Jahr mit dir war wunderschön. Nie haben wir uns zu sehr auf der Pelle gehangen. Du warst und bist noch ein echt super Mitbewohner. Nur noch 12 Tage. Zu wenige Stunden. Zu wenige Gelegenheiten bei dir zu sein. Mit dir zu reden. Dich einfach zu sehen. Du lächelst immer, wenn du mich siehst. Aber liegt das vielleicht daran, dass ich immer strahle, wenn ich dich sehe?! Ich kann dir nicht böse sein. Auch wenn du mich schon mal enttäuscht hast. Warum klopfe ich nicht einfach. Sage: "Hey, darf ich in deinem Zimmer sitzen?" Warum traue ich mich nicht? Klar, du würdest erst einmal erstaunt gucken. Aber "Nein" sagen, würdest du bestimmt nicht. Hallo, es sind nur noch 12 Tage. Da muss man jede Sekunde auskosten, die man zusammen verbringen kann. Ist doch klar! Wie gerne würde ich sagen: "Leg die Masterarbeit zur Seite, du hast noch 4 Monate. Lass uns was unternehmen. Etwas witziges, ausgeflipptes. Lass uns was trinken gehen. Oder lass uns einfach beisammen sitzen, ob mit Sprache oder ohne. Lass uns zusammen sein. Wie oft bekommen wir noch die Gelegenheit?!" Nur noch 12 Tage...
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Risa1208
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I knew you were trouble when you walked in...
Manchmal bemerkt man leider erst spät, dass die Liebe zu einem Menschen einen anderen Menschen aus dir selbst gemacht hat.
Ich habe seit Jahren zum ersten Mal wieder das Gefühl ich zu sein. Wieder nur das zu tun was ich wirklich tun möchte. Wieder nur für mich zu leben ohne an dich dabei zu denken. Denn seitdem Du in mein Leben kamst, warst du meine Sonne nach der ich mich richtete. Der kleine unbeständige, immer wieder untertauchende Mittelpunkt meiner Welt. Ich lief dir hinterher, Sorgte mich um dich, Gab dir mein Herz und meinen Verstand.. Gab dir alles was ich hatte und was ich dir bieten konnte. Doch du wolltest mich nie. Du wolltest mir nie auf emotionaler Ebene näher kommen. Wolltest mir nie etwas Sicherheit geben. Ließt mich auf die Brotkrumen hoffen, die du bei Lust oder Langeweile mal auswarfst. Und gabst mir dabei das Gefühl daran Schuld zu sein. Um deine eigene Schuld für dich erträglicher zu machen. Dein mieses Gewissen zu entlasten und mich noch abhängiger von dir zu machen. Und du hast mir trotz allen immer wieder den Eindruck gemacht, es läge dir doch mehr an mir. Du sagtest, ich hätte überinterpretiert, aber das habe ich nicht. Deine psychologische Kriegsführung war brilliant und eiskalt. Gnadenlos egozentrisch und tödlich für jeden, der dir zu nahe kam. Ich ging kaputt an dem Versuch dich bei Laune zu halten, bei mir. Ich wurde zwangsgesteuert, manisch, depressiv, zu Tode betrübt. Tagelang heulte ich mir die Augen wegen dir aus. Durchlitt die tiefsten Schmerzen, an dessen Existenz ich bis dahin nie glaubte. zurückstoßungen, entschuldigungen, gefühlsduseleien, beleidigungen, erklärungen, sex, zärtliche nähe, distanz, pläne, versprechen, hoffnungen, hinhalten, enttäuschung. Immer und immer und immer wieder. Und vor jedem neuen Beginn dachte ich sei ich von dir los. Verfolge der Gedanke an dich mein Leben und Handeln nicht mehr. Und jedes Mal fiel ich wieder auf dich rein. Wollte wieder nur das Gute in dir sehen, dass du mir immer doch so sehr versichert hast. Und fiel schon wieder für dich. Auf dein Bett, in deine Arme, auf meine Knie. Ich machte mich klein und gehorsam. Schwach und kontrollierbar. Unsicher und abhängig. Ängstlich und hoffend. Lustlos und verstört. Depressiv und manisch. Berechnend und verbittert. Ich war nicht mehr ich. Ich war nicht mehr unabhängig. Nicht mehr frei. Nicht mehr stark und sicher. Nicht mehr zuversichtlich und voller Tatendrang. Nicht mehr vernünftig und lustvoll. Nicht mehr fröhlich und gelassen. Nicht mehr zufrieden und warmherzig. Und vor lauter Fixierung auf deine Wenigkeit, bemerkte ich meine Veränderung gar nicht. Doch nun, da du mal wieder weg bist, merke ich, wie ich mir immer mehr wünsche, dass wir uns nie mehr zu Nahe kommen. Dass, wenn wir uns sehen, ich mir vorstelle, dir vor versammelter Mannschaft zu sagen, was ich von dir halte. Dass, wenn ich dich reden höre, dir am liebsten den Mund verbieten möchte. Kurz: Ich war wütend und zwar sehr. Und das war ich sehr lange bis ich dich nach einiger Zeit mal wiedersah. Und ich bemerkte wie das Verlangen dich einfach nur zu ignorieren immer größer wurde und Überhand über die Wut nahm. Denn dieses Mal habe ich etwas erkannt, was ich zuvor nie wahrhaben wollte. Nie wirklich sehen wollte, ergründen wollte. Das schlimmste an alledem, war nicht, dass ich dich verloren habe. Sondern mich selbst. Aber jetzt habe ich zum ersten Mal das Gefühl wieder ich selbst zu sein. Vielleicht ein bisschen verloren, aber ich brauche noch nicht gefunden werden. Denn ich kann mich wieder über die Sonne freuen, die nach diesem langen, kalten Winter mir endlich wieder ins Gesicht scheint. Tags: knew, you, were, trouble, when, walked, in, wut, frei
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liebe
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jang
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Interview mit modernen tantrischen Guru
Interview mit Guru Eleven anlässlich eines „Est-meet-West“ - Happenings in Pondicherry, 2007
Paula: Guten Tag Herr Guru Eleven. Sie sind bekannt als moderner Tantrischer Guru. Könnten sie uns sagen was ist unter dem heutigen Tantra zu verstehen? G11: Im Grunde ist darunter die Steigerung der Liebesfähigkeit zu verstehen, oder genauer gesagt das Beschleunigen der Steigerung der Liebesfähigkeit. Paula: Das ist ja interessant. Wie genau gehen sie dabei vor? G11: Also das ist ein sehr komplexes und kompliziertes Verfahren. Sehen sie im Leben entwickelt sich, vorausgesetzt es verläuft einigermassen normal, die Liebesfähigkeit auf natürliche Weise. Sie heiraten aus Liebe eine schöne junge Frau und mit der Zeit machen sie Kinder. Für jedes weitere Kind entwickeln sie mehr Liebesfähigkeit. Wenn sie jetzt diesen natürlichen Prozess beschleunigen wollen, dann heisst das erstmal nichts anderes als die so genannte Normalität ein wenig zu verlassen und sich in eine andere Betrachtungsweise bzw. Lebensweise einzulassen. Hier beginnt bereits Tantra. Paula: Also sind wir eigentlich schon von Natur aus Tantriker? G11: Ja genau. Alles ist Tantra. Sie können es wenden und drehen wie sie wollen. Sie kommen immer auf das gleiche hinaus. Beim Tantra geht es um Transformation der Lebens- bzw. der Sexenergie. Der Unterschied besteht lediglich im bewussten Zutritt zu dem was sowieso schon lange mehr oder weniger vorhanden ist. Paula: Wie sieht dann der „bewusste Zutritt“ aus? Reicht es wenn ich einfach nur einen Kurs in Tantra besucht habe und mich Tantriker nenne und oder gehört einiges mehr dazu? G11: Viele nennen sich Tantriker, aber wenn sie genauer hinschauen sind jene noch sehr weit davon entfernt von dem was eigentlich Tantra aus macht. Ich würde sagen, dass sich heutzutage hier im Westen viele therapeutische Sexspielereien ganz gut mit dem Begriff „Tantra“ verkaufen lassen. Dennoch sind solche Sexspielereien eigentlich für einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen schon der erste Schritt freier und liebevoller mit Sexualität umzugehen. Paula: Was sind dann in ihren Augen die Grundvorrausetzungen um sich überhaupt in Tantra einzulassen? G11: Das ist eine sehr wichtige Frage. Erst einmal alle Eigenschaften die ein spiritueller Aspirant auf den geistigen Weg braucht. Das wären neben den Willen zum Guten, Ehrlichkeit, Teamspirit auch Durchhaltevermögen und Mut. Wenn ein menschlicher Charakter diese Grundqualitäten zu einem Grossteil verinnerlicht hat, dann hat er grosse Chancen auf dem tantrischen Weg enorme Fortschritte zu machen. Paula: Das ist aber einiges. Aber in Grunde haben wir all diese Werte ja in unserer christlichen Erziehung. G11: Die Werte sind vorhanden. Aber schauen wir was die Statistik sagt bezüglich des Wertes Ehrlichkeit. In mehr als 50% der Paare wird dauerhaft fremdgegangen. D.h. dauerhaftes über mehrere Jahre den eigenen Liebespartner betrügen. Oder, das Durchhaltevermögen hat in den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Paare bleiben durchschnittlich nur noch 6 Jahre zusammen. Vor 25 Jahren waren es noch 20 Jahre im Durchschnitt. Sie sehen hier vielleicht keine Probleme, aber gesamtgesellschaftlich sind das weniger gute Entwicklungen. Bedenken sie nur die seelischen Probleme der ganzen Scheidungskinder. Paula: Ja, dass ist wirklich keine gute Entwicklung. Was würden sie als tantrischer Guru empfehlen? Was sollen die Menschen machen? G11: Ich denke als erstes sollten die Menschen den Knoten der Sexualität in Griff bekommen. Paula: Was heisst das? G11: Das heisst, dass sich die Menschen erst einmal darüber im Klaren sein sollen was alles mit dem Thema Sexualität zusammenhängt und wie unmenschlich die Beziehung zur Sexualität trotz sexueller Aufklärung tatsächlich gelebt wird. Im Grunde könnten wir von einer allzu nötigen Qualitätsverbesserung sprechen. Paula: Können sie ein konkretes Beispiel nennen? G11: Zum Beispiel habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Menschen die einen so genannten tantrischen Kurs besucht haben nicht einmal wissen was „guter Sex „ bedeutet. D.h. woran können sie überhaupt erkennen, dass sie guten Sex machen. In den Zeitschriften stehen zum Beispiel tonnenweise gut Sextipps, aber wenn sie die lesen sind sie nicht schlauer. Das Anwenden eines Sextipps heisst noch gar nichts. Die Denkweise des durchschnittlichen Menschen bezüglich der Sexualität entspricht meines erachten, dem eines vorpubertierenden Jungens. Eher nervös und zappelig und wenig verantwortlich und bewusst. Paula: Das ist aber ein harter Vergleich. Wie kommen sie darauf? G11: Schauen sie sich die Statistik an. Angefangen von dem Umgang mit den sexuell übertragbaren Krankheiten, über die Anzahl der ungewollten Kinder, oder der Kuckuckseiern, bis hin zu der extremen Menge an Sexualverbrechen, den Klitorisbeschneidungen und so weiter und so weiter. Sie sehen, dass es in diesem Bereich nicht gerade liebevoll und verantwortungsvoll zugeht. Möglicherweise heisst es deswegen im Westen „in Liebe fallen“ anstatt „in Liebe steigen“. Paula: O.k. , dass ist mir jetzt klar. Aber noch mal zu dem guten Sex. Was sind die Anzeichen für guten Sex. Woran merke ich, dass ich guten Sex hatte. G11: Dafür gibt es mehrere Hinweise. Ich will hier nur einige nennen. Sie strahlen z. Bsp. nach dem liebeserotischen Spiel einige Tage vor Gesundheit. Sie sind weniger krank und haben ein Gefühl, sie könnten Bäume ausreissen. Sie haben eine hohe Konzentrationsfähigkeit, arbeiten effektiv und zielgerichtet. Ihre Freundin strahlt während und nach dem Liebesakt wie ein Honigkuchenpferd. Ihre Augen leuchten. Sie hat gute Laune und zwar nicht nur kurz danach, sondern die ganzen nächsten Tage noch. Sie freut sich, sie wieder zu sehen und ist optimistisch gestimmt. Sie selbst fühlen sich überhaupt nicht müde, eher wie erhoben und haben wie ihre Freundin glänzende Augen und eine angenehme Körperspannung, einen klaren Verstand und Lust am Leben. Paula: Das habe ich zwar schon mal erlebt, aber leider zu selten. Woran liegt das? G11: Die meisten Menschen habe das erlebt wenn sie sehr verliebt waren. Dann ist der Sex am süssesten und am himmlischsten zugleich. Die Lebenskunst besteht nun darin diesen gigantischen Genuss zu steigern oder zu veredeln. Die meisten Menschen betrachten diese Erlebnisse als bedeutend, was sie ja auch sind, aber es geschieht unbewusst, keiner weiss so recht welche Zutaten es benötigt um zu einen so hohen Genuss wieder zu kommen. Instinktiv weiss jeder, dass es was mit Liebe oder Verliebtheit zu tun haben muss. Aber vermutlich geben sich die meisten mit dem kleinen sexuellen Genuss zufrieden. Wenn das nicht so wäre, dann würden die Menschen wahrscheinlich mehr danach fragen und forschen und Nobelpreise für die stärkste Liebesfähigkeit vergeben. Paula: Aber was kann ich tun um wieder zu dem Genuss aus den jungen Jahren zu kommen? Oder wie kann ich noch mehr Genuss beim liebeserotischen Spiel erleben? G11: Grundvoraussetzung für ein qualitätsvolles liebeserotisches Spiel ist die Liebe. Jeder weiß, wenn er verliebt ist oder im Zustand starker Liebe ist, dann ist das liebeserotische Spiel viel intensiver, viel beglückender, tiefer und nachhaltig befriedigender. Wichtig ist auch die Dauer eines solchen Liebesaktes. Auf dem Weltkongress der Sexuellen Gesundheit in Paris 2003 wurde bekannt gegeben, dass das Liebesverhältnis bei den französischen Studenten durchschnittlich 6 Minuten dauert. Ein qualitätsvolles liebeserotisches Spiel sollte nicht unter 45 Minuten dauern. Als Mann ist das nicht immer einfach, aber mit ein wenig Training, indem Sie am besten immer wieder rechtzeitig Pausen kurz vor der Ejakulation einlegen, dürfte das kein Problem werden. Bei den Pausen sollten sie sich maximal entspannen und die Liebe, die sie für ihre Freundin empfinden strahlen lassen, wie als wenn sie frisch verliebt wären. Nehmen sie sich also viel Zeit. Richtig guter Sex ist selten. Paula: Also wenn ich mehr Liebesfähigkeit habe, habe ich dann auch besseren Sex? G11: Genau so ist es. Mehr Liebesfähigkeit zu entwickeln ist ein komplexer Prozess. Erst einmal müssen viele falsche Vorstellungen und Glaubensansätze über die Liebe bearbeitet werden, dann müssen die ganzen Stolpersteine, die einem daran hindern mehr Liebesfähigkeit zu entwickeln aus dem Weg geräumt werden, dann erst ist der Mensch bereit für eine tantrische Schulung. Der Mensch ist dann wie befähigt durch das liebeserotische Spiel in höhere Bewusstseinszustände zu kommen. Das alles ist ein langwieriger Prozess. Sie müssen mindestens 10 Jahre mitbringen um zu begreifen worum es überhaupt tief im Inneren geht. Weitere 10 Jahre brauchen sie um das begriffene umzusetzen und den Rest des Lebens brauchen sie um weiter zu veredeln. Paula: Verstehe, deswegen ist das Durchhaltevermögen so wichtig. Also könnte ich in 20 Jahren ein guter Tantriker werden? G11: Viele sind gerufen und viele werden es schaffen. Davon bin ich überzeugt. Ich meine die Welt ist reif für eine gesunde Sexualität. Leider gibt es noch zu viele Stolpersteine, aber es besteht bereits in einigen Ländern eine enorme Liberalisierung der Sexualität. Wenn sie mal schauen mit welcher Selbstverständlichkeit heutzutage über Sexualität in den Medien gesprochen wird. Vor 30 Jahren war das noch nicht in der Form möglich. Früher gab es viel mehr Tabus, was den Wunsch nach Sex verstärkte, während heute mehr Freiheit besteht, was eher dazu führt, dass jeder bei sich selbst schauen muss was er eigentlich in diesem Bereich wirklich will. Paula: Können sie noch etwas mehr zu den Stolpersteinen sagen? G11: Einer der bekanntesten Stolpersteine ist die Eifersucht. In den Medien werden immer wieder Berichte über die enorme destruktive Kraft dieses sturmartigen Gefühls bekannt. Bisher gibt es keine sozialpsychologische Präventivmassnahmen gegen diese destruktiven Gefühlsausbrüche. Im Sinne der tantrischen Lehre dürfen solche Gefühle in Liebesfähigkeit transformiert werden. Dies geschieht am besten indem sich die Teilnehmer mit diesem Gefühl begegnen und so lernen damit umzugehen. Dazu braucht es Mut, eine gute Zentriertheit und die Konzentration auf höhere Ziele. Aber auch die Fähigkeit sich jederzeit selbst ohne Medikamente zu beruhigen. Deswegen ist das Meditieren so wichtig auf dem tantrischen Weg. Im Gegensatz zu den Tieren, die, wenn sie Angst haben von der Angst getrieben sind. Wir Menschen können unterscheiden zwischen realer Angst und neurotischer Angst. Wir können uns hinsetzen und die Angst einfach beobachten und mit der Zeit verschwindet sie, weil die Angsthormone verbraucht sind. Das ist wunderbar, diese Fähigkeit ist einfach wunderbar. Paula: Wieso begeistern sie sich so für diese allzu menschliche Fähigkeit so? G11: Dieses Unterscheidungsvermögen hilft den Menschen sich mit alle Arten von Gefühlen sehr intensiv zu beschäftigen und somit bewusster zu werden und somit gelassener zu werden. Bewusstheit gemischt mit Liebesfähigkeit ist der Schlüssel zu innerem Wachstum. Das macht den Menschen meditativ und glücklich. Stellen sie sich vor sie haben solche Eltern, die mehr oder weniger in einem meditativen zufriedenen Bewusstseinzustand verweilen. Sie werden ganz anders aufwachsen, ganz andere Vorbilder haben und wesentlich stabilere Nerven. Paula: Ja ich glaube das wäre toll. Ich denke einige Zivilisationskrankheiten wie Hyperaktivität bei Kindern oder Burn-out-Syndrom bei Erwachsenen würden dann wahrscheinlich nicht mehr oder bedeutend weniger vorhanden sein. G11: Davon können sie ausgehen. Paula: Vielen Dank für das hochinteressante Interview.
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Alles endet in Tränen
Es endet immer alles in Tränen.
Dein Atem an meinem Nacken. Bleib weg. Komm endlich. Fahr zur Hölle. Lieb mich. Ich hass dich. Alles endet in Tränen. Wie damals. Es endet immer alles in Tränen. Zurück auf Anfang. Niemals . Mach`s nochmal. Alles vorbei. Du und ich. Nein besser nicht. Alles endet in Tränen. Wie damals. Es endet immer alles in Tränen. Komm wir versuchen es nochmal. Bleib weg. Wann kommst du endlich? Ich kann das nicht. Küss mich doch endlich. Quälst mich. Alles endet in Tränen. Wie damals. Es endet immer alles in Tränen. Berühr mich. Nicht noch mal. Will dich. Ruf mich nie wieder an. Hab Verlangen nach dir. Halt Abstand. Alles endet in Tränen. Wie damals. Es endet immer alles in Tränen. Nimm mich in deine Arme. Alles vorbei. Küss mich noch einmal. So wie beim allerersten Mal. Verschwinde endlich. Gedanken bei Dir. Ich hass dich dafür. Wer hat gesagt, dass du dich wieder melden sollst? Wer verdammt? Ich hatte dich doch fast schon vergessen. Nur vorm Einschlafen hast du dich noch in meine Gedanken geschlichen. Verfluchter Mistkerl. Geh weg. Halt mich. Nur einmal noch. Herz gegen Verstand Verstand gegen Herz Kein neuer Anfang. Alles auf Ende. Alles endet in Tränen. Tags: Liebeskummer, Trennung, Trennungsschmerz
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liebe
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lara_fritzsche
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Charakter ändern
Das bin ja ich! Welche Eigenschaften an dir magst du nicht und würdest sie gerne loswerden?
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psychologie
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Pink_Elephant
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Ich will nicht mehr.
Echt nicht! Und dabei fand ich euch immer so seltsam. Ich muss zugeben, bisweilen find ich das auch immer noch.
Ich erinner’ mich noch an meinen „Kennenlerntag“ in Kunstpädagogik. Wir haben lustige Spielchen gemacht und uns z.B. in Kaffee- und Teetrinker aufgeteilt. Sportler und Nichtsportler. Singles und Nichtsingles. Fleischesser und Vegetarier. Und Veganer. Die Vegetarierecke betrug den wesentlich geringeren Teil, in der veganen stand ein Mädchen. Mutterseelenallein und irgendwie fand ich auch sie äußerst befremdlich. Na gut, wer denn mit dem Gedanken spiele, fleisch- oder tierlos zu leben. Keine Änderung der Verteilung, nicht einer rührte einen Schritt. Ich haderte kurz, mich zu den Vegetariern zu gesellen, doch verwarf diesen Gedanken direkt. Wieso sollte ich? Ich esse Fleisch, zwar nicht oft, viel oder gern, aber ich tu’s. Außerdem gab’s keinen Grund, dies bald nicht mehr zu tun. Zumindest so, dass ich mich als „waschechten Vegetarier“ hätte betiteln dürfen. Das war im April 2010. Dann kam eine Hausarbeit zum Thema Nachhaltigkeit. Ein wirklich interessantes Buch hab ich gelesen. Knapp eine Woche lang war ich schlecht drauf, weil mir bewusst wurde, dass diese Welt noch um einiges grausamer und verlogener ist, als ich es mir jemals ausgemalt hätte. Ich war völlig überfordert und fühlte mich macht- und hilflos. Wo sollte ich noch einkaufen gehen? Was sollte ich überhaupt noch kaufen? Jeder steckt mit irgendwem unter eine Decke und hat Dreck am Stecken. Und manchmal ist das wirklich ein riesiger Haufen. Und dann erst dieses Biozeugs. War ich schon immer irgendwie skeptisch, aber es boomt. Und deshalb wird gerade hier alle Welt über den Tisch gezogen. Zwei von drei Biosiegeln sind Humbug. Und überhaupt sind die Gesetze da noch gar nicht so ausgearbeitet. Ahja, gut zu wissen. Eine sehr prägnante Stelle fand ich auch das Zitat, wo die Frau, die die Macht und das Amt dazu hätte, deutsche Autobauer in die Schranken zu weisen umweltfreundlicher herzustellen, meinte, dann müsse man eben bei den asiatischen Nachbarn sein Gefährt kaufen, wenn Deutschlands Hersteller unfähig seien, nachhaltigere Autos zu bauen. Ähm ja. Aber ich möchte gar nicht allzu sehr auf dieses Buch eingehen, auch wenn es mir wohl einige Denkanstöße gegeben hat. Vor allem aber einen: So kann es nicht weitergehen. So will ich nicht, dass es weitergeht - so kann ich nicht leben. Durch dieses Buch beschäftigte ich mich zwar erstmals so wirklich mit Bio, Fair Trade und dem ganzen Rattenschwanz, der da so dran hängt. Aber offensichtlich war es doch noch nicht radikal genug, um sofort was zu ändern. Dafür war es eher ein schleichender Prozess. Da ich noch nie gern „shoppen“ gegangen bin oder sonst ein ausgeprägtes Kauf- oder Konsumverhalten an den Tag legte, bemerkte ich fast gar nicht, dass es sich komplett einstellte. Daraufhin beschloss ich das weiter durchzuziehen und eigentlich nur noch Second Hand zu kaufen. Das erscheint mir bisher als beste Lösung, diesen hinterfotzigen, ausbeuterischen Unternehmen aus dem Weg zu gehen. Gar kein Konsum ist immer besser als schlechter. Auf einem Festival dann im Juli kam ich dann mit jemandem ins Gespräch. Nach einigen Stunden stellte sich heraus, dass er vegan lebte. Ich stellte die üblichen Fragen, die man so einem Menschen stellt, wenn man zum ersten Mal auf so einen trifft und sich vorher noch nie damit beschäftigt hat. Ich griff all die Klischees auf, die mir im Kopf hängen geblieben waren. Was denn da überhaupt noch zu essen übrig bliebe; dein Soja lässt den Regenwald und 3. Weltländer sterben und pustet auf dem Weg zu dir Unmengen an Emissionen aus; Hafermilch ist doch ekelhaft, der Mensch braucht Kuhmilch; eine Kuh muss doch gemolken werden, sonst platzt der Euter; Was ist denn Seitan; Hühner müssen Eier legen; für Käse stirbt doch niemand und was es sonst noch für Märchen gibt. Ich hatte wirklich Glück, denn geduldig und ausführlich bekam ich alles erklärt, was ich wissen wollte. Keine radikalen Ansichten, kein Missionieren, kein Zwang. Einfach nur Antworten, Fakten und Wahrheiten. Tatsachen, die schockierten. Sonntagmorgen baute ich mein Zelt ab, setzte mich ins Auto und fuhr mit einem riesigen Loch im Bauch erstmal zum nächsten DriveIn- Schalter eines bekannten Fast Food Unternehmens und bestellte mir zwei Produkte mit „Hühnchen“. So zum Abschied, dachte ich mir. Mein Gedanke war nämlich ein Warum-nicht-mal-streng-vegetarisch-ausprobieren-Experiment. Einfach so zum Spaß. Ja wirklich, JUST FOR FUN. Ich hab noch nie gern oder viel Fleisch gegessen, mir aber auch keine Gedanken darüber gemacht. Ich habe es nie „gebraucht“, fand es jetzt aber auch nicht schlimm, wenn welches dabei war. Scheinbar hatte ich laut Mutti schon mal ein vegetarisches Jahr mit 13 eingelegt, aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Demnach kann meine Motivation ja nicht so immens gewesen sein. Im Laufe meines Lebens allerdings wurde es unbewusst aber immer weniger, was ich an Fleisch aß. Noch nie essen können habe ich z.B. Fisch oder Meeresfrüchte in ihrer „richtigen“ Form. Wie jedes Kind mochte ich aber Fischstäbchen & Co. Das fettige bei rohem Schinken ekelte mich auch schon immer. Oder saftige Steaks. Und irgendwann Salami. Und irgendwann immer mehr. Zum Schluss blieb nur noch mageres Putenfleisch oder ähnliches. Warum also nicht mal Disziplin zeigen und ein fleischloses Leben testen. Einfach so, für mich. Ich muss es ja auch erstmal keinem erzählen. Dumme Sprüche, wenn ich einknicke? Nein Danke. In den folgenden Wochen musste ich feststellen, wie schwer es Vegetarier manchmal in der Öffentlichkeit haben. Und das meine ich nicht böse oder abwertend der Mitwelt gegenüber, sondern lediglich unüberlegt. Man beschäftigt sich einfach nicht damit. So wie ich es knapp zwei Jahrzehnte lang nicht getan habe. Als ich an einer Autobahnraststätte die Toilette besuchte und die Speisekarte an der Tür überflog, bemerkte ich, dass ich dort rein gar nichts hätte essen können. Überall war totes Tier dabei. Selbst im Salat. Wäre mir früher gar nicht aufgefallen. Solche Situationen sollte es aber noch zur Genüge geben. So wie exemplarisch das schöne Erlebnis mit meinen Mädels, als wir bei mir im Hof saßen und Hunger bekamen. Wir bestellten beim Italiener und ich nahm die Nudeln mit Brokkolisoße, da hatte ich wirklich Lust drauf. Was ich bekam, waren Nudeln mit Hackfleischsoße und 3 Brokkoliröschen. Schade eigentlich. Wochen vergingen und ich fuhr ganz gut auf meiner fleischlosen Schiene. Das brachte mich zu dem Gedanken, wie lange ich das wohl durchziehen würde. Bis auf einige „Ausfälle“ hier und da fiel es mir nämlich leichter als gedacht, komplett auf Fleisch zu verzichten. Dennoch war mir alles noch zu ungewiss, um es zu publizieren. War ja eh nur ein Test. Und dann begann sich langsam aber sicher mein Ekel, den ich vorher nur Salami, Schalentieren & Co. gegenüber verspürt hatte, auf alle Fleischprodukte zu übertragen. Ich begann darüber nachzudenken, was genau ich eigentlich all die Jahre gegessen hatte. Was man isst, wenn man sich eine Bratwurst an der Bude holt - Nämlich eine zerstückelte Leiche in ihrem eigenen Arsch (Ich danke für diese treffende Aussage und hoffe, ich darf sie einfach verwenden). Ein totes Wesen, was einst von Blut, Sehnen und Muskeln durchflochten war, in den Darm eingewickelt, wo vorher die eigene Pisse und Kacke durchliefen. Ein Wesen, was einst atmete, Fell hatte und Gefühle, wie du und ich. Eine Seele. Familie. Schmerzempfinden. Charakter. Und eigentlich auch das Recht auf Leben. Wie ein Geistesblitz durchfuhr mich, was ich ja eigentlich schon lange wusst und diese Bilder brannten sich in mein Hirn. Und mit einem Mal wurde mir klar, warum ich schon immer eine Abneigung empfand. Tief im Innern hab ich es immer schon gewusst, nur immer unterdrückt. Immer wieder die Augen geschlossen und weggehört. Der Mensch ist heutzutage so weit entfernt von seiner Ernährung, dass er gewissenlos einfach konsumiert. Und das ist keinesfalls ein Vorwurf, sondern ein Gesellschaftsphänomen. Gegen Massentierhaltung sind alle, aber über die schlimmen Zustände selbst auf Bio-Höfen wird nicht nachgedacht. Bio ist super, da bezahl ich ab und an auch mal zwei Euro mehr. Oh, Hühnchen im Angebot – 2,29€; nehm’ ich mit! Verbindungen knüpfen fällt da scheinbar echt schwer. Die Medien zeigen uns ja aber auch, wie Rinder und Hühner ein erfülltes Leben haben, bis sie tot gestreichelt werden. Die Kuh steht lachend auf der Weide und erfreut sich ihres Lebens, das dennoch daraus besteht, irgendeiner anderen Spezies ihre Muttermilch abzutreten. Das ganze schreckliche Bildmaterial bildet ja sowieso nur die Ausnahme, vor allem in Deutschland. In anderen Ländern mag das vielleicht so sein, aber bei den ganzen Gesetzen hier? Nee nee. Käfighaltung betreiben und dann die Eier für Bodenhaltung verkaufen? Son Quatsch. Hier läuft das gesittet zu. In China vielleicht, aber da essen sie ja auch Hunde. Und sowieso kaufen plötzlich alle, mit denen ich mich unterhalte, nur noch Bio. Somit war für mich das Thema Fleischessen abgeschlossen. Ich fühlte mich wirklich grausam, weil ich es all die Jahre einfach übergangen, ja ignoriert habe. Während meines Selbstversuchs aß ich bei Omma auch noch die Suppe, Fleischbrühe mit Klößen und Pipapo. Das wanderte dann halt in Muttis Teller. Oder Bratensoße für meine Spätzle. Damit sollte nun auch Schluss sein. Ich konnte mir einfach nicht mehr vorstellen, irgendwas zu essen, was mal gelebt hat oder damit in Berührung gekommen war. Dazu ergab sich eine interessante, aber leider exemplarische Situation bezüglich Essen mit einer Freundin. Sie erzählte von einem muslimischen Arbeitskollegen, mit dem sie auf dem Weihnachtsmarkt spazieren war. Dort wollte er sich eine Rindswurst holen und fragte den Standbesitzer, ob Schwein und Rind auf einem Grill zubereitet werden bzw. ob der Bratensaft rüber laufen könnte, das möchte er nämlich nicht. Dies war besagter Freundin so unglaublich unangenehm und peinlich, dass sie sich noch Stunden später darüber ausließ. Auf meine Frage hin, worin das Problem läge, wenn sich jemand dafür interessiert, wie sein Essen zubereitet wird und aus irgendwelchen Gründen – egal ob Überzeugung, Glaube, Ekel etc. – bestimmte Sachen nicht konsumieren oder „berühren“ möchte - wusste sie aber nicht wirklich eine Antwort. Ich begann mich immer mehr mit dem Thema Vegetarismus auseinander zu setzen und wurde immer wieder bestätigt, das Richtige zu tun. Die letzten Monate bei den Eltern zu Hause waren etwas holprig und schwierig, aber ich wollte es wirklich durchziehen, auch wenn der Haussegen abzufallen drohte. Mein Paps ist noch von der alten Schule und überzeugter Fleischesser. Ein Gericht ohne Fleisch ist kein vollständiges Gericht. Neben dem Unwissen, welches 99% der Fleischesser an den Tag legen und Sachen behaupten wie „Der menschliche Körper braucht das aber, du bekommst doch gar kein Eisen mehr.“ hatte er auch eine Menge Witze wie „Weißt du, was Vegetarier auf Indianisch heißt? Zu dumm zum Jagen!“ auf Lager. Auf meine Erklärungsversuche folgten anfangs immer nur weitere schlechte Witze oder gefährliches Halbwissen, meinen Aussagen wurde gar kein Gewicht beigemessen. Ist doch eh totaler Humbug - ist doch klar, dass das jemand in die Welt gesetzt hat. Du bist ja nicht der erste, der meint, kein Fleisch mehr essen zu müssen. Heute sieht er das alles ein bisschen anders, interessiert sich wirklich dafür und kann mein Verhalten auch nachvollziehen und verstehen. Aber etwas ändern wird er sicherlich nicht. Mit Veganismus hatte ich mich immer noch nicht wirklich auseinander gesetzt, fand ich aber bis dato auch immer noch sehr kompliziert. Wenn mir als Vegetarier in der Öffentlichkeit schon solche Steine in den Weg gelegt werden, wie sollte das dann erst als Veganer werden? Als ich dann raus fand, dass in den meisten Frischkäsesorten Gelatine drin ist und es Käse mit tierischem Lab gibt, flog auch dies von meiner Einkaufsliste. Und das war anfangs richtig hart. Ich liebte Käse. Aber beim Gedanken an Kalbsmagen oder gemahlenen Knochen und Abfällen verging mir mit der Zeit die Lust auch hierauf. Ich hab mich bisweilen immer noch nicht entscheiden können, ob ich Gelatine nicht sogar noch ekliger als Fleisch finde. So verging Tag um Tag und ich stellte fest, dass sich meine Ernährung klammheimlich und fast von selbst auf vegan umgestellt hatte. Eier hab ich vielleicht 3 Mal in meinem ganzen Leben gekauft gehabt, an Weihnachten zum Backen. Somit standen die eh nicht auf meiner Einkaufsliste, wofür auch? Glibberiger Fast-Fötus, wo auf jede Legehenne mindestens ein vergastes männliches Küken kommt? Das einzige, was es noch gab, war Joghurt. Also probierte ich mal den auf Sojabasis. Etwas ungewohnt und relativ eigen im Geschmack, aber kein Ding der Unmöglichkeit. Joghurt gab es bei mir eh immer nur als Dip oder ähnliches, mit Salz, Kräutern und Zitrone. Von daher war auch das hier abgeklärt. Zu Beginn beschränkte sich alles natürlich auf „Sicht-Veganismus“. Alles, was erkennbar tierliche Produkte beinhaltete, mied ich. Dann jedoch musste ich immer öfter feststellen, wo überall Tier drin versteckt ist und beschäftigte mich auch damit intensiver, begann auch diese Produkte zu meiden. Dennoch stellte ich mir oft die Frage, was an Veganismus so kompliziert und schwierig sein soll, wie es ja immer heißt. Ich kam prima zu recht und vermisste wirklich rein gar nichts. Ich zauberte die leckersten Gerichte und war von mir selbst überrascht – es scheint, als wäre in mir eine kleine Hobbyköchin verloren gegangen. Diese Leichtigkeit aber verflog im Nu, als ich mal wieder auswärts was essen wollte. Und das beschränkt sich leider nicht nur auf Restaurants, Imbisse, Cafés oder sonst was in der Richtung. Es bezieht sich einfach auf jegliche Möglichkeiten, wo man (fertige) Nahrung kaufen kann. Oft war ich dann so „in meiner eigenen, kleinen, veganen Welt“, dass mich meine Freunde darauf hinweisen mussten, dass dieses oder jenes Produkt ja auch nicht vegan sein kann, weil es dieses und jenes beinhalten könnte. Ich war so von meinen tierfreien Alternativen von zu Hause verwöhnt, dass ich das anfangs bisweilen wirklich einfach vergaß. Wie es sich herausstellte, hat man als vegan lebender Mensch in der Öffentlichkeit eigentlich verloren. Man weiß nie genau, was wo drin ist oder wo es herkommt und meistens findet man auch keine gescheiten Zutatenlisten. Nicht einmal beim Bäcker kann man meist richtig beraten werden. Das bedeutet natürlich, dass man einzig auf sich selbst gestellt ist und vorbereitet sein muss. Der Umkehrschluss daraus ist aber ein wirklich Guter – man ist im Prinzip „gezwungen“ immer frisch zu kochen. Mit der Zeit findet man seinen Rhythmus und weiß, wie man dem ein oder anderen unglücklichen Zwischenfall vorbeugen kann, indem man sich einfach etwas mitnimmt. Dennoch stimmt es mich oft traurig und missmutig, ja manchmal sogar ein bisschen aggressiv, wenn ich mir die Nahrungsangebote so anschaue. Ich frage mich, wie es soweit kommen konnte und noch viel öfter, warum in manchen Dingen das jetzt drin sein muss, es ginge auch ohne. Wie ja aber oben schon berichtet, kann man sich meist schon glücklich schätzen, wenn mal was ohne Fleisch auf der Speisekarte steht. Das ist echt traurig. Der Umgang mit Konsum in der heutigen Zeit ist echt grauenhaft. Alles muss in Massen, überall und rund um die Uhr verfügbar sein. Omnipräsent eben. Und noch schlimmer ist der Werteverlust, den die Menschheit mit Fleisch zur Zeit hegt. Es ist völlig selbstverständlich geworden, es zu essen und vor allem nichts Besonderes mehr. Früher gab es den Sonntagsbraten, das Highlight schlecht hin. Er wurde fast schon richtig zelebriert. Oder Freitags Hühnchen, Samstags Geschnetzeltes und Sonntags die Suppe davon. Was ist aus der Moral und dem Respekt geworden, den man einst hatte? Heute fühlt sich der Ottonormalfleischesser von Formfleisch und Fakekäse verarscht, man möchte doch was für sein Geld haben! Und wenn es nur Dumpingpreise im Superangebot sind. Hauptsache billig. So ein Schnitzel vom Metzger wäre natürlich geschmacklich ein Traum – aber viel zu teuer. Ich glaube, würde man sich eher und vermehrt Gedanken darum machen, was man gewissenlos in sich reinstopft, sähe die Welt schon ganz anders aus. Back to the roots sozusagen. Wäre man sich bewusst, wie viel Menschen- und Tierleid in fünf Minuten Gaumenschmaus stecken, verginge einem sicher der Appetit. Natürlich hab ich auch mal Lust auf einen Burger. Einen leckeren Burger mit Salat, Tomate, Zwiebeln, Soße und eben einem Bratling. Etwas Warmes, Gebratenes – mir fehlt nicht das tote Tier und auch nicht der Geschmack. Fleischessen ist meiner Meinung nach anerzogen und gesellschaftlich zementiert. Warum wohl mögen Kinder Würstchen und Fischstäbchen lieber als Rumpsteak oder Meeresfrüchtesalat? Ich denke, die Antwort liegt klar auf der Hand. Chicken Nuggets, Schnitzel oder Wurst erinnern optisch nur schwach an das, aus was sie bestehen. Besonders mag ich dazu den Satz „Wären Schlachthäuser aus Glas, wären wohl FAST alle Vegetarier“. Ich betone hier bewusst das „fast“, denn es gibt sicherlich auch den ein oder anderen, der von diesen Bildern unberührt bleibt oder eben selbst schlachtet. Letzteres wäre übrigens für mich das einzige Argument, Fleisch zu konsumieren. Wer es selbst nicht übers Herz bringen würde, sein Essen zu töten, ist für mich schlichtweg ein gewissenloser Auftragsmörder und sollte sich mal fragen, warum er es lieber von jemand anderem machen lässt. Ich will keinesfalls einer von diesen Veganern sein, der irgendwelche Leute missionieren will oder dumme Sprüche ablässt. Oh ja, ich würde manchmal gern, aber ich verkneif es mir. Das ist mir zu kindisch. Solche gehen selbst mir auf den Keks. Was ich will, ist den Menschen zeigen, was hier wirklich vor sich geht und Denkanstöße geben, wie ich selbst sie erhalten habe. Ich möchte das weitergeben, was ich erfahren habe und woran man vorher nicht geglaubt hat. Ich hätte es beispielsweise nie für möglich gehalten, dass ich jemals vegan leben werde. Ich hätte der Person den Vogel gezeigt, hätte sie mir damals gesagt, ich würde nächstes Jahr vegan leben. Ich hätte gelacht und den Kopf geschüttelt. Aber jetzt ist es für mich die einzig logische Konsequenz des Vegetarismus. Und ich weiß, dass die Mehrheit bereit wäre, sich wirklich mit dem Thema auseinander zu setzen, würde sie die Hintergründe kennen. Dafür aber müsste man sich mal öffnen und den Tatsachen ins Auge blicken. Man müsste sich von den althergebrachten Mustern lösen und bereit für Veränderung sein. Man müsste sich von den altbackenen Vorurteilen lösen. Man muss sich einfach bewusst werden. Und aufhören, sich über Vegetarier und Veganer lustig zu machen. Oft werde ich als radikale Missionarin verschrien, weil ich über schlechte Witze nicht lachen kann. Und da sehe ich leider viel zu oft, dass der Menschheit der Ernst der Lage nicht bewusst ist, denn sonst würde man keine Witze darüber machen. Witze über ein Thema, das nicht nur Tier- sondern auch Menschenleid enthält. Ein Thema, das für eine immense Umweltverschmutzung verantwortlich ist und den Untergang der uns bekannten Erde bedeutet, wenn man sich jetzt nicht aufrafft und etwas ändert. Es ist wirklich traurig ständig am eigenen Leib erfahren zu müssen, wie eingefahren und mit welcher Abwehrhaltung die Meisten Vegetariern oder „gar Veganern“ gegenübertreten. Ich bin es nicht, die mit dem Thema anfängt. Nie. Ich werde schief angeschaut, wenn ich zum fleischlosen Gericht greife. Ich werde mit Dummheiten und hirnlosen Kommentaren überhäuft, wenn man hört, dass ich vegan lebe. Ich hab sogar schon von Vegetariern vorgehalten bekommen, dass „mein Soja ja auch irgendwoher kommen müsse“. Vegan leben heißt nicht aus Jux und Dollerei und wegen der armen Tierchen mal eben auf deren Produkte zu verzichten oder feinstes Tofu aus Übersee zu kaufen. Vegan leben heißt sich bewusst sein und seinen Verstand einzusetzen, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen und die Konsequenzen daraus zu ziehen, nachhaltig zu leben. Es geht darum, die Verknüpfungen herzustellen. Die Zeiten, in dem eins nichts mit dem anderen zu tun hatte, sind leider vorbei. In der Steinzeit war Mann ein Held, hat er ein Tier erlegt und so Essen beigeschafft. Das ist tausende von Jahren her. Heute ist es nicht (mehr) männlich, sexy oder sonst was Fleisch zu essen. Es ist nicht unmännlich, seinen Verstand einzusetzen und darüber nachzudenken und darauf zu achten, was man konsumiert. Vielmehr wäre es unmenschlich, dies nicht zu tun. Oder will mir wer erzählen, dass sich seit den Neandertalern nichts geändert hat? Ich bin kein Biologe, Wissenschaftler oder sonst was. Ich möchte nicht leugnen, dass der Mensch eventuell Fleisch für seine Entwicklung gebraucht hat. Aber heute, hier, jetzt und auch morgen braucht er es einfach nicht mehr. Spätestens seit der Massentierhaltung ist so Einiges mächtig aus den Fugen geraten. Hungersnöte in „dritte Weltländern“, EHEC, Umweltverschmutzung – all das hängt damit zusammen. Wir leben in einer Welt, in der wir nicht mehr darauf angewiesen sind, Tiere zu essen. Nomaden und Völker, die selbst ihre Tiere halten und diese zum ÜBERleben brauchen natürlich ausgenommen. Aber wir hier, die an ihrem Laptop sitzen und den Luxus haben in den Supermarkt zu gehen und sich von der immensen Auswahl berieseln zu lassen – wir haben es nicht mehr nötig. Und schon gar nicht in dem Ausmaß. Dafür aber haben wir Verantwortung, die es zu übernehmen gilt. Etliche Hektar Land werden den ärmeren Ländern genommen, um darauf Gensoja anzubauen. Das wird dann mit Kraftfutter gestreckt und an die Mastbetriebe geliefert, wo die scheinschwangergehaltenen, dicht an dicht gedrängten Kühe damit gemästet werden. Kraftfutter deshalb, weil normales, natürliches Futter einfach nicht mehr ausreicht, um so viel Milch geben zu können. Kraftfutter, das die Tiere nicht verarbeiten können und so EHEC entsteht. Gibt es außerdem eine andere Spezies als den Menschen, der über sein Wachstum hinaus Milch trinkt – noch dazu nicht mal seine eigene? Es gibt neue Forschungsergebnisse, die belegen, dass nicht Menschen mit Laktoseintoleranz „abnormal“ sind, sondern die ohne. Im Laufe seines Lebens baut der menschliche Körper das Enzym, welches für die Laktose zuständig ist, ab. Theoretisch braucht er es nach dem Wachstum, nach dem Stillen ja nicht mehr. Und so hat sich der Mensch - wie bei so Vielem – über Jahrtausende an fremde Milch angepasst. Eine Mutation seiner Gene quasi. Es sind hier nur einige Beispiele genannt, die gegen Fleischkonsum sprechen. Es gibt weitaus mehr. Was eigentlich dafür spricht? Das ist kurz und knapp schnell beantwortet: Der Geschmack. Ich wollte ursprünglich gar nicht so detailliert schreiben. Ich wollte mich erleichtern und meinen Weg beschreiben, mich nachvollziehbar machen. Meinen unglaubliche schnellen Sinneswandel, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich so was mal durchmache. Zeigen, dass man nicht in seinem Raster feststeckt. Zeigen, dass es ganz einfach sein kann. Zeigen, dass es sich lohnt, durchzuhalten. Ich glaube auch, es ist der verzweifelte Versuch eines Appells an den menschlichen Verstand. An das „Sich-bewusst-machen“. Und schon gar nicht wollte ich, dass der Text so lang wird. Aber ich habe es satt mich ständig rechtfertigen zu müssen, nur weil irgendwer sich allein durch meine bloße Anwesenheit auf den Schlips getreten fühlt. Ich habe es satt für etwas verurteilt zu werden, was ich tue, damit es nicht nur mir, sondern auch anderen besser geht. Ich habe es satt mir dumme Kommentare und Beleidigungen anhören zu müssen von Menschen, die wahrscheinlich noch nicht einmal wissen, was vegan überhaupt bedeutet. Da ich aber weiß, dass irgendwann jeder einmal zur Vernunft kommen wird, habe ich mir den Rotz jetzt von der Seele geschrieben und verabschiede mich mit meinem absoluten Lieblingszitat von Arthur Schopenhauer: „Jede Wahrheit durchläuft drei Phasen: In der ersten wird sie verlacht, in der zweiten wird sie wild bekämpft, und in der dritten wird sie als Selbstverständlichkeit akzeptiert.“ Tags: Konsum, Vegetarismus, Veganismus, Fleisch essen
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Träume
ein kleines Traumtagebuch- die Mittsommernacht!
Ich hab diese Nacht von dir geträumt Elena, ganz komisch, ich wusste genau, dass du es bist, obwohl wir uns nur flüchtig kennen. Wir waren mit einer größeren Gruppe unterwegs, wie damals auch, haben uns die Schlafplätze angesehn und dann mit einem Teil der Gruppe nebeneinander unser Lager eingerichtet. Gequatscht bis in die Nacht hinein, anstatt zu schlafen, na klar, macht ja auch viel mehr Spaß, besonders, wenn es schon dunkel ist und man sich nur noch hört und nicht mehr sieht. Irgendwann, als die anderen dann schon eingeschlafen waren hast du mich zögernd, schüchtern geküsst und bist dann schnell wieder zurückgewichen. Wow hat das geprickelt! Ich hab meinen Arm ausgestreckt, dich langsam an mich gezogen und unsere Küsse genossen, ganz locker war es, einfach im anderen zu versinken. Zögern und vorsichtig, aber mit gigantisch viel Gefühl haben wir uns der Lust am Küssen hingegeben, mit den Händen ganz vorsichtig den anderen ertastet und dennoch keinen Schritt zu weit gegangen, den Moment genießen und nicht gleich versucht den anderen ganz einzunehmen. Was für eine Erfahrung, wennauch es nur im Traum war, so glücklich bin ich schon lange nicht mehr aufgewacht! Zurück in der Realität gucke ich heute Morgen in dein Bilderalbum und dort steht ein "Knutschfoto" mit der Unterschrift : "In Knutschlaune, aber leider ist ja niemand da..." Liebe Elena, willkommen in meinem Traum!
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liebe
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init-admin
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Die Singles der Ausgabe 4/2006
Diesmal mit: ostseeperle, sahnecowboy, gruener9999, suesswarenabteilung, sunny72
http://www.neon.de/artikel/-/-/die-singles-der-ausgabe-4-2006/686699
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unnuetzeswissen
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Oprah Winfrey sollte eigentlich den biblischen Namen Orpah bekommen, den aber niemand aussprechen konnte.
Namensänderung
http://www.neon.de:80/artikel/kaufen/produkte/oprah-winfrey-sollte-eigentlich-den-biblischen-namen-orpah-bekommen-den-aber-niemand-aussprechen-konnte/1068481
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init-admin
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Schöner sitzen
Knast ist nicht gleich Knast: Wie deutsche Gefängnisse in ihren IMAGEBROSCHÜREN für sich werben.
http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/schoener-sitzen/684211
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Ann-Kathrin_Eckardt
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Tanzen verboten
Ist das Tanzverbot an stillen Tagen noch zeitgemäß?
Party? Ist nicht. Heute nicht, morgen nicht und übermorgen auch nicht – zumindest, für alle, die in Bayern oder Baden-Württemberg wohnen. Denn dort gilt das absolute Tanzverbot nicht, wie in den meisten Bundesländern, nur am Karfreitag, sondern auch am Gründonnerstag und am Karsamstag. Ist das noch zeitgemäß? Nein, findet zum Beispiel die FDP in Bayern und plädiert für eine Lockerung des Tanzverbots in Bayern an den sogenannten „stillen Tagen“ wie dem Gründonnerstag. Die Politik müsse „stets aufpassen, dass sie auf der Höhe der Zeit bleibt“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion, Tobias Thalhammer. „Die Menschen haben immer weniger Verständnis dafür, dass wegen eines einzigen Feiertages gleich zwei Feierabende beschnitten werden, weil beispielsweise ein Tanzverbot verhängt wird.“ Beim Karfreitag und beim Karsamstag solle allerdings alles beim Alten bleiben. Es gehe nur um die Vorabende von Feiertagen, die derzeit auch frei von Unterhaltungsveranstaltungen sein müssten. Wie seht ihr das? Hat die FDP Recht? Oder gehört das Tanzverbot sogar generell abgeschafft? Oder kann man an einigen Tagen im Jahr ruhig mal darauf verzichten?
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/tanzen-verboten/862092
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nathkath
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Wie real geträumt
Es gibt sie, die kleinen Geschehenisse, die man in seiner Fantasie entstehen lässt bis sie wahr werden...
Zu Beginn meines Studiums lernte ich ihn kennen. Ein ganz netter Kerl, etwas zottelig, dunkel gekleidet und mit "was zum Anfassen", was ich besonders mochte. Kein dünner Hecht, der im nächsten Sturn sofort umknickt, weil er durchgebrochen war. Vom Stil her passte er in die Kategorie "Metaller" und so war es auch nicht ungewöhnlich, dass er stets in diesem typischen Band Shirts rumlief. Es gefiel mir, war aber für mich selbst nicht mein Stil. Wir verbrachten viele Vorlesungen mit einander und so verging Semester für Semester. Damals war er in einer Beziehung, was ich allerdings etwas bemitleidend verfolgte. Sie war nicht gut für ihn und behandelte ihn nicht gerade, wie es sich für eine gute Freundin gehörte. Das ärgerte mich aber belangte mich nicht weitergehend, da ich mit meiner eigenen Beziehung schon genug zu tun hatte. Hin und wieder mal hatten wir ein Semester mal mehrere Vorlesungen zusammen und manchmal unternahmen wir sogar etwas. Hätte man mich zu diesem Zeitpunkt befragt, so hätte ich gesagt, dass er halt ist, wie er ist: ein ganz netter Kerl, etwas zottelig, dunkel gekleidet und mit "was zum Anfassen". In mein Beuteschema passte er  ja schon lange, aber hie und da gab es doch Sachen, die mich störten und ich deshalb nicht an der Sache "arbeitete". Natürlich machte seine Freundin Schluss. Es war für mich ein Segen, dass er endlich von ihr erlöst war- für ihn war das allerdings eher das Gegenteil davon. Ich war viel für ihn da. Für mich eine Selbstverständlichkeit. Es kam auch noch schlimmer: Sein Vater war schwer krank, sodass ich Angst hatte, er würde in ein Loch fallen. Die Zeit verging. Mal ging es besser, mal schlechter. Hin und wieder berichtete er mir von seinen fehlgeschlagenen Anbahnungsversuchen bei den Frauen. Ich schüttelte nur den Kopf und tüftelte mit ihm neue Strategien aus, um in Zukunft bei der Frauenwelt punkten zu können. So wie an jenem Abend, wo wir über alles quatschten und wir uns irgendwann neckten. Und auf einmal, ich wusste nicht, wie mir geschah, küsste er mich. Einfach so. Und ich machte mit, weil ich mich so schrecklich gerne mitreissen lasse. Ich hatte es geahnt, schon wie die Tage zuvor. Und nun ist es auch noch passiert. Es  kam sogar noch schlimmer: Ich kuschelte an seinem nackten Oberkörper und streichelte ihn. Wie sollte das weitergehen? Ist das nicht merkwürdig? Ich hatte mir schon öfter vorgestellt ihn zu küssen. Das waren allerdings von mir aus zusammengesponnene Hirngespinste aus meiner Fantasie. Und nun das. Unvorstellbar. Ich machte daraus eine riesen Nummer. Ich war total verwirrt, durcheinander und plante schon eine Zukunft, obwohl ich schon der Meinung war, dass ich keine Beziehung mit ihm haben möchte. Nein. Dazu kams auch nicht. Ein soziales Netzwerk tat es für mich: ...ist in einer Beziehung mit...Na wunderbar. Glückwunsch. Ich meldete mich sofort zu Wort und ich bekam auch ein Feedback: Er hätte sich halt für mich interessiert, aber es hätte nun mal nicht gefunkt. Das musste ich erstmal schlucken. Es ist ja nämlich so: Kennen tun wir uns seit nun sechs Semestern. Was soll man dazu noch sagen. Ich fühle mich, als trüge ich den Stempel "Teppichabtreter". Freundschaft im Eimer, Vertrauen im Eimer und seine neue Freundin (noch nicht im Eimer). Mich wird er nun bestimmt nicht mehr anrufen, wenns ihm mal wieder schlecht geht. Schade eigentlich. Dabei ist er ein ganz netter Kerl, etwas zottelig, dunkel gekleidet und mit "was zum Anfassen". Und wenn ich wieder anfange, zu träumen, dann wird diese Beziehung nicht lange halten. Aber dann kann ich ihm ganz einfach sagen: Na, es hat halt einfach nicht gefunkt. Nur ob ich dann wieder zum Scherben zusammenkehren her halte- vielleicht. Aber real träumen tu ich hoffentlich nicht mehr. Tags: Freund verlieren, Freund, Gefühl von Liebe
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/wie-real-getraeumt/1018249
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Kathrin_Hartmann
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Elterngeld
Irgendwann verdient jeder sein eigenes Geld und kann die Miete selber zahlen. Aber ohne Unterstützung der Eltern wäre manches nicht möglich gewesen.
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Fleau
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An mein Date von letzter Woche
Ein kurzer Brief, der eines der Probleme behandelt, mit denen sich Großstadt-Singles in ihren Zwanzigern beschäftigen müssen.
Wir haben uns auf Umwegen kennengelernt. Wir waren beide in der gleichen Bar. Du saßt mit Deinen Freunden am Nebentisch und hast ausgiebig gefeiert, während ich allein dort saß und versuchte zu schreiben. Aus irgendeinem Grund tat es Dir leid, mich dort so allein vor einem Haufen zerknüllten Papier zu sehen und Du fragtest mich, ob ich mich zu Euch setzen würde. Dämlich, wie ich bin, pampte ich Dich an und bat Dich darum, mir meine Ruhe zu lassen. Schade eigentlich. Du bist nämlich wirklich hübsch, dachte ich mir, als ich die Bar kurz darauf verließ. Doch Du hast nicht locker gelassen und gabst dem Barkeeper Deine Nummer für den Fall, dass ich irgendwann wieder in jener Bar sitzen sollte. Und so kam es auch. Wir schrieben eine Weile hin und her, bis wir uns endlich für ein Treffen entschieden. Ich war die ganze Woche vorher leicht aufgeregt. Du warst nicht mein erstes Date und normalerweise macht es mich nicht nervös, neue Menschen kennen zu lernen. Aber Du warst irgendwie anders. Mutig, nicht gerade schüchtern und in allen Nachrichten von Dir kam ein bitterböser Humor zum Vorschein. Was bis dahin wie der Anfang einer klassischen KennenlernenHeiratenKinderbekommenAltwerdenundSterben-Geschichte klingt, kam ganz anders. Du hieltst mich für fünf Jahre älter und Dein Interesse an mir schwand dahin, als Ich Dir verriet, dass ich erst 23 bin. Dass ich seit Jahren auf eigenen Beinen stehe, einen Job und ein Auto habe, war Dir ab diesem Punkt egal. Als Du mir erzähltest, dass Du eine Beziehung zu einem Zuhälter hattest, nur weil er einen Cadillac fuhr und sowieso nur auf der Suche nach einem älteren Mann bist, der Dich mit Geld versorgt, verlor auch ich endlich mein Interesse an Dir. Was ich Dir sagen wollte, ist, dass Du trotzdem die hübscheste und humorvollste Frau bist, die ich seit Langem kennenlernen durfte. Und, dass Du, als wir am Mittwoch gegangen sind, Deine Mütze in der Bar vergessen hast. Ich hab’s gesehen...und mit Absicht nichts gesagt. Rache ist süß. Tags: Dates, Singleleben, single, beziehung, 20 something, Generation Y, Großstadt, Humor, Lustig, Sarkasmus, Ironie
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/an-mein-date-von-letzter-woche/1526545
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Dollylein
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Immer wenn es nachts wird...
Kalter Schweiß bildet sich auf ihrer Stirn, sie beginnt zu zittern und unterdrückt ihr wimmern vergebens, Tränen steigen in ihre Augen...
Draußen wird es still, der Himmel strahlt schon lange in einem kräftigen Rot, der Wind weht kühler und langsam verabschiedet sich die Sonne fröhlich von dem Mond, der nun am Himmel über die Nacht wachen wird. Nur noch hin und wieder fährt ein Auto, auf der sonst so belebten Straße, vorbei und nur noch wenige Menschen sind auf den Straßen oder im Park unterwegs. Sophie betritt ihr Schlafzimmer und bleibt einen Moment stehen. Gegenüber von ihr steht ein Bett an der Wand und ein paar Schritte davon entfernt, das einzige aber große Fenster. Sie schaut zu dem Fenster und läuft seufzend darauf zu. Sie schiebt die Gardinen zur Seite und beobachtet aus den zweiten Stock das Geschehen auf den Straßen. Hin und wieder wandert ihr Blick auf die Weckeranzeige neben dem Bett. 22.30 Uhr Nichts passiert. Die Welt scheint stehen geblieben zu sein. 23.00 Uhr Eine dicke Wolke schwebt am Fenster vorbei, über den Bäumen im Park hinweg. Sophie folgt der Wolke mit ihrem Blick. Ein friedlicher Anblick, doch Sophie fühlt sich zuehmend unwohl. 23.10 Uhr Sophie löst ihren Blick von der Dunkelheit der Stadt und läuft unruhig durch ihr Zimmer. Gleich ist es soweit, sagt ihr eine Stimme, die nicht mehr ihr gehören zu scheint. Ohne zu wollen bewegt sie sich in Richtung Bett und legt sich unter die Decke, die sie sich bis zum Kinn überzieht. Kalter Schweiß bildet sich auf ihrer Stirn, sie beginnt zu zittern und unterdrückt ihr wimmern vergebens, Tränen steigen in ihre Augen, während die Stimme immer wieder sagt: "Gleich ist es soweit." 23.20 Uhr Sophies Herz hämmerte gegen ihre Brust, als wolle es jeden Moment herauspringen. Ihre Augen sind auf das Fenster gerichtet, durch das der Vollmond das dunkle Zimmer in ein fahles Licht taucht. 23.30 Uhr Es ist soweit. Sophie kneift die Augen fest zu, als könne sie sich so vor der Welt um sie herum schützen. Doch es macht es noch schlimmer. Immer lauter werden die Schritte auf der Treppe nach oben, die sie nun hört. Durch den Spalt unter der Tür kann sie erkennen, dass jemand das Licht im Flur angemacht hat. Im Gedanken zählt sie die Sekunden. Eins.. Zwei.. Drei.. Vier.. Fünf.. Sechs.. Sieben... Bis 120 zählt sie und zittert dabei am ganzen Körper, ihr Herz hämmert immer lauter. 23.32 Uhr Schreie, die nicht laut genug sind, um das Gemäuer des Hauses zu verlassen, lassen sie aufhören zu zählen. Nun kann sie die Tränen nicht mehr zurück halten. Heiße Tränen laufen über ihre Wangen und tropfen auf die Decke, die sie krampfhaft festhält. 23.35 Uhr Die Schreie haben aufgehört. Es ist still geworden im Haus. Doch es ist noch nicht vorbei, sagt ihr die Stimme. 23.45 Uhr Minute um Minute verging, langsam beruhigte sich Sophie. 02.00 Uhr Sie schreckt aus den Schlaf hoch. Sophie musste eingeschlafen sein. Sie guckt auf die Uhr. Hatte sie diese Nacht etwa Glück? Als sie sich im Zimmer umblickt, atmet sie erleichtert auf. Sie schließt die Augen wieder. Wenige Sekunden später Eine Stimme dringt zu ihr durch und lässt ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Sie öffnet die Augen und blickt in die Richtung, aus der die Stimme zu kommen schien. Sie konnte niemanden sehen. Hatte sie sich geirrt? Als sie die Augen noch einmal zu machte und wieder öffnete sah sie plötzlich eine Gestalt am Fenster stehen, die sie angrinste und mit kleinen, extra langsamen Schritten auf sie zu ging.
http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/immer-wenn-es-nachts-wird/818669
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-Maybellene-
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Zuckerberg will die Welt vernetzen!
NeonUserTäglich
Wie ihr bestimmt alle mitbekommen habt, hat Facebook für 19 Milliarden Dollar (14 Millionen Euro) WhatsApp gekauft. Facebook Chef Mark Zuckerberg sagte dazu: "WhatsApp wird uns dabei helfen, unsere Mission zu erfüllen, die ganze Welt zu vernetzen" Facebook hat derzeit 1,2 Milliarden Mitglieder, WhatsApp bringt es bisher auf 450 Millionen Nutzer. Doch das kann in den nächsten Jahren enorm steigern, glaubt Zuckerberg. Denn WhatsApp hat ein enormes Wachstumspotenzial, womit sich viel Geld verdienen lässt. Und wie macht man das? So wie der Social-Media-Konzern es immer gemacht hat, mit den Daten der Nutzer. Facebook steht seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2004 wegen Datenschutzpraktiken in Kritik. Für die Nutzer werde sich durch den Kauf nichts ändern, so WhatsApp. Dennoch wechseln seitdem viele den Anbieter und jeder Dritte denkt über einen Wechsel nach. WhatsApp-Alternativen findet ihr hier. Mich interessiert: Nutzt ihr Facebook und/oder WhatsApp? Wenn ja, wie und wozu benutzt ihr es? Was haltet ihr von dem Kauf? Wie geht ihr mit euren Daten im Netz um? Habt ihr den Anbieter gewechselt? Denkt ihr darüber nach oder wollt ihr bei eurem jetzigen Anbieter bleiben? Tags: NeonUserTäglich
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/zuckerberg-will-die-welt-vernetzen/1125682
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Nicht noch ein Herzschmerztext
Eigentlich liebe ich sie ja, die Texte über unerwiderte oder verlorene Liebe, aber seit ein paar Wochen verstehe ich diese Zeilen nicht mehr.
Eigentlich liebe ich sie ja, die Texte über unerwiderte oder verlorene Liebe, über schlaflose Nächte und nass geweinte Kissen, Briefe, die nie abgeschickt wurden. Wie viele hab' ich selbst davon geschrieben? Aber seit ein paar Wochen verstehe ich diese Zeilen nicht mehr. Ich kann nicht mehr Nächte damit verbringen, das Internet nach diesen Texten zu durchforsten und mir die schönsten Zeilen an die Wand zu schreiben. Denn seit ein paar Wochen gibt es dich. Und es gibt nach wie vor schlaflose Nächte, aber nun verbringe ich sie mit dir. Mit einem Glas Wein auf der Terrasse, mit einem Joint am Fenster, mit guter Laune auf guten Partys oder eben nur mit dir im Bett. Ich bin nie gerne alleine gewesen, doch zu zweit fühlte ich mich eingeengt, gehörte immer zu denen, deren Freiheit so manch einer bewunderte. Locker durch's Leben gehen, alles nicht so ernst nehmen, hier mal jemanden kennenlernen, da mal jemanden kennenlernen. Und mit Konfetti in den Haaren und einem Astra in der Hand lernte ich dich kennen. Auch du gehst das Leben locker an. Und wir lachten und redeten, verstanden uns gut, lachten noch mehr, sahen uns wieder, redeten über den ganzen Mist, der uns manchmal durch den Kopf geht. Und als ich gestern Nacht ins Bett gekrochen kam, ungeschminkt und in einem deiner T-Shirts und du, auf der rechten Seite des Betts liegend, weil du weißt, dass ich lieber links schlafe, mich anlächeltest mit diesem Funkeln in den Augen und sagtest: "Du bist der schönste Mensch, den ich kenne", da wurde mir bewusst, dass ich in meinem Leben noch nicht glücklicher gewesen bin und noch nie zuvor so frei war. Das hier ist mein Brief an dich. Ich habe unendlich viele an Andere geschrieben, nicht einen habe ich abgeschickt. Sobald ich die letzte Zeile geschrieben habe, werde ich dich anrufen, um ihn dir vorzulesen. Ich hoffe, es wird lange dauern, bis ich Herzschmerztexte wieder lesen kann.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/nicht-noch-ein-herzschmerztext/875072
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chontay
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Erinnerungen an Cimmeria
Erinnerung an ein UO Multiplayer Spiel
Yannick durchstreift seinen alten Garten, jahrelang war er schon nicht mehr hier auf Cimmeria. Da stand die Weide auf der er, als er klein war, immer mit den Tieren gespielt hatte und stundenlang mit ihnen geredet hatte. Da war der Tisch an dem er mit Tanay so oft gespielt hatte. Ja, Tanay, seine Stiefmutter. Seine echte Mutter war kurz nach seiner Geburt verschwunden keiner wusste wo sie war. Und Tanay hatte immer so Angst gehabt das sie zurück kommt und ihren Platz in der Familie wieder einnehmen will. Er wusste nicht warum er zurück gekommen war, aber seine Gedanken wanderten immer wieder an diesen Platz, besonders in letzter Zeit. Er konnte sich nicht erklären warum. Er war damals vom Leben verschleppt worden, es hatte ihn fort getrieben und er hatte alle zurück gelassen und hatte sich die letzten 10 Jahre nicht umgedreht, um auf seine schöne Zeit zu sehen. Zu schmerzhaft war der Grund für seinen Weggang. Er war damals viel zu jung um alleine seinen Unterhalt zu bestreiten, aber er hatte sich in einem Wald verlaufen aus Pflichten und anderen Menschen, er ließ sich mit reißen und ging mit ihnen weiter an viele Orte die für ihn unbekannt waren. Und bald war die Erinnerung an sein Zuhause, an seinen Vater, verblasst. Die Erinnerung an seinen Vater erschlug ihn auf einmal, er war ein gütiger, interessanter Mann gewesen. Einige Monate bevor Yannick sich verlief, sagte er mal, er hätte noch nie jemanden wie ihn gesehen der so viel lacht. Er erinnerte sich an den Schmerz in den Augen seines Vaters als er nach den ersten Monaten einmal zurück kam um zu sehen wie es allen ging. "Ihm ginge es gut und er hätte sich vielleicht mal eher an ihn wenden können, dann hätte er ihm helfen können. Aber jetzt sei es dafür wohl zu spät" Yannick fühlte sich damals wie ein verprügelter Hund, er hatte doch sich nur verlaufen, aber sein Vater hörte nicht zu und so ging Yannick wieder und ließ alles zurück. Jetzt erinnerte er sich wieder wie er mit Tanay den Apfelbaum Garten unsicher gemacht hatte. Wie er durch die Städten lief und jedes Detail ein Wunder war, doch irgendwann war die Realität schneller als der Traum dieser Burgen, Städte und Gärten. Er erinnerte sich wie viel er mit seinem Vater geredet hatte, man konnte mit ihm über alles reden und er hatte ihn immer zum lachen gebracht, obwohl er gar nicht lachen wollte. Aber kein Lachen war gestellt, alles war echt gewesen, es war halt nur das Leben was dazwischen kam. Sie wusste nicht was sie und ihre Gedanken dazu gebracht hatten an diesen Ort zurück zu kehren, aber jetzt erinnerte sie sich mit einem Lächeln.
http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/erinnerungen-an-cimmeria/962274
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Unfuckable
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Haltet Abstand
Kärnten wählt neu
Ich wohne in einem Land welches am 3. März 2013 seinen Neuwahlen entgegensieht. Ein Land welches wie ein Faschingskrapfen "außen rot und innen braun ist". Fasching ist ja glücklicherweise vorbei. Das gestrige Narrentreiben: ein Glanz der Hochkultur, der sich über den Hauptplatz durch Müllberge, Erbrochenes, Anstauung von Mut hinter Verkleidung und Maske verbirgt, in Verdrossenheit und "Lei Lei Parolen" endend! Einerlei ist mir die politische Situation nicht. Egal wo ich hinkomme wird das schöne Kärnten kontrovers betrachtet. Ich werde leise aber bestimmt zu meiner Meinung befragt. Im Süden nichts neues. Alle sind sich einig, dass man das südlichste Bundesland Österreichs nicht mehr ernstnehmen kann und alle die sich selbst ernstnehmen wandern aus, gehen weg und entspannen sich. Doch wer bleibt schlussendlich um dem entgegen zu wirken? Wer macht was? Ich kennen einige: "Ich halte Abstand, ihr Kreaturen, von euch, ihr dummen und armseligen Figuren. Ich halte Abstand von eurer Nähe, wenn ich euch kommen seh', weiß ich, dass ich gleich gehe. Ich halt mich fern von eurer Brut, die außer Schlechtem auch noch miserables tut. Ich hab genug von eurem Dunst, den ihr verbreitet, ihr verfaulter brauner Sumpf. In jeder Faser bin ich weit entfernt von euch und eurer Anständigkeit. Ich lass euch stehen, für immer geh'n, will eure braungebrannten Fratzen nicht mehr sehen. Ich halte fest, ihr seid die Pest ihr bewuchert alles andere und zerfresst. Ich geh' auf Abstand zu eurem Sein, zu eurem stinkenden, ach so tollem Schein. Ich halte Abstand von eurem Geld, von allem Scheuchs und allen Straches dieser Welt, die ihr versaut mit eurem Fleiß, gibt's da nicht irgendwo ein Loch für euren Scheiß. Ihr miesen Schweine geht ins Exil, denn wo auch immer ihr dann seid, ihr seid zuviel. HALTET ABSTAND (Fuzzman 2012, aus dem Album "Trust me Fuckers")
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/politik/haltet-abstand/988105
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Sharon_Duine
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Die Qual der Wahl
Wie schlagt Ihr Euch durch den Entscheidungs-Dschungel?
Der Mensch trifft täglich 100.000 Entscheidungen ( Quelle ). Mich persönlich nerven Entscheidungen ungemein. Vor allem die, die man jeden Tag neu treffen muss, wie zum Beispiel, was man essen will oder welche Musik man hören will. Dass Vielfalt nicht unbedingt förderlich ist, hat eine Studie ergeben: Kunden, die die Auswahl aus sechs Sorten Marmelade haben, kaufen deutlich öfter welche, als Kunden die die Wahl aus 24 Sorten haben ( Quelle ). Mir geht es da ähnlich mit Musik. Ich habe seit einiger Zeit ein Spotify-Account ( Erklärung ) und habe also ständig die Auswahl aus fast allem. Als Folge davon passiert es mir viel zu oft, dass ich nicht weiß, was ich hören will, und stattdessen nichts höre. Selbst wenn ich eine neue Band kennenlerne, finde ich die 2 Wochen super, und habe sie dann schon wieder vergessen, weil ich die nächste neue Band toll finde. Zumindest vom Gefühl her habe ich viel seltener echte Lieblingsbands im Vergleich zu früher, als ich die neue CD wochenlang rauf und runter gespielt habe. Oder aber die banale Entscheidung, was man eigentlich essen will. Fast jeden Tag stehe ich wieder ratlos im Supermarkt, überladen mit Möglichkeiten. Geht es Euch ähnlich? Fühlt Ihr Euch überwältigt von der viel zu großen Auswahl - im und außerhalb des Internets? Oder genießt Ihr täglich alle Möglichkeiten zu haben? Habt Ihr Hilfsmittel, die Euch durch den Möglichkeiten-Dschungel führen?
http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/die-qual-der-wahl/924093
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asdustdances
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Zu viel.
Manchmal haben wir von allem zu viel.
Sie vollführt einen Eiertanz auf meinem Schoß, als ginge es darum die Welt vor dem Untergang abzuhalten. Bei dem Gedanken muss ich kurz auflachen, als könnte irgendjemand uns alle vor dem Unvermeidlichen retten. Es scheint sie nicht einmal zu stören, dass ich nicht wirklich in der Stimmung und bei der Sache bin. Ihre übergroßen Pupillen kann man nur schwer durch die halbgeschlossenen, überschminkten Lider sehen. Ich lege den Kopf in den Nacken und starre krampfhaft an die Decke, als könnte sie mir dieses Mal etwas Neues sagen. Sie beginnt ihre viel zu großen Hände in mein Haar zu vergraben. Ich tue es ihr gleich und versuche irgendetwas zu erkennen. Warum läuft es eigentlich immer auf das Selbe hinaus? Wir betäuben uns mit zu teurem Alkohol und zu billigem Sex. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich noch nicht einmal an ihren Namen erinnern und es ist mir auch egal. Ersatzbefriedigung, für einen sonst so unbefriedigenden Alltag. Ich will die Welt an den Eiern packen und einfach nicht mehr loslassen. Ich stoße sie weg. 'He...' Wie sie da jetzt am bodenliegend zu mir aufschaut, tut sie mir fast etwas leid. Ich drehe mich um und will gehen, doch das scheint sie nicht zu interessieren. Sie torkelt auf mich zu, ihre Haare sind zuerzaust, das Make-Up verschmiert und ich kann deutlich erkennen, dass sie vermutlich nicht nur wegen zu viel Alkohol kotzen geht. Sie versucht mich zu küssen und drückt ihren kalten Körper an meinen. Sie reibt in meinem Schritt, als würde eine Erektion alle anderen Probleme lösen können. 'Lass gut sein.' Sie scheint wütend zu sein, lallt irgendetwas Böses in meine Richtung, schnappt sich ihr teures Kleid und die noch teureren Schuhe und knallt die Tür hinter sich zu. Ich frage mich immer warum diesen armen Dinger das alles mit sich machen lassen, dabei bin ich keinen Deut besser. Warum lasse denn ich das alles mit mir machen? Wir küssen die falschen Münder und reden uns dabei ein, dass wir auf der Suche nach dem Richtigen sind. Alles nur in der Hoffnung uns irgendwann niederzulassen.  Warum sich von tausend Bedeutungslosen ficken lassen? Selbstbetrug hin oder her. Es ist nicht das gleiche mit jemanden, den man irgendwie kennt und mag. Wir sind eine Generation der Rastlosigkeit. Die Welt steht uns offen. Zu offen. Heute kann jeder alles werden, wenn er nur genug will. Wir können heute hier sein und morgen schon ganz wo anders. Manchmal wünsche ich mir einfach jemanden, der mich dazu zwingt Bäcker zu werden oder Hutmacher. Der mich anschreit und mir sagt was gut für mich ist. Ich weiß es nämlich nicht. Oder warum wurde ich eigentlich nicht zwangsverheiratet? Irgendwie kann man sich schon arrangieren, ich mache ja gerade nichts anderes. Zumal ich mich mit allem besser arrangieren kann, als mit zu vielen Möglichkeiten.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/sex/zu-viel/1014584
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LinaFr
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schweigen ist silber
Du bist ja immernoch wach ...
Ich weiß nicht was du gerade träumst. Seit Monaten schläfst du neben mir ein. Die ersten Nächte waren die schönsten. Man erinnert sich immer an die schöne erste Zeit. Selten an gestern oder vorhin. Vorhin hab ich nur an jetzt gedacht. Seit dem du mich lusttrunken aufs Bett geschmissen hast bis zu dem Punkt an dem ich wieder meine Augen öffnete. Vorhin hab ich nur an jetzt gedacht. Jetzt denk ich schonwieder an die gute alte Zeit. Bevor aus "Wir" Du und Ich wurde ... Was bist du jetzt? Erotische Affäre? Liebelei so nebenbei? Oder doch heimlich Freund ? Wenn ich anfange deine Haut zu streicheln, schnaufst du zufrieden und schnarchst weiter. Wie mich dieses Schnarchen gestört hat. Jetzt bleibe ich wach und hör dir zu. Du öffnest halb deine Augen..guckst mich verschlafen an.. "du bist ja immernoch wach" .....doch bevor ich antworte, was mir so sehr auf der Zunge liegt, höre ich wieder dein tiefes Atmen und vertrautes schnarchen. Bin ich sauer oder froh, dass du wieder eingeschlafen bist!? Hätte ich dir lieber gesagt, was ich jede Nacht empfinde, w enn du wieder erschöpft vom vielen Bewegen neben mir einschläfst ? Morgen früh bist du wieder weg und ich entscheide froh darüber zu sein, dass du wieder eingeschlafen bist. Sonst würdest du vielleicht nicht mehr wieder kommen. Und dann bist du nicht mehr. Und dann ist alles nichts mehr. Wie es war.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/schweigen-ist-silber/926510
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Sommerregen03
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Stillstand bewegt.
"Möchtest du heute Nacht bei mir bleiben?" "Weißt du ... Ich habe noch Termine. Tut mir leid, ein anderes Mal." Dieses gab es nie mehr.
Ich dachte, ich sei kompliziert. Ich dachte, ich sei voller Gegensätze, voller Unklarheiten und Ungereimtheiten, ich sei eine Zweiflerin und würde selbst an meinen eigenen Kontrasten verzweifeln. Ich war mir so sicher, dass niemand anders mit meinen inneren Dämonen umzugehen wüsste, wenn sie doch mich selbst schon überforderten. Ich dachte das eine und handelte gegensätzlich, ich sagte Worte, die ich gerne gegenteilig in die Welt hinasgeschrien oder dir auch nur ins Ohr geflüstert hätte. In mir spielten sich Herz und Verstand gegeneinander aus. Ich dachte, ich sei mit mir selbst nicht im Reinen und ich war mir so sicher, ich könnte mich niemals wieder so verlieben. Der Erste brachte mich zum Heulen, er brachte mich zum Lieben, er brachte mich an die Grenzen meiner Möglichkeiten. Er bewegte mich, er bewegte mein Herz und er bewegte mich in eine Richtung, von der ich heute weiß, dass ich ihm für sie dankbar sein muss. Damals erschienen die Dinge anders, ich verlor mich im Taumel der Welt. Ich fiel, fiel, fiel tief. Der Alltag fing mich auf und die Tatsache, dass ganz egal, wie traurig, verzweifelt, glücklich, melancholisch, verliebt, ängstlich oder verloren du bist, die Welt sich auch ohne dich weiterdreht. So bewegt Stillstand dennoch. Mit dir waren die Dinge anders. Vielleicht unkomplizierter, vielleicht sanfter. Ich lag nicht von Anfang an mit offenen Augen zwischen den Laken und habe mich nach dir verzehrt, ich konnte noch konzentriert bei einer Aufgabe bleiben. Ich verliebte mich nicht mit Leidenschaft, ich fiel nicht aus dem Rahmen der Welt, Tage ohne ein Wort von dir verwandelten sich nicht in Ewigkeiten. Aber all das erwartete ich auch nicht mehr, denn mit dir war es schön, wie es war. Ich hatte nie das Gefühl, deine Hände von meinem Körper nehmen zu müssen, weil sie scheller waren als mein Herz. Wir lagen nur beieinander, redeten, blendeten die Welt und die Fernsehgeräusche der anderen aus ... Das war nicht romantisch und keine Filmszene, es war frei von Kitsch. Es war langsamer, sachter, leiser. Die Art, wie ich mich in dich verliebte. Dich zu vermissen ist lauter, stürmischer, unerträglicher. Jetzt sind auch die Nächte soweit weg von zu Hause schlafloser, der Alltag schwerer zu ertragen und deine Lieblingslieder trauriger, als sie eigentlich sein sollten. Die Stille, die nun zwischen uns herrscht, füllt mehr Raum, als wir unseren Gefühlen füreinander jemals gegeben haben. Manchmal ist das okay. Dann ist eine gerauchte Nachtzigarette nicht mehr als das, dann sind Liebeslieder nur für die anderen und das Vorbeifahren an Autobahnschildern, an denen wir auf unserem gemeinsamen Weg vorbeigekommen sind, unwesentlich. Alles Hintergrundkulisse. Und dann sind meine inneren Dämonen aber wieder hier, suchen mich heim und geben Dingen Bedeutung, die ich nicht bedeutungsschwer sehen will. Dann sieht die Flamme meines Feuerzeuges jener zu ähnlich, deren Konturen ich auf deiner Haut so gerne nachgefahren bin. Dann benutzen Fremde deine Worte, deine Stimme klingt durch das Radio und warnt mich vor Falschfahrern auf der B27, dann beanspruchst du allen Raum nur noch für dich. Der Kreis schließt sich wieder, der Schlussstrich bleibt aber unsauber gezogen. Du fehlst.
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Keinen Sex heut Nacht
Ich habe nie verstanden, wieso die sexuellen Bedürfnisse von Männern und Frauen so unterschiedlich sind.
Ich verstehe auch die ganze Venus-Mars Geschichte nicht und bin aus den Mann-Frau-Wörterbüchern nie richtig schlau geworden. Um es kurz zu machen, ich habe nie herausgefunden, weshalb Männer mit dem Kopf denken und Frauen mit ihrem Herzen. Zum Beispiel: Eines Abends, letzte Woche, machten ich und meine Freundin uns fürs Bett fertig. Als die Dinge langsam heiss werden und sich mein kleiner Freund da unten zu regen beginnt, stoppt sie mich plötzlich und sagt: „Schatz, bitte. Nicht heut Abend. Ich fühle mich so gar nicht danach. Können wir heute nicht einfach nur gemütlich kuscheln?“ Ich sage: „Was? Wieso? Ich meine, die Hälfte ist gemacht, es geht auch nur kurz.. etc.“ All die Dinge die man halt so… sagt. Aber dann sagt sie die Worte, die wohl jeder fester Freund fürchtet: „Schatz, du bist auf emotionaler Ebene einfach nicht genug im Einklang mit mir, als dass ich dich auf physischer Ebene befriedigen könnte.“ Bamm, Ohrfeige. Ich starre sie nur an und als ich nichts sage, führt sie weiter aus: „Kannst du mich nicht einfach für das lieben, was ich bin und nicht für das, was ich mit dir im Bett mache?“ Als ich merkte, dass jede weitere Bemühung erfolglos sein würde, schlief ich resigniert ein. Am nächsten Tag habe ich mir freigenommen, damit ich Zeit mit ihr verbringen konnte. Wir sind zu Mittag fein essen gegangen und nach dem Dessert sind wir ein grosses Einkaufszentrum gegangen. Ich begleitete sie, als sie die sündhaft teuren Kleider anprobierte. Als sie nicht wusste für welches Designer-Kleid sie sich entscheiden sollte, sagte ich ihr, dass wir alle nehmen würden. Natürlich mussten auch passende Schuhe her, wie sonst könnte sie sich an ihren neuen Kleidern erfreuen? Dann sind wir in die Juwelierabteilung gegangen, wo sie zielstrebig zu den Diamant-Ohrringen gelaufen ist. Lasst mich an dieser Stelle erläutern, dass sie zu diesem Zeitpunkt so… triumphierend und glücklich gewirkt hat. Sie hat wohl geglaubt, dass ich nur kurz davor war, ein emotionales Wrack zu werden. Ich denke, dass sie mich testen wollte, wieso sonst hätte sie sich zusätzlich eine Taucher-Uhr ausgewählt, obwohl sie klobig war und sie keine Ahnung vom Tauchen hatte? Als ich dann auch zur Uhr zusagte, hatte sie einen halben Orgasmus vor Aufregung. Lächelnd vor Vorfreude sagte sie schliesslich: „Ich denke, das ist alles, Schatz, lass uns zur Kasse gehen.“ Ich konnte mir ein Grinsen kaum verkneifen als ich rausplatzte: „Nein Schatz, heut fühle ich mich nicht danach.“ Ich glaube, dass ihre Kinnlade fast den Boden berührte als sie mir „WAS?“ sagte. Im ruhigsten Ton erklärte ich ihr: „Schatz, ich will dass du nur etwas kuschelt mit diesen Dingen. Weisst du, du bist einfach nicht in Einklang mit meinen finanziellen Bedürfnissen, als dass ich deine materiellen Bedürfnisse hier befriedigen könnte.“ Und als sie so aussah, als würde sie mich mit einem Blick töten fügte ich hinzu: „Wieso kannst du mich nicht einfach für das lieben, was ich bin und nicht für das, was ich dir kaufe?“ Wie’s mir scheint, werde ich auch heute keinen Sex haben.
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Der Welt ein Rätsel
Ich habe nie um einen Namen gebeten.
Seit etlichen Monaten habe ich kein Gemälde mehr fertig gestellt. Dabei gehen die ersten Züge immer ziemlich leicht von der Hand. Und obgleich kein Strich wie der andere ist, scheinen sie doch alle gerade richtig zu sein. Aufregende Muster ergeben sich dabei ganz von alleine. Ich nenne sie dann Himmel oder Erde, je nachdem, wie herum das Bild gerade steht. Aber bald schon wird es notwendig eine runde Idee einfließen zu lassen, eine verborgene Botschaft. Universell sollte sie sein und unergründlich. Eben unanfällig, für das allseits vorherrschende Bedürfnis nach rascher Aufklärung. Im Geiste gehe ich die üblichen Verdächtigen durch: Herzen, Sterne, Kreuze, Augen, Uhren, Flügel, Brüste, Hände,… nein, nein, all das ist bereits besetzt. Ist längst schon gekostet und verdaut worden, milliardenfach inkorporiert. Herzen sind allgegenwärtig, Sterne und Flügel auf jedem zweiten Schlüsselbein oder Ellenbogen. Minutenlang starre ich auf die angezeichnete Finnpappe, spiele die endlosen Möglichkeiten im Kopf durch. Blaufusstölpel fand ich immer faszinierend. Letzte Woche habe ich in der Innenstadt einen Flug Tauben gesehen, aber die schienen entarteter zu sein, als jeder ausgekochte Börsenclown. Ich halte den Fenstervorhang einen Spalt auf und schaue hinaus in die Welt, suche mit dem Ziehen im Magen, mit dem Geschmack im Mund, nach etwas auffällig unauffälligem. Aber da ist nichts! Alle Bäume und Büsche in der Sankt-Nepomuk-Straße sind begradigt, alle Steine sorgfältig aufgereiht und selbst die Insekten trinken lieber die eisgekühlte Limonade am Kiosk an der Ecke, anstelle des warmen Blutes seiner Besucher. Entgeistert wende ich meinen Blick von der Außenwelt wieder ab und kehre zurück vor das unvollendete Gemälde. Vielleicht sollte ich mich eine Weile hinlegen, einen kurzen Augenblick nur. Vielleicht habe ich Glück und falle in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Als ich aufwache, liegt Alma neben mir. Ich bin ein hemmungsloser Clown. Tanze als Pharao in den Laken, gebe voller Pathos den Hamlet, stürze mich zwischen ihre Beine, mit dem Kopf voran. So wollte ich immer schon sterben, ins Dunkel fallend. Sie windet sich vor Lachen, hält den Kitzel nicht aus. Ich lasse sie durchatmen und bereite den nächsten Angriff vor. Nicht lange, dann greife ich beherzt an ihre zarten Flanken und die ohnehin schon dünne Luft wird unerträglich knapp für sie. Sie droht am Lachen zu ersticken. Kein schöner Tod. Kaum noch in der Lage zu flehen, keucht sie mir mit weit aufgerissenen Augen entgegen, dass sie jeden Augenblick sterben wird. Jetzt würde sie wohl alles tun, damit ich aufhöre. Dann höre ich auf. Der Rausch ist vorüber. „Du Schwein, ich wäre fast erstickt. Bist du verrückt geworden? Du hast nicht aufgehört, du hast einfach nicht aufgehört.“ Tränen laufen ihre roten Wangen hinunter. Sie jammert und hämmert mir mit ihren kleinen Fäustchen aus Rache wild und trotzig gegen meine Brust. Ich greife mir fest vor den Mund, um das immer breiter werdende Grinsen zu unterdrücken. „Du hast doch gelacht.“ sage ich und drehe mich weg. Eigentlich steht sie auf die harte Tour. Seit Monaten treiben wir es auf die gleiche Weise: Fesseln, Haare ziehen, Hintern versohlen und nicht zuletzt der Dirtytalk. Dabei finde ich es unheimlich anstrengend, im Zustand klirrender Erregung, klare und fehlerfreie Sätze zu formulieren.  „Du gehörst….hm….ahhhh…ähmmmm... mir“. Aber Alma kann nicht kommen, wenn sie nicht erniedrigt wird. Manchmal, wenn die Aufgaben im Büro sie zu ersticken drohen, oder wenn sie sich wieder einmal mit ihrer herrischen Mutter über ihre Lebensplanung gestritten hat, dann ist sie im Bett wie losgelöst. Ihr kann es dann kaum hart genug zugehen. „Benutz’ mich“ sagt sie dann, oder „nimm’ dir alles was du willst“. Angeblich braucht sie das, um zu spüren, dass sie noch lebt und weil ihr Vater das früher auch von ihr verlangt hat. Der Dreck sitzt tief in Almas Knochen. In unser aller Knochen. Das wäscht sich nicht raus, im Leben nicht. Sie lässt sich einfach nicht abschütteln, die Peinlichkeit im Angesicht der Erkenntnis, dass wir uns immerzu selbst sabotieren und vorführen werden. Aber das alles treibt mir nicht viel mehr als ein seliges Schmunzeln ins Gesicht. Ich gehe heute nicht zur Arbeit, ich gehe runter an den Fluss. Auf dem Weg dorthin schreite ich vorbei an den großen Einkaufstempeln, den Futterpalästen und Wellness-Oasen und es erfüllt mich mit Gelassenheit, dass ich es nicht bin, der sich an all diesen Dingen erfreuen muss. Und wenn ich im Vorbeigehen Fragmente von den vielen Meinungen höre, von Weltbildern und Überzeugungen, dann ist es ein erhabenes Gefühl, keinen Einwand mehr in mir zu spüren und kein Streben danach, Sinn stiften zu wollen. Es ist ihre Welt, nicht länger meine. Arme Alma, sie ahnt ja nicht das Geringste von meinem Entschluss. Ich lasse sie ungern alleine, aber dort, wo ich hingehe, kann ich sie leider nicht mitnehmen. Morgen wird sie wie an jedem Arbeitstag ins Büro gehen. Der Wecker wird sie unsanft aus dem Schlaf reißen, wenn ihr Körper noch gar nicht bereit ist zu erwachen. Gegen die quälende Müdigkeit wird sie mit einer kalten Dusche und einem starkem Kaffee ankämpfen, um dann in der morgens stets voll bepackten U-Bahnlinie 5 Richtung Zoo, in die bleichen und verquollenen Gesichter der anderen eifrigen Arbeitsbienen zu schauen. Im Büro wird sie fleißig Daten eintippen und in der großen Teamrunde geistreiche Kommentare abgeben. Vor der Direktorin Isler-Rakuss wird sie immer schön lächeln und es sich verkneifen Einwände zu erheben. Zuhause angelangt wird sie sofort den Fernseher einschalten, obwohl sie der Lärm und die ewigen Wiederholungen der überzeichneten Bilder nur noch mehr anstrengen werden, als sie es ohnehin schon ist. Wenn sie später völlig erschöpft einschläft, dann träumt sie von unerledigten Aufgaben, von verpassten Chancen und nicht in Erfüllung gegangenen Wünschen . Das hab ich nie begriffen, dass wir so leben müssen. Ich wollte es auch nie begreifen. Der Fluss ist nicht mehr weit. Ich verlasse diese Welt, noch bevor sie mich verlässt. Ich denke den Tag nicht länger bis zu seinem Schluss, ich denke bald gar nicht mehr. Ich verspüre keinen Verlust, denn keine Sache und kein Gedanke haben jemals mir gehört. Und wenn mir alles genommen wird, dann besitze ich doch die Freiheit zu wissen, dass ich nichts mehr will. Das kann die Welt mir nicht nehmen, dass ich ihr ein Rätsel werde. Tags: Ausgeglichenheit, Wahn, Freiheitsgefühl
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Momoi
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Ich saß auf der Parkbank...
als sich die Liebe neben mich setzte und zu erzählen begann.
Sie war nicht besonders hübsch, die Liebe, und hätte sie sich nicht als solche vorgestellt, hätte ich sie garnicht wahrgenommen. Ich saß auf der Parkbank, meinen Gedanken nachhängend, als sich neben mich setzt und zu reden anfing. "Wusstest du das es mehr Gedichte und Lieder über mich gibt als über jedes andere Gefühl!" Dabei grinste sie und schien sehr stolz auf sich zu sein. Ich rollte mit den Augen, verschränkte die Arme und sah mir die Menschen an die an mir vorbei liefen. "Du gehörst auch zu den Menschen dennen ich noch nie begegnet bin."sie kicherte und schaute sich auf die Füße. "Könntest du rechthaben." antwortete ich knapp. "Dann wird es zeit." sagte sie. Ich verneinte. "Bestimmt nicht, ich verzichte darauf. Mag ja sein das es unzählige Gedichte über dich gibt und Lieder. Aber weißt du das darüber gesungen wird was du für Schmerzen bereitest." Ich sah die Liebe nicht an als ich den Satz ausgesprochen hatte, ich wusste das er ihr wehtun musste. Und sie schwieg wirklich. Eine lange weile. Irgendwann machte ich mir sorgen und sah zu ihr rüber. Sie starrte mich die ganze zeit an, gerade so als erwarte sie das ich noch etwas sage. "Ich glaube ich bin es wert die Schmerzen dann in kaufzunehmen." sagte die Liebe. Ich wusste nichts drauf zu sagen. Als die Sonne unterging stand ich auf und wollte nachhause gehen, ich fragte die Liebe ob sie mich begleiten wolle, sie willigte ein.
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liebe
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ravedave0815
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Verdämmert
Pierrot undso...
Der Schwarzclown reitet die Discokugel. Unentwegt peitscht er mit seiner pinken Flauscheleopardenpeitsche auf sie ein bis all der Glitzer sich im Raum der Zeit verliert. Überall hat er schon Federn gelassen noch nirgens sich ein Nest gebaut. Weltenfremd und doch vertraut. Um ihn herum, mucksmäuschenstill und trotzdem laut. Alles dreht sich nichts bewegt sich. Er reitet auf seiner Discokugel durch die Nacht und durch der Tag. Er reitet auf seiner Discokugel, ob er will oder nicht mag. Und ist sein Ausritt noch so steinig, noch so schwer. Und findet er kein lächeln mehr. Der Schwarzclown reitet die Discokugel ungebremst ins nimmermehr. Der Weißclown mag den schwarzen nicht, der Schwarzclown raubt dem weißen Licht. Tags: Pierrot Lunaire
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Tinuschka
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Liebe auf den ersten Blick
Einseitig.
Du kannst nicht wissen, wie mir geschah, als ich das erste Mal in deine Augen sah. Ein Schmerz, so stark, mich quälte, als wenn ein Teil des Lebens in mir fehlte. Deine Lippen, sanft und weich, riefen mich, wie die Kühle eines Sommers kalten Teich. Anziehend und lieblich ist der deine Duft, als er mich traf, schnappte ich mit durstig Lungen, nach deiner süßen Herzensluft. Eine flüchtige Berührung deiner Hand, ließ mich streben, so dass auch meine, die deine fand. Mir versagte schlicht der Atem, als die Verbindung brach, da wir aus einander traten. Meine Stimme wollte rufen, schon hatte sie versagt, als die Schüchternheit mit voller Kraft in mein Gewissen trat. Mein Herz es weinte, allein war es geblieben. Hatte es doch ein Herz gefunden, dass es konnte lieben. Du nicht ahnend, was du mir angetan, gingst von dannen, ohne dass wir uns jemals wieder sahn. KW ><> (15.11.2007)
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nonplusultra
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0815 & Heartbreak
Würde gern poetischere Formulierungen verwenden, um dir zu zeigen wie viel Sehnsucht in diesen Zeilen steckt.
Es ist leichter ein Lächeln aufzusetzen, als zu sagen "Mir geht’s beschissen und ich würde am liebsten mein Herz einfrieren, damit ich nicht mehr spüre, wie mir die Abstinenz einer einzigen Person ein Loch in die Brust brennt." Ich bin nicht dramatisch, verliere mich meist in unbeholfenen Halbsätzen und finde selten die passenden Wörter, um meinen Gedanken den nötigen Ausdruck zu verleihen. Würde gern poetischere  Formulierungen verwenden, um dir zu zeigen wie viel Sehnsucht in diesen Zeilen steckt - will aber nicht in kitschigen Metaphern und leeren Phrasen versinken. Es fühlt sich einfach falsch an, morgens in einem leeren Bett aufzuwachen und sich zwischen vermissen und vergessen einzureden "Übermorgen hört es auf zu brennen. Bald verblassen wir zu einer entfernten Erinnerung und ich werde aufhören dich zu vermissen." Tags: 0815, Sehnsucht
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MaasJan
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Es schallt aus den Lautsprechern durch all die ruhigen Straßen..
"Kommen Sie rein! Dann können Sie raus gucken" - das gilt auch für mich, aber gerade bin ich voll. Nicht im herkömmlichen Sinne, obwohl ich natürlich die ein oder andere Flasche Eierlikör intus habe. Aber sobald sich jemand in mir bewegt, wird es eng. Sicherlich, es hätten auch 2 Leute Platz, aber das ist nicht Sinn der Übung. Es reicht vollkommen aus, wenn ein Mann in mir mit den Kugeln hantiert. Auf Äußerlichkeiten gebe ich nicht all zu viel, darf ich auch nicht. Hier und da platzt der Lack etwas ab und besser in Form war ich auch schon mal. Aber in meinem jetzigen Dasein erfülle ich die an mich gestellten Anforderungen. Außenstehende halten mich eigentlich durch die Bank für unterkühlt und ehrlich gesagt, ganz Unrecht haben sie nicht. Aber wenn ich mit meinem sonoren Organ durch die Straßen schalle, laufen sie mir hinter her, ob jung, ob alt, nahezu alle haben dieses spezielle Glänzen in den Augen. Und wer will es ihnen verdenken, gerade bei schönem Wetter sind die Kostbarkeiten aus meinem Leib eine Delikatesse. Natürlich ist Schokolade der Renner, aber auch die fruchtigeren Sorten laufen gut aus mir heraus. Am Abend hat dann auch mein Besitzer glänzende Augen, so er denn die Einnahmen nicht schon vor dem Zählen unter die Barkeeper gebracht hat. Aber auch dann glänzen seine Augen gelegentlich. Nur sind die blutunterlaufenen Äpfel am nächsten Tag dann nicht das Verkaufsargument N° 1, auch wenn die kleinen Augen nicht dann wenigstens nicht in den Ausschnitt der jungen Damen fallen, die uns beehren. Und eigentlich kann er sich die ganze vernebelte Trinkerei auch kaum erlauben, unsere Konkurrenz schläft nicht und wir müssen jederzeit hellwach sein. Um die besten Plätze ist wie am Straßenstrich ein Kampf unter den Verkäufern entbrannt. Nun, natürlich ganz ohne Zuhälter, wer will schon bei Eiswagen Schutzgeld kassieren. "Business, diesdas, verstehst?" klingt einfach besser. Der Vergleich hinkt auch nur auf den ersten Blick, die hygienischen Zustände werden zwar nominell kontrolliert, aber im Grunde geht es darum, an der Straße billig in Genuss zu kommen, da muss man auch Abstriche machen. Jedenfalls ist das meine Meinung. Wer sich ohne Salmonellen durch das Leben bewegen will, soll in die Etablissements der Innenstädte wandern. Wir könnten uns höhere Preise gar nicht leisten, es tobt ein knallharter Wettbewerb um jeden Kunden. Schlimm genug, dass die Schrotthändler mit ihren abgewrackten Wagen Melodien pfeifend durch unsere Gebiete marodieren und mit den Erwartungen unsere Kunden spielen. Dreister sind aber die anderen Wagen. Mir wurden schon die Reifen zerstochen, die Nummernschilder geklaut und der Lack zerkratzt. Die Fahrtrouten mit genauen Zeitangaben unter Zuhilfenahme schändlichster Methoden ausspioniert und unser Kundenstamm durch Gratissahne und üble Nachrede korrumpiert. Geholfen hat es nur bedingt. Wir sind noch gut im Geschäft und erkämpfen uns Firmenparkplatz um Firmenparkplatz zurück, Neubaugebiet um Neubaugebiet, unser Schlachtengrund ist unendlich groß. Deswegen mussten wir auch aufrüsten. Krähenfüße gehören jetzt genauso in die Grundausstattung wie tote Mäuse für das unachtsam aufgelassene Fenster über der Kühlanlage. Mein Inhaber ist auch gewillt, dunkle Zauber anzuwenden, die Hasenpfoten hat er sich schon besorgt. Einen ganzen Strauß, frisch geschnitten. Mitten im Häuserkampf und trotzdem finde ich die Zeit, Ihnen das alles zu erzählen? Es wundert Sie ein wenig? Zu Recht. Ich erzähle das hier alles aus freien Stücken und brühwarm. Als Eiswagen. Aber es ist ein Dilemma. Da will man einmal im Rausch des Aktionismus einen Konkurrenten aus dem Geschäft und in den Straßengraben drängen und dann.. Dann steht man in der Blechlawine und atmet Abgase. Wenn ich mir so meinen Besitzer im Spiegel betrachte, spielt er gerade mit dem Gedanken, spontan auf der Autobahn zu öffnen und neue Kundenstämme zu erschließen. Mir soll das recht sein. Kommen Sie rein! Dann können Sie raus gucken. Ich bin für vieles offen, aber eigentlich fast immer voll. Tags: Lirum, larum, Löffelstiel, kleine Kinder fressen viel
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Eigentlich wollte ich Elitestudent werden,
ich hatte es mir schon fest vorgenommen.
Es gibt Zeiten, in denen mich ein Thema besonders interessiert und gerade in diesen Zeiten – eigentlich nur in diesen Zeiten – lauert es mir dann auch überall auf: in Fernsehshows, in Zeitschriften auf Plakatwänden. Wenn sich das Thema für mich dann erledigt hat, hört es auch prombt auf, mich zu verfolgen. Ich nehme es einfach nicht mehr als so dominant wahr. Erst wenn ich es dann zufällig noch einmal irgendwann antreffe, erinnere ich mich an den Marathon, lächle in mich hinein und denke: „abgehängt!“. Das letzte Thema, dass mich so gefesselt hat, war das Thema „Elitestudent“. Plötzlich ging es überall nur noch um Deutschlands Elite. Keine Zeitschrift auf dem Campus, die nicht mehr elitär dachte, keine Berufsannonce, die mehr ohne auskommen wollte. Das Fernsehen? Ich weiß es nicht. Um fernzusehen blieb für mich keine Zeit mehr, ich musste hart arbeiten, denn ich wollte nun auch Elitestudentin werden. Elitestudenten sprechen mindestens drei Sprachen, sie haben mindestens ein halbes Jahr im Ausland studiert, meistens länger. Elitestudenten haben mindestens fünf Praktika – natürlich alle zielstrebig, nicht bloß zur Orientierung – und davon mindestens eins in Übersee absolviert. Außeruniversitär kriegen sie auch eine Menge hin: mindestens in einer Sportart und in einem freiwilligen sozialen Dienst sind sie, neben ihrer – natürlich auf ihren Berufswunsch ausgerichteten – Arbeit, aktiv. Dazu schließen sie ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit ab – selbstverständlich mit Prädikat! Und das alles mit einem zarten Lebensalter von höchstens 25. Als ich beschloss, Elitestudentin zu werden, war ich gerade 23, im siebten Semester eines Magisterstudiengangs und hatte bisher vier Praktika absolviert. Zwei davon nur zur Orientierung – wertlos also. Englisch konnte ich schon sehr gut, mein Französisch war eher mäßig und mit Spanisch hatte ich erst an der Uni angefangen. Eine Sorge wenigstens blieb mir erspart: Den passenden Nebenjob hatte ich schon. Aber dennoch: Es gab viel zu tun! Mein Plan war bald geschmiedet und meiner Karriere als Elitestudentin sollte nichts mehr im Wege stehen: Noch im gleichen Semester wollte ich mein erstes Nebenfach abschließen, im nächsten Semester dann mein zweites. Die darauf folgenden zwei Semester sollten Urlaubssemester werden: Das eine wollte ich studierend in Spanien verbringen, um elitäre Sprachkenntnisse aufzubringen, das zweite als Praktikantin in diversen Redaktionen und Agenturen – eine davon sollte natürlich in Übersee sein. Wieder an der Uni wäre ich dann im neunten Semester (Dank der Urlaubssemester!), um endlich auch das dritte Fach regelstudienzeitgerecht abzuschließen. Nebenher wollte ich in diesem letzten Semester noch mein Französisch auffrischen, einer sozialen Organisation beitreten und mir einen Ausgleichssport suchen – den würde ich dann auch sicher brauchen! Ich meldete mich also für die erste Prüfung an und büffelte für die erste entscheidende Note, meldete mich für die zweite Prüfung an – das Lernen dafür hatte ja noch Zeit – und büffelte weiter für die erste entscheidende Note. Ich kämpfte um einen Erasmusplatz in Spanien, während ich weiter büffelte für die erste entscheidende Note, und hatte auch nicht wirklich die Muße, mich über die Erasmuszusage zu freuen, zu sehr büffelte ich doch für die erste entscheidende Note. Auf meinem Schreibtisch entstanden schon bald Türme von Bewerbungs- und Vorstellungsgesprächsratgebern für die Praktika, aber um diese zu wälzen hatte ich noch keine Zeit. Ich musste ja büffeln, büffeln für die erste entscheidende Note. Die schriftliche Prüfung lief ganz gut, nicht perfekt, aber man konnte doch hoffen. Viel Zeit zum Hoffen blieb allerdings nicht, es mussten Firmendaten für die Praktikabewerbungen in Erfahrung gebracht werden und es musste gebüffelt werden für die mündliche Abschlussprüfung, gebüffelt für die erste entscheidende Note. Die mündliche Prüfung liegt heute genau eine Woche zurück und mit ihr der grässliche Moment, in dem ich meine Note erfuhr. Eine niederschmetternde Angelegenheit! Die erste entscheidende Note, die mir hieß, mich vom Traum „Elitestudentin“ zu verabschieden. Das Fach meiner ersten Prüfung sollte doch das einfachste sein! – und schon hier hatte ich versagt. Kein Prädikat, kein „sehr gut“, ein schlichtes „gut“, eine einfache 2,0. Ich hätte heulen können. Jetzt ist eine Woche vergangen und mit ihr der Wahn, zur Elite gehören zu müssen. Morgen fliege ich erst einmal für eine Woche in den Süden, um mich von dem ganzen Mist zu erholen und den Kopf frei zu kriegen. Danach werde ich ein paar Bewerbungen schreiben. Wenn’s mit den Praktikastellen klappt, gut! Wenn nicht, auch gut! Vielleicht werde ich in den anderen Prüfungen besser abschneiden, falls nicht: „Gut“ ist auch gut. Ich werde gut sein am Ende – und damit ist gut! Ich werde meinen Traumberuf kriegen und irgendwann an einer Plakatwand vorbeilaufen, die die Elite anpreist. Ich werde in mich hinein lächeln und denken: „abgehängt!“.
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auf der stufe vor dem abstieg / die banalität der gewalt
...
„vielleicht ist es für männer schlecht nachvollziehbar, wie sich das anfühlt, derart unterlegen zu sein. (…) es ist die alte frage, was zuerst da war: die henne, oder das ei. die furcht, oder die bedrohung. was es braucht, um nein zu sagen, und wie groß dabei auch immer die gefahr ist, dass dieses nein nicht ausreicht. ich weiß es nicht. und das fühlt sich verdammt scheiße an.“ fantatierchen, „wanna take a ride?“ „das böse ist ein oberflächenphänomen. wir widerstehen dem bösen nur dann, wenn wir nachdenklich bleiben. das heißt, indem wir eine andere dimension erreichen, als die des täglichen lebens. je oberflächlicher jemand ist, desto eher wird er sich dem bösen ergeben. das ist die banalität des bösen.“ hannah arendt … die folgenden episoden sind eine kleine resonanzbewegung in folge des textes von fantatierchen. ich habe sie mit der „banalität der gewalt“ überschrieben, weil es mir in diesem text vor allem um die betrachtung jener keimzellen der gewalt an der oberfläche des menschlichen zusammenlebens geht, um die momente vor der entgrenzung und eskalation, an denen gedankenlosigkeit und klischeegebrauch den boden ebnen für weiterreichende gewaltausübung. damit soll keine verharmlosung oder verflachung betrieben werden – mir ist das alltägliche drama der vielen menschen bewußt, die über die stufe des abstieges gestoßen wurden; verprügelt, mißhandelt, erniedrigt. aber man kann nicht immer alles gleichzeitig betrachten. als parteiergreifung für eine themenbezogene, spezifische debatte vor dem einsetzen von allgemeineren betrachtungen & ursachenforschungen (und durchaus auch in gelegentlicher bewußter abgrenzung davon) würde ich hier gern noch das statement von ice-t im intro dieses songs von body count nennen (auch wenn er sich natürlich auf rassistische gewalt bezieht, ein thema also, das viel weiter und tiefer geht. aber er bringt die frage der perspektive gut auf den punkt, denke ich. die gefahr ist nämlich immer groß, relevante themen (z. bsp. männliche übergriffigkeit und gewalt gegenüber frauen im öffentlichen raum wie fantatierchen sie schildert) zu schnell zu verallgemeinern und damit zu verwässern.) … ringbahn, berlin. ich war nach der arbeit in einer sauna und fahre gerade mit zusammengerollten riesenhandtüchern unterm arm nach hause. es ist spät geworden. ich fühle mich wie ein hefekloß auf dem weg zu den blaubeeren; alles ist gut, immer wieder fallen mir die augen zu. das zugabteil ist weitgehend leer. außer mir sitzt noch eine junge frau mit ihrem fahrrad herum. am bahnhof „landsberger allee“ steigen drei klischeenazis in begleitung einer reeniebraut ein: rote und schwarze bomberjacken, stonewashed jeans, springerstiefel mit roten und weißen schnürsenkeln, glatze  und maschinenkurzschnitt. reenienchen bleibt an der tür stehen, die typen checken die lage. einer setzt sich mir gegenüber auf die freie bank, einer in das freie abteil neben uns. der dritte bleibt im gang stehen, kann so den wagen überblicken und die junge frau einschüchtern. die hält sich am rahmen ihres fahrrades fest und starrt sichtlich verängstigt zum fenster. auch ich beobachte die situation in der scheibenreflexion und vermeide zunächst direkten augenkontakt. ich habe dieses verhalten aus dem umgang mit aggressiven hunden gelernt. witzige parallele, denke ich. zugleich rechne ich mir meine chancen für den ernstfall aus, komme dabei auf null bis drei auf einer skala von null bis zehn. zwei der typen wiegen deutlich über hundert kilo, einer hat verheilte schlagspuren über den knöcheln der rechten hand. ihr geradezu taktisches verhalten im zugabteil beweist, dass sie die nummer nicht zum erstenmal durchziehen. selbstverständlich habe ich angst. genauso selbstverständlich kann ich im moment nichts tun, als die situation auf mich zukommen zu lassen. der typ neben mir fängt an zu stänkern: „ey!“, sagt er in den raum,“guckt euch den mal an!“ sein kumpel grinst blöde. „der sieht ja komisch aus, mit seinem bart, der hat bestimmt läuse.“ das ist wahrhaftig der dümmste provokationsversuch, den ich bisher erlebt habe. ich würde lachen, wäre die situation nicht so ernst. der zug fährt in den bahnhof „storkower straße“ ein. der typ vor mir legt seine beine auf meine sitzbank, sein kollege neben uns steht auf und stellt sich in den durchgang. deutlicher könnten sie mich nur als beute markieren, wenn sie mich direkt anpissen würden. der zug fährt weiter. ich werde angestarrt, schweigend. der dritte typ kommt näher heran. ich weiß mittlerweile, dass diese situation sich nur in wenige richtungen zu entwickeln vermag. reden kommt nicht in frage. reden wollen die nicht.  meine angst ballt sich im bauch zusammen. das adrenalin sorgt für leicht zitternde hände. darüber hinaus bin ich plötzlich sehr ruhig. wenn die typen durchstarten, werde ich mich auf den konzentrieren, der mir am nächsten sitzt. seine beine liegen noch immer ausgestreckt zwischen den sitzbänken. das ist ein fehler und ein mächtiger schwachpunkt. immerhin. der zug fährt in den bahnhof „frankfurter allee“ ein. der typ im gang blickt sich um, sagt laut: „sicherheitsdienst!“ alle drei setzen sich unvermittelt hin wie die touristen. ich stehe auf, gehe ungehindert zur tür. die junge frau mit dem fahrrad steigt auch aus, springt beinahe nach draußen, und ruft den sicherheitsleuten irgendetwas zu. die typen bleiben in der bahn. ich bin für mindestens eine halbe stunde nicht zu klarem denken fähig. langsam verläuft sich das  adrenalin. danach glaube ich zu verstehen, wie jemand sich fühlt, der einen sechser mit zusatzzahl im lotto hatte. nachts, eine straßenkreuzung, berlin. ich komme von einer party; mehr als nur ein bisschen betrunken. auf der kreuzung vor mir spielt sich eine bizarre szene ab: beleuchtet vom gelben blinken der ampeln steht ein typ mitten auf der straße über einen am boden liegenden anderen gebeugt und boxt ihm fortgesetzt ins gesicht. am straßenrand stehen zwei weitere gestalten und schauen zu. keiner scheint einen laut von sich zu geben. es gibt nur die bewegung des schlagenden armes. ich fühle mich vollkommen unfähig, es in irgendeiner sinnvollen weise mit drei typen aufzunehmen. mit dem ungeschick des besoffenen krame ich nach meinem handy. es ist nicht da.   ich habe es während des ganzen abends nicht gebraucht. jetzt kommt mir neblig in erinnerung, dass es noch zuhause am ladegerät hängt. ich zögere kurz. der kerl auf dem asphalt tut mir leid. dann wird mir bewußt, dass ich beim nachdenken im stehen wanke. ich werde in diesem zustand in keinen fremden streit eingreifen. auf keinen fall. also nehme ich einen umweg über einen offenen seitenhof an der kreuzung vorbei und gehe nach hause. dort schlafe ich ein ohne noch einmal zum telefon zu greifen. als ich am nächsten nachmittag wieder bei klarem verstand bin, bereue ich das sehr. ein drei-tage-festival, berlin. ich habe mein ticket gegen ein bändchen getauscht. zwei bands haben gespielt. jetzt gibt es eine pause von beinahe zwei stunden, da die nun folgenden bands mich nicht interessieren. danach folgt mein persönlicher musikalischer höhepunkt des abends. fröhlich schwimme ich auf einer säuselnden tequilawelle richtung ausgang. ich habe hunger. ganz in der nähe der konzerthalle kenne ich einige super leckere futterstellen. am ausgang klärt mich ein security-mann darüber auf, dass man die halle nicht verlassen darf, weil sonst die bändchen für diesen abend ihre gültigkeit verlieren. ich finde das ziemlich scheiße. aber was soll man machen. also stelle ich mich in die schlange am imbißstand und warte auf eine überteuerte bratwurst. dabei bemerke ich, wie der security-mann von eben kurz mit einem anderen besucher verhandelt und ihn dann raus läßt. vom tequila mit mexikanischer redseligkeit begnadet, gehe ich zu dem mann hin und erkundige mich, was denn wohl der unterschied zwischen diesem besucher und mir sei. da läuft plötzlich ein anderer typ von der security auf mich zu und beginnt, mich mit stößen vor die brust zu traktieren. ich weiche vor ihm zurück in den ausgangsbereich und versuche zu erklären, dass ich nix verbrochen habe, sondern nur was fragen wollte. immer wieder stößt er mich vor die brust, fabuliert dabei etwas von meiner aggressivität (obwohl ich bewußt die arme neben dem körper baumeln lasse und nichts unternehme, als mit ihm ruhig reden zu wollen.) er wird immer lauter und seine stöße immer kraftvoller. ich bin unterdessen, brav rückwärts laufend, draußen vor der halle. tief in mir kocht langsam ein vergessener topf über. die andauernden bruststöße lassen einen unsichtbaren ladebalken von grün über gelb in rot farbwechseln. ich werde sehr zornig und habe nicht übel lust, mich wider besseren wissens auf seine körperliche provokation einzulassen. aus den augenwinkeln kann ich mindestens drei weitere security-leute ausmachen. wir werden aber durch mehrere absperrgitter voneinander getrennt. ich blicke in das graue schreigesicht vor mir. er ist jenseits aller professionalität angekommen, reagiert sich nur noch ab. ich bin nicht gern blitzableiter und emotionaler abfalleimer für fremde menschen. schon gar nicht in zusammenhang mit einem rauswurf vor einer lieblingsband. der teufel flüstert mir von möglichkeiten, von denen der verstand weiß, dass ich sie nicht habe. ein weiterer security-mann kommt dazu und bittet mich sehr höflich und ruhig, die sache auf sich beruhen zu lassen und morgen wiederzukommen. sein kollege läßt endlich von mir ab. ich gehe mit knirschenden zähnen meines weges und atme dabei überbewußt die kühle nachtluft; ein und aus, ein und aus ... fünf minuten später führe ich ein gespräch mit einer gruppe polizisten, da ich, noch immer sanft tequilasiert, professionelle auskunft über den angeblichen status meiner aggressivität haben möchte. sie lachen über meine geschichte, bestätigen mir angetrunkene friedfertigkeit und empfehlen aus ihrem privaten erfahrungsschatz, ich solle doch bis zu meiner lieblingsband zuhause die klamotten wechseln. dann würde der türsteher mich nicht wiedererkennen. ich denke darüber nach. eine weitere halbe stunde später platzt mir auf dem klo meiner lieblingskneipe die fortvernünftelte wutblase. tür und trennwand der toilette müssen aushalten, was der teufel mir für den türsteher einflüstern wollte. eine frau, berlin. ich bin sehr in sie verliebt. vielleicht auch sie in mich. aber wir umkreisen einander wie kriegsschiffe in alarmbereitschaft; unter uns die tiefe, über uns die weite, dazwischen der wahn der unberührbarkeit. eines tages werden wir gewaltlos aber gründlich aneinander scheitern. in diesem augenblick wirft sie mir, nicht zum ersten mal, vor, sie nicht zu verstehen. ich kann nur ehrlich und reichlich hilflos zugeben, dass ich nicht verstehe, wie sie darauf kommt. wir haben schier endlose gespräche geführt deshalb und kommen doch immer nur am gleichen vergeblichkeitspunkt an – sie versteht nicht, warum ich es nicht verstehe. wenn der teufel jemals einen kreis gemacht hat, dann diesen. plötzlich explodiert sie und schlägt weinend auf mich ein. natürlich kommt eine körperliche gegenwehr für mich nicht in frage. ich lasse es geschehen, wehre die schläge zum kopf halbherzig mit den unterarmen ab. am ende habe ich einen ohrring verloren und einen kratzer im gesicht. kein drama, aber ein symptom. (man kann diese episode für belanglos halten. aber es gibt auch eine andere perspektive: hätten wir die rollen getauscht in diesem moment, hätte sie ein blaues auge, eine aufgeplatzte lippe, einen lockeren zahn. niemand würde den tatbestand typisch männlicher gewalt gegen eine frau bestreiten. in ihrem fall bleibt es der mehr oder weniger verständliche ausbruch ihrer hilflosigkeit in eine körperliche aktion. bewerten wir also die relevanz von körperlicher gewalt zwischen menschen nur (oder vor allem) anhand des offensichtlichen körperlichen schadens, den sie anrichtet?) u 5, berlin (feierabendverkehr). die übliche ansammlung von menschen auf dem nachhauseweg. auf einem der plätze ein sehr offenkundig an seiner arbeitskleidung als maler erkennbarer mann. er ist, was in der öffentlichen klischeesprache gern „der südländische typ“ genannt wird. immer wieder fallen ihm vor müdigkeit die augen zu. dann steigt ein etwa zwanzigjähriger typ in begleitung zweier teenagermädchen ein. sein bedürfnis nach machogehabe verläuft sich ohne erkennbaren grund im anpöbeln des malers. die üblichen dummdreisten ausländersprüche ergießen sich in die bahn. gerade möchte ich ihn bitten, doch vielleicht besser die klappe zu halten, als er auf die tolle idee kommt, den maler anzuspucken. der fladen trifft die brust, dem maler brennt ansatzlos die sicherung durch: er springt wie eine katze durch den gang und bringt den bekloppten pöbler mit einem tritt und wenigen gezielten schlägen zu boden. das großmaul ist plötzlich sehr still und krümmt sich schweigend zusammen.  die mädels glotzen fassungslos mit weit offenen mündern. auch sie sind still dabei. im u-bahn-wagen hat derweil eine fluchtbewegung fort vom zentrum des geschehens eingesetzt. sonst gibt es keine reaktion. der maler holt gerade zum nächsten schlag aus. in seinen augen glitzert die sprichwörtliche wut. mir erscheint der gedanke regelrecht ekelhaft, dass in diesem moment jemand die polizei rufen könnte und dann der maler zwangsläufig als gewalttäter dastehen würde. ich gehe zu ihm und sage: „lass gut sein. du hast gewonnen.“ sein wutblick funkelt mich an, dann geht er schweigend beiseite und steigt an der nächsten haltestelle aus. auch ich steige aus. die mädchen, jetzt flatterhaft und quietschig aufgeregt, kümmern sich um ihren verwundeten helden auf dem boden der u-bahn. u 5, berlin (nachtverkehr). ich sitze mit zwei anderen männern herum. zwei junge kerle steigen ein, ein ebenso junges mädchen ist bei ihnen; achtzehn, neunzehn jahre vielleicht. die kerle bleiben an der tür stehen. alle drei sind ziemlich betrunken. das mädchen wankt auf den ihr zunächst sitzenden mann zu und gibt ihm eine ohrfeige. völlig perplex schaut der sie an. offenbar will er etwas sagen, verharrt aber in völliger sprachlosigkeit. der zweite mann ruft dem mädchen zu, sie solle das lassen. als erwiderung darauf geht sie schweigend zu ihm hinüber und versucht, auch ihm eine ohrfeige zu geben. er wehrt sie mit dem arm ab. die kerle an der tür amüsieren sich köstlich. das mädchen versucht mehrmals, den mann erneut zu ohrfeigen. jedesmal wehrt er den versuch ab und redet auf sie ein, ihn in ruhe zu lassen. dann schaut er mich an und fragt mit einer mischung aus hilflosigkeit und entsetzen: „was soll ich denn machen? ich kann die doch nicht schlagen. das ist doch eine frau.“ seine worte scheinen das mädchen daran zu erinnern, dass ich auch noch da bin. sie kommt heran und baut sich vor mir auf. ich stelle mich hin und schaue ihr in die augen. einen blick zum erwidern gibt es darin nicht. trüber alkoholnebel verhängt die welt. ich lächle sie an und zucke mit den schultern. sie tut mir leid. ihr arm zuckt kurz, aber einen wirklichen ohrfeigenversuch unternimmt sie nicht. dann kehrt sie zu ihren begleitern zurück und alle drei steigen aus. … ich denke, diese episoden verdeutlichen hinreichend, was ich mit der banalität der gewalt meine. trauriger weise könnte ich diese erzählung noch eine ganze weile fortsetzen. glücklicher weise gibt es auch eine hinreichende ansammlung kluger, friedfertiger und toller menschen in meinem leben. denn manchmal, nur manchmal, gerate ich bei beobachtung der welt in versuchung, meinen optimismus in den urlaub zu schicken. nach sibirien.
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Heimatbesuch.
Finde mich am Grill wieder, endlose Gespräche später. Arbeit, Freundin, Wohnung, Zukunft, Auto - Patrick Bateman fehlt mir hier ein wenig.
Passiere das Ortseingangsschild. Schön gelb in der Herbstsonne. War schon lange nicht mehr hier und erkenne doch alle Bäume, jeden Briefkasten und Straßennamen. Autoradio ist laut und der Fahrtwind weht durchs offene Fenster, Zigarette an. Bei Mama gibt es Roulade und Salzkartoffeln. Gemüse hat sie vergessen zu kaufen und auf den Sonntag bekommt man hier auch keines mehr, meint sie. Da hätte ich es in der Stadt ja besser. Wobei, der ganze Verkehr wäre ja auch nichts für sie. 'Nein, nein. Dann ohne Gemüse', sagt sie und setzt sich. Das Aquarium blubbert leise, im Wohnzimmer knackt der Kamin. 'Und wann fährst du deine Freunde besuchen', fragt Mama. 'Gleich nach dem Mittagessen, gibt dann Kuchen, bin sowieso schon spät dran.' 'Achso, bestell Grüße.' Die Rouladen sind hier die besten der Welt. Zu Hause. Die Hoftür ist offen. Im Garten hinter dem Haus haben sich alle versammelt. Auf dem Tisch steht Kuchen und Bier. Irgendwo riecht es nach Kaffee. Der Grill zieht dichte Rauchschwaden über die Terrasse. Musik kommt aus Lautsprechern, die in die offenen Fensterrahmen gestellt wurden. 'Da bist du ja, schön dass du es geschafft hast. Er freut sich sicher, dass du hier bist.' Begrüßungsfloskeln nehmen ihren Lauf. 'Jahrelang nicht gesehen', Interesse, geheuchelt und real, kaum zu unterscheiden bei all der Glückseligkeit die auf der Wiese herrscht. Vater drückt mir Bier in die Hand, eine Tante umarmt mich und riecht nach zu viel Parfum. Beide sind alt geworden. Händeschütteln, Umarmungen - überall Menschen die mich lange kennen. Der Segen des Lebens fernab der Stadt. Anonymität adé. Gerede. 'Ja ich arbeite, bitte? Eine kleine Wohnung am Tiergarten. Balkon ja, aber nein, keine Südseite. Büro läuft gut. Viel zu tun, ja wir sind auch gut durch die Krise gekommen, erstaunlich, was? Keine Frau nein, auch keine Freundin.' Gestelltes Grinsen. Greife das zweite Bier und sehe endlich alte Freunde. Auf der Wiese, einige mit Kindern. Schüchterne Umarmungen mit den meisten, nur bei wenigen fühlen sich die Jahre nicht wie sich gegenseitig abstoßende Magnete an. Gerede über Kinder, zumeist. Aber angenehmer als mit seiner Familie, mehr auf Augenhöhe. Die Sonne steht schon tief, es ist früher Nachmittag. Herbst eben. Finde mich am Grill wieder, endlose Gespräche später. Arbeit, Freundin, Wohnung, Zukunft, Auto - Patrick Bateman fehlt mir hier ein wenig. Kurz Stille am Grill. Beklemmend irgendwie. Mutter und Vater blicken auf. 'Ich muss dann bald los', sage ich. Entsetzen. 'Nicht vor dem Abendessen', sagt man mir. Ich trage meine Exit-Strategie gekonnt vor und überzeuge alle Anwesenden, dass ich keine andere Wahl habe, so gern ich die Hackwürstchen des Vaters und Omas Nudelsalat auch gekostet hätte. Das Bedauern ist groß, der Widerstand jedoch gebrochen. Ein bisschen schwach. Kurz noch pissen, denk ich. Auf dem Weg komme ich an einem Schränkchen im Wohnzimmer vorbei. Ein Strauss Blumen, allerhand Karten für ihn, anscheinend hat jeder der hier Anwesenden mindestens drei geschrieben. Ich greife in die Tasche meines Jacketts, zücke den Umschlag und lehne ihn vorsichtig an die lächerlich kitschige Blumenvase. Ein Grinsen entkommt mir, kein gestelltes, auf solchen Kitsch steht er. Auf dem Foto sieht er feierlich aus, über beide roten Wangen grinsend, zufrieden und fett. Hobbit. Mit dem Autoschlüssel in der linken und zu vielen Abschiedshänden in der rechten Hand bahne ich mir den Weg durch die Feierlichkeiten und sehe zu, dass ich mich nur von den Wichtigsten, ach was, den Wenigsten verabschiede. Motor an, Zigarette an, Fenster runter. 'Kannst du mich noch eben absetzen?', fragt ein bekanntes Gesicht. 'Klar, spring rein', antworte ich mit der Kippe zwischen den Lippen. Du steigst ein, ich lasse die Kupplung kommen. 'Immer noch bei deinen Eltern', frage ich. 'Kennst ja den Weg dahin, früher waren wir mit ihm ja immer bei mir', sagst du. Ab da, Schweigen. Hals zugeschnürt. Kopf pocht. Schmerzen in der Schläfe. Ich schmeiße die Zigarette auf die Strasse, zünde eine neue an. Fünf Minuten Fahrt, wie ein Leben lang. Oder eben nicht. Deine Tür geht auf, du steigst aus. Drehst dich um und beugst dich runter. 'Weißt du noch, was wir vor zehn Jahren alles vor hatten? Wir drei und das Leben. Kannst du dir vorstellen ihn nie wiederzusehen? Den Hobbit?' Deine Worte hallen nach. 'Nein. Aber ich hätte mich gern von ihm verabschiedet, mit einem Handschlag', sage ich leise. Du reichst mir die Hand, ein fester Händedruck unter Freunden und ein Blick zwischen Männern, dann passiere ich das Ortsausgangsschild. Tieforange in der untergehenden Herbstsonne. Hobbit, dieser Tag hat sich für dich hübsch gemacht. Ich schmunzle und drücke aufs Gas.
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Auf der Suche nach dem GLÜCK
Ginge es nach meinem Willen gäbe es das Glück in Form von bunten Pillen.
Auf der Suche nach dem Glück wird so mancher fast verrückt. Doch die meisten aller Menschen werden ewig dafür kämpfen. Denn es zahlt sich letztlich aus und fühlt sich an wie der Seele persönlicher Applaus. Das Leben bleibt ewig, genau deswegen des Glückes Streben. Ob gestillt immateriell oder materiell, es bleibt ein Hochgefühl so sensationell wie ein Sechser im Lotto oder Mensch ärgere dich nicht oder einfach mal keine schwarze Katze in Sicht. Ginge es nach meinem Willen gäbe es das Glück in Form von bunten Pillen dann würde ich mir jeden Tag eine gönnen und erfüllt würde ich dann alles können. Wir hängen das Hufeisen stets mit der Öffnung nach oben und vergessen niemals den Schornsteinfeger zu loben! Wir haben das Glück auf Google hilflos gesucht, geglaubt, wir hätten es auf booking.com gebucht. Wir haben gemeint, wir könnten es auf Zalando bestellen, gehofft, wir könnten es auf unsere Wunschliste an das Christkind stellen. Wir möchten das Glück definieren und benennen, obwohl wir es selbst meist nicht erkennen. Auf allen möglichen Wegen versuchen wir dem Glück zu begegnen Wir locken es  in unser Haus und lassen es, wenn möglich, nicht mehr raus. Denn der Bedarf danach ist groß und das Gefühl, ach - so grandios! Und sollten wir es jemals finden, werden wir versuchen es ewig an uns zu binden. Das größte Ziel ist somit wohl das Glück, wenn möglich, davon ein großes Stück Und mein persönlicherer Lebenssinn ist, dass ich von Herzen glücklich bin! Doch sicher nicht nur meiner, sondern auch Ihrer, und ich hoffe  wir verlassen den Kampf darum nicht als Verlierer. Ich hoffe Sie sind am Ende meines Textes, ihrem Ziel etwas näher gerückt … − auf der Suche nach dem Glück Tags: Glück, Glück finden, Auf der Suche, Leben, Erwachen werden, Alltag, gemeinsamer weg
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I want my Tatort back!
Bei der ARD ist schon Sommerpause und das TV-Methadon-Programm des Senders hat verheerende Folgen!
Bei der ARD ist schon Sommerpause. Und weil die RedakteurInnen uns lieb haben, spritzen sie uns sonntags jetzt TV-Methadon. Alte Tatortfolgen! Unsere sonntäglich gelieferte Dosis kaum gestreckter TV-Stoff wird uns einfach verweigert! Wir bekommen nur noch billige Wiederholungen gedrückt. Die Nebenwirkungen sind verheerend! Wir Junkies sehen uns der direkten Konversation mit unseren Mitmenschen ausgesetzt. Freunde rufen am Sonntag Abend an – nach 20.15 Uhr! Unsereins ist gezwungen, sich solch wichtigen Fragen zu stellen, wie: „Na wie war dein Wochenende?“ oder „Und – seid ihr am Strand gewesen?“ Das Bier zum Sonntag ist auch vorbei. Nach ein oder zwei solcher Telefonate schmeckt das beste Pils nur noch schal. Die eigene Freundin will reden, der beste Freund will reden und das heilige Sonntagsbier verkommt zur schaumlosen Karikatur seiner selbst! Die Chips? Davon will ich gar nicht erst reden! Sie stehen nicht einmal mehr auf dem Zettel für den Wochenendeinkauf! Weniger Bier, keine Chips – reden statt konsumieren. Hat die ARD eigentlich mal durchrechnen lassen, was das TV-Methadon-Programm die krisengeschüttelte Konsumgesellschaft kosten wird?
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SilvanSunderbar
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Authentiko
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Wir tranken, die Herzen im Staub, ziemlich viel Weizen, und jeder behauptete mehr Mütter zu ficken als der Nebenstehende. Psychisch gut ging es grundsätzlich keinem von uns. Ich war nach zwei Weizen schon dermaßen dicht, dass ich kurzfristig auf Colaweizen umstieg, zum Hohn meiner Freunde, und wusste; morgen früh nehme ich Magensäureblocker, sonst kann ich nichts essen: Pantroprazol, 20mg, magensaftresistente Kapseln. Aber der Reihe nach. Es war Karaokeabend im Pup, und ich wollte da keinesfalls hin, weil ich sonst irgendwann singe wie die verklemmten Mittdreißiger, die meinen nach ein paar Mutbieren könnte man auf Bohemian Rhapsody genauso falsettieren wie Freddy Mercury. Ich hatte latente Angst, Leute könnten mir mir reden, also wartete ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf meine Freunde, und als ich da so stand, fing ich nach 5 Wochen wieder an zu rauchen; einfach so, und  das erste mal in meinem Leben nicht, um ein Zerrbild von Urbanität zu bedienen, sondern nur aus Blödheit. Ich wartete etwas über eine halbe Stunde größtmöglich awkward bis meine Freunde kamen, wir gingen in den Pub und ich kam mir wie der King in da Hood vor, weil mich der Barkeeper begrüßte, obwohl ich keine Ahnung hatte, woher der mich kennt. Wir setzten uns an die Bar und ich gab mich wegen der hübschen Mädchen in der Nähe souverän distanziert von der Welt, weil ich gleichsam Angst vor schönen Frauen und Konsequenzen habe, obwohl die eh damit beschäftigt waren Survivor von Destinys Child mitzujohlen und mich keines Blickes würdigten. Nach dem zweiten Bier war ich wegen des Antibiotikums vom Vortag schon dermaßen besoffen, dass ich anfing anderer Leute Mütter zu dissen. Das machte mich und die anderen zum Mittelpunkt einer dartspielenden Männerrunde, deren Mitglieder gerade kollektiv versuchten eine junge Studentin kokett zu erniedrigen, um sie mittelfristig zu ficken oder sich kurzfristig der eigenen Männlichkeit zu vergewissern. Es gibt Sachen, die mir nie konstitutiv für meine Ich-Formung schienen, es aber zweifellos sind. Gegen Zwei schloss der Pup und wir gingen weiter, über Mütter freestylend, in den nächsten Laden, in den wir fast nicht reingekommen wären, weil einer meiner Freunde dem Türsteher ein Bussi geben musste, aber nach 20 Minuten machen die da auch zu und wir schmuggelten unsere Biere also nach draußen. Einer von uns pisste in einen Blumenkasten, ich feuere ihn an und registrierte belustig, dass er einen kleineren Penis als ich besitzt; jemand lief vorbei: “Asoziale Wichser”. Und ich dachte: “Der meint damit auch dich. Da bist du jetzt gemeint, und das wahrscheinlich zu recht” Auf einmal war ich auf der Tanzfläche in irgendeinem Keller, überall Dreadlocks um mich rum und die Hälfte meiner Freunde weg. Nussschnaps kostete nur einen Euro. Ich trank zwei, drei, vier, verstand mich selbst nicht so recht und verstand vor allem nicht, was da so geil dran sein sollte, an all dem hier. Ich tanzte, und mir gegenüber, ein Engel bzw. etwas Weibliches, hübsch, lächelte ab und zu rüber, aber ich hatte Angst vor jedweder Konsequenz und schloss wie in Ekstase die Augen, weil ich auch nicht wusste, was man machen müsste. Und wie ich die Augen zu hatte, sah ich auf einmal Sterne auf der Dunkelheit meiner Lider und lauschte der zarten Chromatik eines Glockenspiels. Wieder Zuhause nahm ich eine Pantoprazol, ging ins Bett, onanierte und wachte am nächsten Tag durchschnittlich deprimiert auf. Irgendwie so ist das jedes Mal.
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Mein Leben
So siehts bei mir gerade aus: Unnötige Berührungen? Check! Handynummer selbständig besorgt? Check! Zusammen abhängen? Check! Sich verlieben? ...
Unnötige Berührungen? Check! Handynummer selbständig besorgt? Check! Zusammen abhängen? Check! Sich verlieben? Von mir aus Check! Sofort los, Pferde stehlen, die Welle reiten, Italien Reise. Halt, da war noch was. Leben, Zulassungsarbeit, Examen, Referendariat. Achja Leben, Freunde, Beziehungen. Rücksicht auf die Gefühle Anderer? Scheiße ja. Nicht dass ich ein guter Mensch wäre. Danke liebe Eltern. Habt ihr gut hinbekommen mit eurer Erziehung. Ein sozialer, gebildeter Sohn. Erfolg wird er nicht haben, will er auch nicht. Schließlich ist der Sohnemann unheimlich faul. Man könnte auch sagen, er hat seine zweite Pubertät und schwebt gerade zwischen Adoleszenz und kurz vor dem Senioren Stadium. Immer rallig, aber keinen Bock den Arsch aus dem Sessel zu heben. Will die halbe Welt sehen, hat aber Schmerzen im Rücken. Also scheiß drauf, nimm dir 'n Bier und machs dir bequem!
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Getriebener
"DU NARR, NIE WIRST DU FINDEN WAS DU SUCHST!" Und ich renne und antworte nur :"Einen Verzweifelten soll man nicht reizen..."
Es ist hässlich und schmerzt und schmerzt und schmerzt. Es hört nicht auf. Das riesige Loch im Herz, im Kopf und die Leere, die nicht aufgefüllt werden kann. Es ist wie ein Fass ohne Boden, in das ich Wasser fülle - Sobald es voll ist, ist dort Glückseligkeit. Ich fülle und fülle nach und das Wasser verrinnt am Boden und verschwindet sowie die Zeit und das Gefühl. Der Drache stellt sich vor mich und versperrt mir die Sicht durch seinen Schatten und das Dunkle fängt mich ein. Wer bin ich? Wer bist du? Gibt es dich? Gibt es mich? Es ist hässlich und schmerzt und es zerreisst mich. Der Tanz. Der Sex. Der Rausch. Das Gefühl. Momentaufnahmen. Zerrissen. Zertrümmert. Gefangen. Verloren. Rauschmoment. Hoffnung. Licht. Schimmer. Dunkelheit. Ein Schmerz im Herz und wach. Die Suche und das Finden. Sich im Suchen Finden. Sich im Finden verlieren. Ich renne und renne im Kreis. Die ewigliche, arrogante Sonne lächelt mir entgegen und der melancholische Mond legt sein Licht um mich und versucht mich zu halten. Nur einen Moment. Einen Moment der Stille. Es folgt der Fall und die Sterne lachen mich voller Hohn aus. "DU NARR, NIE WIRST DU FINDEN DEN WAS DU SUCHST!" Und ich renne und antworte :"Einen Verzweifelten soll man nicht reizen..." Es ist hässlich und Schmerz. Es ist der Kampf mit dem größen Feind, dem eigenen Kopf. Der Sehnsucht, die Menschen wie mich treiben. Ich bin ein Getriebener.
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ella_deva
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Der Wahrheit auf der Spur
.. wie es zwischen uns wirklich aussieht..
Die Schönheit eines Augenblicks ist leider nie unanzweifelbar. Im Lichte des Schattens frage ich, was ich im Grunde garnicht wissen will, nicht fassen kann, weil diese Wahrheit eine nicht lebbare, weil lieblose, von Leugnung und Schmerz zerfressene ist. Meine Freude hat trotzdem gelernt, ungeteilt zu bleiben, denn dieser Augenblick ist das Futter meiner Zuversicht, ein Erleben des Möglichen, das Licht, das die menschliche Motte aus der Dunkelheit zieht. ..und wir alle wollen fliegen… Tags: Liebe, Trauer, lieblos, Wahrheit, Zwischenmenschliches
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fairytale_romance
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Schuldig im Sinne der Anklage
Angeklagt sind die Gefühle, ich werde zum Scharfrichter und Verteidiger. Die Anklage lautet "Akute Oberflächlichkeit aus niederen Gründen".
Die Gefühle in Zeiten des Internets wandeln auf seltsamen verschlungenen Pfaden. An einer Wegkreuzung die ich vor ein paar Monate passierte, passierte er mir. Die ersten Chatkontakte waren harmlos, irgendwann schrieben wir häufiger und häufiger, ich begann mich zu freuen wenn er online war. Völlig unerwachsen hing ich immer mehr im Chat herum, um ein paar Zeilen von ihm zu erhaschen. Mein Herz flatterte, wenn er mich mit "Hallo Kleines" begrüßte. Bis hierhin noch ganz wundervoll, krochen doch meine "Freunde" die Zweifel zusammen mit ihrer Blutsschwester, der Oberflächlichkeit immer näher. Ich sah Bilder von ihm, er entsprach nicht ganz dem Typ Mann den ich mir in meinem Herzen wünschte und die gehässige Oberflächlichkeit schrie sofort "So was kannst du dir doch nicht antun, was sollen denn die Leute denken? Er hat nichts von dem, was Männer in deinem Freundeskreis haben. Er kleidet sich nicht richtig. Er trägt Ringe und eine rasierte Glatze und schwarze Kapuzenpullover..." Es gab Zeiten vor vielen Jahren, als mich mein Freundeskreis noch nicht zu dem gemacht hatte, was ich heute bin, da hatte ich nur Footballspieler und nicht etwa schnöselige Juristen auf meinem Jagdschema, warum fällt es mir heute so schwer, das wieder zuzulassen? Wie konnte es soweit kommen, dass die Oberflächlichkeit meines sogenannten Freundeskreises so auf mich abgefärbt hat, dass sie zu meiner Oberflächlichkeit wurde? Die Tiraden in meinem Kopf gehen immer weiter und das eingeschüchterte Hasenherz sitzt in der Ecke und schluchzt "Aber er tut uns doch so gut, er sagt die richtigen Dinge, es ist doch egal wie er herumläuft..." "Ist es wirklich egal wie er herumläuft?" ketzt die Oberflächlichkeit "Was sollen denn die Schnösel-Schwager verwöhnten Eltern zu diesem Antihelden sagen?" Der Löwenmut versteckt sich zitternd hinterm Schrank und hält sich die Ohren zu. Er hat sich daran gewöhnt, angepasst zu sein, ist zum "mit-dem-Strom-Schwimmer" geworden. Die Intelligenz sieht von ihrem hohen Thron herab auf die niederen Klassen und ist voll des Hochmuts, die Oberflächlichkeit verdreht ihr die Worte und stiftet Verwirrung. Nun sitze ich hier und frage mich, ob ich den Löwenmut noch einmal zum Kampf motivieren kann, zusammen mit dem Hasenherz noch einmal gegen den Rest der Welt, wie damals als wir uns die Nicht-Angepasstheit auf die Fahnen schrieben und für höhere Ideale kämpften. Oder ist dieser Humansimus vielleicht doch übertrieben? Und was ist wenn ich ihm gegenüber stehe? Der Termin rückt näher und näher. Kann ich Zweifel und Oberflächlichkeit zurückhalten oder werden sie aus mir herausplatzen und das Bild der zickigen Prinzessin mit Segelschuhen, Longchamp-Täschchen und Perlensteckern komplettieren? Ich mag dieses Image, aber ich hätte nicht geglaubt, dass es schon so von mir Besitz ergriffen hat. Wie wird es sein? Die Schöne und das Biest for runaways... er das Bild eines Footballspielers, 6 Foot tall and 220 pounds to go und die kleine affige Prinzessin daneben, darauf bedacht, dass jede Locke dort liegt wo sie sein soll, das Täschchen an einem Arm und ihn am anderen. "Was sollen denn die Leute denken?" Oder wird es alles ganz normal sein? Vielleicht denkt sich niemand etwas und alle Sorgen der Oberflächlichkeit verpuffen in rosa Wölkchen....
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abhaunvonhier
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Irgendwer wartet da draußen auf mich
Zwischen fremden Lippen und gebrochenen Versprechen. Zwischen tausend Tränen und der Einsamkeit
''Du darfst nicht verkrampft auf der Suche sein. Irgendwann kommt der Richtige.'' Wie oft wurde mir das schon gesagt? Wie oft haben mich meine Freunde dabei mitleidig angesehen und gehofft, dass ich diese Worte schlucke und ein Themawechsel aufkommt. Der Richtige wird kommen. Irgendwann. Und was passiert schon, wenn er es nicht tut? Dann vertreib ich mir weiter meine Zeit, mit Typen, die mich nicht interessieren mit YouTube Tutorials, die kein Mensch nachahmen kann und mit dem Schreiben von Texten, die keiner je lesen wird. Ich meine, ich kann alleine sein. Manchmal da bin ich sogar froh, dass ich es bin. Aber alleine und einsam sein sind meilenweit von einander entfernt und doch sich so nah. Wenn ich einen Abend mit meinen Freunden absage, weil ich alleine sein möchte und mir mit Netflix die Zeit vertreibe, dann ist das okay für mich. Doch wenn ich nachts um drei Uhr aufwache, schweißgebadet und von Albträumen geplagt, dann ist einsam sein schon ziemlich scheiße. Dann wünsche ich mir jemanden neben mir, der aufpasst. Aufpasst, dass ich nicht zu viel an mich heran lasse und aufpasst, dass ich mich selber nicht vergesse.
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NieOhne
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Ich könnte ...
mir jetzt den Kopf zerbrechen über alles.
Ich könnte mir jetzt den Kopf zerbrechen über alles. Über Beziehungen und wie sie funktionieren, darüber was Liebe ist, was Verliebtsein ist, was Sex ist und auch wie alles mit allem zusammenhängt. Ich könnte das große Rad drehen, von kultureller Prägung, historischem Gewordensein der Gesellschaftsordnung, von Patriarchat und Monogamie, von Kapitalismus und Individualisierung, von der Freiheit der Liebe und der Liberalisierung der Sexualität. Vom Hundertsten ins Tausende könnte ich gehen. Ich könnte. Ich könnte dann auch noch analysieren was hier passiert. Tu ich ständig, ich bin da super drin. Ich bin sozusagen emotional hochbegabt und zudem hochsensibel. Was denkst du denn, was ich da alles denke, fühle, wahrnehme und zwar bewusst. So könnte ich mir ausmalen was als nächstes passiert, welche Konsequenzen das alles hat für mich, für meine Ehe, für meine Beziehung zu Paul. Oh Gott. Ganze Endzeitszenarien könnte ich kreieren, da bin ich nämlich gut drin. Ich könnte dann auch noch, weil es noch nicht genug ist, die große Keule Moral schwingen und mich für all das verurteilen, mich abwerten, und mich dann beschämt verziehen. Ich könnte mir auf der Schablone meiner bisherigen Erfahrungen und Prägung ein Bild machen.  Mit uns. Und mit uns Dreien im Speziellen. Aber ich weiß, diese Schablonen sind starr verankert, sie sind immer gleich, (bei jedem Menschen ist das übrigens so). Das funktioniert zum Beispiel über Glaubenssätze, über Annahmen über mich und die Welt. Gebastelt werden die in der Kindheit. Da werden die Glaubenssätze über das Ich und die Welt, über das Geliebt- und Angenommen sein gelegt. Da entscheidet sich, ob der Selbstwert groß oder niedrig, ob man wackelig steht in seinen psychischen Instanzen, oder ob alles immer Katastrophe bedeutet, und vor allem was allen in unseren Kulturkreis eingeimpft ist: Dass die Liebe immer weh tut und Leid verursacht. Das glauben sowieso alle. Weil alle diese Starre und diese Verwundbarkeit aus der Kindheit mit sich schleppen. Genau, ach ja, über meine Kindheit könnte ich mir jetzt auch Gedanken machen. Über etwas das nicht mehr zu verändern ist und sowieso vorbei ist. Das alles könnte ich denken. In einem bioelektrischen Impuls steckt so viel Wucht und Schub für abertausende parallele Gedanken. Ich könnte. Ich könnte mir den Kopf zerbrechen über die Menschen um uns herum. Sind sie empört, neidisch, geil, gierig, lüstern oder erschrocken? Vielleicht sind sie verletzt? Was denkt man, wenn die meisten Menschen um einen herum, einem in die freigelegte Muschi schauen können? Was denkt man so, sitzt man mit zwei äußerst attraktiven Menschen inmitten einer Party und spielt da gemeinsam so an sich herrum, als wenn es kein Morgen geben würde? Und vor allem: Als wäre es ganz normal. Was es hier auch ist. Eigentlich. Normalerweise darf man das hier. Tut nur keiner. Außer uns. So was wie hier habe ich noch nie erlebt Vorhin küssten wir drei uns heftig, hier auf der Couch. Hinter uns  ist die Bar, die Leute kommen und gehen. Momentan kommen sie wohl eher, als dass sie gehen. Es scheint sich rumgesprochen haben, dass sich hier etwas interessantes abspielt. Zwei Couchgarnituren und ein Tisch stehen in der Mitte der kleinen Empore. Wir drei sitzen links, steht man mit dem Rücken zur Bar. Ich stelle ein Beim auf den Tisch, meine Schuhe habe ich verloren, wo sind sie eigentlich, blitzt es durch meinen Kopf. Ich weiß es grad nicht. Ich habe zwischen Küssen, Anfassen und Geilsein die Orientierung verloren. Niedrig ist der Tisch, mein Zehenspitzen sind gestreckt. Nun küssen sich die beiden - er und sie - und ich lehne mich nach vorn. Ich küsse ihre Brust, streiche, necke ihre Warzen. Dann gehe ich tiefer. Diese schwarze Spitze macht ihre Haut noch interessanter, noch sinnlicher. Oh wie schön das ist. Das ist ein Fest, das ist schon mal klar, und damit meine ich nicht die eigentliche Party. Ich werde wieder zu den beiden gezogen, mein Oberkörper richtet sich auf, Paul greift meine Haare und küsst mich heftig, sie gleitet wieder in meinen Schritt und bespielt meine Muschi. Auch Paul drängt danach, er beißt mir in den Hals, ich schreie, dieser Schmerz peitscht mich auf. Ich fließe, bin nass, mein Netzkleid ist schon kaum noch vorhanden, es ist hochgeschoben bis über meine Brüste, ich könnte es auch ausziehen. Ich lasse meinen Kopf zurück fallen. Wieder küssen sich die beiden und gleichzeitig streicht mir Paul über meine Brust. Dann ein Stellungswechsel, ich soll hoch, mich über ihn knien. Mache ich sofort, während ich mich bei ihr abstütze und sie auf ihren Mund küsse hebe ich mein Bein, es kniet nun auf der Rücklehne. Das andre kniet neben ihr. Ich bin quer positioniert, strecke Becken und Rücken, Paul kann nun ohne Probleme unter meine Muschi gleiten, er hat vollen Zugriff. Und doch, so verquer es erscheinen mag, ich könnte mir grad jetzt allerhand Gedanken machen. Gedanken die mich blockieren, die mich sogar übel runterziehen: „Hat er sie grad mehr angefasst als mich, das geht nicht, schließlich sind wir ja zusammen!“ Oder: „Sie will mich eigentlich nur wegen ihm. Eigentlich will sie mich gar nicht!“ Oder auch total beliebt: „Ich bin das Dritte Rad am Wagen, mich dulden sie nur, weil sie eigentlich nur geil aufeinander sind, aber nicht auf mich!“ Was übrigens alles völlig an den Haaren herbei gezogen ist, denn beide kümmern sich grad um mich, und zwar sehr deutlich. Ach wie herrlich könnte mein intelligenter Verstand das jetzt alles kaputtt machen. Das hier. Diesen Moment. Diese Wärme, Zuneigung und das Gewogensein. Mein Herz ist ganz warm. Diese Frau ist so viel. Sie ist nicht nur Sexgespielin, nein sie kann mir Freundin sein, ein Herzmensch werden weil wir uns mögen, weil wir schwingen, weil wir das Warme und Intensive teilen. Oh ja, all das und noch mehr. Und Paul? Ich liebe ihn und nie zuvor spürte ich das mehr. Das alles ist liebevoll und wir verstehen uns ohne Worte. Er und ich. Wir beide machen das hier in Vertrauen. Und vor allem: Wir können das. Das alles! Mit ihr. Hier, in dem Set, mitten unter den Leuten. Wir verheddern uns nicht, wir genießen. Genießen uns. Heute Nacht. Dafür haben wir etwas gebraucht. Dazu mussten wir etwas verstehen, etwas fühlen und erkennen: Der Kopf macht bis zu einem gewissen Grad zu viele Probleme. Er produziert sie ständig, denn es ist sein verdammter Job das zu tun. Und weil wir schlaue Menschen sind, hört er nicht auf damit. Man könnte jetzt sagen, dass wir uns irren, wir sollten mal mehr darüber nachdenken. Man könnte das alles damit zerstören. Das Warme, das Freie, das Liebevolle. Diesen Moment. Man könnte auch einfach sein Herz öffnen, den Verstand und alles was er tut so sein lassen, und beginnen zu fliegen. Und wir fliegen hoch. Heute Nacht. (Das Paradies ist kein Ort sondern ein Bewusstseinszustand - RUMI)
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/ich-koennte/1713845
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heldenwiewir
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Barfuß über Glas
und kein Ausweg in Sicht
Es fängt an mit D, D, die ich eigentlich verachten wollte, wegen allem was sie weiß, allem was sie tut und nicht tut. Allem was sie ist  und allem was sie nicht ist. Sie ist deine Frau, sie liebt und respektiert dich. Ich kann dich nicht offen lieben und respektieren tu ich dich auch nur heimlich. Manchmal tust du mir leid (was beweist, dass ich dich doch sehr liebe). Ohne D wärst du heute ein allein stehender, 50-jähriger Mann mit 2 Kindern aus einer Ehe und 2 weiteren aus einer missglückten Beziehung. Ohne sie wärst du allein. Ich könnte mir dich gar nicht vorstellen, allein, in einer Wohnung im besten Viertel Münchens, mit Essen von lieferheld.de oder dem Mexikaner um die Ecke und trotz allem einem Job, den sich 1000e junge Ärzte wünschen würden. Ich sollte ihr danken, für das schlechte Gemüse, das sie kocht, für die Diskussionen, die ihr habt, über Restaurants, über Kinderkleidung und das Wetter, über das Chaos, mit dem sie Leben in deine Wohnung und Liebe in deine Welt bringt. Ohne sie wärst du allein. Bei allem, was man gegen sie anführen kann, ist sie doch deine Frau, ist sie da, wenn du einsam bist, ist sie da, wenn du jemanden braucht, ist sie da, wenn du niemand anderen hast. Sie ist da, wenn deine Kinder sich von dir abwenden, weil du uns nicht geben kann, was wir von dir wollen. Sie ist da, wenn ich nicht da bin. Sie sieht, was ich nicht sehe. Sie kann, was ich nicht kann. Sie tut, was ich nicht tue. Sie hat das, was ich will. Diese Beziehung zu dir. Alles, was ich immer wollte. Warum kann ich es nicht? Was hab ich falsch gemacht? Was mache ich falsch? Sollte ich aufhören, so zu denken? Du liebst mich. Du liebst mich. Ein Satz, den ich inzwischen wiederholen und nachsprechen, aber doch noch nicht so ganz glauben kann. Warum zeigst du es mir nicht? Ich bin immer noch deine Tochter. Ich bin keine ausgebildete Psychologin wie D, die ein sicheres Leben und eine Familie will, die dafür vieles zu verstehen versucht und vieles akzeptiert. Ich bin deine Tochter. Ich will anerkannt und geliebt werden, respektiert mit all meinen Wünschen und Bedürfnissen. Toleriert. Geliebt, wieder mal geliebt. Warum fällt es dir so schwer? Ich weiß, du versuchst dein bestes. Aber mein bestes ist dir auch nie gut genug und ich leide, ich leide, leide, leide. Unter dir, unter mir. Unter uns. Und ich weiß nicht, wie ich es ändern soll. Keiner kann es mir sagen. Keiner, du nicht, ich nicht. Was soll sich ändern, wer soll und wann? Warum spielst du immer noch eine so große Rolle in meinem Leben? Während ich diesen Satz tippe, bereue ich es. DU bist mein Vater. Ich will nicht, dass du alles beeinflusst, alles bestimmst. Ich bin zu alt, um dir alle Schuld in die Schuhe zu schieben. Aber das tue ich gar nicht mehr. Ich versuche zu verstehen, versuche, erwachsen zu werden. „Dein Vater ist kaputt, aber du bist es nicht“, das ist ein Lied, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Du bist kaputt. Bist du es? Deine Familie ist zerbrochen, als du 15 warst. 16? Du warst jung. Viel älter als ich, als meine Welt zerfallen ist. Zusammengebrochen. Auseinander gefallen. Du hättest weiterleben müssen, aber du hast es nicht richtig getan. Konntest du es nicht? Wolltest du es nicht? Wer weiß. Ich weiß nur, dass ich es musste. Und dass ich so nicht mehr kann. Ich bitte dich, lass mich rein in deine Welt oder lass mich gehen.
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Verena_Lugert
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Buchempfehlungen
Hast du unsere Literaturtipps "Alles ist nicht genug", "Ein Protest gegen die Sonne" und "Wenn es klopft" gemocht?
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Die nicht-religiösen Ausschreitungen Kairos
Das Märchen vom religiösen Konflikt: Wie Militär und Politik nach den tödlichen Straßenschlachten in Kairo um die Deutungshoheit ringen.
Khaled El S. steht inmitten von weinenden Frauen und wütenden Männern, die Kreuze aus Holz und ihre Fäuste in die Luft strecken. „El-sha’b yurid isqat Al-mushir“, schreit Khaled gegen die Klagelaute an. „Das Volk will, dass der Militärrat verschwindet.“ Die Menge stimmt sofort ein. Khaled ist Muslim. Wie viele andere Muslime an diesem Tag ist auch er zur Trauerzeremonie für die am Sonntag bei Straßenschlachten in Kairo getöteten Christen in die koptische Kathedrale gekommen. Es ist nicht ungewöhnlich und dieser Tage doch auch ein symbolischer Akt, wenn Christen und Muslime zusammen trauern, denn der Kampf um die Deutungshoheit über die Bilder des Blutbades vom letzten Sonntag, bei dem über 24 Menschen ihr Leben verloren, hat gerade erst begonnen. Die Miene des jungen Apothekers verfinstert sich, als er über die internationale Berichterstattung spricht. Von „religiös motivierter Gewalt“ und „Straßenschlachten zwischen Christen und Muslimen“ ist dort die Rede. „Staatliche Propaganda“, sagt Khaled. „Das war kein religiöser Konflikt, sondern ein militärisches Massaker.“ Als er am Sonntagabend gegen 21 Uhr von den Ausschreitungen hört, eilt er sofort zum Maspero, dem Gebäude des staatlichen ägyptischen Rundfunks, um Verwundete zu versorgen. In seinem Rucksack Antibiotika, Kompressen, Nadel und Faden. Was er dort sieht, kann er auch Tage später nicht glauben. „Es gibt keine Worte, um diese Brutalität zu beschreiben.“ Gepanzerte Mannschaftswagen der Militärpolizei, die in die Menge der Demonstranten rasen und die, die sie erwischen, durch die Luft fliegen lassen, wie Puppen. Angehörige der Special Forces, die mit Tränengas und Gewehrfeuer den Protest auseinandertreiben. „Wir packten so viele Verwundete, wie wir konnten und versteckten sie im nahegelegenen Hilton Hotel“, erzählt Khaled. “Ehrbare Ägypter, verteidigt das Militär gegen die Christen.” Von diesen Gräueltaten berichtet das staatliche Fernsehen nicht. Stattdessen beginnt noch in der Nacht die Propaganda-Maschinerie anzulaufen: „Ehrbare ägyptischer Männer, geht und beschützt die Armee vor den Christen.“, fordert der Nachrichtensprecher des staatlichen Senders Nil-TV mehrfach. Mehrere unabhängige Fernsehsender werden vom Militär gestürmt. TV25 und Al-Hurra hatten Live-Bilder von den Ausschreitungen gesendet. Noch während hunderte von Verletzten in das völlig überforderte koptische Krankenhaus gebracht werden, wo Khaled als einer von fast 100 Freiwilligen in dieser Nacht aushilft und seine Patienten im Treppenhaus behandeln muss, verbreitet das Staatsfernsehen, Christen würden mit Schusswaffen Jagd auf Soldaten machen. „Ich glaube, dass einige das zunächst geglaubt haben“, meint Hussein G., der ebenfalls Zeuge der Ausschreitungen wurde, als sie sich vom Maspero zum einige Kilometer entfernten Talat Harb Platz ausgebreitet hatten. „Es kann sein, dass einige Muslime wirklich Christen angegriffen haben, weil sie von den Berichten im Fernsehen so aufgebracht waren. Andere waren bezahlte Schläger.“, sagt Hussein. Er kennt sie noch von der Revolution im Januar. „Aber das Militär hat angefangen Christen und Muslime gleichermaßen zu verprügeln. Das wird uns zusammenschweißen.“ “Es ist eine Verschwörung gegen Ägypten” Noch immer ist unklar, wie es wirklich zu dem Chaos kommen konnte. Ob tatsächlich vom Militär bezahlte Schläger das Feuer auf die friedlichen Demonstranten eröffneten, die zu Tausenden am Sonntag gegen die Niederbrennung einer koptischen Kirche in der südägyptischen Region Assuan protestierten. Oder ob zunächst Steine aus den Reihen der Demonstranten auf das Militär flogen, lässt sich nicht sagen. Am zweiten Tag nach den Ausschreitungen scheint aber sicher, dass große Teile der ägyptischen Bevölkerung der Version eines religiösen Konfliktes, der sich Bahn gebrochen hat, keinen Glauben schenken. „Christen und Muslime Hand in Hand“, skandieren nach Schätzungen der ägyptischen Tageszeitung „Al Masry Al Youm“ bis zu 20 000 Teilnehmer eines Demonstrationszuges anlässlich der Beerdigung von 17 getöteten Kopten am Dienstagnachmittag. Und auch von politischer Seite ist man bemüht den Schaden zu begrenzen. In einer Stellungnahme warnte der Präsidentschaftskandidat Abdel Moneim Abouel Fotouh, ein ehemaliges Mitglied der Muslimbrüder, dass die Ereignisse am Maspero bewusst geplant gewesen seien, um die Bevölkerung zu spalten. Hazem Abu Ismail, ein weiterer islamistischer Kandidat vermutet, die Ausschreitungen seien bewusst provoziert worden, um den Sicherheitsbehörden mehr Befugnisse zu verschaffen und die Notstandsgesetze, gegen die sich immer wieder freitägliche Proteste gerichtet hatten, länger aufrecht zu erhalten. Über Facebook verkündete denn auch der amtierende Ministerpräsident, aber tatsächlich machtlose Essam Sharaf: „Es ist schwer zu glauben, dass das was passiert ist, ein religiöser Konflikt war. Aber es ist ganz sicher eine Verschwörung gegen Ägypten.“ Doch das Märchen von der Verschwörung unbekannter Mächte im In- und Ausland, das auch der gestürzte Präsident Mubarak immer wieder bemüht hatte, wollen die meisten Ägypter nicht mehr glauben. „Vielleicht gibt es Kräfte, die Ägypten schaden wollen.“, sagt Khaled El S. „Aber dann sitzen sie im Militärrat.“ Der Militärrat selbst hat unterdessen die Regierung dazu aufgerufen eine Untersuchungskommission einzurichten, die die Schuldigen für die Ausschreitungen ermitteln soll. Das Militär will offenbar die Initiative in der Meinungsbildung behalten. Das Rundfunkgebäude ist jedenfalls seit Montag mit Stacheldraht und bis zu 1000 Soldaten abgesichert. Tags: kairo, kopten, straßenschlacht, christen, muslime, ägypten
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/politik/die-nicht-religioesen-ausschreitungen-kairos/772344
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Die kleine Freiheit
Wer nichts zu meckern hat, ist überheblich. Ein Volk von laktoseintoleranten Diabetikern in einem Land, wo Milch und Honig fließt. Immun gegen Glück.
Die Leute fragen mich: „Und, bist du gut angekommen?“. Ich antworte mit: „Ja, glaub schon.“ ohne genau zu wissen, was es bedeuten soll. Ankommen. Ich habe meinen Kadaver, gefüllt mit der Scheiße, die mich zum Menschen macht hier hoch verfrachtet, ja. Aber angekommen? Kann man das, wenn das Herz noch in der alten Heimat liegt? Werde ich meines jemals an diese Stadt verlieren können, wo ich es doch einer Frau schenkte, die damit herumspielte, es fallen ließ und zerbrach? Ich käme nur wieder daran, wenn ich ihr das Herz stehlen würde. Wo sie es doch noch nicht einmal brauchte – nannte sie doch schon zwei ihr Eigen. Die ersten Tage stromerte ich planlos durch die Straßen Hamburgs. Auf der Suche nach allem und mir selbst. Der Himmel ist unentwegt betrübt melancholiefarben. Die Luft riecht nach Tränen abgeregnet von Wolke Sieben. Ein Leben in Moll. Der Kulturschock kann nicht größer sein – Einsiedlerdasein in einer 2,5 Zimmerwohnung im behüteten katholisch-verlogenen Umland von Stuttgart. Hier lebt man in einem kreisförmigen Stammbaum den Traum von Perfektion – und er ist spießig mit weißem Zaun und Schaukel im Garten. Jeden Samstag wäscht man das Auto, damit die, vom Staub der bröckelnden Fassaden, verdreckten Sterne wieder leuchten. Man ist zufrieden damit unzufrieden zu sein. Wer nichts zu meckern hat, gilt als überheblich. Ein Volk von laktoseintoleranten Diabetikern in einem Land, wo Milch und Honig fließt. Alle immun gegen das Glück. Nun sitze ich in einer WG mitten im Punk. Auf St. Pauli verspricht dir niemand was, aber es hält alles, was man sich davon verspricht. Anderswo gaukelt man dir eine endlose Freiheit vor, die dich so sehr zwingt uniform individuell zu sein, dass dich dein Spiegel verleugnet. Hier zwingt man dich du selbst zu sein. Gnadenlos ehrlich DU, was dir eine Freiheit verschafft, die man mit Individualität, und sei sie noch so speziell, nicht gefüllt bekommt. Ich wohne über einem Plattenladen. Einer Bibliothek oft selbstgerichteter Meister einer längst vergangenen Kunst. Eingestaubt, reduziert und kategorisiert. Menschen, die sich nie in Schubladen stecken lassen wollten, in roten Genre-Plastikboxen in alphabetischer Reihenfolge. Mark David Chapman war da noch der ehrlichste von uns Rock’n’Roll-Mördern, die wir heute nach Musik verlangen, die keinen Wert mehr haben soll. Und zwei Häuser weiter schissen die Beatles. Wie sich die Plattennadel behäbig durch die Spirale zur Wahrheit im Kern vorarbeitet und nur ein leeres Loch vorfindet, erkunde ich weiter die Perle aller Städte. Es ist ein besonderer Charme der hier verströmt wird. Das Kopfsteinpflaster unter meinen Füßen ist unbequem. Entweder ich passe mich an oder ich leide. Ich muss mich freischwimmen aus diesem Meer der Scherben, das wie zerbrochene Träume in den Straßen, mir zu Füßen liegt. Die Obdachlosen haben keinen Feierabend. Einer von ihnen liegt leblos in der Gosse. Sie versuchen ihn mit Bier ins Leben zurück zu holen, dabei war doch genau das der Weg auf dem er davor geflüchtet ist. Ich gehe in eine Kneipe. Eine der dunklen Seelen Hamburgs. Nirgendwo ist es so ehrlich wie vor einem Pils. Als Fremder falle ich sofort auf, als ich mich zwischen die Stühle setze. Aber es juckt niemanden, weil hier nichts wichtig ist. Hier sind Brad und Angelina auch nur Paar, das versucht so gut es geht über die Runden zu kommen. Auf dem nikotingefärbten Röhrenfernseher in der Ecke läuft das Wort zum Sonntag. Ich erhebe meine Pilsglasballerina im papiernen Tutu und rede mir ein, dass es doch genau das hier ist, was ich gesucht habe. Ich trete hinaus auf die Straße und hinein in etwas, dass ich hoffe, die Scheiße eines Hundes ist. Schon immer florierten Städte auf deren Straßen Scheiße lag. Babylon, Rom, Paris. Es bietet den fruchtbaren Nährboden auf dem Auswüchse menschlichen Unkrauts aufblühen. Ich stelle den Kragen hoch, denn es tropft unentwegt, selbst wenn es nicht geregnet hat. Mein Hauseingang wurde mal wieder als Klo benutzt. Und wie in versifften Kneipenklos hat jemand seine Wahrheit mit Edding an die Wand geschrieben: The world’s still turning – mad.
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polnische Hochzeit
drei Tage feiern, das muss man erst mal ueberstehen
Bogdan ist witzig. Wir arbeiteten zusammen im Wald als Holzfæller und lebten auch zusammen unter primitiven Umstænden in einer Jagdhuette. Primitiv heisst in dem Fall ohne Strom und fliessendem Wasser. Letzteres bekamen wir aus Kanistern aus der nahe gelegenen Førsterei, den Strom mussten wir uns eben imaginieren... es geht auch ohne, Petroleum macht auch Licht Es spielte sich mit ihm ein allabendliches Ritual ein. Er musste ein Glas Wodka haben! «Reinigt von innen» davon war er ueberzeugt. Und dazu brauchte er einen Rollmops oder aber saure Gurken. Bei der Gelegenheit fællt mir etwas zum Schmunzeln ein. Den Lohn den er von mir bekam ueberwies er immer sofort und zu 100% zu sich nach Hause mit der Folge, dass er stændig pleite war und sich von mir aushalten lassen musste. So tauchte auch mal ein Beleg ueber Wodka beim Finanzamt auf. Zuerst gab es stirnrunzelnde Gegenfragen, aber meine Erklærung: mein Mitarbeiter ist Pole und braucht das, wurde schliesslich als Betriebsausgabe akzeptiert. Nebenbei, das war nicht in Deutschland. Nun lud mich Bogdan ein zur Hochzeit seiner Tochter Monika. Ich hatte ja wenig Sinn irgendwo da nach Ostpolen zu fahren, interessiert hætte es mich aber dennoch. Schliesslich war ich ueberredet. Bogdan wuerde alles organisieren und mich direkt vom Bus abholen. So fand ich mich im tiefsten Januar in einem Bus in dem fast alle nur polnisch redeten, eine Nacht durchfahrend auf dem Weg nach Osten. Bis Zwickau konnte ich noch in etwa verfolgen wo ich denn war. Aber spæter? Ich hatte ja null Ahnung wo und wie weit wir den schon waren, die Orte waren zwar polnisch aber dennoch bøhmische Dørfer fuer mich. Dass Bogdan in der Næhe der ukrainischen Grenze beheimatet ist, in Tomaszow, soviel wusste ich grade noch. In Krakau hiess es dann umsteigen. Ob ich wirklich den richtigen Bus finden wuerde? Aber den fand ich wohl. Und weiter ging es durch tiefverschneite Wælder und ich studierte interessiert die vorbeigleitende Landschaft und was ich da alles sah. Da waren alte Blockhæuser neben Plattenbauten. Da war ein Kruzifix mit IPod-Reklame, da war eine alte Babuschka mit Handy am Ohr. Ich fragte mich wie viele Winter sie wohl schon erlebt hatte und welchen Wandel der Zeit. Da waren auch Pferdeschlitten nebst noblen Autos und das auffælligste war ein Friedhof auf einem Huegel, etwa 10m hoch und uebersæt mit bunten Holzkreuzen. Ich wusste længst nicht mehr auch nur ansatzweise wo ich mich befand. Das machte mir ein etwas mulmiges Gefuehl. Bogdan war sonst eher ein Chaot und nun war ich seiner Organisation hilflos ausgeliefert. Ich sah mich schon hier irgendwo im Niemandland zurechtfinden muessen und einen Zug oder Bus von ? nach ? suchen zu muessen. Inzwischen war ich der letzte Fahrgast und der Chauffeur sprach weder deutsch noch englisch, von ihm war also auch wenig zu erfahren. Er hielt pløtzlich an einer Ausfallstrasse vor einer Reihe Einfamilienhæuser  an und ich staunte nicht schlecht als Bogdan tatsæchlich herein kam und mich herzlich begruesste. Seine Familie begruesste mich ebenso herzlich und interessiert. Er hatte wohl schon viel von mir erzæhlt. Es war viel Trubel im Haus und ich fuhr mit Bogdan mehrere male ein paar Dørfer weiter in eine Turnhalle wo die Hochzeit stattfinden wuerde. Da waren einige Frauen damit beschæftigt Suppen und andere Menues zuzubereiten. Wir trugen riesige Vorræte an Wuersten und allerlei Leckereien und vor allem auch beunruhigende Mengen an Wodka hinein. Ich war froh etwas tun zu kønnen und half sowohl mit dem aufstuhlen wie auch mit dem aufblasen und aufhængen von Luftballons. Der Tag der Hochzeit brach an. Monikas Bræutigam, ein Polizist wurde von seinen Kollegen mit dem Polizeiauto her eskortiert und feierlich aus dem Junggesellenstand verabschiedet. Ich hatte mich inzwischen auch schon in Schale geschmissen und Bogdan vertraute mich einem Cousin an an den ich mich wegen des Fahrens halten solle. Es war kalt in der Kirche, echt kalt. Der Atem kondensierte und der Gottesdienst, ein katholischer, zog sich in die Længe. Vor der Kirche waren es dann nicht allzuviel Zeremonien die durchgegangen wurden, aber dennoch dauerte es sicher eine Stunde bis wir endlich in der warmen Turnhalle ankamen. Und nun begann die eigentliche Hochzeitsfeier Ich hatte ziemlich Panik vor einem Wodkarausch, das stellte ich mir nun nicht grade berauschend vor. So ass ich erst mal fette Leberwursthæppchen um eine Grundlage zu haben. Nicht zu frueh wie sich zeigte. Gleich darauf wurde ich hergebeten und bekam ein Glas in die Hand gedrueckt. Es wære gesellschaftlich unmøglich gewesen da abzulehnen. So gab es den ersten Wodka. Und einen Rollmops dazu. Da waren mehrere Tische mit Kuchen und Torten, dann wieder mit Wurst Brot und wasweissichalles. Bogdan forderte mich auf auch ruhig zuzugreifen. Das war mir ganz recht. Zum Einen wegen der bereits erwæhnten Grundlage und der Furcht vor den Wodkas die noch kommen wuerden und zum anderen hatte ich echt Kohldampf. Trotz aller guten Organisation war Eines fehl gelaufen. Jeder hatte seinen Sitzplatz, nur ich nicht. Der Bræutigam erkannte das und brachte es fertig, dass alle einen Sitz weiter rutschten und ich neben Bogdans Babuschka und den Brauteltern Platz bekam. Bei etwa 300 Anwesenden sah ich das als eine recht grosse Ehre an. Und allen Respekt an den jungen Mann, etwa 30 bereits sitzende Gæste zum weiterrutschen zu bewegen ist durchaus eine Leistung! Die ersten Gænge Essen wurden gereicht. Ich als Badener bin gewohnt zu festlichen Anlæssen einen guten Wein auf dem Tisch stehen zu haben den man mit Mass und Ziel und gemæchlich nach eigenem Gutduenken nebenher geniesst. Hier war es eher so, dass es zwar Wasser und Saft gab, auch Bier wære erreichbar gewesen, aber in regelmæssigen Abstænden wurde immer wieder Wodka eingeschenkt und alle standen auf, prosteten dem Brautpaar zu und dann wurde das Glas geleert. Die meisten taten das in einem Zug. Also kulinarisch war es schon ein Erlebnis. Die Grundlage hatte ich im Magen, dass ich nicht sofort vom Alkohol aus den Latschen gehauen wuerde. Und allmæhlich lockerte sich die Stimmung. Auf der Buehne hatte ein Orchester seinen Platz bezogen und es wurden die ersten Runden getanzt. Und damit ist das meiste eigentlich schon beschrieben. Immer wieder wurde ein neuer Gang Essen ausgeteilt, immer wieder das Wodkaglas eingeschenkt. Ich spuerte zwar davon noch keine Auswirkungen aber damit das so bleiben solle trank ich mal mein Glas nur halb leer. Nenene, so ging das nicht! Babuschka klopfte mir mit ihrer Kruecke an das Glas um mir zu bedeuten ich muesse es leer machen. Naja, wenn die Matriarchin das denn verlangt… Um Mitternacht gingen alle vor die Halle weil ein præchtiges Feuerwerk organisiert worden war. Aber aus der warmen Halle in die etwa minus 15Grad Kælte draussen, da war man doch bald wieder froh hinein zu kommen. Im Laufe des Abends holten mich Bogdans Kinder auch mit vor auf die Tanzflæche und ich musste mit tanzen. Russische Polka gefiel mir dabei am besten. Und so zog sich das durch bis morgens um 4, das letzte Menue wurde noch um 3 Uhr serviert, ich bestaunte Babuschkas Durchhaltevermøgen und die Organisation, dass um diese Uhrzeit noch genug nuechterne Fahrer zu finden waren die uns alle heim fuhren. Wir schliefen zwar lange, aber in Anbetracht des Vorabends doch nicht lange genug. Ich stellte dennoch fest, dass ich vom Schlafmangel mal abgesehen, ganz fit war. Ich verstand ja wenig von dem was da alles um mich herum gesprochen wurde und vertrieb mir die Zeit damit Zeitungsartikel per Wørterbuch zu dolmetschen wenn ich nicht gerade ueber das Leben in Niemetsky, in Deutschland, ausgefragt wurde. Es war nun Sonntag und die Hochzeitsfeier mitnichten vorbei. Es ging tatsæchlich wieder in die Halle und auf die gleiche Art wie am Abend zuvor ging es weiter. Essen, Wodka, tanzen. Diesmal allerdings nur bis etwa um 2 Uhr nachts. Inzwischen war ich, der Exote, voll und ganz integriert in die Familie und musste viel mehr mittanzen als am ersten Abend. Obwohl ich auch heute gut aufgepasst hatte mit einer guten Grundlage dem Wodka vorzubeugen spuerte ich den dann doch etwas als ich spæt ins Bett plumpste. Tags drauf, am Montag, bauten wir alles ab, ræumten auf und machten Bilanz ueber die verbliebenen Vorræte. Und die Hochzeit war noch immer nicht ganz zu Ende. Am dritten Abend wurde noch mal gefeiert. Diesmal allerdings im etwas kleineren Kreis in Bogdans guter Stube. Und diesmal war dann zuletzt ein recht hohes Mass an Wodka im Blut erreicht als es ins Bett ging. Es wurde Mittwochmorgen bis ich wieder einen Bus bestieg und mich fuer noch eine weitere Woche von Bogdan verabschiedete. Der gute Junge hatte noch weiterhin genug zu tun und aalte sich in seiner Bedeutung als Patriarch, als Finanzierer des ganzen Festes und nicht zuletzt als Brautvater. Und so rollte ich die Fahrt in umgekehrter Reihenfolge wieder ab und schloss unterwegs noch Bekanntschaft mit einer netten Clique Jungs die ebenso wie ich Richtung Deutschland fuhren. Tags: Hochzeit, Feier, Wodka
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Ich mag dich
Ich mag dich. Seit dem ersten Tag .
Ich mag dich. Seit dem ersten Tag . Wir haben hin und wieder geschrieben. Ich war überrascht, wenn eine Nachricht von dir kam. Heute warte ich auf eine Nachricht von dir. Es tut mir leid, dass ich dir meine Zuneigung nur auf diese seltsame Art zeigen kann. Du weißt schon welche Art ich meine. Ich möchte wissen, wer du wirklich bist. Ich möchte für dich da sein können, wenn es dir nicht gut geht. Ich möchte dich an die Hand nehmen und in meine bunte Welt entführen. Ich möchte dir zeigen, wer ich wirklich bin. Ich möchte es nicht wahrhaben. Ich habe Angst, verletzbar zu werden. Aber leise klopft mein Herz schneller, wenn ich dich sehe. Meine Augen strahlen, wenn ich von dir lese. Ob dein Herz jemals meines hören wird? Ich mag dich.
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Alceste
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Du kannst nicht gewinnen, Marcel oder: Die Mücke sticht bis zum jüngsten Tag
.:.
Die mobbenden Kinder. In der Hand wie eine harte Münze, über deren Oberfläche mit geprägtem Kopf die Finger in der Hosentasche fahren, von allen Seiten. Nur eben im Geist. Das ist so ein klares Bild aus der ansonsten nicht so deutlichen Erinnerung an die Jugend. Nicht die Gesichter tauchen auf, sondern nur die Fratzen mit grinsenden Mündern, verzerrt in Freude. Höhnisches Geschrei und Gekicher, hin- und hersensende Worte, die Steinwürfe auf das ausgestellte Käfigstier: Der will nicht spielen, der ist nur da und kann nicht weg. Beißen verboten, Streicheln nicht erwünscht. Guck dir den an, macht der was, kann der was, hey, wach auf, du Penner, wir reden mit dir!, du, ich glaub, der ist dämlich, hey!, Hallo-ho, hey, du Lauch, bist du nicht ganz da oder was? Hey, du Opfer, hat's dir die Sprache verschlagen oder was? Natürlich sagt Marcel heute, er sei gefestigt. Er habe die Sprache schon gefunden, sagt er, und lächelt etwas verschämt. Das Weltbild wäre heute ein anderes. Es komme ja darauf an, was man sich für ein Puzzle bastle und an welchen Teilen man feile. Einerseits eben Ausdauer, andererseits eben reiner Wille zum Gegenbeweis, lebenslänglich. Er wollte ja damals nicht darauf eingehen. Irgendwer findet sich ja immer, der sagt: Ignorieren! Und ein anderer dagegen: Auf die Fresse, gib ihnen Darwin! Und ein dritter sagt: Begib dich nicht auf das Niveau. Sagte der Vertrauenslehrer. Aber sagen lässt sich freilich alles leicht, wenn man nicht gerade mit Haut und Haar und bis zum Hals in eben diesem Alles steckt. Und Niveau ist doch nur eine dieser Kategorien Dekadenter, die sonst keine Probleme haben. Als ob Kriegsheimkehrer als allererstes über die Qualität der Matratze meckern. Er beruhigt sich. Die Bonbons prasselten dennoch, egal, wer was sagte, egal, ob er es ignorierte oder ungeschickt kommentierte. Im Bus und auf den Klassenfahrten, wenn keiner mit ihm in ein Zimmer wollte. Wenn er in der Halle stand und übrig war. Wenn hin und wieder eine Milchschnitte oder Kastanie in der Kapuze lag oder Kakao und Milch in seinen Ranzen flossen. Aber das waren die Aufwärmübungen, die Dehnungen vor dem großen Zuweitgehen, die Stille vor dem lächelnden Abgrund: Nietzsche , sagt er, wie ein Geologe, der einen allzu gewöhnlichen und immer wieder präsentierten Stein recht lieblos aus dem Register hervorholt, vorzeigt und gewissenhaft zurücklegt. Routiniert, weil Routinen wichtig waren und einen Rahmen gaben; so ein kleinkümmerliches Immerhin-Dagegen. Gegen dieses Fingerknacken viel zu nah am Ohr, das immer wieder noch nicht weh tat, sondern nur ermahnte. Immer wieder die von diesen sogenannten Klassenkameraden sekundenweise ausgekostete Verzögerung des angedrohten Schlages. In dem Alarm, der sich nicht beenden ließ. Wie diese eine Mücke, deren scharfes Summen durch das nächtlichfinstre Zimmer drang, immer kurz davor, zu stechen. Bis dahin Wahnsinn. Und nicht schlafen können. All die aushöhlenden, so höllisch genial ausgedachten Quälereien. Die kleinen Anfeuerungen auch derer, die Freunde hätten sein können. Das Mädchen mit der dunkelblauen Mütze. A., der einen Gameboy hatte und sich in manchen Stunden auf die Schultoilette schlich, mit dem Gameboy in der Hosentasche. Selbst der. Auch du, Brutus , so sagt er jetzt, geologengemäß. Irgendwie war er zum Ziel geworden. War er so anders, er weiß es nicht. Er hatte diese sogenannte Lernschwäche und Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, klar, aber wer denn nicht. Seine Eltern wollten sich scheiden lassen. Welche denn nicht. Und was alles so im Kopf rumspukte!: ein Wahnsinn, Augiasställe , so er wieder, nüchtern, nicht ohne diesen unangenehmen Stolz eines um Geltung bemühten Sammlers, der beweisen will. Wer hatte denn den totalen Bock auf Schule? Als ob diese Noten irgendwas besagen. Muss doch nicht jeder Leistung lieben. Hat doch nicht jeder gleich ne Störung, wenn er zu den Bäumen oder Wolken sieht. Die nur auf Gleichungen starrten, das waren doch die Verrückten! Das ist jedenfalls noch keine Störung, das ist doch keine Störung, das ist doch nicht abnormal. Oder? Oder doch? Keine Ahnung, sag ich, bin kein vorurteilsfreier Arzt. Gründe sucht er immer noch, er sagt: Vielleicht war es dies, oder jenes - und geht gedanklich durch alle Register. Er vermutet immer noch so vor sich hin, weil er diesen großen Grund, den man gemeinhin unterstellt, nicht sieht. Den sieht er bis heute nicht. Sein Interesse für Bücher vielleicht. Oder die kreative Ader. Seine Isolation schon seit jeher, die Schwierigkeit, den Mut zu fassen und das Wort an jemanden zu richten. Wörter von Bedeutung und keine so erbärmlichleeren wie 'Hallo'. Die Träumereien, Unsicherheiten, das Nichtwissenwie, sondern nur mit Händen in der Tasche vor dem Unbegriffenen stehen. Irgendwie wundernd. Schweigend im Zusehen. Und das war das große Verbrechen oder was? Klar, Partys waren nicht sein Fall. Und zu viele Leute. Das Laute war nicht angenehm, das stimmt. Es war ihm irgendwie verdächtig. Naja. Nun schweigt er wieder und angelt in Erinnerung. Er wollte auch niemanden belästigen, eigentlich nur Ruhe. Und er wurde den anderen vielleicht ebenso verdächtig, eben dadurch. Aber das kann ja nicht alles sein. Vielleicht weil ich größer war? Schmaler? Wegen der zu langen Haare? Weil ich sie dann kürzer trug? Weil ich durch die Medikamente dicker wurde? Meine Eltern waren ja nicht arm. Ich hatte doch so Sachen. Keine Ahnung. Eltern will ich sie ja gar nicht nennen, sagt er, Mutter und diese Person. Im Schock das gute Ziel: er wehrte sich nicht, sondern zuckte immer nur wie die Mimose - die im Boden steckte und verwurzelt war: Immer wieder nur die Reaktion nach Innen und dieser elende Versuch, das nach Außen als Ignorieren zu verkaufen. Verkaufen zu müssen. Aber im Grunde in allem: Immer nur warten, dass es aufhört. Diese Schultage. Die Suche nach Schutzräumen: Wie diese Leute immer in Filmen sagen: Du musst dir eine Insel suchen, so einen unsterblichen Gedanken, den happy place. Aber wo soll das sein? In einem Kinderkopf? Heute habe er so einen Ort, an den er sich zurückzieht. Heute ist es irgendwie friedlicher. Es waren ja Kinder. Wir waren jung, sagt er. Ich glaub, die wussten es einfach nicht besser. Wollten sich beweisen. Mussten kompensieren. Keine Ahnung. Es waren ja nur zwei oder drei Anführer. Rädelsführer , sagt er. Die anderen wollten nur nicht gemobbt werden. Die wollten eben nicht zwischen die Fronten geraten. Ist doch klar. Seine Sitznachbarin habe mal was gesagt. Sie war folgerichtig die Nächste. Und danach sagte sie nichts mehr. Wütend sei er gewesen. Klar, hilflos, sagt er, und zieht das Wort an einer unsichtbaren Leine sofort wieder zurück, weil er nicht diesen Eindruck machen will: Diesen Eindruck von Schutzlosigkeit. Man will ja kein Mitleid heischen, Mitleid zumuten. Weil er wohl das Gefühl hat, es schickt sich nicht, wenn man sagt: Ich war allein und brauchte Hilfe. Weil es so erniedrigend ist, vermutlich. Vielleicht weil es aber auch jeden an jeden Moment uneingestandener Grausamkeit erinnern könnte. Und man wird nicht gern daran erinnert. Nicht so weit von unten, nicht in dieser Höhe. Das Wort "Opfer" fällt nicht, aber es klingt mit, filigranes Porzellan auf dem langen Weg zum Brunnen. Ich bin heute glüchlicher als früher, sagt er fest; doch doch. Viel glücklicher. Ich hab das hinter mir gelassen, sagt er, wirklich, und hat die Hand in seiner Tasche und die Finger auf der Oberfläche dieser Münze, mit der er bis heute zahlt. Die Leistungsschwäche, die schlechten Noten, die fehlenden Kontakte - vorbei. Denen hab ich's gezeigt, sagt er. Ich hab meinen Wert bewiesen. Was die nun machen, wisse er nicht. Er sei nun auf der Universität. Mit Einserschnitt, sagt er. 1,2 ergänzt er. Da müsste er sich jetzt auch mal loben, das habe er viel zu lange nicht getan. Ja, lange. Lange ist das her, dass sie sagten: Du kannst nicht gewinnen, Marcel.
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Jakob_Schrenk
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Ist Fleisch zu billig?
Sollte weniger und dafür besseres Fleisch verkauft werden?
Die bunten Prospekte von Plus und Aldi liegen jeden Morgen in meiner Post : Ein Pfund Rinderhack kostet 1,99 (oder so); ein Kilo Putenschnitzel 5,99 Euro. Auch wenn ich sonst kein guter Mensch bin: Das kaufe ich tatsächlich nicht. Aber natürlich viele andere Menschen. Und es ist ja klar, dass eine einigermaßen artgerechte Haltung natürlich unmöglich ist, wenn man Fleisch so billig anbieten muss. Ökologisch ist der massenhafte Billig-Fleischverzehr natürlich auch nicht. Greenpeace hat deswegen einen Vorschlag gemacht:. "Statt Fleisch zu Spottpreisen zu verkaufen, sollte weniger und besseres Fleisch mit geringeren Umweltkosten produziert werden", sagte Martin Hofstetter  von der Organisation. Konkret schlägt Greenpeace vor, den reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Fleischprodukte von sieben auf neunzehn Prozent zu erhöhen. Was meint ihr, ist das eine gute Idee? Kämpft man so gegen das Billigfleisch? Lässt sich so der Fleischkonsum reduzieren? Und: Wieviel Fleisch esst ihr eigentlich pro Woche und mit wie gutem Gewissen?
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/ist-fleisch-zu-billig/1030153
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EliasRafael
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Sinkt Martin?
NEON User Täglich 05/11/2013
In vielen Regionen Mitteleuropas finden in den nächsten Tagen Umzüge statt, mit denen das Andenken an Martin von Tours gepflegt wird, einen ehemaligen römischen Soldaten, der im vierten Jahrhundert zum christlichen Glauben wechselte und später zum Bischoff geweiht wurde. Wegen seiner besonderen Frömmigkeit war er beim einfachen Volk sehr beliebt und wurde nach seinem Tode heilig gesprochen. Er gilt als Schutzpatron der Reisenden und der Armen und Bettler sowie der Reiter, im weiteren Sinne auch der Flüchtlinge und Gefangenen, aber auch der Soldaten. In den Grundschulen und Kindergärten basteln die Kinder in den Wochen zuvor Laternen. Die Umzüge selbst führt dann in der Regel ein als römischer Soldat verkleideter Reiter auf einem Schimmel an, der mit einem roten Mantel den heiligen Martin darstellt. Zum Abschluss lodert häufig ein großes Martinsfeuer, an dem die Teilung des Mantels zugunsten eines frierenden Bettlers nachgespielt wird. Anschließend erhalten die Kinder oft eine Martinstüte mit einem Weckmann. Eine schöne Tradition, wie nicht nur ich finde. Der Anblick der friedlich umherziehenden Kinder mit Laternen, die gemeinsam singen und die menschliche Botschaft verbreiten, wärmt mein Herz in den kalten Novembertagen. Gern trinke ich dabei auch einen Glühwein. Doch immer öfter regt sich Widerstand aus politisch motivierten Kreisen, die darin eine Diskriminierung von Teilen der Bevölkerung wittern und diese und andere Traditionen mit christlichem Hintergrund wie Nikolaus und sogar Weihnachtsmärkte infrage stellen. In Hessen preschte nun eine Kita vor , die die schleichende Umwidmung des Martinsumzugs in ein unverfängliches „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ öffentlich gemacht hat und wohl aus diesen Gründen auch auf einen Martinsdarsteller bei dem Umzug verzichten will. Damit will man auch die Kinder aus nichtchristlichen Familien stärker einbinden, mit der Absicht, die Verankerung des Festes im Bewusstsein der gesamten Bevölkerung zu erhalten. Die Umbenennung provozierte, wie zu erwarten war, laute Empörung und teils scharfe Proteste, die bis zum Schreckensszenario einer schleichenden Islamisierung des Landes reichen. Auch wenn man den Untergang des Abendlandes sicher nicht hieran festmachen sollte, hat das Thema eine hohe praktische Bedeutung für viele Eltern mit jungen Kindern und für die betroffenen Einrichtungen. Ich bin eher skeptisch gegenüber organisierten Religionen, halte solche Traditionen aber für eine schöne Gelegenheit, um auch den nachwachsenden Generationen fundamentale Werte unserer Kultur zu vermitteln. Bei einer Reduzierung auf bloßen Singsang und Laternen frage ich mich, ob damit nicht die eigentliche Bedeutung zu sehr leidet und der Umzug zu einem Event mit reinem Spaßcharakter wie Halloween und Karneval reduziert wird. Diese Sorge teilt auch der Vorsitzende der Linken in NRW nach einem kurzen Blick in sein Parteiprogramm. Es sei eine überkonfessionelle Botschaft zu teilen und den Armen zu helfen. Laut Medienberichten fordert die Linke dennoch die Abschaffung des Martinsfestes. Soll hier etwa Konkurrenz ausgeschaltet werden? Mich würde eine Abschaffung des St. Martins traurig machen, aber vielleicht ist das nur Sentimentalität. Wie steht ihr zu der Sache? Hat das Martinsfest für euch eine besondere Bedeutung, oder habt ihr eher die Erfahrung gemacht, dass sich tatsächlich Teile der Bevölkerung ausgeschlossen fühlen und der Umzug Sektencharakter erhalten hat? Gibt es überhaupt noch Martinszüge in Stadtteilen mit starkem Migrationshintergrund? Kann man das Fest stärker öffnen und weiter die universelle Botschaft verbreiten, ohne die christlichen Wurzeln ganz zu kappen? Sollte vielleicht Gregor Gysi im roten Mantel auf dem Schimmel reiten? Schmeckt euch Glühwein überhaupt? Tags: NEON User täglich, NUT
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